1Jakob[1] ließ sich im Land Kanaan, in dem schon sein Vater gelebt hatte, nieder. (1Mo 17,8; 1Mo 28,4)2Dies ist die Geschichte von Jakob und seiner Familie. Josef war 17 Jahre alt. Er hütete häufig gemeinsam mit seinen Halbbrüdern, den Söhnen von Bilha und Silpa, die väterlichen Schaf- und Ziegenherden. Doch Josef hinterbrachte es seinem Vater, wenn sie etwas Schlechtes taten. (1Mo 35,22; 1Mo 41,46)3Jakob liebte Josef mehr als seine anderen Söhne, weil er ihm erst im Alter geboren worden war. Deshalb ließ er Josef eines Tages ein prächtiges Gewand machen. (1Mo 37,23; 1Mo 44,20)4Seine Brüder hassten Josef, weil sie merkten, dass ihr Vater ihn lieber hatte als sie, und redeten kein freundliches Wort mehr mit ihm. (1Mo 27,41)5Eines Nachts hatte Josef einen Traum, den er seinen Brüdern erzählte. Da hassten sie ihn noch mehr. (1Mo 28,12; 4Mo 12,6; Dan 2,1)6»Hört, was ich geträumt habe«, begann er.7»Wir waren draußen auf dem Feld und banden das Getreide in Garben zusammen. Meine Garbe stellte sich auf und blieb stehen. Eure Garben scharten sich um sie und verneigten sich vor ihr!« (1Mo 42,6; 1Mo 43,26)8»Du willst also König werden und über uns herrschen?!«, verhöhnten ihn seine Brüder. Und sie hassten ihn noch mehr wegen seines Traumes und dem, was er gesagt hatte. (5Mo 33,16)9Später hatte Josef noch einen Traum. Auch diesen erzählte er seinen Brüdern. »Ich träumte«, sagte er, »die Sonne, der Mond und elf Sterne verneigten sich vor mir!«10Diesen Traum erzählte er nicht nur seinen Brüdern, sondern auch seinem Vater, und dieser wies ihn deswegen zurecht. »Was für einen Traum hast du da gehabt?«, fragte er. »Sollen deine Mutter, deine Brüder und ich uns etwa vor dir verneigen?« (1Mo 27,29)11Josefs Brüder waren eifersüchtig auf Josef. Aber sein Vater dachte über den Traum nach. (Lk 2,19; Apg 7,9)12Eines Tages, als Josefs Brüder fort waren, um die Herden ihres Vaters in der Nähe von Sichem zu weiden,13sagte Jakob zu Josef: »Deine Brüder sind mit den Herden in der Nähe von Sichem. Ich werde dich zu ihnen schicken.« »In Ordnung«, antwortete Josef. (1Mo 33,19)14»Geh und sieh nach, wie es deinen Brüdern und den Tieren geht«, sagte Jakob. »Dann komm zurück und berichte es mir.« So schickte Jakob ihn aus dem Hebrontal nach Sichem. (1Mo 35,27)15Als Josef dort auf den Feldern umherirrte, traf er einen Mann. »Was suchst du?«, fragte dieser ihn.16»Ich suche meine Brüder und ihre Herden«, antwortete Josef. »Kannst du mir sagen, wo sie sind?«17»Ja«, sagte der Mann, »aber sie sind weitergezogen. Ich habe gehört, wie deine Brüder sagten, dass sie nach Dotan ziehen wollten.« Josef folgte seinen Brüdern nach Dotan und fand sie dort. (2Kön 6,13)
Josef wird als Sklave verkauft
18Josefs Brüder sahen Josef bereits von Weitem kommen. Noch bevor er bei ihnen war, fassten sie den Entschluss ihn umzubringen.19»Da kommt ja der Träumer!«, sagten sie zueinander.20»Los, wir töten ihn und werfen ihn dann in eine der Zisternen. Anschließend erzählen wir, ein wildes Tier habe ihn gefressen. Dann werden wir ja sehen, was aus all seinen Träumen wird!« (1Mo 37,33)21Als Ruben das hörte, wollte er Josef helfen. »Lasst ihn am Leben«, sagte er. (1Mo 42,22)22»Vergießt kein Blut! Werft ihn stattdessen lebendig in diese Zisterne hier in der Wüste. Aber tut ihm nichts an.