Richter 16

Neues Leben. Die Bibel

von SCM Verlag
1 Eines Tages ging Simson in die Philisterstadt Gaza. Dort sah er eine Prostituierte und verbrachte die Nacht mit ihr. (Jos 15,47)2 Schon bald sprach es sich in Gaza herum: »Simson ist hier!« Und die Leute streiften suchend umher und lauerten ihm die ganze Nacht am Stadttor auf. Sie verhielten sich jedoch ruhig und sagten zueinander: »Wenn das Morgenlicht durchbricht, werden wir ihn umbringen.« (Ps 118,10)3 Aber Simson schlief nur bis Mitternacht. Dann stand er auf, packte die beiden Flügel des Stadttors und riss es samt Pfosten und Riegel aus dem Boden. Er legte es sich über die Schultern und trug es bis auf den Gipfel des Berges, der Hebron gegenüberliegt.4 Einige Zeit später verliebte sich Simson in eine Frau namens Delila. Delila lebte im Tal Sorek.5 Die Fürsten der Philister gingen zu ihr und sagten: »Bring Simson dazu[1] dir zu verraten, was ihn so stark macht und wie wir ihn überwältigen und fesseln können. Dafür erhältst du von jedem von uns 1100 Schekel[2] Silber.« (Ri 14,15)6 Also bat Delila Simson: »Bitte verrate mir doch, was dich so stark macht und wie man dich fesseln und besiegen kann.«7 Simson antwortete: »Wenn man mich mit sieben neuen Bogensehnen fesselt, die noch nicht getrocknet sind, werde ich so schwach wie alle anderen Menschen.«8 Da brachten die Philisterfürsten Delila sieben neue Bogensehnen, die noch nicht getrocknet waren, und sie fesselte Simson damit.9 Einige Männer hatten sich in einem Zimmer ihres Hauses versteckt, und nun rief sie: »Achtung, Simson! Die Philister kommen!« Aber Simson zerriss die Bogensehnen, als wären es angesengte Bindfäden. Das Geheimnis seiner Kraft blieb trotzdem unentdeckt.10 Delila sagte zu Simson: »Du hast mich zum Narren gehalten und belogen! Jetzt verrate mir aber, wie man dich wirklich fesseln kann!«11 Simson antwortete: »Wenn man mich mit neuen Seilen fesselt, die noch unbenutzt sind, werde ich so schwach wie alle anderen Menschen.« (Ri 15,13)12 Da nahm Delila neue Seile und fesselte ihn damit. Die Männer hielten sich wieder in dem Zimmer versteckt und Delila rief: »Achtung, Simson! Die Philister kommen!« Aber Simson zerriss die Seile an seinen Armen, als wären es dünne Fäden.13 Da sagte Delila: »Bisher hast du deinen Spott mit mir getrieben und mich belogen! Willst du mir nicht endlich sagen, wie man dich fesseln kann?« Simson antwortete: »Wenn du meine sieben Haarlocken in das Gewebe auf deinem Webstuhl webst und mit dem Webkamm andrückst[3], werde ich so schwach wie alle anderen Menschen.« Also webte Delila, während er schlief, seine sieben Locken in das Gewebe14 und drückte sie mit dem Webkamm an. Wieder rief sie: »Achtung, Simson! Die Philister kommen!« Simson erwachte und riss den Webkamm samt Gewebe aus dem Webstuhl heraus und befreite sein Haar.15 Da warf ihm Delila vor: »Wie kannst du sagen, dass du mich liebst, wenn du mir nicht vertraust[4]? Du hast mich jetzt dreimal getäuscht und mir noch immer nicht gesagt, was dich so stark macht.