1Ich, Nebukadnezar, lebte sorglos in meinem Haus und voller Glück in meinem Palast. (Ps 30,7; Jes 47,7)2Da erschreckte mich ein Traum: Als ich im Bett lag, stiegen Gedanken in mir auf und ich hatte Erscheinungen, die mich beunruhigten. (Dan 4,7)3Deshalb rief ich alle Weisen Babels zu mir, damit sie mir sagten, was mein Traum bedeutete. (1Mo 41,8; Dan 2,2)4Als die Zauberer, Zeichendeuter, Wahrsager und Astrologen[1] gekommen waren, erzählte ich ihnen den Traum, doch sie konnten ihn mir nicht deuten. (Jes 44,25; Jer 27,9; Dan 2,7)5Schließlich trat Daniel vor mich hin, der nach dem Namen meines Gottes Beltschazar genannt worden ist und in dem der Geist der heiligen Götter wohnt. Auch ihm erzählte ich den Traum. (Dan 1,7; Dan 4,6)6Ich sagte zu ihm: »Beltschazar, du bist der Oberste der königlichen Gelehrten. Ich weiß, dass der Geist der heiligen Götter in dir wohnt und dass kein Geheimnis für dich zu schwer ist. Höre, was ich geträumt habe, und gib mir die Deutung des Traums. (1Mo 41,38; Hes 28,3; Dan 1,20; Dan 2,4; Dan 4,5; Dan 5,11)7Die Vision, die ich auf meinem Lager gesehen habe, war folgende: Ich sah deutlich einen Baum. Er stand in der Mitte der Erde und war unermesslich groß. (Hes 31,3)8Er wuchs und wurde immer größer und mächtiger und sein Wipfel reichte schließlich bis in den Himmel. Man konnte ihn noch vom äußersten Ende der Erde sehen.9Er hatte frische grüne Blätter und trug so reichlich Frucht, dass alle von ihm genährt wurden. Die wilden Tiere fanden unter ihm Schatten, und in seinen Zweigen nisteten die Vögel des Himmels. Alles, was lebte, ernährte sich von ihm. (Jer 27,6; Hes 31,7; Mt 13,32; Lk 13,19)10Plötzlich sah ich in meinen Visionen, die mir erschienen, während ich auf meinem Bett lag, einen Boten. Es war ein Engel Gottes, und er stieg vom Himmel herab. (5Mo 33,2; Ps 89,8; Dan 8,13)11Er rief mit mächtiger Stimme: ›Fällt diesen Baum und haut seine Äste ab! Entlaubt ihn und verstreut seine Früchte! Die Tiere sollen aus seinem Schatten fliehen und die Vögel aus seinen Zweigen! (Jer 51,5; Hes 31,10; Mt 3,10; Mt 7,19; Offb 10,3; Offb 18,2)12Den Stumpf und die Wurzeln aber lasst stehen. Er soll gefesselt sein mit einer Kette aus Eisen und Bronze und umgeben sein vom Gras des Feldes. Er soll den Tau des Himmels trinken und sich wie die wilden Tiere von Gras ernähren. (Hi 14,7)13Sein menschliches Herz soll ihm genommen und ihm stattdessen das eines Tieres gegeben werden. Das alles soll sieben Zeiten andauern. (Dan 7,25)14Dieser Befehl beruht auf einem Beschluss der himmlischen Wächter und auf einer Anordnung der Engel: Die ganze Welt soll erkennen, dass der Höchste die Herrschaftsgewalt über alle Königreiche der Welt innehat und die Herrschaft demjenigen geben kann, dem er sie geben will. Selbst den niedrigsten Menschen kann er zum Herrscher erheben.‹ (1Sam 2,8; Ps 9,17; Dan 4,22; Dan 11,21)15Das war der Traum, den ich, König Nebukadnezar, träumte. Jetzt sag du mir, Beltschazar, was er bedeutet. Kein Weiser meines Königreiches ist in der Lage, mir die Bedeutung des Traumes zu sagen. Du aber kannst es, denn in dir wohnt der Geist der heiligen Götter.« (1Mo 41,8; 1Kön 14,2; Dan 4,4; Dan 5,8)
Daniel erklärt den Traum
16Daraufhin stand Daniel, der auch Beltschazar genannt wird, eine Zeit lang vor Entsetzen wie erstarrt, weil ihm seine Gedanken Furcht einjagten. Da sagte der König zu ihm: »Beltschazar, lass dir vom Traum und seiner Auslegung keine Angst machen.