1Und David floh aus den Najot in Rama, und er trat vor Jehonatan und sagte: Was habe ich getan? Was ist meine Schuld, und was ist mein Vergehen vor deinem Vater, dass er mir nach dem Leben trachtet? (1Sam 19,1; 1Sam 19,5; 1Sam 19,18; 1Sam 24,12; 1Sam 26,18)2Er aber sagte zu ihm: Das sei fern! Du wirst nicht sterben. Sieh, mein Vater tut nichts, weder Grosses noch Geringes, ohne es mir zu enthüllen. Und warum sollte mein Vater dies vor mir verbergen? Es ist nichts daran.3Da beschwor David dies noch, und er sagte: Dein Vater weiss sehr wohl, dass ich Gnade gefunden habe in deinen Augen. Und er wird gesagt haben: Jehonatan soll nichts davon erfahren, damit er nicht betrübt ist. Doch so wahr der HERR lebt und so wahr du lebst: Es ist nur ein Schritt zwischen mir und dem Tod. (1Sam 27,1)4Da sagte Jehonatan zu David: Was du sagst, das will ich tun für dich.5Und David sagte zu Jehonatan: Sieh, morgen ist Neumond, da müsste ich zum Essen beim König sein. Entlass du mich, und ich werde mich auf dem Feld verstecken bis zum übernächsten Abend. (1Sam 20,18; 2Kön 4,23; 2Kön 19,2)6Wenn mich dein Vater suchen sollte, so sage: David hat sich von mir dringend erbeten, nach Betlehem, in seine Stadt, eilen zu dürfen, denn dort feiert die ganze Sippe das jährliche Schlachtopfer. (1Sam 1,21)7Wenn er dann sagt: Gut!, so sieht es gut aus für deinen Diener. Wenn er aber heftig in Zorn gerät, so wisse, dass das Unheil bei ihm beschlossen ist. (2Sam 1,25)8Dann erweise deinem Diener Barmherzigkeit, denn du hast deinen Diener mit dir in den Bund des HERRN treten lassen. Wenn aber eine Schuld an mir ist, dann töte du mich - warum willst du mich dann noch zu deinem Vater bringen? (1Sam 18,3)9Und Jehonatan sagte: Das sei fern von dir! Denn wenn ich Gewissheit darüber habe, dass bei meinem Vater beschlossen ist, dass das Unheil über dich kommt, wie könnte ich es dir dann nicht berichten? (1Sam 19,3)10Und David sagte zu Jehonatan: Wer wird mir das oder das, was dein Vater dir hart entgegnet, berichten?11Und Jehonatan sagte zu David: Komm, lass uns hinausgehen auf das Feld. Und die beiden gingen hinaus auf das Feld.12Und Jehonatan sprach zu David: Beim HERRN, dem Gott Israels: Morgen oder übermorgen um diese Zeit werde ich meinen Vater aushorchen. Und sieh, wenn es dann gut steht um David und ich nicht zu dir sende und es dir nicht enthülle,13so tue der HERR Jehonatan an, was immer er will. Wenn mein Vater das Unheil über dich gutheisst, werde ich es dir enthüllen, und ich werde dich ziehen lassen, und du wirst in Frieden gehen. Und der HERR sei mit dir, wie er mit meinem Vater war. (1Sam 3,17; 1Sam 3,19; 1Sam 17,37)14Und solange ich noch lebe, sollst du mir die Barmherzigkeit des HERRN erweisen; und wenn ich sterbe, (2Sam 9,3)15sollst du meinem Haus deine Barmherzigkeit niemals entziehen, auch nicht, wenn der HERR die Feinde Davids, jeden einzelnen, vom Erdboden tilgt. (1Sam 24,22)16Und Jehonatan verbündete sich mit dem Haus David: Der HERR fordere Rechenschaft von den Feinden Davids. (Jos 22,23; 1Sam 18,1; 2Sam 21,7)17So liess Jehonatan David noch einmal schwören, weil er ihn liebte, denn er liebte ihn, wie er sein eigenes Leben liebte.18Und Jehonatan sagte zu ihm: Morgen ist Neumond, und man wird dich vermissen, wenn dein Platz leer ist. (1Sam 20,5)19Übermorgen aber komm rasch herab; da sollst du an den Ort kommen, wo du dich versteckt hast am Tag jener Tat, und du sollst neben dem Stein Ehsel bleiben.20Und ich werde drei Pfeile nach seiner Seite hin abschiessen, als wollte ich auf ein Ziel schiessen.21Und sieh, ich werde den Burschen schicken: Geh, finde die Pfeile. Sollte ich zu dem Burschen sagen: Sieh, die Pfeile liegen von dir aus gesehen hier, hol sie!, dann kannst du