1Lauft um euer Leben, ihr Einwohner Benjamins! Flieht aus Jerusalem! Schlagt Alarm in Tekoa! Richtet in Bet-Kerem ein Zeichen auf! Von Norden zieht Unheil herauf, das dieses Volk zu vernichten droht. (Neh 3,14; Jer 1,14; Jer 4,6)2O Jerusalem[1], du Schöne und Verweichlichte – ich werde dich vernichten!3Feindliche Hirten ziehen gegen dich heran. Sie werden ihre Zelte rings um die Stadt aufschlagen und Jerusalem abweiden, sodass jeder seinen Anteil bekommt. (2Kön 25,1; Jer 4,17; Jer 12,10; Lk 19,43)4Sie rufen: ›Rüstet euch zur Schlacht! Wir wollen noch am Mittag angreifen!‹ – ›Dazu ist es schon zu spät: Der Tag geht zu Ende, die Schatten werden länger.‹ –5›Dann lass uns bei Nacht angreifen und ihre Paläste in Trümmer legen.‹« (Jes 32,14)6So spricht der HERR, der Allmächtige: »Fällt Bäume und macht Sturmböcke daraus. Errichtet Rampen vor den Mauern Jerusalems. Das ist die Stadt, die bestraft werden soll, denn in ihr herrscht nur Unrecht. (5Mo 20,19; Jer 22,17; Jer 32,24)7Sie speit Böses wie ein Springbrunnen. Ihre Rücksichtslosigkeit und ihre Straftaten sind sprichwörtlich. Ständig habe ich ihre Krankheit und ihre Wunden vor Augen. (Jer 20,8; Jer 30,12; Hes 7,11; Jak 3,10)8Lass dich warnen, Jerusalem! Wenn du nicht hörst, werde ich mich von dir losreißen und dich zur Wüste machen, zu einem unbewohnten Land.«9So spricht der HERR, der Allmächtige: »Wie ein Winzer in seinem Weinberg gründliche Nachlese hält, so sollst auch du an dem Rest, der in Israel übrig geblieben ist, gründliche Nachlese halten.« (Jer 8,3; Jer 16,16; Jer 49,9; Ob 1,5)
Israels ständige Auflehnung
10»Zu wem soll ich denn noch reden? Wen soll ich warnen? Wer hört mir denn noch zu, wenn ich rede? Sie haben taube Ohren und können nicht hören. Sie machen das Wort des HERRN lächerlich und gewinnen ihm nichts ab. (Jer 7,26; Jer 20,8; Apg 7,51)11Aber ich bin vom glühenden Zorn des HERRN erfüllt, und ich kann ihn kaum mehr zurückhalten!« »Ja, dein Zorn soll sich über Jerusalem ergießen! Über die Kinder beim Spielen und über die jungen Leute. Die Männer soll er genauso treffen wie die Frauen, ebenso die Alten und Hochbetagten. (Hi 32,18)12Ihre Häuser, Äcker und Frauen sollen von Fremden in Besitz genommen werden. Denn ich werde mit meiner Hand die Strafe an den Bewohnern dieses Landes vollstrecken«, so ist der Ausspruch des HERRN. (5Mo 28,30; Jer 8,10; Jer 15,6)13»Vom Niedrigsten bis zum Höchsten übervorteilen sie einander, um an sich zu reißen, was ihnen nicht gehört. Auch meine Priester und Propheten sind keine Ausnahme! (Jes 56,11; Jes 57,17; Jer 22,17; Mi 3,5)14Sie behandeln die tödlichen Wunden meines Volkes leichtfertig, als wären sie nur oberflächlich: Sie rufen: ›Heil, Heil!‹, wo doch kein Heil ist. (Jer 8,11; Hes 13,10)15Wegen dieser Taten sollten sie sich von Herzen schämen! Aber sie schämen sich nicht im Geringsten – sie werden nicht einmal rot! Doch auch sie werden fallen, wenn alles fällt: Wenn ich über sie zu Gericht sitze, werden sie stürzen«, spricht der HERR. (Jer 3,3; Jer 8,12)
Israel verwirft den Weg des HERRN
