Daniel 7

Neues Leben. Die Bibel

von SCM Verlag
1 Im ersten Jahr der Herrschaft des babylonischen Königs Belsazar[1] hatte Daniel, als er auf seinem Bett lag, einen Traum mit mehreren Visionen. Er schrieb diesen Traum auf und beschrieb in seinem Bericht das Wesentliche dessen, was er gesehen hatte: (Hi 33,14; Jer 36,4; Joe 3,1)2 »In meiner nächtlichen Vision sah ich, Daniel, wie aus allen vier Himmelsrichtungen starke Winde kamen und die Oberfläche des großen Meeres aufwühlten. (Offb 7,1)3 Dann stiegen vier riesige Tiere aus dem Wasser, und sie waren alle verschieden. (Offb 13,1)4 Das erste Tier sah aus wie ein Löwe, allerdings besaß es die Flügel eines Adlers. Während ich es betrachtete, wurden ihm die Flügel ausgerissen; es wurde emporgehoben von der Erde und wie ein Mensch auf seine Füße gestellt. Dann wurde ihm das Herz eines Menschen gegeben.5 Dann kam ein zweites Tier; es sah aus wie ein Bär. Es richtete sich auf einer Seite auf und hielt in seinem Maul zwischen seinen Zähnen drei Rippen. Und es wurde ihm befohlen: ›Auf! Friss dich mit Fleisch voll!‹6 Danach sah ich wieder ein anderes Tier; es glich einem Leoparden, hatte aber vier Flügel auf dem Rücken, wie die eines Vogels, und vier Köpfe. Dieses Tier bekam große Herrschaftsgewalt.7 Zuletzt erblickte ich in meiner nächtlichen Vision das vierte Tier. Es war grauenvoll anzusehen, Schrecken erregend und außergewöhnlich stark. Mit seinen großen Zähnen aus Eisen verschlang und zermalmte es alles und was noch übrig blieb, zertrampelte es mit den Füßen. Es unterschied sich völlig von den ersten drei Tieren und es hatte zehn Hörner. (Offb 12,3; Offb 13,1)8 Während ich noch überlegte, was diese Hörner bedeuten könnten, wuchs plötzlich ein neues, kleines Horn zwischen ihnen und riss dabei drei andere Hörner heraus, die zuvor da gewesen waren. Auf dem Horn waren Augen wie die eines Menschen und ein Maul, das prahlerische Reden führte.9 Dann sah ich, wie Thronsessel aufgebaut wurden. Da hinein setzte sich ein sehr alter Mann, um Gericht zu halten. Seine Kleidung war weiß wie Schnee, sein Haar so hell wie die weißeste Wolle. Sein Thron bestand aus Flammen und stand auf Rädern aus loderndem Feuer, (Hes 1,13; Hes 10,2; Mk 9,3; Offb 1,14)10 und ein Feuerstrom ging von ihm aus. Millionen Engel dienten ihm, hundert Millionen erwarteten seine Befehle. Die Gerichtssitzung wurde eröffnet und Bücher wurden aufgeschlagen. (Ps 50,3; Ps 97,3; Jes 30,27; Dan 7,22; Dan 12,1; Offb 5,11; Offb 20,11)11 Dann lenkte der Lärm der großen Sprüche des kleinen Horns meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich sah so lange hin, bis das vierte Tier getötet und ins Feuer geworfen wurde. (Offb 19,20; Offb 20,10)12 Auch die anderen Tiere verloren ihre Herrschermacht, nachdem die ihnen zugewiesene Lebenszeit vergangen war.13 Dann sah ich in meinen nächtlichen Visionen jemanden, der kam mit den Wolken des Himmels und sah aus wie eines Menschen Sohn. Er gelangte zu dem alten Mann und wurde vor ihn geführt. (Mt 26,64; Mk 13,26; Lk 21,27; Offb 1,13; Offb 14,14)14 Und ihm wurden Herrschermacht, Ehre und das Königreich verliehen. Alle Völker, Nationen und Sprachen gaben ihm die Ehre und dienten ihm. Seine Herrschaft ist eine ewige