« Beltschazar antwortete ihm: »Mein Herr, ich wünschte mir, dass der Traum denen gilt, die dich hassen, und dass die Deutung deine Feinde betrifft. (1Sam 3,17; 2Sam 18,32; Dan 7,15; Dan 8,27)17Du sahst einen Baum, der wuchs gewaltig, sodass er groß und mächtig wurde. Schließlich reichte er bis an den Himmel, und die ganze Welt konnte ihn sehen.18Seine Blätter waren prächtig und er trug reichlich Frucht für alle. In seinem Schatten lebten wilde Tiere, in seinen Zweigen nisteten Vögel.19Dieser Baum, o König, bist du: Denn du bist mächtig und groß geworden, deine Größe reicht bis in den Himmel, deine Herrschaft erstreckt sich von einem Ende der Erde bis zum anderen. (2Sam 12,7; Jer 27,6; Dan 2,37)20Dann sahst du einen Boten, einen Heiligen, vom Himmel herabsteigen. Er befahl: ›Fällt den Baum und zerstört ihn. Den Stumpf aber lasst mitsamt seinen Wurzeln stehen. Er soll mit einer Fessel aus Eisen und Bronze gebunden werden und von grüner Wiese umgeben sein. Der Tau des Himmels wird ihn durchnässen, und sieben Zeiten lang soll er gleich sein wie die Tiere des Feldes.‹21Der Traum bedeutet Folgendes, o König: Der Höchste hat über dich, meinen Herrn und König, einen Beschluss gefasst. (Hi 40,11; Ps 107,40)22Man wird dich aus der Gemeinschaft der Menschen ausstoßen, und du musst bei den wilden Tieren des Feldes leben. Wie die Rinder wirst du dich von Gras ernähren, und vom Tau des Himmels wirst du durchnässt werden. Sieben Zeiten werden so über dich hinweggehen – erst dann wirst du erkennen, dass der Höchste die Gewalt über alle Reiche der Welt hat und dass er das Königtum demjenigen geben kann, dem er will. (Ps 75,8; Jer 27,5; Dan 4,14; Dan 5,21)23Dass aber befohlen wurde, den Baumstumpf und die Wurzeln stehen zu lassen, bedeutet Folgendes: Dein Königreich wird dir wieder zufallen, sobald du eingesehen hast, dass der HERR im Himmel die Herrschaftsgewalt innehat. (Dan 4,28)24Darum, o König, höre an, was ich dir rate: Lass ab von deiner Sünde und schaffe Recht. Brich mit deinen Ungerechtigkeiten und kümmere dich darum, dass die Armen und die Unterdrückten das bekommen, was sie brauchen. Nur dann kann es dir auf Dauer gut gehen.« (1Mo 41,33; 1Kön 21,29; Ps 41,2; Spr 28,13; Jes 55,6; Hes 18,21; Jon 3,9)
Der Traum erfüllt sich
25All das kam genauso über König Nebukadnezar, wie Daniel es vorhergesagt hatte. (Sach 1,6)26Zwölf Monate später, als Nebukadnezar auf dem flachen Dach des Königspalastes in Babel spazieren ging, (2Petr 3,9)27rühmte er sich und sagte: »Ist es nicht dieses großartige Babel, das ich allein durch meine gewaltige Macht zur königlichen Residenz erbaut habe? Gereicht es mir nicht zu Ruhm und Ehre?« (Hab 2,4)28Aber noch während er redete, ertönte eine Stimme vom Himmel: »Hiermit sei es dir gesagt, o König: Deine Würde als König ist dir genommen worden.29Du sollst aus der Gemeinschaft der Menschen ausgestoßen werden und bei den wilden Tieren des Feldes leben; du wirst dich von Gras ernähren wie die Rinder. Sieben Zeiten werden auf diese Weise über dich hinweggehen. Dann erst wirst du erkennen, dass der Höchste über die Königreiche der Welt herrscht und sie gibt, wem er will.«30Sofort geschah mit Nebukadnezar, was ihm die Stimme angekündigt hatte: Er wurde aus der Gemeinschaft der Menschen ausgestoßen, er fraß Gras wie die Rinder und wurde vom Tau des Himmels durchnässt. Die Jahre vergingen, und seine Haare wurden so lang wie Adlerfedern und seine Nägel wie die Krallen eines Vogels. (Dan 4,22; Dan 5,21)
Nebukadnezar preist Gott
31Am Ende dieser Jahre richtete ich, Nebukadnezar, meine Augen zum Himmel auf. Mein Verstand kehrte wieder und ich dankte dem Höchsten, lobte ihn und gab dem, der ewig lebt, die Ehre. Seine Herrschaft ist eine Herrschaft für alle Zeiten, sein Reich besteht von Generation zu Generation. (Ps 102,25; Jer 10,10; Dan 3,32; Dan 5,18; Offb 4,10; Offb 10,6)32Alle Bewohner der Erde sind im Vergleich zu ihm wie nichts. Er handelt, wie er es für richtig hält, sowohl bei den Engeln im Himmel als auch bei den Bewohnern der Erde. Und es gibt keinen, der ihm Einhalt gebieten könnte oder zu ihm sagen dürfte: »Was tust du da?