1»Lauft durch die Straßen Jerusalems«, spricht der HERR. »Schaut auf den Plätzen nach; durchsucht die ganze Stadt! Wenn ihr auch nur einen Menschen findet, der gerecht und ehrlich ist, werde ich Jerusalem von seiner Schuld freisprechen. (1Mo 18,26; 2Chr 16,9)2Aber die Menschen erzählen nichts als Lügen, selbst dann noch, wenn sie bei meinem Namen schwören und sagen: ›So wahr der HERR lebt‹«. (Tit 1,16)3HERR, du willst, dass wir wahrhaftig sind. Du hast dein Volk geschlagen, doch sie machten sich nichts daraus. Du hast sie der Vernichtung preisgegeben, doch sie wollten sich nicht zurechtweisen lassen. Sie haben sich verhärtet und weigern sich beharrlich, ihre Taten zu bereuen. (Jer 7,26; Jer 8,5; Jer 19,15; Hes 3,8; Zef 3,2)4Ich dachte: ›Das sind Arme und Unwissende – was kann man denn von ihnen erwarten? Sie kennen weder die Wege des HERRN noch seine Gesetze. (Jes 27,11; Jer 4,22; Hos 4,6)5Ich will zu den Führern des Volkes gehen und mit ihnen reden. Diese müssen ja den Willen des HERRN und seine Gesetze kennen.‹ Doch auch sie wollen nichts mehr von ihrem Gott wissen. Sie schütteln ihn ab, wie man ein Joch abwirft oder Fesseln sprengt. (Jer 2,20; Mi 3,1)6Deshalb werden sie jetzt vom Löwen, der aus dem Wald hervorbricht, niedergeschlagen, vom Steppenwolf werden sie überwältigt. Der Leopard lauert vor ihren Städten und wird jeden zerfleischen, der sich vor das Tor wagt. Denn die Sünden des Volkes sind so vielfältig, und sie begehen Unrecht ohne Unterlass. (Jer 30,14; Hos 13,7; Hab 1,8)7»Wie könnte ich euch vergeben? Auch deine Kinder haben sich von mir abgewandt und schwören bei Göttern, die keine sind. Ich habe euch überreich mit Nahrung versorgt – und zum Dank begeht ihr Ehebruch und macht es euch im Hurenhaus gemütlich. (5Mo 32,21; Jos 23,7; Jer 2,11; Zef 1,5; Gal 4,8)8Fette Hengste in der Brunst seid ihr: Jeder wiehert voller Gier nach der Frau des anderen. (Jer 13,27; Jer 29,23; Hes 22,11)9Sollte ich so etwas nicht bestrafen? Muss ich an einem solchen Volk nicht Vergeltung üben?«, spricht der HERR.10Geht durch die Weinberge und verwüstet sie, aber zerstört sie nicht vollständig. Brecht die Äste ab, denn sie gehören nicht mehr dem HERRN. (Jer 4,27)11Der HERR spricht: »Ach, die Bewohner von Israel und die Männer von Juda brachen mir die Treue!12Sie haben sich von mir, dem HERRN, losgesagt, indem sie sprachen: ›Nein, er wird uns nichts tun! Bestimmt wird uns kein Unglück treffen: Wir werden weder Krieg noch Hungersnot erdulden müssen! (2Chr 36,16; Jer 43,1)13Das, was die Propheten uns vorhergesagt haben, ist Schall und Rauch. Gott redet nicht durch diese Männer. Soll sie doch selbst das angekündigte Unheil treffen!‹« (Jer 14,13)14Deshalb spricht der HERR, der allmächtige Gott: »Weil sie solche Reden führen, sollen meine Worte in deinem Mund wie ein Feuersturm brennen. Das Volk soll wie Brennholz sein, das davon verzehrt wird.15Ich werde ein fremdes Volk gegen euch aufhetzen«, spricht der HERR, »ein unbezwingbares Volk, ein uraltes Volk, ein Volk, dessen Sprache du nicht kennst und dessen Worte du nicht verstehst. (5Mo 28,49; Jes 5,26; Jes 28,11)16Seine Waffen sind tödlich, seine Krieger lauter Helden.17Sie werden deine Ernten und dein Getreide vernichten. Sie werden deine Kinder und alle deine Schafe und Rinder töten; deine Weinberge und deine Feigenhaine werden sie zerstören. Die befestigten Städte, in denen ihr euch so sicher fühlt, werden sie dem Erdboden gleichmachen. (3Mo 26,16; 5Mo 28,31; Jer 8,16; Hos 8,14)18Doch auch in diesen Tagen will ich euch nicht ganz vernichten«, spricht der HERR.19»Und wenn dein Volk fragt: ›Warum tut der HERR, unser Gott, uns das an?‹, dann sollst du ihnen antworten: ›Ihr habt ihn abgelehnt und euch fremde Götter ins Land geholt. Jetzt werdet ihr Fremden in einem Land dienen, das nicht das eure ist.‹ (5Mo 28,48; 5Mo 29,24; 1Kön 9,8; Jer 16,10)