16Und deshalb spricht der HERR auch: »Bleibt stehen! Schaut euch um! Erkundigt euch nach den Wegen, auf denen eure Vorfahren gegangen sind, und prüft, was der Weg ist, der mir gefällt! Auf dem sollt ihr gehen. Dann werdet ihr innerlich ruhig werden. Doch ihr entgegnet: ›Nein, auf diesem Weg wollen wir nicht gehen!‹ (Jer 18,15; Jer 31,21; Mal 3,22; Mt 11,29)17Immer wieder habe ich Wächter eingesetzt, die euch ermahnten: ›Hört auf den Klang der Trompete!‹ Doch ihr habt geantwortet: ›Nein, wir wollen uns doch gar nicht warnen lassen!‹ (Jes 21,11; Jes 58,1; Jer 25,4; Hes 3,17)18Deshalb, hört her, ihr Völker: Ihr sollt meine Zeugen sein. Achtet sorgfältig darauf, was mit meinem Volk geschehen wird.19Die ganze Welt soll es hören: Ich werde mein Volk ins Unglück stürzen. Dieses Unglück ist der Lohn für ihre bösen Taten! Sie haben vor meinen Worten die Ohren verstopft und meine Weisungen in den Wind geschlagen.20Welchen Sinn sollte es haben, mir Weihrauch aus Saba zu opfern? Warum mir kostbare Gewürze darbringen? Eure Brandopfer will ich nicht und eure Schlachtopfer widern mich an.« (Ps 40,7; Ps 50,7; Jes 1,11; Jes 60,6; Jes 66,3; Am 5,21)21Deshalb spricht der HERR: »Ich will meinem Volk Steine des Anstoßes in den Weg legen. Väter und Söhne sollen gleichermaßen über sie stolpern, Nachbarn und Freunde gemeinsam umkommen.« (Jes 8,14; Jes 9,14; Jer 9,20; Jer 13,16)
Ein Überfall aus dem Norden
22So spricht der HERR: »Seht, ein großes Volk zieht aus dem Norden heran, und vom äußersten Ende der Erde macht sich ein gewaltiges Heer gegen euch auf. (Jer 1,15; Jer 10,22; Jer 50,41)23Seine Krieger sind bis an die Zähne bewaffnet. Sie sind grausam und kennen kein Erbarmen. Sie sprengen auf ihren Pferden heran, dass es tost wie das Brausen des Meeres. Sie haben sich zum Kampf formiert, um dich zu zerstören, Jerusalem[2].« (Jes 5,30; Jer 4,29; Jer 50,42)24»Ja, wir haben von dem Herannahen des Feindes gehört – und aller Mut ist uns entwichen. Wir sind gepackt von Furcht und winden uns wie eine Frau in den Wehen. (Jes 28,19; Jer 4,19)25›Wagt euch nicht mehr aus der Stadt hinaus! Nur weg von der Straße! Überall lauert der Feind, bereit zuzuschlagen!‹ Wo wir uns auch hinwenden, erwarten uns Angst und Schrecken.«26»Nun, mein Volk, kleide dich in Sack und Asche. Trauere und weine bitterlich, genauso, als wäre dein einziger Sohn gestorben. Denn ein feindliches Heer wird plötzlich über dich kommen und alles verwüsten. (Jer 4,8; Jer 25,34; Am 8,10; Mi 1,10; Sach 12,10)27Jeremia, ich habe dich zum Prüfer für mein Volk berufen. Prüfe mein Volk, wie man Metalle prüft, damit du ihren Lebenswandel erkennen und beurteilen kannst. (Jer 1,18; Jer 15,20)28Sie sind allesamt widerspenstige Rebellen, voller Lüge und Verleumdung. Sie sind wie Erz und Bronze – unedle Metalle. (Hes 22,18)29Obwohl der Blasebalg schnaubte, ist aus dem Feuer nur Blei geflossen. Alles Schmelzen war vergeblich, die Schlacken ließen sich nicht vom Silber trennen.30Sie sind wertloses Erz, weil ich, der HERR, sie verworfen habe.« (Ps 119,119; Jes 1,22)
1Flieht, ihr Leute von Benjamin, / flieht aus Jerusalem! / Blast das Horn in Tekoa,[1] / gebt Rauchzeichen über Bet-Kerem![2] / Von Norden droht Unheil, / gewaltiger Zusammenbruch.2Die verwöhnte Schöne, / die Stadt, die „Tochter Zion“ heißt, / vernichte ich.3Hirten mit Herden kommen über sie / und weiden sie ab, / jeder seinen Bereich. / Ihre Zelte stehen ringsherum.4„Auf, zum Kampf gegen die Stadt! / Noch am Mittag schlagen wir los!“ – „Zu spät, die Zeit reicht nicht aus, / es wird ja schon dunkel!“5„Los! Greifen wir an in der Nacht, / zerstören wir ihre Paläste!“6Denn so sprach Jahwe, der allmächtige Gott: / „Fällt Bäume und baut damit die Rampe gegen Jerusalem! / Das ist die Stadt, die Strafe verdient, / denn sie ist voll mit Bedrückung.7Wie ein Brunnen Wasser sprudelt, / so sprudelt sie die Bosheit aus. / Man hört von Raub und Gewalt, / man sieht nur Weh und Wunden!8Lass dich warnen, Jerusalem, / sonst trenne ich mich von dir / und mache dich zur Wüste, / einem unbewohnten Land!