« (Hi 42,2; Ps 135,6; Jes 40,17; Jes 43,13; Jes 45,9; Dan 6,28; Röm 9,20)33Zur gleichen Zeit kehrte mein Verstand wieder, und zum Ruhm meines Königreiches erhielt ich meine Herrlichkeit und königliche Pracht zurück. Meine Verwalter, die mich während der vergangenen Jahre in meinen Regierungsgeschäften vertreten hatten, und die obersten Männer meines Reiches suchten mich auf. Meine Regentschaft wurde bestätigt, ja meine Ehre war sogar noch größer als zuvor. (2Chr 33,12; Spr 22,4; Dan 2,31)34Jetzt preise, erhebe und verherrliche ich, Nebukadnezar, den König des Himmels. Alles, was er tut, ist Wahrheit, und seine Wege sind gerecht. Diejenigen, die stolz oder hochmütig sind, kann er erniedrigen. (2Mo 18,11; Ps 33,4; Mt 23,12)
Daniel 4
Lutherbibel 2017
1Ich, Nebukadnezar, hatte Ruhe in meinem Hause und lebte zufrieden in meinem Palast.2Da hatte ich einen Traum, der erschreckte mich, und die Erscheinungen, die ich auf meinem Bett hatte, und die Gesichte, die ich gesehen hatte, beunruhigten mich.3Und ich befahl, dass alle Weisen Babels vor mich gebracht würden, damit sie mir sagten, was der Traum bedeutete.4Da brachte man herein die Zeichendeuter, Weisen, Wahrsager und Sternkundigen, und ich erzählte den Traum vor ihnen; aber sie konnten mir nicht sagen, was er bedeutete,5bis zuletzt Daniel vor mich trat, der Beltschazar heißt nach dem Namen meines Gottes und der den Geist der heiligen Götter hat. Und ich erzählte vor ihm den Traum: (Dan 5,11; Dan 5,14)6Beltschazar, du Oberster unter den Zeichendeutern, von dem ich weiß, dass du den Geist der heiligen Götter hast und dir kein Geheimnis zu dunkel ist, sage, was die Gesichte meines Traumes, die ich gesehen habe, bedeuten.7Dies sind aber die Gesichte, die ich gesehen habe auf meinem Bett: Siehe, es stand ein Baum in der Mitte der Erde, der war sehr hoch. (Ps 37,35)8Und er wurde groß und mächtig, und seine Höhe reichte bis an den Himmel, und er war zu sehen bis ans Ende der ganzen Erde.9Sein Laub war dicht und seine Frucht reichlich, und er gab Nahrung für alle. Die Tiere des Feldes fanden Schatten unter ihm, und die Vögel des Himmels saßen auf seinen Ästen, und alles Fleisch nährte sich von ihm.10Und ich sah ein Gesicht auf meinem Bett, und siehe, ein heiliger Wächter fuhr vom Himmel herab. (Dan 8,13)11Der rief laut und sprach: Haut den Baum um und schlagt ihm die Äste weg, streift ihm das Laub ab und zerstreut seine Frucht, dass die Tiere, die unter ihm liegen, weglaufen und die Vögel von seinen Zweigen fliehen.12Doch lasst den Stock mit seinen Wurzeln in der Erde bleiben; er soll in eisernen und ehernen Ketten auf dem Felde im Grase liegen. Vom Tau des Himmels soll er nass werden und soll sein Teil haben mit den Tieren an den Kräutern der Erde.13Und das menschliche Herz soll von ihm genommen und ein tierisches Herz ihm gegeben werden, und sieben Zeiten sollen über ihn hingehen.14Dieser Befehl ist im Rat der Wächter beschlossen, und das Gebot ist eine Entscheidung der Heiligen, damit die Lebenden erkennen, dass der Höchste Gewalt hat über die Königreiche der Menschen und sie geben kann, wem er will, und selbst den niedrigsten der Menschen über sie setzen kann. (Dan 2,21)15Solch einen Traum hab ich, König Nebukadnezar, gehabt; du aber, Beltschazar, sage, was er bedeutet. Denn alle Weisen in meinem Königreich können mir nicht kundtun, was er bedeutet; du aber kannst es, denn der Geist der heiligen Götter ist bei dir.16Da entsetzte sich Daniel, der auch Beltschazar heißt, eine Zeit lang, und seine Gedanken beunruhigten ihn. Aber der König sprach: Beltschazar, lass dich durch den Traum und seine Deutung nicht beunruhigen. Beltschazar fing an und sprach: Ach, mein Herr, dass doch der Traum deinen Feinden und seine Deutung deinen Widersachern gelte!17Der