« (Ri 14,16)16 Und sie lag ihm Tag für Tag mit ihren Vorwürfen in den Ohren und bedrängte ihn, bis er es nicht mehr aushielt.17 Darum vertraute Simson ihr schließlich sein ganzes Geheimnis[5] an und sagte zu ihr: »Mein Haar ist noch nie geschnitten worden, denn seit meiner Geburt bin ich Gott als Nasiräer geweiht. Wenn man meine Haare abschneiden würde, würde mich meine Kraft verlassen und ich wäre so schwach wie alle anderen Menschen.« (4Mo 6,2; Ri 13,5)18 Delila merkte, dass er ihr diesmal die Wahrheit gesagt hatte. Sie schickte jemanden zu den Philisterfürsten und ließ ihnen sagen: »Kommt noch ein einziges Mal, denn jetzt hat er mir sein ganzes Geheimnis anvertraut.« Die Philisterfürsten kamen und brachten ihr das Geld mit.19 Delila ließ Simson auf ihrem Schoß einschlafen, rief einen Mann herein und schnitt Simson die sieben Haarlocken ab. Und tatsächlich, sie bezwang ihn und seine Stärke verließ ihn.20 Dann rief sie: »Achtung, Simson! Die Philister kommen!« Er erwachte und dachte: »Ich werde mich befreien und meine Fesseln abschütteln wie die übrigen Male.« Denn er wusste nicht, dass der HERR ihn verlassen hatte. (1Sam 16,14; 1Sam 18,12)21 Da packten ihn die Philister und stachen ihm die Augen aus. Dann brachten sie ihn nach Gaza, wo er in Bronzeketten gelegt wurde und im Gefängnis den Mühlstein drehen musste.22 Aber es dauerte nicht lange, und sein Haar begann wieder zu wachsen.23 Eines Tages versammelten sich die Fürsten der Philister, um ihrem Gott Dagon ein Opfer darzubringen. Es wurde ein großes Freudenfest daraus, und sie sagten: »Unser Gott hat uns den Sieg über unseren Feind Simson geschenkt!« (1Sam 5,2)24 Alle Leute, die Simson sahen, lobten ihren Gott und sagten: »Unser Gott hat unseren Feind in unsere Hände gegeben – ihn, der so viele von uns getötet und unser Land verheert hat!«25 In ihrer ausgelassenen Stimmung riefen sie schließlich nach Simson, weil sie ihren Spaß mit ihm haben wollten. Simson wurde aus dem Gefängnis herbeigeholt und machte für sie Späße. Sie stellten ihn zwischen die Säulen des Tempels.26 Da sagte Simson zu dem Jungen, der ihn an der Hand führte: »Lass mich los und lege meine Hände an die Säulen, die das Haus tragen. Ich möchte mich dort anlehnen.«27 Der Tempel war aber voller Menschen. Alle Fürsten der Philister waren da, und auf dem Dach drängten sich 3000 Leute, Männer und Frauen, die Simson bei seinen Späßen zusahen.28 Da rief Simson den HERRN an und sagte: »Allmächtiger HERR, erinnere dich an mich. O Gott, gib mir noch ein einziges Mal Kraft, damit ich, o Gott, mich an den Philistern für den Verlust meiner Augen rächen kann.« (Ri 15,18)29 Dann umfasste Simson die beiden Mittelsäulen, auf denen das Haus ruhte, die eine mit seinem rechten, die andere mit seinem linken Arm, und stemmte sich dagegen.30 »Lass mich mit den Philistern sterben!«, rief er. Er stemmte mit aller Kraft, und da stürzte der Tempel über den Fürsten der Philister und allen anderen Anwesenden ein. Auf diese Weise tötete Simson im Sterben mehr Menschen als in seinem ganzen Leben.31 Später kamen seine Brüder und die ganze Familie seines Vaters, um seinen Leichnam zu holen. Sie brachten ihn nach Hause und begruben ihn zwischen Zora und Eschtaol im Grab seines Vaters Manoach. Simson war 20 Jahre lang Richter in Israel gewesen. (Ri 15,20)

