Psalm 78

Zürcher Bibel

von Theologischer Verlag Zürich
1 Ein Weisheitslied Asafs. Höre, mein Volk, meine Weisung, neigt euer Ohr den Worten meines Mundes.2 Ich will meinen Mund auftun zu einem Spruch, will Rätsel kundtun aus der Vorzeit. (Mt 13,35)3 Was wir gehört und erfahren haben, was unsere Vorfahren uns erzählten, (Ps 44,2; Ps 145,4)4 wollen wir ihren Söhnen nicht verschweigen, sondern erzählen der künftigen Generation die Ruhmestaten des HERRN und seine Stärke und seine Wunder, die er getan hat.5 Er stellte ein Zeugnis auf in Jakob, und Weisung gab er in Israel, als er unseren Vorfahren gebot, sie ihren Söhnen kundzutun, (5Mo 4,9; 5Mo 6,6; 5Mo 33,4)6 damit eine künftige Generation sie erfahre, die Nachkommen, die geboren würden, dass sie aufstünden und es ihren Nachkommen erzählten (Ps 22,31)7 und auf Gott ihr Vertrauen setzten, die Taten Gottes nicht vergässen und seine Gebote hielten,8 und nicht wie ihre Vorfahren würden, eine störrische und trotzige Generation, eine Generation, die nicht festen Sinnes war und deren Geist nicht treu zu Gott hielt. (5Mo 32,5)9 Die Söhne Efraims, wohl gerüstete Bogenschützen, wandten sich ab am Tag der Schlacht. (Hos 7,16)10 Sie hielten den Bund Gottes nicht und weigerten sich, nach seiner Weisung zu wandeln.11 Sie vergassen seine Taten und seine Wunder, die er sie hatte schauen lassen. (Ps 106,7)12 Vor ihren Vorfahren hatte er Wunder getan im Land Ägypten, im Gefilde Zoan.13 Er spaltete das Meer und führte sie hindurch, liess die Wasser stehen wie einen Damm. (2Mo 14,21; 2Mo 15,8)14 Er leitete sie mit der Wolke bei Tag und die ganze Nacht mit Feuerschein. (2Mo 13,21; Ps 105,39)15 Er spaltete Felsen in der Wüste und tränkte sie reichlich wie mit Urfluten. (2Mo 17,1; 4Mo 20,2; Ps 105,41; Ps 114,8; Jes 48,21)16 Bäche liess er hervorbrechen aus dem Stein und Wasser herabfliessen wie Ströme.17 Sie aber fuhren fort zu sündigen gegen ihn, zu trotzen dem Höchsten im dürren Land.18 Sie versuchten Gott in ihrem Herzen, forderten Speise in ihrer Gier. (2Mo 16,14; 4Mo 11,14; Ps 106,14)19 Sie redeten gegen Gott und sprachen: Kann Gott einen Tisch in der Wüste decken?20 Sieh, er hat einen Felsen geschlagen, und Wasser flossen und Bäche strömten, aber wird er auch Brot geben können oder Fleisch verschaffen seinem Volk? (2Mo 16,3; 4Mo 11,4; Ps 78,15)21 Darum, als der HERR das hörte, wurde er zornig, Feuer entzündete sich gegen Jakob, und Zorn stieg auf gegen Israel, (4Mo 11,1)22 weil sie Gott nicht glaubten und nicht auf seine Hilfe vertrauten.23 Er gebot den Wolken droben, und die Türen des Himmels öffnete er. (2Mo 16,4; 4Mo 11,9)24 Er liess Manna auf sie regnen, dass sie zu essen hatten, gab ihnen Himmelskorn. (Neh 9,15; Ps 105,40; Joh 6,31)25 Menschen assen Engelsbrot,[1] Nahrung sandte er ihnen, dass sie satt wurden.26 Er liess den Ostwind losbrechen am Himmel und trieb in seiner Kraft den Südwind heran, (2Mo 16,13; 4Mo 11,31)27 liess Fleisch auf sie regnen wie Staub und Vögel wie Sand am Meer,28 mitten in sein Lager liess er sie fallen, rings um seine Wohnungen.29 Da assen sie und wurden mehr als satt, und was sie begehrten, brachte er ihnen.30 Noch hatten sie von ihrer Gier nicht gelassen, noch war die Speise in ihrem Mund, (4Mo 11,33)31 da stieg der Zorn Gottes auf gegen sie und tötete die Stattlichsten unter ihnen, und die Besten Israels streckte er nieder.32 Trotz allem aber sündigten sie weiter und glaubten nicht an seine Wunder. (4Mo 14,11)33 Da liess er ihre Tage in Nichtigkeit vergehen und ihre Jahre in jähem Schrecken. (4Mo 14,22)34 Tötete er sie, so fragten sie nach ihm, kehrten um