kommen, denn es sieht gut aus für dich, und es ist nichts, so wahr der HERR lebt.22Wenn ich aber zu dem jungen Mann sage: Sieh, die Pfeile liegen von dir aus gesehen dort drüben!, dann geh, denn der HERR schickt dich fort.23Was wir aber, ich und du, miteinander geredet haben, sieh, der HERR verbindet uns für immer. (1Sam 20,42)24Und David versteckte sich auf dem Feld. Und als Neumond war, setzte sich der König zum Mahl, zum Essen. (1Sam 20,5)25Und der König setzte sich wie immer an seinen Platz, auf den Platz an der Wand, Jehonatan aber stand auf, und Abner setzte sich an die Seite Sauls; der Platz Davids aber war leer.26Und an jenem Tag sagte Saul nichts, denn er dachte: Es ist ein Zufall. Er ist wohl nicht rein, ja, er ist nicht rein. (3Mo 11,24; 3Mo 15,16)27Als aber auch am Tag nach dem Neumond, dem zweiten Tag, Davids Platz leer war, sagte Saul zu Jehonatan, seinem Sohn: Warum ist der Sohn Isais weder gestern noch heute zum Mahl gekommen?28Und Jehonatan antwortete Saul: David hat sich von mir dringend erbeten, nach Betlehem gehen zu dürfen,29und er hat gesagt: Lass mich doch gehen, denn wir haben ein Schlachtopfer der Sippe in der Stadt, und mein Bruder selbst hat es mir geboten. Und wenn ich nun Gnade gefunden habe in deinen Augen, so will ich mich losreissen, damit ich meine Brüder sehe. Darum ist er nicht zum Tisch des Königs gekommen. (1Sam 16,2)30Da entbrannte der Zorn Sauls über Jehonatan, und er sprach zu ihm: Du aufsässiger Hurensohn! Als ob ich nicht wüsste, dass deine Wahl auf den Sohn Isais gefallen ist, dir selbst und der Scham deiner Mutter zur Schande. (3Mo 20,13)31Denn solange der Sohn Isais auf dem Erdboden lebt, werden weder du noch dein Königtum Bestand haben. Und nun sende hin und hol ihn her zu mir, denn er ist ein Kind des Todes! (1Sam 19,11; 2Sam 12,5)32Jehonatan aber antwortete Saul, seinem Vater, und sagte zu ihm: Warum soll er getötet werden? Was hat er getan? (1Sam 20,1)33Da schleuderte Saul den Speer nach ihm, um ihn zu treffen, und Jehonatan erkannte, dass es bei seinem Vater beschlossen war, David zu töten. (1Sam 18,11; 1Sam 26,7)34Und in glühendem Zorn erhob sich Jehonatan vom Tisch und ass nichts am zweiten Tag des Neumonds, denn er grämte sich Davids wegen, weil sein Vater ihn beschimpft hatte.35Und am Morgen ging Jehonatan hinaus aufs Feld, um sich mit David zu treffen, und ein junger Bursche war bei ihm.36Und er sagte zu seinem Burschen: Lauf, finde die Pfeile, die ich abschiesse. Während der Bursche lief, schoss er den Pfeil über ihn hinaus.37Und der Bursche kam an die Stelle, wo der Pfeil lag, den Jehonatan abgeschossen hatte, und Jehonatan rief dem Burschen nach und sagte: Liegt der Pfeil von dir aus gesehen nicht dort drüben?38Und Jehonatan rief dem Burschen nach: Schnell, beeil dich! Bleib nicht stehen. Und der Bursche Jehonatans hob den Pfeil auf und kam zu seinem Herrn.39Der Bursche aber wusste von nichts, nur Jehonatan und David wussten von der Sache.40Und Jehonatan gab dem Burschen, der zu ihm gehörte, seine Waffen und sagte zu ihm: Geh, bring sie in die Stadt. (2Sam 1,22)41Als der Bursche gegangen war, erhob sich David auf der Südseite, warf sich auf sein Angesicht zur Erde und verneigte sich dreimal. Und sie küssten einander und weinten einer um den anderen, David am heftigsten. (1Mo 33,4; 1Sam 24,9; 2Sam 1,2; Apg 20,37)42Da sprach Jehonatan zu David: Geh in Frieden. Denn wir beide haben beim Namen des HERRN geschworen: Der HERR wird dich und mich, meine Nachkommen und deine Nachkommen für immer verbinden! (1Sam 20,23)
David und Jonatan – Sauls bleibende Mordabsichten – Davids endgültige Flucht
