1Doch die schreckliche Hungersnot im Land ließ nicht nach. (1Mo 41,56)2Als das Getreide, das sie aus Ägypten geholt hatten, aufgebraucht war, sagte Jakob[1] zu seinen Söhnen: »Geht noch einmal nach Ägypten und kauft uns ein wenig Nahrung.« (1Mo 42,25)3Aber Juda wandte ein: »Der Mann hat uns ausdrücklich gewarnt: ›Kommt nicht mehr ohne euren Bruder zu mir.‹ (1Mo 42,15; 1Mo 44,23)4Wenn du ihn mit uns gehen lässt, werden wir nach Ägypten ziehen und Getreide kaufen.5Wenn du Benjamin jedoch nicht gehen lässt, werden wir auch nicht gehen. Denn der Mann hat gesagt: ›Ohne euren Bruder dürft ihr mir nicht mehr unter die Augen treten.‹«6»Warum habt ihr ihm überhaupt erzählt, dass ihr noch einen Bruder habt?«, fragte Jakob. »Warum musstet ihr mir das antun?«7»Der Mann hat sich genau nach unserer Familie erkundigt«, antworteten sie. »Er wollte wissen, ob unser Vater noch am Leben sei, und fragte uns, ob wir noch einen Bruder hätten. Deshalb erzählten wir es ihm. Woher hätten wir wissen sollen, dass er sagen würde: ›Bringt euren Bruder her‹?« (1Mo 42,13; 1Mo 43,27)8Juda sagte zu seinem Vater: »Gib mir den Jungen mit, damit wir aufbrechen können und am Leben bleiben. Andernfalls werden wir alle verhungern – und nicht nur wir, sondern auch du und unsere Kinder. (1Mo 42,2)9Ich werde persönlich für ihn bürgen, von mir sollst du ihn zurückfordern. Wenn ich ihn dir nicht gesund zurückbringe, will ich mein Leben lang die Schuld dafür tragen. (1Mo 42,37; Phlm 1,18)10Wir könnten schon zweimal wieder hier sein, wenn wir nicht so lange gezögert hätten.«11Da sagte ihr Vater Jakob zu ihnen: »Wenn es nun nicht anders geht, dann tut Folgendes: Bringt dem Mann die besten Erzeugnisse unseres Landes als Geschenke: kostbare Harze[2], Honig, Pistazien und Mandeln. (1Mo 32,14; 1Mo 37,25)12Nehmt doppelt so viel Geld mit und zahlt das Geld zurück, das ihr in euren Säcken gefunden habt. Vielleicht war es ja ein Versehen. (1Mo 42,25)13Dann nehmt euren Bruder und geht wieder zu dem Mann. (1Mo 43,3)14Der allmächtige Gott schenke, dass der ägyptische Herrscher Erbarmen mit euch hat und Simeon freigibt und auch Benjamin zurückkehren lässt. Und wenn ich euch auch noch verlieren muss, dann soll es wohl so sein.« (1Mo 42,24; Ps 106,46)15Die Brüder nahmen die Geschenke und doppelt so viel Geld mit und reisten mit Benjamin nach Ägypten. Dort traten sie vor Josef.16Als Josef sah, dass Benjamin bei ihnen war, wies er seinen Hausverwalter an: »Diese Männer sollen heute mit mir zu Mittag essen. Führe sie in meinen Palast, schlachte Tiere und bereite ein großes Festmahl vor.« (1Mo 44,1)17Der Mann tat, wie Josef ihm aufgetragen hatte und führte sie in Josefs Palast.18Sie erschraken, weil sie in Josefs Palast gebracht wurden, und sagten zueinander: »Das geschieht sicher wegen des Geldes, das beim letzten Mal wieder in unsere Säcke geraten ist. Jetzt wird man uns verhaften, unsere Esel wegnehmen und uns versklaven.« (1Mo 42,28)
Ein Fest in Josefs Palast