Herrschaft, die niemals vergehen wird. Sein Reich wird niemals zerstört werden. (Ps 2,6; Ps 72,17; Ps 102,23; Dan 7,27; Eph 1,20; Hebr 12,28; Offb 1,6)15 Ich, Daniel, war in meinem tiefsten Innern sehr traurig und erschrocken über die Vision, die ich gesehen hatte.16 Deshalb trat ich zu einem der Diener am Thron und bat ihn, mir zu erklären, was es mit all dem auf sich hatte. Er gab mir folgende Antwort, um mir die Deutung der Vision verständlich zu machen: (Dan 8,13; Dan 10,5; Sach 1,8; Offb 5,5; Offb 7,13)17 »Die vier riesigen Tiere stehen für vier Könige, die sich auf der Erde erheben werden.18 Das Königreich jedoch wird durch das heilige Volk des Höchsten empfangen, und sie werden es für alle Zeiten besitzen – ja, bis in die Ewigkeit der Ewigkeiten.« (Jes 60,12; Dan 7,22; Offb 2,26; Offb 20,4)19 Daraufhin bat ich ihn, mir Näheres über das vierte Tier zu sagen, das sich so grundsätzlich von den anderen allen unterschied: Das so Furcht einflößend war mit seinen Zähnen aus Eisen und den Klauen aus Bronze, das alles fraß und zermalmte und was übrig blieb mit den Füßen zertrampelte.20 Ich fragte auch nach der Bedeutung der zehn Hörner auf dem Kopf des vierten Tieres und was es mit dem kleinen Horn auf sich hatte. Es war ja später erschienen und daraufhin waren drei andere Hörner abgefallen. Das war das Horn mit den Augen eines Menschen und dem Mund, der so prahlerische Reden von sich gegeben hatte, und das im Vergleich zu den anderen besonders hervorstach.21 Ich sah, dass es so lange siegreiche Angriffe gegen das heilige Volk führte, (Offb 13,7)22 bis der alte Mann kam und dem heiligen Volk des Höchsten Gerechtigkeit verschaffte. Denn nun war die Zeit gekommen, dass die Heiligen die Herrschaft ausübten. (Dan 7,10; 1Kor 6,2)23 Da erklärte er mir: »Dieses vierte Tier verdeutlicht eine vierte Weltmacht. Diese wird ganz anders sein als alle bisherigen Königreiche. Sie wird die ganze Welt verschlingen, zertrampeln und zermalmen.24 Seine zehn Hörner sind zehn Könige, die aus diesem Reich hervorgehen werden. Dann wird allerdings ein anderer König an die Macht kommen. Dieser wird völlig anders sein als die anderen zehn Könige, und er wird drei von ihnen stürzen. (Offb 17,12)25 Er wird überhebliche Reden gegen den Höchsten führen und das heilige Volk des Höchsten vernichten. Er wird alles daransetzen, ihre Festzeiten abzuschaffen und das Gesetz zu ändern, und sie werden ihm für eine Zeit und danach für zwei Zeiten und eine halbe ausgeliefert sein. (Dan 3,32; Dan 11,36; Dan 12,7; Offb 12,14; Offb 13,6; Offb 18,24)26 Dann aber tagt das Gericht: Die Macht wird diesem König weggerissen werden, um ihn für alle Zeiten zu vernichten und zu beseitigen. (Offb 17,14; Offb 19,2)27 Danach werden Reich, Herrschaft und Machtfülle aller Königreiche unter dem Himmel dem heiligen Volk des Höchsten übergeben werden. Das Reich des Höchsten bleibt für alle Zeiten bestehen und alle Mächte werden ihn ehren und ihm gehorchen.« (Ps 2,6; Ps 22,28; Ps 86,9; Ps 145,13; Jes 60,12; Dan 2,44; Dan 4,31; Dan 7,14; Lk 1,33; Offb 11,1; Offb 20,4)28 Hier endet mein Bericht. Ich, Daniel, war zutiefst erschrocken von meinen Gedanken und wurde kreidebleich. Aber ich behielt diese Bilder in meinem Herzen.