1Und David floh von Najot in Rama. Und er kam und sagte vor Jonatan: Was habe ich getan? Was ist meine Schuld, und was ist mein Vergehen[1] gegen deinen Vater, dass er mir nach dem Leben trachtet? (1Sam 19,1; 1Sam 19,18; 1Sam 20,32; 1Sam 24,12; 1Sam 26,18)2Und er antwortete ihm: Ausgeschlossen[2]! Du sollst nicht sterben. Siehe, mein Vater tut nichts, weder Großes noch Kleines, ohne dass er mir etwas davon sagt[3]. Warum sollte mein Vater diese Sache vor mir verbergen? Es ist nicht so.3David aber schwor dazu und sprach: Dein Vater hat wohl erkannt, dass ich Gunst in deinen Augen gefunden habe, darum denkt er: Jonatan soll das nicht erkennen, damit er nicht bekümmert ist. Jedoch, so wahr der HERR lebt und so wahr du lebst: Nur ein Schritt ist zwischen mir und dem Tod! (1Sam 1,26; 1Sam 27,1; Jer 4,2; 2Kor 1,9)4Und Jonatan sagte zu David: Was du begehrst, das will ich für dich tun[4].5Und David entgegnete Jonatan: Siehe, morgen ist Neumond, da sollte ich eigentlich mit dem König zu Tisch sitzen. Lass mich gehen, dass ich mich auf dem Feld verberge bis zum Abend des dritten Tages[5]! (4Mo 10,10; 1Sam 19,2; 1Sam 20,18; 2Kön 4,23)6Wenn dein Vater mich dann vermissen sollte, so sage: David hat es sich dringend von mir erbeten, nach Bethlehem, seiner Stadt, laufen ⟨zu dürfen⟩; denn dort ist das Jahresopfer[6] für die ganze Familie[7]. (1Sam 9,12; Lk 2,4)7Wenn er dann sagt: »Es ist recht«, so steht es gut um deinen Knecht. Ergrimmt er aber, so erkenne, dass Böses bei ihm beschlossen ist.8Erweise denn nun Gnade an deinem Knecht, denn du hast deinen Knecht mit dir in den Bund des HERRN treten lassen! Wenn aber eine Schuld bei mir vorliegt, so töte du mich! Denn warum willst du mich zu deinem Vater bringen? (1Sam 18,3; 2Sam 14,32)9Jonatan antwortete: Das sei fern von dir[8]! Denn wenn ich sicher erkannt habe, dass es bei meinem Vater beschlossen ist, Böses über dich zu bringen[9], sollte ich es dir dann nicht berichten? (1Sam 19,3)10Und David sagte zu Jonatan: Wer soll es mir berichten, wenn dein Vater dir eine harte Antwort gibt?11Jonatan sagte zu David: Komm, lass uns aufs Feld hinausgehen! Und sie gingen beide hinaus aufs Feld.12Und Jonatan sagte zu David: Der HERR, der Gott Israels, ⟨ist Zeuge,⟩ dass ich meinen Vater morgen ⟨oder⟩ übermorgen um diese Zeit[10] ausforsche. Und siehe, ⟨steht es⟩ gut um David, und ich sende dann nicht zu dir und enthülle es deinem Ohr[11],13dann tue der HERR dem Jonatan ⟨das an⟩ und füge so hinzu[12]! Wenn es aber meinem Vater gefällt, Böses über dich ⟨zu bringen⟩, dann werde ich es deinem Ohr enthüllen und dich ziehen lassen, dass du in Frieden weggehen kannst. Und der HERR sei mit dir, wie er mit meinem Vater gewesen ist! (1Sam 3,17; 1Sam 10,7; 1Sam 17,37; 1Chr 22,11)14Und nicht nur solange ich noch lebe, und nicht nur an mir erweise die Gnade des HERRN, dass ich nicht sterbe,15sondern auch meinem Haus entziehe niemals deine Gnade, auch dann nicht, wenn der HERR die Feinde Davids Mann für Mann vom Erdboden vertilgen wird! (1Mo 40,14; 2Sam 9,1)16Da schloss Jonatan mit dem Haus Davids ⟨einen Bund und sprach⟩: Der HERR fordere es von der Hand der Feinde Davids! (Jos 22,23; 1Sam 25,26)17Und Jonatan ließ nun auch David bei seiner Liebe zu ihm schwören. Denn er liebte ihn, wie er seine ⟨eigene⟩ Seele[13] liebte. (1Sam 18,1; 1Sam 24,23; Spr 17,17)18Und Jonatan sagte zu ihm: Morgen ist Neumond. Da wird man dich vermissen, wenn dein Platz leer bleibt.19Am dritten Tag aber steig schnell herunter! Du aber komm an den Ort, wo du dich am Tag der Tat verborgen hattest, und setz dich neben den Steinhaufen[14]! (1Sam 19,1)20Ich aber werde drei Pfeile nach seiner Seite abschießen, als ob ich nach einem Ziel schießen würde.21Und siehe, ich werde den Jungen hinschicken: Geh hin, such die Pfeile! Wenn ich ausdrücklich zu dem Jungen sage: Siehe, die Pfeile