1Ihr Männer, Brüder und Väter, hört jetzt meine Verteidigung vor euch an! (Apg 7,2; 1Petr 3,15)2Als sie aber hörten, dass er in hebräischer Sprache zu ihnen redete, wurden sie noch ruhiger; und er sprach: (Apg 21,40)3Ich bin ein jüdischer Mann, geboren in Tarsus in Cilicien, aber erzogen in dieser Stadt, zu den Füßen Gamaliels, unterwiesen in der gewissenhaften Einhaltung des Gesetzes der Väter, und ich war ein Eiferer für Gott, wie ihr alle es heute seid. (Apg 5,34; Apg 21,20; Apg 21,39; Apg 26,5; 2Kor 11,22; Phil 3,5)4Ich verfolgte diesen Weg bis auf den Tod, indem ich Männer und Frauen band und ins Gefängnis überlieferte, (Apg 8,1; Apg 8,3; Apg 26,9; Gal 1,13; 1Tim 1,13)5wie mir auch der Hohepriester und die ganze Ältestenschaft Zeugnis gibt. Von ihnen empfing ich sogar Briefe an die Brüder und zog nach Damaskus, um auch die, welche dort waren, gebunden nach Jerusalem zu führen, damit sie bestraft würden. (Apg 9,1)6Es geschah mir aber, als ich auf meiner Reise in die Nähe von Damaskus kam, dass mich am Mittag plötzlich vom Himmel her ein helles Licht umstrahlte. (Apg 9,3; Apg 26,12)7Und ich fiel zu Boden und hörte eine Stimme, die zu mir sprach: Saul! Saul! Warum verfolgst du mich? (Mt 5,11; Joh 5,16; Joh 15,20; Apg 9,4)8Ich aber antwortete: Wer bist du, Herr? Und er sprach zu mir: Ich bin Jesus, der Nazarener, den du verfolgst! (Mt 2,23; Apg 6,14; Apg 24,5)9Meine Begleiter aber sahen zwar das Licht und wurden voll Furcht, aber die Stimme dessen, der mit mir redete, hörten sie nicht. (Dan 10,7)10Und ich sprach: Was soll ich tun, Herr? Der Herr sprach zu mir: Steh auf und geh nach Damaskus! Dort wird man dir alles sagen, was dir zu tun bestimmt ist. (Apg 9,3; Apg 9,8; Apg 9,10; Apg 9,22; Apg 9,27; Apg 26,19; Gal 1,17)11Da ich aber wegen des Glanzes jenes Lichtes nicht sehen konnte, wurde ich von meinen Begleitern an der Hand geführt und kam nach Damaskus. (Jes 42,16)12Aber ein gewisser Ananias, ein gottesfürchtiger Mann nach dem Gesetz, der von allen Juden, die dort wohnen, ein gutes Zeugnis hat, (Apg 9,10; Apg 10,22; 3Joh 1,12)13der kam zu mir, trat herzu und sprach zu mir: Bruder Saul, werde wieder sehend! Und zur selben Stunde konnte ich ihn sehen.14Er aber sprach: Der Gott unserer Väter hat dich vorherbestimmt, seinen Willen zu erkennen und den Gerechten zu sehen und die Stimme aus seinem Mund zu hören; (Apg 3,14; Apg 26,14; 1Kor 9,1; 1Kor 15,8; Kol 1,9; 1Thess 4,3; 1Tim 2,4)15denn du sollst bei allen Menschen ein Zeuge für ihn sein von dem, was du gesehen und gehört hast. (Apg 1,8; Apg 23,11)16Und nun, was zögerst du? Steh auf und lass dich taufen, und lass deine Sünden abwaschen, indem du den Namen des Herrn anrufst! (5Mo 30,15; 5Mo 30,19; Röm 10,13; 1Kor 6,11; 2Kor 6,5)17Es geschah mir aber, als ich nach Jerusalem zurückgekehrt war und im Tempel betete, dass ich in eine Verzückung geriet (2Kor 12,2; Gal 1,18)18und Ihn sah, der zu mir sprach: Eile und geh schnell aus Jerusalem fort, denn sie werden dein Zeugnis über mich nicht annehmen! (Apg 18,9; Apg 22,14)19Und ich sprach: Herr, sie wissen selbst, dass ich die, welche an dich glaubten, ins Gefängnis werfen und in den Synagogen schlagen ließ,20und dass auch ich dabeistand, als das Blut deines Zeugen Stephanus vergossen wurde, und seiner Hinrichtung zustimmte und die Kleider derer verwahrte, die ihn töteten. (Apg 7,58; Apg 8,1)21Und er sprach zu mir: Geh hin, denn ich will dich in die Ferne zu den Heiden senden! (Apg 9,15; Röm 11,13)22Sie hörten ihm aber zu bis zu diesem Wort; und dann erhoben sie ihre Stimme und sprachen: Hinweg mit einem solchen von der Erde! Denn es darf nicht sein, dass er am Leben bleibt! (Joh 16,2; Apg 21,36; Apg 25,24)