Richter 16

Hoffnung für alle

von Biblica
1 Einmal kam Simson nach Gaza. Dort sah er eine Prostituierte und ging zu ihr ins Haus.2 Schnell sprach es sich unter den Bewohnern der Stadt herum: »Simson ist hier!« Die Philister umstellten das Haus und legten sich die Nacht über am Stadttor auf die Lauer. Sie beschlossen: »Solange es dunkel ist, unternehmen wir nichts. Erst im Morgengrauen bringen wir ihn um!«3 Simson lag bis Mitternacht im Bett. Dann stand er auf und ging zum Stadttor. Er packte die Torflügel, riss sie mit Pfosten und Querbalken heraus, nahm sie auf die Schultern und trug sie auf den Gipfel des Berges, der in Richtung Hebron liegt.4 Einige Zeit später verliebte sich Simson in eine Frau namens Delila, die im Sorek-Tal wohnte.5 Einige Fürsten der Philister kamen zu ihr und forderten sie auf: »Du weißt, dass Simson dich liebt. Nutz das doch aus und frag ihn, woher seine große Kraft stammt, damit wir ihn überwältigen können. Finde heraus, womit man ihn fesseln kann! Jeder von uns gibt dir dafür 1100 Silberstücke.«6 Delila fragte Simson: »Willst du mir nicht anvertrauen, warum du so stark bist? Gibt es Fesseln, die du nicht zerreißen kannst?«7 Er antwortete: »Wenn man mich mit sieben frischen Sehnen bindet, die noch nicht trocken sind, dann werde ich so schwach wie jeder andere Mensch.«8 Die Fürsten besorgten sieben solcher Sehnen, und Delila fesselte Simson damit,9 während einige Philister im Nebenzimmer lauerten. Dann rief sie: »Simson! Die Philister kommen!« Da zerriss er die Sehnen, als wären sie angesengte Bindfäden. Das Geheimnis seiner Kraft hatte er nicht verraten.10 Delila warf ihm vor: »Du hast mich getäuscht und belogen! Sag mir, wie man dich wirklich fesseln kann!«11 Er antwortete: »Wenn man mich mit neuen Seilen bindet, die noch nie gebraucht worden sind, habe ich so wenig Kraft wie jeder andere.«12 Delila nahm solche Seile und fesselte Simson damit. Wieder lauerte man ihm nebenan auf. Aber als sie rief: »Simson! Die Philister kommen!«, riss er die Seile von seinen Armen wie Fäden.13 »Immer täuschst du mich«, klagte Delila, »ständig belügst du mich! Verrate mir endlich, womit man dich binden kann!« Simson erwiderte: »Du musst meine sieben Haarflechten im Webstuhl einweben!«14 Als er schlief, wob Delila sein Haar hinein und befestigte es mit dem Pflock. Dann rief sie: »Simson! Die Philister!« Er sprang auf und riss das Gewebe samt dem Pflock heraus.15 Erneut machte Delila ihm Vorwürfe: »Wie kannst du noch behaupten, dass du mich liebst? In Wahrheit gehört dein Herz mir gar nicht! Dreimal hast du mich belogen und mir immer noch nicht verraten, warum du so stark bist.«16 Tag für Tag redete sie auf ihn ein. Sie drängte ihn so sehr, dass er es zuletzt nicht mehr ertragen konnte17 und sein Geheimnis preisgab: »Ich bin von Mutterleib an Gott geweiht, niemals hat man mir die Haare geschnitten. Ohne sie würde ich meine Kraft verlieren und schwach werden wie jeder andere.«18 Delila wusste, dass er ihr jetzt die Wahrheit gesagt hatte. Sie benachrichtigte die Fürsten der Philister: »Kommt! Er hat mir alles anvertraut!« Da kamen sie und brachten die versprochenen Silberstücke mit.19 Delila ließ Simson in ihrem Schoß einschlafen. Dann winkte sie einen Mann herbei und schnitt Simsons sieben Haarflechten ab. Während sie es tat, verlor er seine Kraft.20 »Simson«, rief sie dann, »die Philister sind da!« Er wachte auf und meinte, er könnte sich wieder befreien und losreißen. Er wusste nicht, dass der HERR sich von ihm abgewandt hatte.21 Die Philister packten Simson und stachen ihm die Augen aus. Dann brachten sie ihn nach Gaza, fesselten ihn mit Ketten aus Bronze und warfen ihn ins Gefängnis. Dort musste er die Kornmühle drehen.22 Allmählich begann sein Haar wieder zu wachsen.23 Die Fürsten der Philister versammelten sich zu einem großen Fest. Sie brachten ihrem Gott Dagon viele Schlachtopfer dar und feierten ihren Sieg. Dabei sangen sie: »Unserm Dagon sei’s gedankt: Simson ist in unsrer Hand!«24-25 Als sie richtig in Stimmung waren, riefen sie: »Holt Simson! Er soll uns etwas vorführen!« So wurde Simson aus dem Gefängnis herbeigebracht, und sie trieben ihren Spott mit ihm. Sie priesen ihren Gott und stimmten von neuem ihr Lied an: »Unserm Dagon sei’s gedankt: Simson ist in unsrer Hand! Wie viel Mann hat er vernichtet! Was alles hat er angerichtet!« Dann stellten sie Simson zwischen die Säulen des Gebäudes.26 Er bat den Jungen, der ihn an der Hand führte: »Lass mich einmal kurz los! Ich möchte nach den Säulen tasten, die das Dach tragen, und mich etwas an sie lehnen.«27 Das Gebäude war voller Menschen. Auch die Fürsten der Philister waren alle gekommen. Allein vom Dach aus hatten etwa dreitausend Leute zugesehen, wie Simson verspottet wurde.28 Simson betete: »HERR, mein Gott, erinnere dich an mich! Bitte gib mir noch dies eine Mal so viel Kraft wie früher! Ich will mich wenigstens dafür rächen, dass sie mir die Augen ausgestochen haben.«29 Dann fasste Simson die beiden mittleren Säulen, auf denen das Dach ruhte, eine mit der rechten Hand, eine mit der linken, und stemmte sich dagegen.30 »Sollen die Philister mit mir sterben!«, schrie er und stieß die Säulen mit aller Kraft um. Das Gebäude brach über den Philistern und ihren Fürsten zusammen. Dabei riss Simson mehr Menschen mit in den Tod, als er in seinem ganzen Leben getötet hatte.31 Simsons Brüder und seine übrigen Angehörigen kamen, hoben seinen Leichnam auf und brachten ihn zum Grab seines Vaters Manoach. Dort, zwischen Zora und Eschtaol, begruben sie ihn. Zwanzig Jahre lang hatte Simson das Volk Israel geführt.