Warnung an das Gottesvolk
20Sag den Bewohnern Israels[1] und mach es in Juda bekannt:21›Hör mir zu, du törichtes, unvernünftiges Volk! Ihr habt doch Augen – könnt ihr nicht sehen? Ihr habt doch Ohren – könnt ihr nicht hören?[2] (Mt 13,14; Mk 8,18)22Habt ihr keine Achtung vor mir?‹«, spricht der HERR. »Warum zittert ihr nicht vor Furcht in meiner Gegenwart? Ich, der HERR, habe dem Meer die Sandküste als Grenze gesetzt, eine ewige Grenze, die das Wasser nicht überschreiten kann. Die Wellen mögen brausen und brüllen, aber sie können die Grenze, die ich gesetzt habe, nicht überwinden. (5Mo 28,58; Hi 38,8)23Doch dieses Volk hat ein verstocktes, ungehorsames Herz. Sie haben sich von mir abgewandt und gehen ihre eigenen Wege.24Sie kommen gar nicht auf den Gedanken zu sagen: ›Wir wollen dem HERRN, unserem Gott, mit Ehrfurcht begegnen, denn er schickt uns im Frühjahr und Herbst rechtzeitig den Regen und schenkt uns reiche Ernten.‹ (1Mo 8,22; Ps 147,8; Joe 2,23; Mt 5,45)25Wegen eurer Bosheit bleiben nun Regen und Ernte aus, eure Untaten bringen euch um all das Gute.26In meinem Volk gibt es heimtückische Menschen, die ihren Opfern auflauern wie ein Jäger, der sich im Unterholz verbirgt. Sie stellen Fallen auf, um Menschen zu fangen. (Ps 10,9; Hab 1,15)27Wie sich der Käfig eines Vogelfängers mit Vögeln füllt, so reichern sich ihre Häuser mit Diebesgut an. Ja, sie haben erreicht, was sie erreichen wollten: Sie sind reich geworden und haben Einfluss gewonnen.28Aber sie sind auch fett und feist geworden, und ihre Bosheit kennt keine Grenzen. Sie treten das Recht mit Füßen: Sie unterstützen die Waisen nicht und verhelfen dem Armen nicht zu seinem Recht. (5Mo 32,15; Jes 1,23; Sach 7,10)29Und dafür sollte ich sie nicht strafen?«, spricht der HERR. »An einem solchen Volk soll ich keine Rache nehmen?30In diesem Land geschehen widerliche und abscheuliche Dinge: (Jer 23,14; Hos 6,10)31Die Propheten reden Lug und Trug, die Priester herrschen nach ihrem Gutdünken. Und das Schlimmste ist: Mein Volk will es so! Doch was macht ihr, wenn ich all diesem ein Ende bereite? (Jer 14,14; Hes 13,6; Mi 2,11)
Jeremia 5
Lutherbibel 2017
Jerusalems Schuld
1Geht durch die Gassen Jerusalems und schaut und merkt auf und sucht auf den Straßen der Stadt, ob ihr jemand findet, der Recht übt und auf Wahrheit hält, so will ich ihr gnädig sein. (1Mo 18,22; Ps 14,2)2Und wenn sie auch sprechen: So wahr der HERR lebt!, so schwören sie doch falsch. (Jer 4,2)3HERR, deine Augen sehen auf Wahrhaftigkeit. Du hast sie geschlagen, aber sie fühlten’s nicht; fast hast du sie vernichtet, aber sie besserten sich nicht. Sie haben ein Angesicht, härter als ein Fels, und wollten sich nicht bekehren. (Jer 2,30; Jer 9,2)4Ich aber dachte: Wohlan, es sind arme, unverständige Leute und wissen nicht um des HERRN Weg und um ihres Gottes Recht.5Ich will zu den Großen gehen und mit ihnen reden; die werden um des HERRN Weg und ihres Gottes Recht wissen. Aber sie alle haben das Joch zerbrochen und die Seile zerrissen. (Jer 2,20)6Darum schlug sie auch der Löwe aus dem Walde, der Wolf aus der Steppe fällt über sie her, und der Panther belauert ihre Städte; alle, die von da herausgehen, werden zerfleischt. Denn ihrer Sünden sind zu viele, und sie bleiben in ihrem Ungehorsam. (Jer 4,7)7Wie soll ich dir denn gnädig sein? Deine Kinder haben mich verlassen und schwören bei dem, der nicht Gott ist. Als ich sie satt gemacht