und suchten Gott. (Jes 26,16; Hos 5,15)35 Sie erinnerten sich, dass Gott ihr Fels, Gott, der Höchste, ihr Erlöser ist.36 Doch sie betrogen ihn mit ihrem Mund, und mit ihrer Zunge belogen sie ihn.37 Ihr Herz hielt nicht fest an ihm, und seinem Bund blieben sie nicht treu.38 Er aber, voll Erbarmen, vergibt die Schuld und vertilgt nicht; immer wieder hält er seinen Zorn zurück und erweckt nicht all seinen Grimm. (Ps 85,4)39 Er dachte daran, dass sie Fleisch sind, ein Hauch, der vergeht und nicht wiederkehrt.40 Wie oft trotzten sie ihm in der Wüste, kränkten ihn in der Einöde.41 Immer wieder versuchten sie Gott und betrübten den Heiligen Israels.42 Sie gedachten nicht seiner Hand, des Tages, da er sie vom Feind erlöste, (Ps 106,21)43 als er in Ägypten seine Zeichen tat und seine Wunder im Gefilde Zoan. (Ps 105,27; Ps 135,9)44 Er verwandelte in Blut ihre Flüsse und ihre Bäche, dass sie nicht trinken konnten. (2Mo 7,14)45 Er liess Stechfliegen auf sie los, die sie frassen, und Frösche, die ihnen Verderben brachten. (2Mo 7,26)46 Ihren Ertrag gab er der Grille und die Frucht ihrer Arbeit der Heuschrecke. (2Mo 10,1)47 Er zerschlug mit Hagel ihren Weinstock und ihre Maulbeerbäume mit Gewitter. (2Mo 9,13)48 Er gab ihr Vieh dem Hagel preis und ihre Herden den Blitzen.49 Er liess die Glut seines Zorns gegen sie los, Grimm und Wut und Bedrängnis, eine Schar Unheil bringender Boten.50 Er liess seinem Zorn freien Lauf, ersparte ihnen nicht den Tod, und der Pest gab er ihr Leben preis. (2Mo 9,1)51 Er schlug alle Erstgeburt in Ägypten, die Erstlinge der Manneskraft in den Zelten Hams. (2Mo 11,4; 2Mo 12,29; Ps 135,8)52 Er liess sein Volk aufbrechen wie Schafe und leitete sie wie eine Herde durch die Wüste. (2Mo 12,37; 2Mo 13,21; Ps 77,21)53 Er führte sie sicher, sie fürchteten sich nicht, ihre Feinde aber bedeckte das Meer.54 Er brachte sie in seinen heiligen Bezirk, zu dem Berg, den seine Rechte erworben hat. (Ps 114,1)55 Er vertrieb vor ihnen die Nationen, verteilte sie mit der Messschnur als Erbe, und in ihren Zelten liess er die Stämme Israels wohnen. (Ps 44,3)56 Doch sie versuchten Gott, den Höchsten, und trotzten ihm, und seine Gesetze hielten sie nicht.57 Sie wurden abtrünnig und waren treulos wie ihre Vorfahren, versagten wie ein schlaffer Bogen. (Hos 7,16)58 Sie erzürnten ihn mit ihren Kulthöhen, und mit ihren Götzen reizten sie ihn zur Eifersucht. (5Mo 32,16)59 Gott hörte es und wurde zornig, und er verwarf Israel ganz und gar.60 Er verliess die Wohnung von Schilo, das Zelt, das er unter den Menschen aufgeschlagen hatte. (1Sam 1,3; Jer 7,12)61 Er gab seine Kraft in Gefangenschaft und seine Zier in die Hand des Feindes.62 Er überlieferte sein Volk dem Schwert, und über sein Erbe zürnte er.63 Seine jungen Männer frass das Feuer, und seine jungen Frauen wurden nicht besungen.64 Seine Priester fielen durch das Schwert, und seine Witwen konnten nicht weinen.65 Da erwachte wie ein Schlafender der Herr, wie ein Held, der betäubt war vom Wein.66 Er schlug seine Feinde zurück, ewige Schmach verhängte er über sie.67 Er verwarf das Zelt Josefs, den Stamm Efraim erwählte er nicht.68 Er erwählte den Stamm Juda, den Berg Zion, den er liebt. (Ps 48,3; Ps 87,2; Ps 132,13)69 Er baute den Höhen gleich sein Heiligtum, fest wie die Erde, die er auf ewig gegründet hat.70 Er erwählte David, seinen Diener, und nahm ihn weg von den Hürden der Schafe. (1Sam 16,11; 2Sam 7,8; Ps 89,21)71 Von den Muttertieren holte er ihn fort, zu weiden Jakob, sein Volk, und Israel, sein Erbe. (Ps 28,9)72 Und er weidete sie mit reinem Herzen, und er führte sie mit kluger Hand.

