Jeremia 8

Neues Leben. Die Bibel

von SCM Verlag
1 An diesem Tag«, spricht der HERR, »werden die Gebeine der Könige von Juda, die Gebeine der Oberen, die Gebeine der Priester und Propheten und auch die Gebeine der gewöhnlichen Leute Jerusalems ausgegraben werden. (Hes 6,5)2 Sie werden verstreut werden, sodass sie ausgebreitet vor der Sonne, dem Mond und den Sternen liegen. Diese Gestirne haben sie ja als Götter verehrt, geliebt und angebetet! Keiner wird die Gebeine wieder einsammeln und begraben, nein, sie sollen auf dem Acker verrotten! (2Kön 23,5; Jer 22,19; Jer 36,30; Zef 1,5; Apg 7,42)3 Und die wenigen Überlebenden dieses treulosen Volkes werden lieber sterben wollen als dort leben, wohin ich sie verbannen werde. Ich, der HERR, der Allmächtige, habe gesprochen! (5Mo 30,1)4 Jeremia, sag dem Volk: ›So spricht der HERR: Wenn Menschen hinfallen, stehen sie dann nicht wieder auf? Wenn sie einen falschen Weg eingeschlagen haben und ihren Irrtum erkennen, kehren sie dann nicht wieder um? (Spr 24,16; Mi 7,8)5 Warum also bleiben die Menschen in Jerusalem stur weiter auf dem falschen Weg und halten sich von mir fern? Sie wollen nicht umkehren!6 Ich lausche ihren Gesprächen, und was höre ich? Keiner spricht die Wahrheit. Es gibt auch keinen, der seine bösen Taten bereut, sodass er sagt: »Oh nein, was habe ich nur Schreckliches getan?« Nein, jeder jagt auf dem Weg der Sünde entlang, eilends, wie ein Pferd, das in die Schlacht stürmt! (Hi 39,21; Ps 14,2; Hes 22,30; Mal 3,16)7 Der Storch weiß, wann er aufbrechen muss, ebenso Taube, Kranich und Schwalbe[1]. Sie alle kehren jedes Jahr zur rechten Zeit zurück. Aber mein Volk weiß nicht einmal, was ich ihnen geboten habe! (Spr 6,6; Hl 2,12)8 Wie könnt ihr nur sagen: »Wir sind so klug, wir besitzen doch die Gesetze des HERRN«? Das, worauf ihr euch beruft, ist doch von euren Lehrern vollständig verfälscht worden! (Jer 4,22; Röm 1,22; Röm 2,17)9 Eure Weisen werden beschämt und verwirrt dastehen, sie werden sich in ihrer Weisheit widerlegt sehen. Wie können sie auf den Gedanken kommen, dass sie weise sind, wenn sie doch das Wort des HERRN verworfen haben? (1Kor 1,27)10 Deshalb werde ich eure Frauen anderen Männern überlassen, und Fremde sollen euer Land besitzen. Ihr alle, vom Kleinsten bis zum Größten, giert doch danach, euch zu bereichern. Selbst die Priester und Propheten lügen und betrügen, (5Mo 28,30; Jes 56,11)11 indem sie die tödliche Wunde meines Volkes verharmlosen. Sie trösten euch, indem sie behaupten, dass euch Heil und Frieden erwarten, wo es doch kein Heil gibt. (Jer 6,14; Jer 