Daniel 7

Neue evangelistische Übersetzung

von Karl-Heinz Vanheiden
1 Im ersten Regierungsjahr[1] des Königs Belschazzar von Babylon hatte Daniel im Traum eine Vision. Als er auf dem Bett lag, gingen Bilder durch seinen Kopf. Er schrieb auf, was er gesehen hatte.2 Hier ist sein Bericht: Ich sah in meiner nächtlichen Vision, wie aus allen vier Himmelsrichtungen Stürme kamen, die das große Meer aufwühlten.3 Vier große Tiere stiegen aus dem Meer; jedes hatte eine andere Gestalt.4 Das erste sah aus wie ein Löwe, hatte aber Flügel wie Adler. Während ich es betrachtete, wurden ihm die Flügel ausgerissen; es wurde aufgerichtet und wie ein Mensch auf zwei Füße gestellt. Es bekam auch das Herz eines Menschen.5 Das zweite Tier sah aus wie ein Bär. Es hatte sich auf einer Seite aufgerichtet und hielt drei Rippen zwischen seinen Zähnen. Man rief ihm zu: „Steh auf und friss dich voll mit Fleisch!“6 Danach sah ich ein Tier, das wie ein Leopard aussah. Doch es hatte vier Flügel an seinen Seiten und auch vier Köpfe. Ihm wurde eine große Macht anvertraut.7 Danach erblickte ich in meiner Vision ein viertes Tier, das grauenerregend anzusehen war. Es war außergewöhnlich stark und hatte große eiserne Zähne. Es fraß und zermalmte und zertrat den Rest mit den Füßen. Es unterschied sich völlig von den anderen Tieren und hatte auch zehn Hörner.8 Als ich die Hörner beobachtete, wuchs auf einmal ein kleines Horn zwischen ihnen hoch. Seinetwegen wurden drei andere Hörner herausgerissen. Dann sah ich plötzlich Menschenaugen an diesem Horn und ein Maul, das große Reden schwang.9 Ich sah immer noch hin, bis Throne aufgestellt wurden und einer, der uralt war, sich setzte. Sein Gewand war weiß wie Schnee und sein Haar so hell wie reine Wolle. Sein Thron bestand aus Flammen und feurigen Rädern.10 Ein ganzer Feuerstrom flutete aus ihm. Tausende und Abertausende standen zu seinem Dienst bereit, und eine unzählbare Menge hatte sich vor ihm versammelt. Das Gericht setzte sich, und Bücher wurden aufgeschlagen.11 Ich schaute wieder auf das Horn, das so prahlerisch dahergeredet hatte, und sah, wie das ganze Tier getötet und sein Körper in die lodernde Glut geworfen und vernichtet wurde.12 Den übrigen Tieren wurde die Herrschaft genommen, doch ließ man jedes bis zu einer bestimmten Frist am Leben.13 Immer noch sah ich die nächtlichen Bilder: Da kam mit den Wolken des Himmels einer, der aussah wie der Sohn eines Menschen.[2] Man führte ihn zu dem, der uralt war, (Mt 24,30; Mk 13,26; Lk 5,24; Lk 21,27)14 und verlieh ihm Macht und Ehre und übergab ihm die Herrschaft. Die Menschen aller Völker, Nationen und Sprachen dienten ihm. Seine Herrschaft ist ewig, sie wird nicht vergehen, sein Reich wird niemals zerstört.15 Ich, Daniel, litt unter dem, was ich sah, und die Bilder, die mir durch den Kopf gingen, erschreckten mich.16 Da wandte ich mich an einen von denen, die ‹vor Gott› standen, und bat ihn, mir genau zu erklären, was das alles bedeute. Er sagte:17 „Diese großen Tiere, vier an der Zahl, versinnbildlichen vier Herrscher, die nacheinander auftreten werden.18 Doch empfangen werden das Reich die Heiligen des Höchsten,[3] und sie werden es für immer und in alle Ewigkeit besitzen.“19 Dann wollte ich Genaueres über das vierte Tier wissen, das sich so sehr von allen anderen unterschied – diese schreckliche Bestie mit Zähnen aus Eisen und Krallen aus Bronze –, das fraß und zermalmte und den Rest mit den Füßen zertrat.20 Auch über die zehn Hörner auf seinem Kopf wollte ich mehr erfahren und besonders über das, das zuletzt hervorbrach und drei andere verdrängt hatte, das Augen hatte und einen Mund, der großmäulige Reden schwang, und das größer aussah als die übrigen Hörner.21 Ich hatte gesehen, wie dieses Horn gegen die Heiligen Krieg führte und sie besiegte.22 Aber dann griff der Uralte ein und übertrug den Heiligen des Höchsten das Gericht. Die Zeit war gekommen, dass die Heiligen das Reich in Besitz nahmen.23 Auf meine Frage antwortete er: „Das vierte Tier bedeutet: Ein viertes Reich[4] wird auf der Erde entstehen, das sich von allen früheren unterscheidet. Es wird die Völker der Erde fressen, sie zertreten und zermalmen.24 Die zehn Hörner bedeuten, dass zehn Könige in diesem Reich regieren werden. Aber dann kommt ein König an die Macht, der ganz anders ist als seine Vorgänger. Er wird drei Könige stürzen25 und es sich erlauben, Worte gegen den Höchsten zu richten. Er wird die Heiligen des Höchsten aufreiben und versuchen, Zeiten und Gesetz zu ändern. Die Heiligen werden für eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit[5] in seiner Gewalt sein.26 Dann aber tritt das Gericht zusammen. Es nimmt ihm seine Macht und zerstört sie bis zum letzten Rest.27 Das Reich und die Herrschaft und die Macht und Größe aller anderen Reiche zusammen werden dann dem Volk der Heiligen des Höchsten gegeben. Sein Reich ist ein ewiges Reich und alle Mächte werden ihm dienen und gehorchen.“28 Hier endet mein Bericht.[6] Mich, Daniel, schreckten meine Gedanken sehr, und alle Farbe wich aus meinem Gesicht. Doch ich behielt die Sache in meinem Herzen.