1Hätte ich doch eine Herberge, irgendwo weitab in der Wüste! Ich würde so gern von meinem Volk weggehen, denn sie sind allesamt Ehebrecher und Betrüger. (Ps 55,7; Ps 120,5)2»Sie spannen ihre Zunge wie die Sehne eines Bogens und feuern Lügen ab wie Pfeile. Sie herrschen über das Land, indem sie betrügen. Die Wahrheit bedeutet ihnen nichts. Und an mich verschwenden sie keinen einzigen Gedanken«, spricht der HERR.3»Nehmt euch in Acht vor euren Freunden, vertraut niemandem, nicht einmal euren Brüdern! Jeder belügt und betrügt seinen Bruder, wo er kann. Selbst der beste Freund wird ohne Skrupel verleumdet. (1Mo 27,35; Spr 10,18)4Sie überlisten sich gegenseitig, und nicht einer spricht die Wahrheit. Mit geübter Zunge verbreiten sie Lügen. Sie können schon gar nicht mehr anders handeln als böse. (Mi 6,12)5Einer Gewalttat folgt die nächste, und eine Lüge bringt neue Lügen hervor. Aber von mir wollt ihr nichts wissen«, spricht der HERR. (Joh 3,19)6Deshalb spricht der HERR, der Allmächtige: »Ich will sie in einem Tiegel schmelzen und wie Metall prüfen – was sollte ich sonst mit ihnen tun? (Jes 1,25; Jer 6,27; Mal 3,3)7Ihre Worte töten wie Giftpfeile, es kommen nur Lügen aus ihrem Mund. Sie geben sich nach außen hin freundlich, planen aber insgeheim schon einen Hinterhalt.8Sollte ich so ein Verhalten nicht bestrafen?«, spricht der HERR. »Sollte ich mich an einem solchen Volk nicht rächen?«9Ich weine und klage über die Berge, ich stimme ein Trauerlied an über die Weiden in der Steppe. Sie liegen verlassen und öde da, niemand wandert mehr durch sie hindurch. Keine Herde ist mehr zu hören. Alle Vögel sind weggezogen, die wilden Tiere sind geflohen. (Jer 4,24; Jer 12,4; Hes 14,15; Hes 29,11; Hes 33,28; Hos 4,3)10»Auch Jerusalem will ich zu einem Trümmerhaufen machen«, spricht der HERR. »Einzig Schakale sollen dort hausen. Alle Städte Judas will ich in Geisterstädte verwandeln, in denen niemand mehr wohnt.«11Wer ist so weise, dass er das versteht? Wem hat der HERR gezeigt, warum das Land völlig zerstört wurde, warum es leer und verlassen daliegt wie eine Wüste, sodass keiner mehr hindurchwandert? Wer kann es erklären? (Ps 107,43; Jer 23,10; Hos 14,10)12Der HERR spricht: »Weil mein Volk sich nicht um die Gebote, die ich ihnen gegeben habe, gekümmert hat, deshalb ist es so weit gekommen! Sie wollten mein Gesetz nicht kennen und schon gar nicht danach leben. (2Chr 7,19; Ps 89,31; Jer 5,19; Jer 22,9)13Lieber taten sie, was ihnen in den Sinn kam, und rannten den Baalsgötzen hinterher, genauso, wie ihre Vorfahren es schon getan hatten. (Röm 1,21; 1Petr 1,18)14Deshalb hört zu, was der HERR, der Allmächtige, der Gott Israels, spricht: Sie sollen bittere Speise essen und giftiges Wasser trinken. (5Mo 29,17; Jer 8,14; Jer 23,15)15Ich will sie über die ganze Welt zerstreuen. Sie sollen unter Völkern leben, die ihnen und ihren Vorfahren bislang unbekannt waren. Mit dem Schwert will ich sie verfolgen, bis sie vollständig vernichtet sind.« (3Mo 26,33; 5Mo 28,64; Hes 5,2)
Jerusalem weint