Paulus vor dem römischen Befehlshaber
23Als sie aber schrien und die Kleider von sich warfen und Staub in die Luft schleuderten,24ließ der Befehlshaber ihn in die Kaserne führen und befahl, ihn unter Geißelhieben zu verhören, um zu erfahren, aus welchem Grund sie derart über ihn schrien. (Apg 21,34)25Als man ihn aber mit den Riemen festband, sprach Paulus zu dem Hauptmann, der dabeistand: Ist es euch erlaubt, einen Römer zu geißeln, und dazu noch ohne Urteil? (Apg 16,37; Apg 25,16)26Als der Hauptmann das hörte, ging er hin und meldete es dem Befehlshaber und sprach: Hab acht, was du tun willst, denn dieser Mensch ist ein Römer! (Apg 22,29; Apg 23,27)27Da kam der Befehlshaber herzu und sprach zu ihm: Sage mir, bist du ein Römer? Er antwortete: Ja!28Und der Befehlshaber erwiderte: Ich habe dieses Bürgerrecht für eine große Summe erworben. Paulus aber sprach: Ich dagegen bin sogar darin geboren! (Apg 21,39; Phil 3,20)29Sogleich ließen die, welche ihn gewaltsam verhören wollten, von ihm ab, und auch der Befehlshaber fürchtete sich, nachdem er erfahren hatte, dass er ein Römer war, und weil er ihn hatte fesseln lassen. (Apg 16,38)30Da er aber mit Gewissheit erfahren wollte, weshalb er von den Juden angeklagt wurde, ließ er ihm am folgenden Tag die Fesseln abnehmen und befahl den obersten Priestern samt ihrem ganzen Hohen Rat, zu kommen; und er führte Paulus hinab und stellte ihn vor sie. (Apg 21,34)
– Die Vergangenheit: Treue zum Gesetz und Verfolgung der Christen
1»Liebe Landsleute[1]«, rief er, »liebe Brüder und Väter! Hört, was ich zu meiner Verteidigung zu sagen habe!«2Als sie merkten, dass er in ihrer Muttersprache[2] zu ihnen redete, wurde es noch stiller. Paulus fuhr fort:3»Ich bin ein Jude ´wie ihr`. Geboren wurde ich in Tarsus in der Provinz Zilizien, aber aufgewachsen bin ich[3] hier in Jerusalem. Mein Lehrer war kein Geringerer als Gamaliel.[4] Bei ihm erhielt ich eine gründliche Ausbildung in dem Gesetz[5], das uns von unseren Vorfahren her überliefert ist, und ich kämpfte leidenschaftlich für Gottes Ehre[6] – genauso, wie ihr alle es heute tut[7].4Dieser Eifer für Gott war es auch, der mich dazu trieb, mit allen Mitteln gegen die neue Lehre vorzugehen und ihre Anhänger mit unerbittlicher Härte zu verfolgen[8]. Männer wie Frauen ließ ich verhaften und ins Gefängnis bringen.5Der Hohepriester und der gesamte Ältestenrat[9] können das bestätigen. Von ihnen ließ ich mir sogar Empfehlungsbriefe an die jüdische Gemeinde[10] in Damaskus geben. Ich reiste in jene Stadt, um auch dort die Anhänger der neuen Lehre[11] festzunehmen und sie dann in Ketten nach Jerusalem bringen zu lassen, wo sie bestraft werden sollten.«
– Die Umkehr: Berufung durch Christus
6»Auf dem Weg nach Damaskus – es war gegen Mittag, und wir hatten die Stadt schon fast erreicht – leuchtete plötzlich vom Himmel her ein Licht auf. Von allen Seiten umgab mich ein unbeschreiblich heller Glanz,7sodass ich ´geblendet` zu Boden stürzte. Dann hörte ich eine Stimme zu mir sagen: ›Saul, Saul, warum verfolgst du mich?‹ –8›Wer bist du, Herr?‹ fragte ich, worauf die Stimme antwortete: ›Ich bin der, den du verfolgst – Jesus von Nazaret.‹9Meine Begleiter sahen zwar das Licht, verstanden aber nicht, was die Stimme sagte, die mit mir sprach[12].10›Herr‹, sagte ich, ›was soll ich tun?‹ – ›Steh auf und geh nach Damaskus!‹ antwortete der Herr. ›Dort wird dir genau gesagt werden, wozu du beauftragt bist und was du tun sollst.