19Als die Brüder ans Palasttor kamen, wandten sie sich an den Hausverwalter.20Sie sagten zu ihm: »Herr, wir waren schon einmal hier und kauften Getreide.21Als wir auf dem Heimweg in die Herberge kamen und unsere Säcke öffneten, fanden wir darin das gesamte Geld, mit dem wir das Getreide bezahlt hatten. Wir haben es wieder mitgebracht. (1Mo 42,25; 1Mo 43,12)22Wir haben noch mehr Geld dabei, um neues Getreide zu kaufen. Es ist uns ein Rätsel, wer das Geld in unsere Säcke gelegt hat.« (1Mo 42,28)23»Beruhigt euch und macht euch deswegen keine Sorgen«, sagte der Hausverwalter. »Euer Gott, der Gott eures Vaters, muss es dort hineingelegt haben. Ich habe euer Geld bekommen.« Dann ließ er Simeon frei und brachte ihn zu ihnen. (1Mo 42,24)24Danach führte er die Brüder in Josefs Palast und gab ihnen Wasser, damit sie sich die Füße waschen konnten, und fütterte ihre Esel. (1Mo 18,4; 1Mo 24,32)25Sie erfuhren, dass sie dort mit Josef zu Mittag essen würden. Deshalb hielten sie ihre Geschenke für ihn bereit.26Als Josef in den Palast kam, überreichten sie ihm ihre Geschenke und verneigten sich tief vor ihm.27Er erkundigte sich nach ihrem Ergehen. Dann fragte er: »Wie geht es eurem alten Vater, von dem ihr mir erzählt habt? Lebt er noch?« (1Mo 43,7; 1Mo 45,3)28»Ja, unser Vater, Ihr Diener, lebt noch«, antworteten sie, »und es geht ihm gut.« Und sie knieten sich nieder und verneigten sich vor ihm. (2Mo 18,7)29Josef sah seinen Bruder Benjamin, den Sohn seiner Mutter, an und fragte: »Ist dies euer jüngster Bruder, von dem ihr mir erzählt habt? Gott überschütte dich mit seiner Gnade, mein Sohn.« (4Mo 6,25; Ps 67,2)30Dann verließ er schnell den Raum, weil die Zuneigung zu seinem Bruder ihn überwältigte und er weinen musste. Er lief in sein Privatzimmer und weinte dort. (1Mo 42,24; 1Mo 45,2; 1Mo 46,29)31Danach wusch er sich das Gesicht und kam wieder zurück; und er beherrschte sich sehr. »Tragt das Essen auf!«, befahl er seinen Bediensteten. (1Mo 45,1)32Josef aß allein an einem Tisch, seine Brüder aßen an einem anderen Tisch, während die Ägypter an einem dritten saßen. Denn die Ägypter dürfen nicht zusammen mit den Hebräern essen, weil sie sich dadurch verunreinigen würden. (1Mo 46,34; 2Mo 8,22)33Josef wies jedem seiner Brüder einen Platz zu. Und zu ihrer großen Überraschung setzte er sie nach ihrem Alter geordnet, vom Ältesten bis zum Jüngsten. (1Mo 44,12)34Ihr Essen wurde ihnen von Josefs Tafel serviert. Für Benjamin ließ Josef das meiste auftragen – fünfmal so viel wie für seine Brüder. Und sie tranken und feierten in ausgelassener Stimmung.
1Der Hunger lastete schwer auf dem Land.2Das Getreide, das sie aus Ägypten geholt hatten, war inzwischen völlig aufgezehrt. Da sagte ihr Vater zu ihnen: „Geht noch einmal hin und kauft uns etwas zu essen!“3Juda entgegnete: „Der Mann hat uns ernstlich verwarnt und gesagt: 'Kommt mir nicht unter die Augen ohne euren Bruder!'4Wenn du unseren Bruder mitgehen lässt, ziehen wir hin und kaufen Nahrung für dich;5wenn nicht, bleiben wir hier, denn der Mann hat gesagt: 'Kommt mir nicht unter die Augen ohne euren Bruder!'“6Da sagte Israel: „Warum habt ihr mir das Leid angetan und ihm verraten, dass ihr noch einen Bruder habt?“7Sie erwiderten: „Der Mann erkundigte sich genau nach uns und unserer Familie. 'Lebt euer Vater noch?', wollte er wissen. 'Habt ihr noch einen Bruder?' Da haben wir ihm gesagt, wie es sich verhält. Wir konnten doch nicht ahnen, dass er sagen würde: 'Bringt euren Bruder her!'“8Da sagte Juda zu seinem Vater Israel: „Schick den Jungen mit mir, damit wir aufbrechen können und nicht alle sterben müssen, wir und du und unsere Kinder.9Ich selbst will Bürge für ihn sein. Von mir sollst du ihn zurückfordern. Mein Leben lang will ich vor dir schuldig sein, wenn ich ihn nicht lebend zu dir zurückbringe!10Hätten wir nicht so lange gezögert, wären wir schon zweimal wieder da.