Psalm 78

Hoffnung für alle

von Biblica
1 Von Asaf, zum Nachdenken. Höre, mein Volk, auf meine Weisungen; gib acht auf das, was ich dir sage!2 Ich will in Sprüchen der Weisheit zu euch reden, die dunklen Rätsel aus alten Zeiten will ich euch erklären.3 Was wir gehört und erfahren haben, was schon unsere Väter uns erzählten,4 das wollen wir auch unseren Kindern nicht verschweigen. Jede Generation soll von Gottes mächtigen Taten hören, von allen Wundern, die der HERR vollbracht hat.5 Er gab Israel sein Gesetz, den Nachkommen von Jakob gab er seine Gebote. Unseren Vorfahren befahl er, sie ihren Kindern bekannt zu machen.6 So soll jede Generation seine Weisungen kennen lernen – alle Kinder, die noch geboren werden. Auch diese sollen sie ihren Nachkommen einprägen.7 Sie alle sollen auf Gott ihr Vertrauen setzen und seine Machttaten nicht vergessen. Was er befohlen hat, sollen sie tun8 und nicht so handeln wie ihre Vorfahren, die sich gegen Gott auflehnten und sich ihm widersetzten: Sie waren untreu und unbeständig.9 Die Ephraimiter verfügten über gut ausgerüstete Bogenschützen. Trotzdem flohen sie, als es zur Schlacht kam.10 Sie hatten den Bund gebrochen, den Gott mit ihnen geschlossen hatte, und weigerten sich, nach seinem Gesetz zu leben.11 Sie vergaßen seine großen Taten – alle Wunder, die er sie mit eigenen Augen hatte sehen lassen.12 Ja, schon ihre Vorfahren hatten seine Wunder erlebt, damals in Ägypten im Gebiet von Zoan.13 Er teilte das Meer und ließ sie hindurchziehen, das Wasser türmte er auf wie einen Wall.14 Am Tag führte er sie mit einer Wolke und in der Nacht mit hellem Feuerschein.15 In der Wüste spaltete er Felsen und gab ihnen Wasser aus der Tiefe in Hülle und Fülle.16 Ganze Bäche brachen aus den Felsspalten hervor und stürzten herab wie ein Wasserfall.17 Aber unsere Vorfahren sündigten weiter gegen Gott, den Höchsten, dort in der Wüste lehnten sie sich gegen ihn auf.18 Sie forderten Gott heraus und verlangten von ihm die Speise, auf die sie gerade Lust hatten.19 Voller Misstrauen fragten sie: »Ist Gott denn überhaupt in der Lage, uns hier in der Wüste den Tisch zu decken?20 Den Felsen hat er zwar gespalten, und das Wasser floss in Strömen heraus – aber kann er auch Brot herbeischaffen, kann er für sein Volk Fleisch auftreiben?«21 Als der HERR das hörte, wurde er zornig auf Israel; sein Zorn über sie entflammte wie ein zerstörendes Feuer.22 Denn sie glaubten ihm nicht und rechneten nicht mit seiner Hilfe.23 Dennoch gab er den Wolken Anweisungen und öffnete die Schleusen des Himmels.24 Er ließ das Manna auf sie herabregnen, Getreide vom Himmel gab er ihnen zu essen –25 ja, sie aßen das Brot der Engel![1] Gott gab ihnen mehr als genug zum Sattwerden.26 Dann ließ er den Ostwind losbrausen und schickte auch den Südwind auf seine stürmische Reise.27 Er ließ Fleisch auf sie herabregnen: Vögel, so zahlreich wie der Sand am Meer.28 Mitten ins Lager ließ er sie fallen, rings um ihre Zelte war alles damit bedeckt.29 Sie aßen davon und wurden mehr als satt; so gab Gott ihnen das, was sie verlangten.30 Doch sie hatten ihre Gier kaum gestillt und sich das Fleisch gerade erst in den Mund geschoben,31 als Gott aufs Neue zornig wurde. Er brachte ihre stärksten Männer um und vernichtete die jungen Krieger Israels.32 Dennoch sündigten sie weiter und vertrauten ihm nicht, obwohl er all diese Wunder vollbracht hatte.33 Da ließ er ihr Leben ohne jeden Sinn verstreichen, von Angst erfüllt gingen ihre Jahre dahin.34 Immer wenn Gott einige von ihnen tötete, fragten sie wieder nach ihm, von Reue ergriffen suchten sie Gott.35 Dann erinnerten sie sich, dass er ihr Beschützer war, dass er, der Höchste, sie befreit hatte.36 Aber ihre Reue war nicht echt: Jedes ihrer Worte war eine Lüge, nichts von dem, was sie sagten, war ehrlich.37 