16So spricht der HERR, der Allmächtige: »›Begreift doch, was geschehen ist! Ruft die Klageweiber! Holt die weisen Frauen, sie sollen sofort mit der Totenklage über uns beginnen! (Am 5,16)17Unsere Tränen sollen wie Bäche fließen und nicht mehr versiegen!‹18Von Zion hört man lautes Wehklagen: ›Wir sind verloren! Geschändet und entehrt sind wir! Wir müssen unser Land verlassen, denn unsere Häuser stehen nicht mehr.‹« (5Mo 28,29; 2Chr 35,25)19Ihr Frauen, hört auf die Worte des HERRN; begreift doch, was er euch sagt! Bringt euren Töchtern das Klagelied bei und lehrt einander Totengesänge:20»Der Tod ist durch unsere Fenster gekrochen und in unsere Paläste eingedrungen. Er hat alle vernichtet: die spielenden Kinder auf der Straße und die jungen Männer auf den Plätzen.« (2Chr 36,17; Jer 6,11; Jer 18,21)21Und der HERR spricht: »Die Leichen sollen auf dem Acker verstreut liegen wie Dünger oder wie Getreidehalme, die hinter dem Schnitter zu Boden gefallen sind. Es wird keiner übrig bleiben, der sie begraben könnte.«22So spricht der HERR: »Der Weise soll nicht auf seine Weisheit stolz sein, der Mächtige nicht auf seine Macht und der Reiche nicht auf das, was er besitzt. (1Kön 20,10; Ps 49,7; Pred 9,11; Hes 28,3)23Wer sich rühmen will, soll sich nur wegen dieser einzigen Sache rühmen: dass er mich kennt und begreift, dass ich der HERR bin[1]! Ich handle liebevoll und sorge für Recht und Gerechtigkeit auf der Erde, denn das gefällt mir. Ich, der HERR, habe gesprochen! (2Mo 34,6; Ps 36,6; Ps 44,9; Jes 10,8; Jes 61,8; Mi 7,18; 1Kor 1,1; 2Kor 10,17; Gal 6,14)24Es kommt die Zeit«, spricht der HERR, »da werde ich alle bestrafen, die sich nur des Rituals wegen beschneiden ließen:25die Ägypter und Judäer, die Edomiter und Ammoniter, die Moabiter und die Beduinenstämme, die sich ihre Haare an den Schläfen stutzen. Das ganze Volk Israel ist für mich genauso unbeschnitten wie alle Heidenvölker. Die Heidenvölker sind zwar unbeschnitten, Israel ist jedoch am Herzen unbeschnitten.« (3Mo 26,41; Hes 44,7; Röm 2,28)
Jeremia 9
Lutherbibel 2017
Betrug über Betrug
1Ach dass ich eine Herberge hätte in der Wüste, so wollte ich mein Volk verlassen und von ihnen ziehen! Denn es sind lauter Ehebrecher und ein treuloser Haufe.2Sie spannen ihre Zunge wie einen Bogen. Lüge und keine Wahrheit herrscht im Lande. Sie gehen von einer Bosheit zur andern, mich aber achten sie nicht, spricht der HERR.3Ein jeder hüte sich vor seinem Freunde und traue auch seinem Bruder nicht; denn ein Bruder überlistet den andern, und ein Freund verleumdet den andern. (Ps 41,10; Jer 12,6; Mi 7,5)4Ein Freund täuscht den andern, sie reden kein wahres Wort. Sie haben ihre Zunge an das Lügen gewöhnt. Sie freveln, und es ist ihnen leid umzukehren.5Es ist allenthalben nichts als Trug unter ihnen, und vor lauter Trug wollen sie mich nicht kennen, spricht der HERR.6Darum spricht der HERR Zebaoth: Siehe, ich will sie schmelzen und prüfen; denn was soll ich sonst tun, wenn ich ansehe die Tochter meines Volks?7Ihre Zungen sind tödliche Pfeile. Sie reden Trug. Mit seinem Mund redet einer freundlich zu seinem Nächsten, aber im Herzen lauert er ihm auf. (Ps 12,3)8Sollte ich das nicht heimsuchen an ihnen, spricht der HERR, und sollte ich mich nicht rächen an einem Volk wie diesem? (Jer 5,9; Jer 5,29)