sind von dir herwärts, hole sie! – so komm! Denn es steht gut um dich, und es besteht keine Gefahr[15], so wahr der HERR lebt.22Wenn ich aber so zu dem jungen Mann sage: Siehe, die Pfeile sind von dir hinwärts! – so geh! Denn der HERR schickt dich weg.23Das Wort aber, das wir miteinander geredet haben, ich und du, siehe, der HERR ist ⟨Zeuge⟩ zwischen mir und dir auf ewig. (1Sam 20,42)24Und David verbarg sich auf dem Feld. Und als es Neumond wurde, setzte sich der König zu Tisch, um zu essen.25Und der König setzte sich auf seinen Platz wie vorher[16], auf den Platz an der Wand. Als nun Jonatan sich erhob, saß ⟨nur noch⟩ Abner an der Seite Sauls[17]. Der Platz Davids blieb leer.26Saul aber sagte nichts an diesem Tag, denn er dachte: Es ist ihm etwas widerfahren. Er ist nicht rein, gewiss, er ist nicht rein. (3Mo 7,20)27Und es geschah am anderen Tag des Neumonds, dem zweiten, als der Platz Davids wieder leer blieb, da sagte Saul zu seinem Sohn Jonatan: Warum ist der Sohn Isais gestern und heute nicht zum Essen gekommen?28Jonatan antwortete Saul: David hat es sich dringend von mir erbeten, nach Bethlehem ⟨gehen zu dürfen⟩,29und sagte: Lass mich doch gehen! Denn wir haben ein Familienopfer[18] in der Stadt, und mein Bruder selbst hat es mir geboten. Und nun, wenn ich Gunst in deinen Augen gefunden habe, so lass mich doch gehen[19], dass ich meine Brüder sehe! Darum ist er nicht an den Tisch des Königs gekommen. (1Sam 16,2)30Da entbrannte der Zorn Sauls über Jonatan, und er sagte zu ihm: Du Sohn einer entarteten ⟨Mutter⟩[20]! Ich habe wohl erkannt, dass du den Sohn Isais erkoren hast, dir und deiner Mutter, die dich geboren hat, zur Schande[21].31Denn all die Tage, die der Sohn Isais auf Erden lebt, wirst weder du noch deine Königsherrschaft Bestand haben. Und nun schicke hin und lass ihn zu mir bringen, denn er ist ein Kind des Todes! (1Sam 19,11)32Und Jonatan antwortete seinem Vater Saul und sagte zu ihm: Warum soll er sterben? Was hat er getan? (1Sam 19,5; 1Sam 20,1; Mt 27,23)33Da schleuderte[22] Saul den Speer nach ihm, um ihn zu durchbohren. Und Jonatan erkannte, dass es bei seinem Vater fest beschlossen war, David zu töten. (1Sam 18,11; 1Kön 11,40)34Jonatan stand vom Tisch in glühendem Zorn auf und aß am zweiten Tag des Neumonds keine Speise. Denn er war bekümmert um David, weil sein Vater ihn[23] beschimpft hatte[24].35Und es geschah am Morgen, da ging Jonatan aufs Feld hinaus, an den Ort, den er mit David verabredet hatte; und ein kleiner Junge[25] war mit ihm.36Und er sagte zu seinem Jungen: Lauf und such die Pfeile, die ich abschieße! Während der Junge hinlief, schoss er den Pfeil über ihn hinaus.37Und als der Junge an die Stelle kam, wohin Jonatan den Pfeil abgeschossen hatte, rief Jonatan dem Jungen nach und sprach: Liegt der Pfeil nicht noch jenseits von dir?38Und Jonatan rief hinter dem Jungen her: Schnell, eile und bleib nicht stehen! Und der Junge Jonatans hob den Pfeil auf und brachte ⟨ihn⟩[26] zu seinem Herrn.39Der Junge aber wusste von nichts; nur Jonatan und David wussten um die Sache.40Und Jonatan gab dem Jungen, den er bei sich hatte, seine Waffen und sagte zu ihm: Geh, bring sie in die Stadt!41Als der Junge weggegangen war, stand David hinter dem Steinhaufen[27] auf und fiel auf sein Gesicht zur Erde und beugte sich dreimal nieder. Und sie küssten einander und weinten miteinander, David aber am allermeisten[28]. (1Mo 33,4; 1Mo 42,6; 1Sam 24,9; 2Sam 1,2; 1Kön 1,16; Apg 20,37)42Und Jonatan sagte zu David: Geh hin in Frieden! Was wir beide im Namen des HERRN geschworen haben, ⟨dafür⟩ wird der HERR zwischen mir und dir und zwischen meinen Nachkommen und deinen Nachkommen[29] auf ewig ⟨Zeuge⟩ sein.[30] (1Sam 1,17; 1Sam 20,23; 1Sam 24,23)