Ihr Vertrauen auf Gott war schwach und unbeständig; sie standen nicht treu zu dem Bund, den er mit ihnen geschlossen hatte.38 Trotzdem blieb er barmherzig, vergab ihre Schuld und vernichtete sie nicht. Immer wieder hielt er seinen Zorn zurück, anstatt ihm freien Lauf zu lassen.39 Er wusste ja, wie vergänglich sie waren – flüchtig wie ein Hauch, der verweht und nicht wiederkehrt.40 Wie oft boten sie Gott die Stirn, wie oft verletzten sie ihn tief, dort in der Wüste!41 Immer wieder forderten sie ihn heraus, sie beleidigten den heiligen Gott Israels.42 Sie vergaßen seine Macht und den Tag, an dem er sie von ihren Feinden erlöst hatte.43 Damals vollbrachte er viele Zeichen und Wunder in dem Gebiet von Zoan im Land Ägypten.44 Er verwandelte die Ströme und Bäche der Ägypter in Blut, so dass niemand mehr daraus trinken konnte.45 Er schickte ihnen Insektenschwärme, die sie plagten, und Frösche, die ihnen Verderben brachten.46 Ihre Ernte überließ er gefräßigen Heuschrecken, die den Ertrag ihrer Arbeit vernichteten.47 Ihre Weinstöcke zerschlug er durch Hagel, ihre Feigenbäume wurden durch Eisstücke zerstört.48 Auch das Vieh lieferte er dem Hagel aus, ganze Herden kamen durch die Blitze um.49 Sein Zorn auf die Ägypter war grenzenlos, darum quälte er sie in seiner rasenden Wut und ließ eine Schar von Unglücksengeln[2] auf sie los.50 Ja, er hielt seinen Zorn nicht länger zurück; er verschonte sie nicht mehr vor dem Tod, sondern ließ sie durch die Pest umkommen.51 Jeden ältesten Sohn tötete er in den Familien der Ägypter, es traf alle Erstgeborenen der Nachkommen von Ham.52 Dann ließ Gott sein Volk aufbrechen und führte es durch die Wüste wie ein Hirte seine Schafe.53 Sie fürchteten sich nicht, so sicher führte er sie; für ihre Feinde aber wurde das Meer zum Grab.54 Er brachte sein Volk bis in sein Heiliges Land, bis zu den Bergen, die er mit eigener Hand für sie erwarb.55 Ganze Völker vertrieb er aus diesem Gebiet und verteilte es unter die Stämme Israels. Die Häuser der Vertriebenen waren nun ihre Wohnungen.56 Doch erneut forderten sie Gott, den Höchsten, heraus und lehnten sich wieder einmal gegen ihn auf. Seine Gebote waren ihnen gleichgültig.57 Sie wandten sich von ihm ab und verließen ihn treulos wie schon ihre Vorfahren; sie waren unzuverlässig wie ein schlaffer Bogen, mit dem man nicht schießen kann.58 Sie erzürnten Gott, indem sie auf den Bergen Opferstätten für fremde Götter errichteten; mit ihren Götzenbildern reizten sie ihn zum Zorn.59 Ja, er geriet außer sich vor Zorn und gab Israel völlig auf.60 Er verließ sein Heiligtum in Silo – das Zelt, in dem er den Menschen nahe gewesen war.61 Die Bundeslade, das Zeichen seiner Macht und Ehre, gab er in die Hände der Feinde.62 Er war zornig über sein Volk und lieferte es dem Schwert der Gegner aus.63 Die jungen Männer kamen im Feuer um, den Mädchen sang man kein Hochzeitslied mehr.64 Die Priester wurden mit dem Schwert getötet, ihre Witwen durften nicht einmal die Totenklage anstimmen.65 Doch dann erhob sich der HERR, als hätte er geschlafen; er stand auf wie ein starker Krieger, der aus seinem Rausch erwacht.66 Er schlug seine Feinde in die Flucht und machte sie für alle Zeiten zum Gespött.67 Die Nachkommen von Josef ließ er fallen, vom Stamm Ephraim wollte er nichts mehr wissen.68 Den Stamm Juda jedoch wählte er aus, den Berg Zion, dem seine Liebe gehört.69 Dort errichtete er sein Heiligtum – hoch ragt es auf; fest und unerschütterlich wie die Erde steht es da.70 Er wählte David als seinen Diener aus; von seiner Herde auf der Weide holte er ihn weg.71 Bis dahin hatte David bloß Schafe gehütet, doch nun machte Gott ihn zum Hirten über Israel, über die Nachkommen von Jakob, sein erwähltes Volk.72 David regierte mit aufrichtigem Herzen und führte die Israeliten mit kluger Hand.