14,13; Kla 2,14; Hes 13,10)12 Schämen müssen sie sich, denn ihre Taten sind widerlich. Aber sie können sich noch nicht einmal richtig schämen, sie erröten nicht einmal! Wenn aber der Tag kommt, an dem ich alle zur Rechenschaft ziehe, werden sie fallen‹«, spricht der HERR. (5Mo 32,35; Jes 3,9; Jes 9,14; Zef 3,5)13 »Sie sind wie ein schlechter Weinstock oder ein fauler Feigenbaum: Ich finde keine Früchte an ihnen und ihre Blätter sind verwelkt. Deshalb werde ich Leute bestellen, die die wertlosen Gehölze fortschaffen. Ich, der HERR, habe gesprochen! (Mt 21,19)14 Dann wird das Volk sagen: ›Warum sollen wir hier herumsitzen, bis wir sterben? Lasst uns in die befestigten Städte gehen, um dort zu sterben. Umkommen werden wir auf jeden Fall, weil der HERR, unser Gott, unsere Vernichtung bereits beschlossen hat. Weil wir uns falsch gegen ihn verhalten haben, hat er uns Gift zu trinken gegeben. (5Mo 29,17; Ps 69,22; Jer 3,25; Jer 4,5; Jer 9,15; Jer 14,20; Mt 27,34)15 Warum haben wir auf Frieden gehofft? Es kam doch nichts Gutes auf uns zu! Warum haben wir auf eine Zeit der Heilung gehofft? Wir haben doch nur Entsetzen gefunden!16 Unsere Feinde haben bereits die Stadt Dan erreicht. Von dort ist das Schnauben der Schlachtrösser unserer Feinde zu hören. Das ganze Land bebt schon von dem Wiehern der Pferde. Das feindliche Heer kommt heran, und es wird das Land und alles, was darin wohnt, verschlingen – Städte und Menschen.‹ (Ri 5,22)17 Ich lasse Giftschlangen gegen euch los, die ihr nicht beschwören könnt«, spricht der HERR, »die sollen euch beißen.« (4Mo 21,6; 5Mo 32,24; Ps 58,5)18 Ich bin untröstlich; mir bricht das Herz.19 Hör doch: Laut ist das Weinen meines Volkes aus einem weit entfernten Land zu hören. »Hat der HERR Jerusalem verlassen?«, fragen die Menschen. »Regiert der König nicht mehr in der Stadt?« – »Warum nur haben sie mit ihren geschnitzten Götzenbildern und ihren wertlosen Göttern meinen Zorn herausgefordert?«, spricht der HERR. (5Mo 32,21; Ps 31,7)20 »Die Ernte ist eingebracht, der Sommer ist vorüber«, klagen die Menschen, »aber wir wurden nicht gerettet!«21 Ich bin am Boden zerstört, weil ich den Zusammenbruch meines Volkes mit ansehen muss. Trauer erfüllt mich, ich bin starr vor Entsetzen. (Joe 2,6; Nah 2,11)22 Kann man denn in Gilead keine Salben mehr finden? Gibt es keinen Arzt mehr im Land? Warum konnten die Wunden meines Volkes nicht geheilt werden? (1Mo 37,25; Jer 14,19; Jer 30,13; Jer 46,11)23 Wären meine Augen doch Tränenquellen! Ich würde Tag und Nacht die Toten meines Volkes beweinen. (Jer 8,18; Jer 13,17)