« Insgeheim jedoch plante Ruben, Josef zu retten und ihn zu seinem Vater zurückzubringen. (1Mo 37,29)23Als Josef bei ihnen ankam, zogen sie ihm sein schönes Gewand aus (1Mo 37,3)24und warfen ihn in die Zisterne. Es war kein Wasser in der Zisterne. (Jer 38,6; Jer 41,7)25Dann setzten sie sich zum Essen. Auf einmal entdeckten sie eine Karawane, die von Gilead her auf sie zukam. Es war eine Gruppe ismaelitischer Händler, die Tragakant[2], Balsamharz und Ladanharz nach Ägypten brachte. (1Mo 31,21; 1Mo 37,28; Jer 8,22; Jer 46,11)26Da sagte Juda zu den anderen: »Was haben wir davon, wenn wir unseren Bruder töten und die Tat vertuschen?27Lasst uns Josef an diese ismaelitischen Händler verkaufen. Wir wollen uns nicht an ihm vergreifen, schließlich ist er unser Bruder, unser eigen Fleisch und Blut!« Seine Brüder waren einverstanden.28Also warteten sie, bis die Händler[3] da waren. Dann holten sie Josef aus der Zisterne und verkauften ihn für 20 Schekel Silber[4] an die Ismaeliter, die ihn mit nach Ägypten nahmen. (1Mo 39,1; 1Mo 45,4; 3Mo 27,5; Ri 8,22; Apg 7,9)29Als Ruben wiederkam und entdeckte, dass Josef fort war, zerriss er seine Kleider. (1Mo 37,34; 1Mo 44,13; 4Mo 14,6)30Er ging zu seinen Brüdern und rief: »Der Junge ist fort! Was soll ich jetzt tun?« (1Mo 42,13)31Josefs Brüder schlachteten einen Ziegenbock, holten das prächtige Gewand von Josef und tauchten es in das Blut.32Dann brachten sie es ihrem Vater. »Wir haben das hier gefunden«, logen sie. »Sieh es dir genau an. Das ist doch Josefs Gewand, oder nicht?« (Lk 15,30)33Als der Vater es sich genau angesehen hatte, rief er: »Ja, es ist das Gewand meines Sohnes. Ein wildes Tier muss ihn gefressen haben. In Stücke gerissen wurde Josef, in Stücke gerissen!« (1Mo 37,20; 1Mo 44,28)34Jakob zerriss seine Kleider und wickelte sich ein grobes Tuch um seine Hüften. Lange Zeit trauerte er um seinen Sohn. (1Mo 37,29)35Seine ganze Familie versuchte ihn zu trösten, aber Jakob wollte sich nicht trösten lassen. »Ich werde vor Trauer um meinen Sohn sterben!«, weinte er. Und er trauerte weiter um seinen Sohn. (1Mo 44,29; 2Sam 12,17; Ps 77,3)36Die Händler verkauften Josef in Ägypten an Potifar, einen hohen Bediensteten des Pharaos, den Oberbefehlshaber der königlichen Leibwache. (1Mo 39,1; 1Mo 40,3)
1Jakob hatte seinen Wohnsitz im Land Kanaan, wo schon sein Vater als Fremder gelebt hatte.2Es folgt die Geschichte der Nachkommen[1] Jakobs.
Josef war noch ein junger Bursche von 17 Jahren, als er mit seinen Brüdern das Kleinvieh hütete, also mit den Söhnen von Bilha und Silpa, den Frauen seines Vaters. Er hinterbrachte seinem Vater, was die Leute Schlechtes über sie redeten. (1Mo 2,4)3Doch Israel hatte Josef lieber als alle seine anderen Söhne, weil er ihm erst im Alter geboren worden war. Deshalb ließ er ihm ein prächtiges Gewand machen.4Als seine Brüder sahen, dass ihr Vater ihn mehr liebte als sie alle, hassten sie ihn und konnten kein freundliches Wort mehr mit ihm reden.5Einmal hatte Josef einen Traum und erzählte ihn seinen Brüdern. Da wurde ihr Hass noch größer.6„Hört doch, was ich geträumt habe!“, sagte er zu ihnen.7„Wir waren auf dem Feld und banden das Getreide in Garben zusammen. Auf einmal stellte sich meine Garbe auf und blieb stehen. Und zu meiner Überraschung stellten sich eure Garben ringsherum auf und verneigten sich vor meiner.“8Seine Brüder sagten zu ihm: „Du möchtest wohl noch König über uns werden und über uns herrschen?“ Wegen seiner Träume und Reden hassten sie ihn noch mehr.9Er hatte nämlich noch einen anderen Traum und diesen seinen Brüdern auch erzählt: „Hört zu! Ich hatte noch einen Traum. Ich sah die Sonne, den Mond und elf Sterne. Und auf einmal verneigten sie sich vor mir.“10Als er dies seinem Vater und seinen Brüdern erzählte, fuhr sein Vater ihn an. „Was soll dieser Traum!“, rief er. „Sollen wir uns vielleicht alle vor dir niederwerfen, ich, deine Mutter und deine Brüder?“11Seine Brüder waren eifersüchtig auf Josef, aber sein Vater vergaß die Sache nicht.