hatte, trieben sie Ehebruch und liefen ins Hurenhaus.8Ein jeder wiehert nach seines Nächsten Frau wie die vollen, müßigen Hengste. (Hes 22,11)9Und ich sollte das an ihnen nicht heimsuchen, spricht der HERR, und ich sollte mich nicht rächen an einem Volk wie diesem? (Jer 9,8; Jer 29,1)10Stürmt die schützenden Mauern und verwüstet die Weingärten; aber verwüstet sie nicht ganz! Reißt ihre Weinreben weg; denn sie gehören nicht dem HERRN!11Denn treulos geworden sind sie mir, das Haus Israel und das Haus Juda, spricht der HERR. (Jer 3,20)12Sie verleugneten den HERRN und sprachen: »Das tut er nicht; so übel wird es uns nicht gehen; Schwert und Hunger werden wir nicht sehen.« (Mi 3,11)13Die Propheten werden zu Wind und Gottes Wort ist nicht in ihnen. So ergehe es ihnen selbst!14Darum spricht der HERR, der Gott Zebaoth: Weil ihr solche Reden führt, siehe, so will ich meine Worte in deinem Munde zu Feuer machen und dies Volk zu Brennholz, dass es verzehrt werde. (Jer 23,29)15Siehe, ich will über euch vom Hause Israel ein Volk von ferne her bringen, spricht der HERR, ein Volk von unerschöpflicher Kraft, ein uraltes Volk, ein Volk, dessen Sprache du nicht verstehst, und was sie reden, kannst du nicht vernehmen. (5Mo 28,49; Jer 6,22)16Seine Köcher sind wie offene Gräber; es sind lauter Helden.17Sie werden deine Ernte und dein Brot verzehren, sie werden deine Söhne und Töchter fressen, sie werden deine Schafe und Rinder verschlingen, sie werden deine Weinstöcke und Feigenbäume verzehren; deine festen Städte, auf die du dich verlässt, werden sie mit dem Schwert verderben. (5Mo 28,33)18Doch will ich, spricht der HERR, auch zu jener Zeit mit euch nicht ganz ein Ende machen. (Jer 4,27)19Und wenn sie sagen: Warum tut uns der HERR, unser Gott, dies alles?, sollst du ihnen antworten: Wie ihr mich verlasst und fremden Göttern dient in eurem eigenen Lande, so sollt ihr auch Fremden dienen in einem Lande, das nicht euer ist. (Jer 16,10)20Verkündet im Hause Jakob und ruft aus in Juda und sprecht:21Hört zu, ihr tolles Volk, das keinen Verstand hat, die da Augen haben und sehen nicht, Ohren haben und hören nicht! (Jes 6,9; Hes 12,2)22Wollt ihr mich nicht fürchten, spricht der HERR, und vor mir nicht erschrecken, der ich dem Meere den Sand zur Grenze setze, darin es allezeit bleiben muss, darüber es nicht gehen darf? Und ob es auch aufwallt, so vermag es doch nichts; und ob seine Wellen auch toben, so dürfen sie doch nicht darübergehen. (Hi 38,8; Ps 104,9)23Aber dies Volk hat ein abtrünniges, ungehorsames Herz. Sie bleiben abtrünnig und gehen ihrer Wege24und sprechen niemals in ihrem Herzen: »Lasst uns doch den HERRN, unsern Gott, fürchten, der uns Frühregen und Spätregen gibt zur rechten Zeit und uns die Ernte treulich und jährlich gewährt.« (5Mo 11,14)25Eure Verschuldungen verhindern das, und eure Sünden halten das Gute von euch fern. (Jes 59,2)26Man findet unter meinem Volk Frevler, die den Leuten nachstellen und Fallen zurichten, um sie zu fangen, wie’s die Vogelfänger tun.27Ihre Häuser sind voller Tücke, wie ein Vogelbauer voller Lockvögel ist. Daher sind sie groß und reich geworden,28fett und feist. Sie gingen mit bösen Dingen um; sie hielten kein Recht, der Waisen Sache führten sie nicht zum Erfolg und halfen den Armen nicht zum Recht. (2Mo 22,21; Jes 1,17)29Sollte ich das an ihnen nicht heimsuchen, spricht der HERR, und sollte ich mich nicht rächen an einem Volk wie diesem? (Jer 9,1)30Es steht gräulich und grässlich im Lande.31Die Propheten weissagen Lüge, und die Priester lehren auf eigene Faust, und mein Volk hat’s gern so. Aber was werdet ihr tun, wenn’s damit ein Ende hat? (Hes 13,6)