“11Da sagte Israel, ihr Vater, zu ihnen: „Wenn es also sein muss, nehmt ihn mit. Aber nehmt dem Mann ein Geschenk vom Besten unseres Landes mit: ein wenig Mastix, Tragakant und Ladanum,[1] ein wenig Traubenhonig,[2] Pistazien und Mandeln! (1Mo 37,25)12Nehmt auch den doppelten Geldbetrag mit und bringt das Geld, das sich oben in euren Säcken fand, eigenhändig zurück. Vielleicht war es ein Versehen.13Und dann nehmt euren Bruder mit und kehrt zu dem Mann zurück!14El-Schaddai, der allmächtige Gott, lasse euch Erbarmen finden bei dem Mann, dass er euren anderen Bruder und Benjamin wieder mit euch heimkehren lässt. Und ich – wenn ich kinderlos sein soll, muss ich eben kinderlos sein.“
Zweite Reise nach Ägypten
15Dann packten die Männer das doppelte Geld und die Geschenke ein und reisten mit Benjamin nach Ägypten. So kamen sie zu Josef.16Als Josef Benjamin bei ihnen sah, sagte er zu seinem Hausverwalter: „Lass die Männer ins Haus kommen, lass schlachten und zurichten, denn sie sollen bei mir zu Mittag essen!“17Der gehorchte und führte die Männer zum Haus Josefs.18Als sie merkten, dass sie dorthin geführt wurden, bekamen sie Angst und sagten zueinander: „Das ist wegen des Geldes, das wieder in unsere Säcke geraten ist. Sie werden über uns herfallen, uns die Esel wegnehmen und uns zu Sklaven machen.“19Darum wandten sie sich an den Verwalter Josefs und sprachen ihn noch vor dem Tor an.20„Bitte Herr“, sagten sie zu ihm, „wir sind das vorige Mal wirklich nur hergekommen, um Getreide zu kaufen.21Als wir dann aber in die Herberge kamen und unsere Säcke öffneten, fanden wir das ganze Geld, das wir bezahlt hatten, oben im Sack liegen. Darum haben wir es wieder mitgebracht22und dazu neues Geld, um Nahrungsmittel zu kaufen. Wir wissen nicht, wer uns das Geld wieder in die Säcke gelegt hat.“23Doch er sagte: „Friede sei mit euch! Habt keine Angst! Euer Gott, der Gott eures Vaters, hat euch einen Schatz in eure Säcke gegeben! Euer Geld habe ich erhalten.“ Dann brachte er Simeon zu ihnen24und führte sie alle miteinander in Josefs Haus. Er ließ ihnen Wasser bringen, damit sie ihre Füße waschen konnten, und ihren Eseln ließ er Futter geben.25Sie legten inzwischen die Geschenke zurecht, bis Josef am Mittag käme, denn sie hatten gehört, dass sie dort essen sollten.26Als Josef nach Hause kam, brachten sie ihm die Geschenke und warfen sich vor ihm auf den Boden.27Josef erkundigte sich nach ihrem Wohlergehen und fragte dann: „Geht es eurem alten Vater wohl, von dem ihr gesprochen habt? Lebt er noch?“28Sie sagten: „Es geht deinem Diener, unserem Vater, gut. Ja, er lebt noch.“ Und noch einmal warfen sie sich vor ihm nieder.29Da erblickte er seinen Bruder Benjamin, den Sohn seiner eigenen Mutter. „Ist das euer jüngster Bruder, von dem ihr gesprochen habt?“, fragte er und sagte: „Gott segne dich, mein Sohn!“30Dann lief er schnell hinaus, denn beim Anblick seines Bruders wurde er sehr bewegt und war nahe daran zu weinen. Er ging in sein Privatzimmer und weinte dort.31Dann wusch er sich das Gesicht und kam zurück. Er nahm sich zusammen und befahl: „Tragt das Essen auf!“32Man trug das Essen auf, getrennt für ihn, für sie und für die anwesenden Ägypter. Ägypter essen nicht an einem Tisch mit Hebräern, denn das gilt ihnen als Gräuel.33Die Brüder kamen vor Josef zu sitzen, genau nach ihrem Alter geordnet. Da sahen sie sich staunend an.34Josef ließ ihnen von den Gerichten servieren, die auf seinem eigenen Tisch aufgetragen wurden. Die Portion Benjamins war fünfmal größer als die der anderen. Sie tranken mit ihm, bis sie in ausgelassener Stimmung waren.