1Weh mir! Es war wie beim Auflesen von Obst, / wie bei der Nachlese im Weinberg: / Keine Traube ist mehr zum Essen da, / keine Spur von den köstlichen Feigen.2Der Fromme ist aus dem Land verschwunden, / kein redlicher Mensch ist mehr da. / Allesamt lauern sie auf Blut, / einer macht Jagd auf den andern.3Zum Bösen brauchen sie beide Hände; / darin sind sie wirklich gut! / Die Oberen fordern Geschenke, / die Richter nehmen Geld. / Die Mächtigen entscheiden nach Willkür und Lust. / So verdrehen sie alle das Recht.4Der Beste von ihnen ist wie ein Distelstrauch, / der Redlichste wie Dornengestrüpp. / Aber der Tag der Abrechnung kommt, / deine Wächter erwarten ihn schon. / Nun ist die Bestürzung groß.5Trau deinem Nachbarn nicht, / verlass dich nicht auf den Freund! / Und vor der Frau in deinen Armen / verschließe deinen Mund.6Denn der Sohn verachtet den Vater, / die Tochter widersetzt sich ihrer Mutter / und die Schwiegertochter ihrer Schwiegermutter. / Der Mann hat seine Feinde im eigenen Haus.7Ich aber schaue aus nach Jahwe, / ich warte auf den Gott meines Heils. / Mein Gott wird mich erhören!
Die Zuversicht Jerusalems
8Freue dich nicht über mich, meine Feindin! / Denn wenn ich auch gefallen bin, / ich stehe wieder auf. / Wenn ich auch im Finstern sitze, / ist Jahwe doch mein Licht.9Ich will den Zorn Jahwes ertragen – denn ich habe gegen ihn gesündigt –, bis er meine Sache vertritt, / bis er mir wieder Recht verschafft. / Er führt mich hinaus ins Licht, / dann schaue ich seine Gerechtigkeit an.10Auch meine Feindin soll es sehen, / und sie soll vor Scham vergehen, / denn sie sagte zu mir: / „Wo ist denn Jahwe, dein Gott?“ / Nun weiden sich meine Augen an ihr. / Wie Straßendreck wird sie zertreten sein.
Der Wiederaufbau der Stadt
11Die Zeit wird kommen, / da werden deine Mauern wieder aufgebaut, / da wird man auch deine Grenzen erweitern.12In der Zeit kommen alle zu dir, / von Assur bis Ägypten, / von Ägypten bis zum Euphratstrom, / von einem Meer zum anderen Meer, / von einem Gebirge zum anderen.13Doch das andere Land wird veröden. / Das geschieht wegen ihrer Bewohner. / Sie ernten die Frucht aus ihrem Tun.
Das Gebet Israels
14Weide dein Volk mit deinem Stab, / die Herde, die dir gehört / und abgesondert wohnt, / im Wald, mitten in fruchtbarem Land. / Lass sie weiden in Baschan[1] und Gilead[2] / wie in den früheren Tagen.15Lass uns deine Wunder schauen wie damals, / als du uns aus Ägypten führtest.16Die Völker in all ihrer Macht / sollen es sehen und werden beschämt. / Das verschlägt ihnen die Sprache / und sie trauen ihren Ohren nicht.17Staub sollen sie lecken wie die Schlange, / sich auf dem Boden winden wie alles Gewürm. / Zitternd werden sie aus ihren Schlupfwinkeln kriechen / und sich Jahwe, unserem Gott, unterwerfen / mit Furcht und Schrecken vor dir.18Wer ist solch ein Gott wie du, / der dem Rest seines Eigentums die Schuld vergibt und die Vergehen verzeiht! / Du hältst nicht für immer an deinem Zorn fest, / denn du liebst es, gnädig zu sein.19Er wird wieder Erbarmen mit uns haben, / er wird niedertreten unsere Schuld! / Ja, du wirfst all unsere Sünden / in die Tiefen des Meeres hinab.20Du wirst Jakobs Nachkommen Treue zeigen, / dem Volk Abrahams deine Gnade. / So hast du es schon unseren Vätern zugesagt, / im Schwur von Anfang an.
1What misery is mine! I am like one who gathers summer fruit at the gleaning of the vineyard; there is no cluster of grapes to eat, none of the early figs that I crave.2The faithful have been swept from the land; not one upright person remains. Everyone lies in wait to shed blood; they hunt each other with nets.3Both hands are skilled in doing evil; the ruler demands gifts, the judge accepts bribes, the powerful dictate what they desire – they all conspire together.4The best of them is like a brier, the most upright worse than a thorn hedge. The day God visits you has come, the day your watchmen sound the alarm. Now is the time of your confusion.5Do not trust a neighbour; put no confidence in a friend. Even with the woman who lies in your embrace guard the words of your lips.6For a son dishonours his father, a daughter rises up against her mother, a daughter-in-law against her mother-in-law – a man’s enemies are the members of his own household.7But as for me, I watch in hope for the Lord, I wait for God my Saviour; my God will hear me.
Israel will rise
8Do not gloat over me, my enemy! Though I have fallen, I will rise. Though I sit in darkness, the Lord will be my light.9Because I have sinned against him, I will bear the Lord’s wrath, until he pleads my case and upholds my cause. He will bring me out into the light; I will see his righteousness.10Then my enemy will see it and will be covered with shame, she who said to me, ‘Where is the Lord your God?’ My eyes will see her downfall; even now she will be trampled underfoot like mire in the streets.11The day for building your walls will come, the day for extending your boundaries.12In that day people will come to you from Assyria and the cities of Egypt, even from Egypt to the Euphrates and from sea to sea and from mountain to mountain.13The earth will become desolate because of its inhabitants, as the result of their deeds.
Prayer and praise
14Shepherd your people with your staff, the flock of your inheritance, which lives by itself in a forest, in fertile pasture-lands.[1] Let them feed in Bashan and Gilead as in days long ago.15‘As in the days when you came out of Egypt, I will show them my wonders.’16Nations will see and be ashamed, deprived of all their power. They will put their hands over their mouths and their ears will become deaf.17They will lick dust like a snake, like creatures that crawl on the ground. They will come trembling out of their dens; they will turn in fear to the Lord our God and will be afraid of you.18Who is a God like you, who pardons sin and forgives the transgression of the remnant of his inheritance? You do not stay angry for ever but delight to show mercy.19You will again have compassion on us; you will tread our sins underfoot and hurl all our iniquities into the depths of the sea.20You will be faithful to Jacob, and show love to Abraham, as you pledged on oath to our ancestors in days long ago.