von SCM Verlag1Hiob schiebt den Depri Schließlich fing Hiob wieder an zu reden. Er kotzte sich so richtig aus, er wünschte sich, dass er nie geboren worden wäre.2Und zwar sagte er Folgendes:3„Was soll der ganze Scheiß? Warum bin ich überhaupt geboren worden? Dieses Datum kannst du aus dem Kalender streichen! Diese Nacht, als sie jubelten: Hurra, es ist ein gesunder Junge!4Gott, tu mir einen Gefallen und lösch dieses Datum! An diesem Tag gibt es nix zu feiern.5Dieses Datum soll schwarz sein im Kalender. Keinen Tag sollte man daraus werden lassen, einen umgedrehten Eimer sollte man über die Sonne stellen.6Auch die Nacht sollte sich verstecken. Verdammt, diese Geburtsnacht vergisst man am besten.7In dieser Nacht hätte man keine Geburt feiern sollen und8diejenigen, die sich mit Verwünschungen und Beschwörungen auskennen, sollen diese Nacht verfluchen. Also die Typen, die mit solchen Monstern wie dem Leviathan, dieser Art Monsterkrokodil, rummachen.9In dieser Nacht hätte es so finster sein sollen, dass man keine Sterne sehen kann, und die Sonne hätte nicht aufgehen sollen,10weil meine Mutter mich in dieser Nacht auf die Welt gebracht hat und mir dieses Drecksleben nicht erspart geblieben ist.11Warum bin ich nicht schon gestorben, als ich noch im Bauch meiner Mutter war?12Warum hat sie mich auf ihren Schoß gesetzt? Warum bekam ich an ihrer Brust überhaupt Muttermilch zu trinken?13Wenn ich jetzt tot wäre, hätte ich auf jeden Fall meine Ruhe. Ich würde in meinem Grab liegen und könnte mich entspannen.14Wahrscheinlich könnte ich dann neben irgendwelchen Präsidenten und Bürgermeistern liegen, die für sich ganz fette Gräber haben bauen lassen.15Ich könnte mit irgendwelchen Reichos abhängen, die zig Millionen auf dem Konto hatten, von denen jeder vier Porsche und zwei Swimmingpools zu Hause hatte.16Wenn ich doch nur eine Fehlgeburt gewesen wäre! Dann wäre ich tot auf die Welt gekommen und gleich begraben worden. Ich hätte nie die Sonne gesehen.17Wenn man tot ist, kann einem keiner mehr was. Auch die fiesesten Schlägertypen haben als Leiche keine Kraft mehr.18Die Leute, die im Knast sitzen, wären dort frei. Es gibt im Tod keine Gefängniswärter, die einem ständig auf die Eier gehen.19Egal, ob du Mr Richtigwichtig oder ein Hartz- IV -Empfänger bist, wenn man tot ist, sind alle gleich. Auch Arbeitsverträge sind dort ungültig, es gibt keinen großen Chef und keinen kleinen Angestellten.20Warum hat Gott überhaupt dafür gesorgt, dass auch die Leute, die depressiv drauf sind, das Tageslicht sehen? Warum müssen die Menschen überhaupt leben, die sich am liebsten die Kugel geben würden?21Sie schauen ständig auf die Uhr und warten sehnsüchtig drauf, endlich zu sterben, aber nichts passiert. Sie sind so heiß darauf, endlich tot zu sein, als wäre es der Jackpot im Lotto am Samstag.22Die können es kaum abwarten, bis sie endlich den Löffel abgeben können, es macht ihnen Spaß, schon jetzt ihre Beerdigung zu planen.23Ich bin ein Mann, der nicht mehr weiß, wie es weitergehen soll. Es kommt mir so vor, als hätte Gott mir irgendwie den Weg abgeschnitten, und jetzt steh ich hier mit ’nem Brett vorm Kopf.24Ich krieg keinen Bissen runter, zu essen tut mir weh. Und ich heule den ganzen Tag, mir fließen die Tränen nur so runter, und ich hör nicht auf zu schreien, weil es mir so beschissen geht.25Ich habe totale Angstzustände, Paranoia und Panik. Der größte Horror, den ich befürchtet hatte, ist nun eingetroffen.26Ich konnte mich von der einen Katastrophe noch nicht mal richtig erholen, da kam gleich die nächste um die Ecke!“
1Danach tat Hiob seinen Mund auf und verfluchte seinen Tag.2Und Hiob sprach:3Ausgelöscht sei der Tag, an dem ich geboren bin, und die Nacht, da man sprach: Ein Knabe kam zur Welt! (Jer 20,14)4Jener Tag sei Finsternis, und Gott droben frage nicht nach ihm! Kein Glanz soll über ihm scheinen!5Finsternis und Dunkel sollen ihn überwältigen und düstere Wolken über ihm bleiben, und Verfinsterung am Tage mache ihn schrecklich!6Jene Nacht – das Dunkel nehme sie hinweg, sie soll sich nicht unter den Tagen des Jahres freuen noch in die Zahl der Monde kommen!7Siehe, jene Nacht sei unfruchtbar und kein Jauchzen darin!8Es sollen sie verfluchen, die einen Tag verfluchen können, und die da kundig sind, den Leviatan[1] zu wecken!9Ihre Sterne sollen finster sein in ihrer Dämmerung. Die Nacht hoffe aufs Licht, doch es komme nicht, und sie sehe nicht die Wimpern der Morgenröte,10weil sie nicht verschlossen hat die Tür des Leibes meiner Mutter und nicht verborgen das Unglück vor meinen Augen!11Warum bin ich nicht gestorben im Mutterschoß? Warum bin ich nicht umgekommen, als ich aus dem Mutterleib kam?12Warum hat man mich auf den Schoß genommen?[2] Warum bin ich an den Brüsten gesäugt?13Dann läge ich da und wäre still, dann schliefe ich und hätte Ruhe14mit den Königen und Ratsherren auf Erden, die sich Grüfte erbauten, (2Sam 18,18)15oder mit den Fürsten, die Gold hatten und deren Häuser voll Silber waren;16wie eine Fehlgeburt, die man verscharrt hat, hätte ich nie gelebt, wie Kinder, die das Licht nie gesehen haben.17Dort haben die Frevler aufgehört mit Toben; dort ruhen, die viel Mühe gehabt haben.18Da haben die Gefangenen allesamt Frieden und hören nicht die Stimme des Treibers.19Da sind Klein und Groß gleich und der Knecht ist frei von seinem Herrn.20Warum gibt Gott das Licht dem Mühseligen und das Leben den betrübten Herzen –21die auf den Tod warten, und er kommt nicht, und nach ihm suchen mehr als nach Schätzen, (Offb 9,6)22die sich sehr freuten und fröhlich wären, wenn sie ein Grab bekämen –,23dem Mann, dessen Weg verborgen ist, dem Gott den Pfad ringsum verdeckt hat? (Hi 19,8)24Denn wenn ich essen soll, muss ich seufzen, und mein Schreien fährt heraus wie Wasser.25Denn was ich gefürchtet habe, ist über mich gekommen, und wovor mir graute, hat mich getroffen.26Ich hatte keinen Frieden, keine Rast, keine Ruhe, da kam schon wieder ein Ungemach!