“9So spricht Jahwe, / der allmächtige Gott: / „Wie am Weinstock wird man Nachlese halten / an dem, was von Israel übrig bleibt. / Man legt noch einmal Hand an, / wie ein Winzer, der die Reben durchgeht!“10„Ach, mit wem soll ich noch reden, / wen noch warnen, dass sie hören? / Ihr Ohr ist verschlossen, / sie können nicht hören. / Das Wort Jahwes empfinden sie als Hohn, / sie wollen es nicht haben.11Auch ich bin nun von Jahwes Glut erfüllt / und halte sie nicht mehr zurück.“ – „Sie kommt auf das Kind, das auf der Straße spielt, / und auf die Runde der jungen Männer. / Getroffen werden Mann und Frau, / alte Menschen, Hochbetagte.12Ihre Häuser nehmen andere in Besitz, / ihre Felder und Frauen dazu, / denn ich erhebe meine Hand / gegen die Bewohner des Landes“, / spricht Jahwe.13„Denn vom Kleinsten bis zum Größten / raffen alle Raub. / Vom Propheten bis zum Priester / begehen alle Betrug.14Die schwere Wunde meines Volkes / behandeln sie nur äußerlich. / 'Heile, heile, Segen', sagen sie, / aber nichts und niemand ist heil.“15„Schämen müssten sie sich wegen ihres schändlichen Treibens. Aber sie denken gar nicht daran. Sie kennen keine Scham. Deshalb werden sie fallen, wenn alles fällt. Und wenn ich komme, um sie zur Rechenschaft zu ziehen, werden sie stürzen“, spricht Jahwe.16So spricht Jahwe: / „Stellt euch an die Wege und schaut, / fragt nach den ewigen Pfaden: / 'Wo ist hier der Weg zum Glück?' / Dann geht ihn und findet Erfüllung!“
„Aber sie sagen: 'Wir wollen nicht!'17Ich habe Wächter für euch bestellt. Achtet auf den Hall ihres Horns! Aber sie sagen nur: 'Das tun wir nicht!'18Darum hört zu, ihr versammelten Völker, was jetzt mit ihnen geschieht!19Die ganze Welt soll es hören: Ja, ich bringe Unheil über dieses Volk. Es ist die Folge ihres Denkens, denn sie haben nicht auf meine Worte gehört. Mein Gesetz haben sie abgelehnt.“20„Was soll ich mit dem Weihrauch aus Saba, / feinen Gewürzen aus fernem Land? / Eure Brandopfer[3] gefallen mir nicht, / eure Freudenopfer[4] sind mir nicht angenehm!“21„Darum“, spricht Jahwe, „passt auf! Ich lege diesem Volk jetzt Hindernisse in den Weg, damit Väter und Söhne zusammen darüber stürzen. Nachbar und Freund gehen zugrunde.“22So spricht Jahwe: / „Seht, da kommt ein Volk / aus seinem Land im Norden, / eine große Nation macht sich auf / vom äußersten Ende der Erde.23Sie kommen mit Bogen und Wurfspieß, / sind grausam und ohne Erbarmen. / Ihr Lärm ist wie das tosende Meer. / Auf Pferden reiten sie heran, / gerüstet wie ein Mann zum Krieg. / Tochter Zion, es geht gegen dich.“24„Wir haben von ihnen gehört, / unsere Arme sind niedergesunken, / die Angst hat uns gepackt / wie die Wehen eine Frau.25Geht ja nicht aufs Feld! / Nur weg von der Straße! / Der Feind hat ein Schwert!' / Schrecken lauern überall.“26Tochter meines Volkes, / leg den Trauersack an, / wälz dich in der Asche, / trauere wie um den einzigen Sohn! / Stimm die Totenklage an, / denn der Verwüster wird plötzlich über uns sein.27„Zum Prüfer meines Volkes / habe ich dich eingesetzt. / Du sollst sein Verhalten prüfen, / wie man Metalle erkennt und prüft.28Sie alle sind schlimmste Rebellen, / sie laufen als Verleumder herum, / hart wie Bronze und Eisen, / alle zusammen Verbrecher.29Der Blasebalg ist vom Feuer versengt, / was herauskam war Blei. / Umsonst hat man geschmolzen, / das Böse schied sich nicht aus.30Wertloses Silber nennt man sie nun, / denn Jahwe hat sie verworfen.“