‹11´Ich wollte mich wieder auf den Weg machen,` aber der Glanz jenes Lichtes hatte mich so geblendet, dass ich nicht mehr sehen konnte; meine Begleiter mussten mich bei der Hand nehmen und nach Damaskus führen.12´In Damaskus` wohnte ein frommer und gesetzestreuer Mann, Hananias, der bei allen Juden der Stadt in hohem Ansehen stand.13Hananias suchte mich auf, trat zu mir und sagte: ›Saul, mein Bruder, du sollst wieder sehen können!‹ Im selben Augenblick sah ich ihn vor mir stehen; ich konnte wieder sehen!14Hananias sagte: ›Der Gott unserer Väter[13] hat dich dazu erwählt, zu erkennen, was sein Wille ist. Er hat bestimmt, dass du den siehst, der gerecht ist, und ihn persönlich mit dir reden hörst[14].15Denn du sollst sein Zeuge sein und allen Menschen von dem berichten, was du gesehen und gehört hast[15].16Also – was zögerst du noch? Steh auf und lass dich taufen! Rufe dabei im Gebet den Namen Jesu[16] an! Dann wirst du von deinen Sünden reingewaschen werden.‹«
– Der Auftrag: Verkündigung des Evangeliums unter den nichtjüdischen Völkern
17»Später, als ich wieder in Jerusalem war und im Tempel betete, hatte ich eine Vision.18Ich sah Jesus, und er sagte zu mir: ›Verlass Jerusalem, so schnell du kannst! Lass dich durch nichts aufhalten! Denn die Menschen hier werden nicht annehmen, was du ihnen als mein Zeuge über mich berichtest.‹ –19›Aber Herr‹, wandte ich ein, › ´gerade sie müssten mir doch Glauben schenken.` Sie wissen ja, dass ich von einer Synagoge zur anderen ging, um die, die an dich glauben, gefangen nehmen und auspeitschen zu lassen.20Und sie wissen auch, dass ich damals, als dein Zeuge Stephanus sein Leben ließ[17], voll und ganz mit seiner Hinrichtung einverstanden war. Ich stand nicht nur dabei, sondern bewachte die Kleider, die seine Gegner abgelegt hatten, um ihn zu steinigen[18].‹21Aber Jesus erwiderte: ›Mach dich auf den Weg! Ich werde dich zu anderen Völkern in weit entfernten Ländern senden.‹«
Tumult unter den Zuhörern, Eingreifen des römischen Kommandanten
22Bis zu diesen Worten hatte die Menge ruhig zugehört. Doch jetzt brach ein Tumult los. »Weg mit ihm!«, schrien die Leute. »Bringt ihn um! So einer darf auf keinen Fall am Leben bleiben!«23Sie tobten, zerrissen vor Empörung ihre Kleider[19] und schleuderten Staub in die Luft.24´Die Situation wurde so bedrohlich, dass` der Kommandant Paulus ins Innere der Kaserne bringen ließ. Daraufhin befahl er, ihn auszupeitschen und ihn dabei zu verhören[20], denn er wollte herausfinden, weshalb die Menge ihn so ´hasserfüllt` niedergeschrien hatte.25Paulus war bereits für die Geißelung festgebunden[21], da sagte er zu dem Offizier, der die Aufsicht führte: »Ist es bei euch erlaubt, einen römischen Bürger auszupeitschen, noch dazu ohne ordentliches Gerichtsverfahren[22]?«26Als der Offizier das hörte, ging er zum Kommandanten, um ihm Meldung zu erstatten. »Weißt du, was du da tust?[23]«, sagte er. »Der Mann hat das römische Bürgerrecht!«27Jetzt kam der Kommandant persönlich zu Paulus. »Stimmt es, dass du römischer Bürger bist?«, fragte er ihn. »Ja«, erwiderte Paulus, »es stimmt.« –28»Mich hat es eine Menge Geld gekostet, das Bürgerrecht zu erwerben«, sagte der Kommandant. »Und ich besitze es seit meiner Geburt«, sagte Paulus.29Daraufhin gaben ihn die Soldaten, die ihn verhören sollten, sofort frei. Und der Kommandant bekam es mit der Angst zu tun, weil er begriff, ´was er getan hatte`: Er hatte einen römischen Bürger fesseln lassen.30Am nächsten Tag ordnete der Kommandant eine Zusammenkunft der führenden Priester und des gesamten Hohen Rates an, weil er sich Klarheit darüber verschaffen wollte, was die Juden diesem Mann vorwarfen. Er ließ Paulus aus der Zelle holen, in die man ihn gebracht hatte[24], führte ihn ´von der Kaserne zum Gerichtsgebäude` hinunter und ließ ihn vor die Versammelten treten.