Klage über Juda
9Ich muss über die Berge weinen und heulen und über die Weidegründe in der Steppe klagen; denn sie sind verheert, dass niemand hindurchzieht und man auch kein Vieh blöken hört. Die Vögel des Himmels und das Vieh sind geflohen und fort. (Jer 4,25; Jer 12,4)10Und ich will Jerusalem zu Steinhaufen und zur Wohnung der Schakale machen und will die Städte Judas zur Wüste machen, dass niemand darin wohnen soll. (Jer 26,18)11Wer ist nun weise, dass er dies verstünde, und zu wem hat des HERRN Mund geredet, dass er verkündete, warum das Land verdirbt und verheert wird wie eine Wüste, die niemand durchwandert?12Und der HERR sprach: Weil sie mein Gesetz verlassen, das ich ihnen vorgelegt habe, und meiner Stimme nicht gehorchen, auch nicht danach leben, (5Mo 28,15)13sondern folgen ihrem verstockten Herzen und den Baalen, wie ihre Väter sie gelehrt haben, (Jer 7,24)14darum spricht der HERR Zebaoth, der Gott Israels: Siehe, ich will dies Volk mit Wermut speisen und mit Gift tränken. (Jer 8,14; Jer 23,15)15Ich will sie unter die Völker zerstreuen, die weder sie noch ihre Väter gekannt haben, und will das Schwert hinter ihnen her schicken, bis es aus ist mit ihnen. (3Mo 26,33)16So spricht der HERR Zebaoth: Gebt acht und bestellt Klageweiber, dass sie kommen, und schickt nach den weisen Frauen, dass sie kommen17und herbeieilen und um uns klagen, dass unsre Augen von Tränen rinnen und unsre Augenlider von Wasser fließen.18Horch, man hört ein Klagegeschrei in Zion: Ach, wie hat man uns Gewalt angetan und wie sind wir zuschanden geworden! Wir müssen das Land räumen; denn sie haben unsre Wohnungen geschleift.19Ja, höret, ihr Frauen, des HERRN Wort, und nehmt zu Ohren die Rede seines Mundes! Lehrt eure Töchter klagen, und eine lehre die andere dies Klagelied:20»Der Tod ist zu unsern Fenstern hereingestiegen und in unsere Paläste gekommen. Er würgt die Kinder auf der Gasse und die jungen Männer auf den Plätzen.«21So spricht der HERR: Die Leichen der Menschen sollen liegen wie Dung auf dem Felde und wie Garben hinter dem Schnitter, die niemand sammelt. (Ps 79,2; Jer 7,33; Jer 8,23; Jer 16,4; Jer 25,33)
Das rechte Rühmen
22So spricht der HERR: Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke, ein Reicher rühme sich nicht seines Reichtums.23Sondern wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, dass er klug sei und mich kenne, dass ich der HERR bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden; denn solches gefällt mir, spricht der HERR. (1Kor 1,31; 2Kor 10,17)
Gericht über Unbeschnittene
24Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, dass ich heimsuchen werde alle, die Beschnittenen mit den Unbeschnittenen:25nämlich Ägypten, Juda, Edom, die Ammoniter, Moab und alle, die sich das Haar stutzen, die in der Wüste wohnen. Denn alle Völker sind unbeschnitten, und ganz Israel hat ein unbeschnittenes Herz. (3Mo 19,27; 3Mo 26,41; Jer 4,4)