Jeremia 8

Neue evangelistische Übersetzung

von Karl-Heinz Vanheiden
1 „Wenn das geschieht“, spricht Jahwe, „wird man die Knochen der Könige von Juda und die ihrer hohen Beamten, die Knochen der Priester, der Propheten und die der Bewohner von Jerusalem aus ihren Gräbern herausholen.2 Man wird sie ausbreiten vor Sonne, Mond und dem ganzen Sternenheer, die sie geliebt und denen sie gedient haben, denen sie nachgelaufen sind, die sie befragt haben und vor denen sie sich niederwarfen. Niemand wird die Knochen wieder einsammeln. Sie sollen zum Dünger für die Äcker werden.3 Und für den Rest von dieser bösen Sippschaft wird der Tod besser als das Leben sein, und zwar überall, wohin ich sie vertreiben werde“, spricht Jahwe, der Allmächtige.4 „Und sage ihnen: So spricht Jahwe: / Fällt man denn und steht nicht gleich wieder auf? / Wendet man sich ab und dreht sich nicht wieder um?5 Warum wendet das Volk Jerusalems sich ab / und bleibt in dauernder Abkehr? / Ihren Irrtum geben sie nicht auf, / einer Umkehr verweigern sie sich.6 Ich habe gehört, was sie sagen – die Wahrheit ist es nicht. / Keiner bereut seine Bosheit und sagt: / Was habe ich nur getan? / Alle stürzen auf ihrem falschen Weg weiter, / stürmen wie Pferde in die Schlacht.7 Selbst der Storch am Himmel kennt seine Zeiten, / Turteltaube, Kranich und Schwalbe / halten die Frist ihres Heimkommens ein. / Nur mein Volk kennt die Ordnung Jahwes nicht.8 Wie könnt ihr sagen: Wir wissen Bescheid, / wir haben doch Jahwes Gesetz! / Gewiss! Aber deine Gelehrten, / sie haben es völlig verfälscht.9 Eure Weisen werden beschämt, / ertappt und bestürzt. / Ja, sie haben Jahwes Wort verworfen. / Und was für eine Weisheit haben sie nun?10 Darum gebe ich Fremden ihre Frauen, / ihre Felder neuen Besitzern. / Denn vom Kleinsten bis zum Größten, / alle raffen sie Raub, / vom Propheten bis zum Priester, / alle täuschen das Volk.11 Die schwere Wunde meines Volkes / behandeln sie nur äußerlich. / 'Heile, heile, Segen', sagen sie, / aber nichts und niemand ist heil.“12 „Schämen müssten sie sich wegen ihres schändlichen Treibens. Aber sie denken gar nicht daran. Sie kennen keine Scham. Deshalb werden sie fallen, wenn alles fällt. Und wenn ich komme, um sie zur Rechenschaft zu ziehen, werden sie stürzen“, spricht Jahwe.13 „Will ich bei ihnen ernten“, spricht Jahwe, / „so sind keine Trauben am Weinstock, / keine Feigen am Baum / und alle Blätter verwelkt. / Da gebe ich sie denen hin, die sie zertreten!“14 „Wozu sitzen wir herum? / Sammelt euch! Gehen wir los! / Hinein in die befestigten Städte! / Sterben wir dort! / Denn Jahwe, unser Gott, / beschloss unseren Tod. / Vergiftetes Wasser / gab er uns zu trinken, / denn wir haben gegen Jahwe gesündigt.15 Wir warteten auf Frieden, / doch es kam nichts Gutes. / Wir hofften auf Heilung – und nun das Entsetzen!16 Von Dan[1] vernimmt man schon das Schnauben der Pferde, / das Wiehern der Starken erschüttert das Land. / Sie kommen und fressen alles auf, / auch die Städte und ihre Bewohner.“17 „Passt auf!“, spricht Jahwe. / „Ich lasse Schlangen auf euch los, / Vipern, die man nicht beschwören kann, / und sie werden euch beißen!“18 Mein fröhliches Gesicht verbirgt meinen Kummer. / Er lastet auf mir und macht mein Herz krank.19 Hört, wie mein Volk aus fernem Land schreit: / „Ist Jahwe nicht in Zion? / Ist sein König nicht darin?“ – „Warum haben sie mich denn mit ihren Bildern provoziert, / mit geschnitzten Nichtigkeiten fremder Religion?“20 „Die Ernte ist vorüber, / der Herbst ist vorbei, / und es ist keine Hilfe gekommen!“21 Dass meine Tochter zusammenbrach, mein Volk, / das hat auch mich gebrochen. / Ich bin in Trauer, mich packt das Entsetzen.22 Gibt es in Gilead[2] keine Salbe mehr? / Gibt es dort keinen Arzt? / Gibt es keine Heilung für mein Volk? / Weshalb wächst die Wunde nicht zu?23 Wäre mein Kopf ein Gewässer / und meine Augen Tränenquellen, / dann würde ich unsere Toten beweinen Tag und Nacht.