1Etwa zu dieser Zeit kamen die Jünger zu Jesus und fragten ihn: »Wer ist der Größte im Himmelreich?«2Da rief Jesus ein kleines Kind zu sich und stellte es vor sie hin.3Dann sagte er: »Ich versichere euch: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, werdet ihr nie ins Himmelreich kommen. (Mt 19,14; Mk 10,15; Lk 18,17; 1Petr 2,2)4Deshalb: Wer so gering wird wie dieses Kind, der ist der Größte im Himmelreich. (Mt 20,26; Mk 10,43; Lk 22,26)5Und wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf. (Mt 10,40; Lk 10,16; Joh 13,20)6Wer aber eines dieser Kinder, die mir vertrauen, vom rechten Glauben abbringt, für den wäre es besser, er würde mit einem schweren Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen werden. (1Kor 8,12)7Schreckliches erwartet die, die andere zur Sünde verführen. Die Versuchung, Böses zu tun, wird es immer geben, doch dem, der andere in diese Versuchung bringt, wird es schlimm ergehen.8Wenn dich also deine Hand oder dein Fuß zum Bösen verführen will, hack sie ab und wirf sie weg. Besser du kommst als Krüppel oder Gelähmter in den Himmel[1], als dass du mit allen deinen Gliedmaßen ins ewige Höllenfeuer geworfen wirst.9Und wenn dich dein Auge zum Bösen verführen will, stich es aus und wirf es weg. Besser du kommst halb blind in den Himmel, als zwei Augen zu haben und ins ewige Höllenfeuer geworfen zu werden.10-11Hütet euch davor, auf ein einziges dieser Kinder herabzusehen. Denn ich sage euch, dass ihre Engel im Himmel meinem himmlischen Vater stets besonders nahe sind.[2] (Apg 12,15; Hebr 1,14)
Das Gleichnis vom verlorenen Schaf
12Wenn ein Hirte hundert Schafe hat, und eines läuft weg und verirrt sich, was wird er wohl tun? Wird er nicht die neunundneunzig anderen stehen lassen und in die Berge gehen, um das verirrte Schaf zu suchen?13Und wenn er es findet, wird er sich ganz sicher mehr darüber freuen als über die neunundneunzig, die nicht fortgelaufen sind.14Genauso ist es nicht der Wille meines Vaters, dass auch nur eines von diesen Kindern verloren geht.
Zurechtweisung des Bruders
15Wenn dir ein Bruder unrecht getan hat, geh zu ihm und weise ihn auf seinen Fehler hin. Wenn er auf dich hört und seine Schuld zugibt, hast du ihn zurückgewonnen. (3Mo 19,17; Gal 6,1; Jak 5,19)16Wenn es dir nicht gelingt, nimm einen oder zwei andere und geht noch einmal gemeinsam zu ihm, sodass alles, was du sagst, von zwei oder drei Zeugen bestätigt werden kann. (5Mo 19,1; 2Kor 13,1; 1Tim 5,19)17Wenn er auch dann nicht zuhören will, trage den Fall deiner Gemeinde vor. Wenn die Gemeinde dir Recht gibt, aber der andere auch dieses Urteil nicht anerkennt, dann behandelt ihn wie einen, der Gott nicht kennt, oder wie einen bestechlichen Steuereinnehmer. (1Kor 6,1)18Ich sage euch: Was ihr auf der Erde verbietet, ist auch im Himmel verboten, und was ihr auf der Erde erlaubt, ist auch im Himmel erlaubt.[3] (Mt 16,19; Joh 20,23)19Und ich sage euch auch: Wenn zwei von euch hier auf der Erde darin eins werden, eine Bitte an Gott zu richten, dann wird mein Vater im Himmel diese Bitte erfüllen. (Mt 7,7; Mt 21,22; Mk 11,24; Joh 15,7; Joh 16,23; 1Joh 3,22; 1Joh 5,14)20Denn wo zwei oder drei zusammenkommen, die zu mir gehören[4], bin ich mitten unter ihnen.« (Mt 28,20; Joh 14,23)
Das Gleichnis vom uneinsichtigen Schuldner