Baum, den du gesehen hast, der groß und mächtig wurde und dessen Höhe an den Himmel reichte und der zu sehen war auf der ganzen Erde, (Hes 31,3)18dessen Laub dicht und dessen Frucht reichlich war, sodass er Nahrung für alle gab, unter dem die Tiere des Feldes wohnten und auf dessen Ästen die Vögel des Himmels saßen –19das bist du, König, der du so groß und mächtig bist; denn deine Macht ist groß und reicht bis an den Himmel und deine Gewalt bis ans Ende der Erde.20Dass aber der König einen heiligen Wächter gesehen hat vom Himmel herabfahren, der sagte: »Haut den Baum um und zerstört ihn, doch den Stock mit seinen Wurzeln lasst in der Erde bleiben; er soll in eisernen und ehernen Ketten auf dem Felde im Grase liegen, und vom Tau des Himmels soll er nass werden und mit den Tieren des Feldes zusammenleben, bis über ihn sieben Zeiten hingegangen sind«;21das, König, bedeutet – und zwar erging es als Ratschluss des Höchsten über meinen Herrn, den König –:22Man wird dich aus der Gemeinschaft der Menschen verstoßen, und du musst bei den Tieren des Feldes bleiben, und man wird dich Kraut fressen lassen wie die Rinder, und du wirst vom Tau des Himmels nass werden, und sieben Zeiten werden über dich hingehen, bis du erkennst, dass der Höchste Gewalt hat über die Königreiche der Menschen und sie gibt, wem er will.23Wenn aber gesagt wurde, man sollte dennoch den Stock des Baumes mit seinen Wurzeln übrig lassen, das bedeutet: Dein Königreich soll dir erhalten bleiben, sobald du erkannt hast, dass der Himmel die Gewalt hat.24Darum, mein König, lass dir meinen Rat gefallen und mache dich los und ledig von deinen Sünden durch Gerechtigkeit und von deiner Missetat durch Wohltat an den Armen, so wird es dir lange wohlergehen. (Spr 19,17; Mt 5,7)25Dies alles widerfuhr dem König Nebukadnezar.26Denn nach zwölf Monaten, als der König auf dem Dach des königlichen Palastes in Babel sich erging,27hob er an und sprach: Das ist das große Babel, das ich erbaut habe zur Königsstadt durch meine große Macht zu Ehren meiner Herrlichkeit. (1Mo 11,1; Spr 16,18)28Ehe noch der König diese Worte ausgeredet hatte, kam eine Stimme vom Himmel: Dir, König Nebukadnezar, wird gesagt: Dein Königreich ist dir genommen,29man wird dich aus der Gemeinschaft der Menschen verstoßen, und du sollst bei den Tieren des Feldes bleiben; Kraut wird man dich fressen lassen wie die Rinder, und sieben Zeiten sollen hingehen, bis du erkennst, dass der Höchste Gewalt hat über die Königreiche der Menschen und sie gibt, wem er will. (Dan 5,21)30Im gleichen Augenblick wurde das Wort erfüllt an Nebukadnezar, und er wurde verstoßen aus der Gemeinschaft der Menschen; und er fraß Kraut wie die Rinder, und vom Tau des Himmels wurde sein Leib nass, bis sein Haar wuchs so groß wie Adlerfedern und seine Nägel wie Vogelklauen wurden.31Nach dieser Zeit hob ich, Nebukadnezar, meine Augen auf zum Himmel, und mein Verstand kam mir wieder, und ich lobte den Höchsten. Ich pries und ehrte den, der ewig lebt, dessen Gewalt ewig ist und dessen Reich für und für währt, (Dan 3,33)32gegen den alle, die auf Erden wohnen, für nichts zu rechnen sind. Er macht’s, wie er will, mit dem Heer des Himmels und mit denen, die auf Erden wohnen. Und niemand kann seiner Hand wehren noch zu ihm sagen: Was machst du? (Hi 9,12; Jes 40,17)33Zur selben Zeit kehrte mein Verstand zu mir zurück, und meine Herrlichkeit und mein Glanz kamen wieder an mich zur Ehre meines Königreichs. Und meine Räte und Mächtigen suchten mich auf, und ich wurde wieder über mein Königreich eingesetzt und gewann noch größere Macht.34Darum lobe, ehre und preise ich, Nebukadnezar, den König des Himmels; denn all sein Tun ist Wahrheit, und seine Wege sind recht, und wer stolz einherschreitet, den kann er demütigen. (Lk 1,51; Lk 18,14)