1Hiob war noch nicht fertig: „Ich hab euch jetzt lange zugehört und alles mitbekommen, was ihr mir so erzählt habt.2Die ganzen Sachen hab ich ja auch schon lange kapiert, ich bin doch nicht doof.3Eigentlich sollte ich gar nicht mit euch über das alles hier labern, sondern mit Gott! Mit ihm, dem gigantischen Gott, hab ich ja ein Problem.4Ihr seid ja auch nur dumm wie Brot, ihr habt überhaupt keinen Schnall, was hier gerade abläuft. Ihr seid wie arrogante Ärzte, die so tun, als hätten sie eine Wundermedizin gegen jede Krankheit erfunden.5Wenn ihr wenigstens mal euren Mund gehalten hättet, dann hätte man nicht bemerkt, dass ihr nichts in der Birne habt.6Jetzt stellt eure Lauscher auf Empfang, damit ich euch mal was reindrücken kann:7Macht ihr das eigentlich für Gott, dass ihr hier so einen Dünnsinn verbreitet?8Seid ihr auf seiner Seite? Wollt ihr etwa Gottes Anwalt spielen?9Was denkt ihr, wie würdet ihr abschneiden, wenn er jetzt eure Gedanken liest? Denkt ihr, dass ihr Gott genauso täuschen könnt, wie man Menschen gern mal verarscht?10Er wird bestimmt ganz schön sauer sein, wenn er mitbekommt, dass ihr so ungerecht seid und ihn bevorzugt, nur weil er Gott ist.11Dann werdet ihr mächtig Schiss vor seiner heftigen Art bekommen.12Eure tollen Sprüche könnt ihr euch sonst wohin stecken, und eure Argumente sind echt für den Arsch.13Haltet endlich die Fresse, jetzt sag ich mal meine Meinung! Es ist mir egal, was dann mit mir passiert!14Was hab ich noch zu verlieren? Warum sollte ich mich jetzt noch zusammenreißen?15Gott wird mich sowieso töten. Ich warte schon die ganze Zeit darauf. Aber vorher will ich ihm noch mal meine Meinung ins Gesicht sagen!16Wenn ich so weit komme, wäre das schon mal die halbe Miete, ich wäre gerettet. Denn normalerweise kommen Leute, die immer nur Mist bauen, und so einer soll ich ja sein, nicht wirklich bis zu ihm durch.17Jetzt hört mir mal zu! Ich will euch meinen Fall noch mal ausführlich verklickern.18Ich bin für eine Gerichtsverhandlung gut vorbereitet und bin mir ganz sicher, dass ich die gewinnen würde.19Es gibt keinen Gegner, mit dem ich es dabei nicht aufnehme. Wenn einer kommt und mich besiegt, sag ich nichts mehr, versprochen.20Nur zwei Sachen möchte ich von dir, Gott, dann werde ich mich dir hundertprozentig stellen.21Erstens will ich, dass du mir mal eine Pause gönnst! Hör auf damit, mir immer wieder diese Depressionen und Angstzustände reinzudrücken!22Wenn du das machst, werde ich dir auf jede Frage eine ehrliche Antwort geben. Oder ich stell dir Fragen, und du antwortest mir.23Und dann beantworte mir zweitens mal ein paar Fragen. Ich würde zum Beispiel gerne wissen, wie viel Mist ich denn jetzt konkret gebaut habe? Was steht alles zwischen uns? Ich will endlich hören, was ich alles verbrochen haben soll!24Warum bist du plötzlich nicht mehr nett zu mir? Warum versteckst du dich? Warum bin ich auf einmal dein größter Feind, hä?25Macht dir das Spaß, auf einer halbtoten Maus auch noch rumzutrampeln? Findest du das witzig, einem kleinen Schmetterling die Flügel auszureißen?26Du hast mich zu echt harten Strafen verknackt, und den Mist, den ich als Jugendlicher irgendwann mal verbockt habe, muss ich jetzt wohl ausbaden.27An meine Füße hast du eine elektronische Fußfessel gelegt, über einen Peilsender verfolgst du jeden Schritt von mir, alles, was ich tue, wird aufgezeichnet.28Ich setze schon Schimmel an, wie ein alter Apfel in einer Plastiktüte. Wie eine angematschte Banane gammel ich langsam vor mich hin.“