21Dann kam Petrus zu ihm und fragte: »Herr, wie oft soll ich jemandem vergeben, der mir unrecht tut? Sieben Mal?« (Lk 17,3)22»Nein!«, antwortete Jesus, »siebzigmal sieben Mal[5]!23Deshalb kann man das Himmelreich mit einem König vergleichen, der beschlossen hatte, mit seinen Bediensteten, die von ihm Geld geliehen hatten, abzurechnen. (Mt 25,19)24Unter ihnen war auch einer, der ihm sehr viel Geld[6] schuldete.25Da er nicht bezahlen konnte, befahl der König das Folgende: Er, seine Frau, seine Kinder, und alles, was er besaß, sollten verkauft werden, um damit seine Schuld zu begleichen. (3Mo 25,39; 2Kön 4,1; Neh 5,5)26Doch der Mann fiel vor ihm nieder und bat ihn: ›Herr, hab doch Geduld mit mir, ich werde auch alles bezahlen.‹27Da hatte der König Mitleid mit ihm, ließ ihn frei und erließ ihm seine Schulden. (Lk 7,42)28Doch sobald der Mann frei war, ging er zu einem anderen Diener, der ihm eine kleine Summe[7] schuldete, packte ihn am Kragen und verlangte, dass er auf der Stelle alles bezahlen sollte.29Der Diener fiel vor ihm nieder und bat ihn um einen kurzen Aufschub: ›Hab doch Geduld mit mir, ich werde auch alles bezahlen.‹30Doch der Mann war nicht bereit zu warten. Er ließ ihn verhaften und einsperren, so lange, bis dieser seine ganze Schuld bezahlt hätte.31Als die anderen Diener das sahen, waren sie empört. Sie gingen zum König und erzählten ihm, was vorgefallen war.32Da ließ der König den Mann rufen, dem er zuvor seine Schulden erlassen hatte, und sagte zu ihm: ›Du herzloser Diener! Ich habe dir deine großen Schulden erlassen, weil du mich darum gebeten hast.33Müsstest du da nicht auch mit diesem Diener Mitleid haben, so wie ich Mitleid mit dir hatte?‹34Der König war so zornig, dass er den Mann ins Gefängnis werfen ließ, bis er seine Schulden bis auf den letzten Cent bezahlt hatte. (Mt 5,25; Lk 12,58)35Genauso wird mein Vater im Himmel mit euch verfahren, wenn ihr euch weigert, euren Brüdern und Schwestern zu vergeben.« (Mt 5,25; Mk 11,25; Eph 4,32; Kol 3,13)
1Noch am selben Tag kamen seine Schüler zu Jesus und fragten: »Wer ist denn jetzt der Bedeutendste, wenn Gott seine Herrschaft über alles aufrichtet?«2Da rief Jesus ein Kind zu sich. Er stellte es in die Mitte, direkt vor sie,3und sagte: »Ich sage es euch klipp und klar: Wenn ihr euch nicht vollkommen ändert und wie die Kinder werdet, dann werdet ihr überhaupt nicht in Gottes neue Wirklichkeit hineinkommen!4Wer sich selbst an die unterste Stelle setzt wie dieses Kind, der ist der Bedeutendste in Gottes neuer Wirklichkeit.5Und wenn jemand so ein Kind bei sich aufnimmt, weil er sein Leben nach mir ausrichten will, der nimmt damit mich auf.
Eine ernste Warnung
6Wenn aber jemand einen von diesen Kleinen, die ihr Vertrauen auf mich setzen, dazu bringt, Unrecht zu tun, für den wäre es besser, wenn ein Mühlstein um seinen Hals gehängt und er an der tiefsten Stelle des Meeres versenkt würde.7Wehe all den Dingen, die die Menschen zum Unrecht verleiten! Es ist zwar unabwendbar, dass Unrecht geschieht, aber wehe dem, der es verursacht!8Wenn deine Hand oder dein Fuß dich dazu verleitet, Unrecht zu tun, dann hau sie ab und wirf sie weg. Denn es ist besser für dich, verkrüppelt oder lahm in das wahre Leben hineinzustolpern, als wenn du zwar noch beide Hände und Füße besitzt, aber in das immerwährende Feuer geworfen wirst.9Und wenn dein Auge für dich zum Anlass dafür wird, gegen Gottes Willen zu handeln, dann reiß es aus und wirf es weg! Denn es ist besser für dich, einäugig in das wahre Leben zu gehen als mit zwei Augen in die Feuerhölle geworfen zu werden.
Der Wert jedes einzelnen Menschen
10-11Achtet darauf, dass ihr nicht verächtlich auf eines dieser kleinen Menschenwesen herabschaut. Denn ich sage euch deutlich: Ihre Engel dort oben im Himmel sind in ständiger Verbindung mit meinem Vater, der über allem thront.12Was meint ihr? Wenn einer einhundert Schafe besitzt und eins davon geht ihm verloren: Lässt er nicht die neunundneunzig dort oben im Bergland zurück und läuft los und sucht das eine, das er verloren hat?13Und wenn er es dann wirklich findet – das sage ich euch ganz klar – freut er sich darüber mehr als über die neunundneunzig, die nicht verloren waren.14So ist es auch bei Gott, eurem Vater. Er, der über alles herrscht, will nicht, dass auch nur ein einziges dieser kleinen Kinder verloren geht.