Josef wird als Sklave verkauft
12Einmal weideten Josefs Brüder das Kleinvieh ihres Vaters in der Nähe von Sichem.13Da sagte Israel zu Josef: „Du weißt, dass deine Brüder mit den Herden in der Nähe von Sichem sind. Komm, ich will dich zu ihnen schicken!“ – „Ich bin bereit“, erwiderte er.14„Schau nach, ob es deinen Brüdern und den Herden gut geht, und bring mir Nachricht!“, sagte sein Vater. Er schickte ihn aus dem Tal von Hebron nach Sichem.[2]15Als Josef dort auf dem freien Feld umherirrte, traf ihn ein Mann. „Was suchst du?“, fragte er ihn.16„Ich suche meine Brüder“, erwiderte er, „kannst du mir sagen, wo sie mit den Herden sind?“17„Sie sind von hier fortgezogen. Ich hörte sie sagen: 'Wir wollen nach Dotan gehen!'“ Da ging Josef seinen Brüdern nach und fand sie bei Dotan.[3]18Sie sahen ihn schon von weitem. Und noch bevor er herangekommen war, hatten sie sich verschworen, ihn zu töten.19„Seht, da kommt ja der Meister der Träume!“, sagten sie zueinander.20„Los, wir schlagen ihn tot und werfen ihn in die Zisterne dort! Wir sagen einfach: 'Ein wildes Tier hat ihn gefressen!', dann werden wir schon sehen, was aus seinen Träumen wird.“21Als Ruben das hörte, wollte er Josef retten. „Nein, lassen wir ihn leben!“, sagte er.22„Vergießt kein Blut! Werft ihn in die Zisterne dort in der Steppe, aber vergreift euch nicht an ihm!“ Er wollte ihn aus ihrer Gewalt retten und zu seinem Vater zurückbringen.23Als Josef bei seinen Brüdern ankam, zogen sie ihm das Obergewand aus, das Prachtstück, das er anhatte.24Dann packten sie ihn und warfen ihn in die Zisterne. Sie war leer, ohne Wasser.25Dann setzten sie sich zum Essen nieder. Auf einmal sahen sie eine Karawane von Ismaëliten,[4] die aus Gilead kamen. Ihre Kamele waren mit kostbaren Harzen, mit Tragakant, Mastix und Ladanum[5] beladen.26Da sagte Juda zu seinen Brüdern: „Was haben wir davon, wenn wir unseren Bruder erschlagen und die Bluttat verheimlichen müssen.27Verkaufen wir ihn doch an die Ismaëliten und vergreifen uns nicht an ihm! Schließlich ist er unser Bruder, unser eigenes Fleisch und Blut.“ Seine Brüder hörten auf ihn.28Als die midianitischen[6] Händler herankamen, zogen sie Josef aus der Zisterne. Sie verkauften ihn für 20 ‹Schekel› Silber an die Ismaëliten, die ihn nach Ägypten mitnahmen.29Als nun Ruben zu der Zisterne zurückkam, war Josef auf einmal nicht mehr darin. Da zerriss er sein Gewand,[7]30ging zu seinen Brüdern und rief: „Der Junge ist nicht mehr da! Was soll ich jetzt bloß machen?“31Da schlachteten sie einen Ziegenbock und tauchten Josefs Obergewand in das Blut.32Dann schickten sie das prächtige Gewand zu ihrem Vater und ließen ihm sagen: „Das haben wir gefunden. Ist es vielleicht das Gewand deines Sohnes?“33Er erkannte es und schrie auf: „Das Gewand meines Sohnes! Ein böses Tier hat ihn gefressen! Zerfleischt, zerfleischt ist Josef!“34Er zerriss sein Gewand, band Sacktuch um die Hüfte und trauerte lange Zeit um Josef.35Alle seine Söhne und Töchter kamen, um ihn zu trösten, aber er wollte sich nicht trösten lassen. „Nein“, sagte er, „trauernd werde ich zu meinem Sohn ins Totenreich hinunterfahren!“ So weinte sein Vater um ihn.36Die Midianiter brachten Josef nach Ägypten und verkauften ihn dort an Potifar, einen Hofbeamten des Pharao, den Befehlshaber der Leibwache.