Der Weg zum Frieden
15Das bedeutet: Wenn dein Bruder gegen dich Unrecht tut, dann geh hin, sprich direkt mit ihm und hilf ihm so, zurechtzukommen. Wenn er auf dich hört, dann hast du deinen Bruder auf Gottes Weg zurückgebracht.16Wenn er aber nicht auf dich hört, dann nimm eine oder zwei Personen mit! Denn in Gottes Buch steht: ›Wenn zwei oder drei Zeugen die Aussage bestätigen, dann steht sie fest!‹17Wenn er aber nicht auf sie hören will, dann bring die Angelegenheit vor die versammelte Gemeinschaft derer, die zu Gott gehören. Wenn er aber auch nicht auf die Gemeinschaft hören will, dann sieh ihn an wie einen Andersgläubigen oder Steuereintreiber.18Ich sage euch klar und deutlich: Euch ist eine große Vollmacht übertragen worden. Eure Entscheidungen gelten: Was ihr auf der Erde im Namen Gottes bindet, das ist auch im Himmel gebunden. Und was ihr freisetzt, das ist auch im Himmel freigesetzt.19Ich versichere es euch noch einmal: Wenn zwei von euch auf der Erde im Gebet übereinstimmen, dann wird mein Vater, der über alles herrscht, es euch geben, ganz gleich, was es auch sein mag.20Wo auch immer zwei oder drei in meinem Namen zusammenstehen, dort bin ich selbst in ihrer Mitte gegenwärtig.«
Von Herzen vergeben
21Daraufhin trat Petrus an ihn heran mit der Frage: »Herr, wie oft soll ich meinem Bruder die Schuld vergeben, die er gegen mich verübt hat? Reichen sieben Mal?«22Jesus antwortete: »Ich sage dir: Nicht sieben Mal, sondern bis zu siebzig Mal sieben Mal!23Ich gebe euch einen Vergleich für die neue Wirklichkeit Gottes. Ein Herrscher wollte seine wirtschaftlichen Angelegenheiten mit seinen Untergebenen abrechnen.24Gleich zu Anfang wurde einer zu ihm gebracht, dessen Schuld sich auf mehrere Millionen Silbermünzen angehäuft hatte.25Da der Mann nichts hatte, womit er diese Schuld bezahlen konnte, befahl der Herrscher, dass er mitsamt seiner Frau und seinen Kindern und allem, was er besaß, verkauft würde, um damit die Schuld zu bezahlen.26Da fiel der Untergebene nieder, flehte ihn an und sagte: ›Hab Geduld mit mir, und ich werde dir alles zurückzahlen!‹27Der Herrscher wurde von Mitleid gegenüber diesem Untergebenen bewegt, ließ ihn frei und erließ ihm die gesamten Schulden.28Auf dem Weg hinaus begegnete der Mann einem anderen, der genau wie er ein Untergebener des Herrschers war. Dieser schuldete ihm hundert Silbermünzen. Deshalb ergriff er ihn am Hals, würgte ihn und sagte: ›Gib mir sofort, was du mir schuldest!‹29Da fiel sein Kollege nieder und bat ihn inständig: ›Hab Geduld mit mir und ich werde es dir zurückzahlen!‹30Aber das wollte er auf keinen Fall und ließ ihn ins Gefängnis werfen, bis er ihm die Schulden zurückzahlte.31Als das die anderen Untergebenen mitbekamen, wurden sie sehr betrübt. Sie gingen zum Herrscher und berichteten ihm alles, was geschehen war.32Darauf rief der Herrscher ihn wieder zu sich und sagte: ›Du bist ein wirklich bösartiger Mensch! Ich habe dir deine gesamten Schulden erlassen, als du mich inständig um Mitleid gebeten hast.33Wäre es nicht recht und billig, dass du auch deinem Kollegen seine Schuld erlässt, so wie ich es dir gegenüber getan habe?‹34Der Herrscher wurde richtig zornig und übergab ihn in die Hände der Folterer. Dort sollte er bleiben, bis er alles zurückgegeben hatte, was er schuldete.35Genauso wird sich mein Vater, der über alles herrscht, auch euch gegenüber verhalten, wenn ihr nicht einander von Herzen vergebt, jeder seinem Bruder oder seiner Schwester!«