Matthäus 14

Neues Leben. Die Bibel

von SCM Verlag
1 Als Herodes Antipas[1] von Jesus hörte,2 sagte er zu seinen Ratgebern: »Das muss Johannes der Täufer sein, der von den Toten auferstanden ist! Darum kann er solche Wunder tun.«3 Denn Herodes hatte Johannes auf Bitten seiner Frau Herodias (der früheren Frau von Philippus, dem Bruder von Herodes) ins Gefängnis werfen lassen. (Lk 3,19)4 Johannes hatte Herodes immer wieder ins Gewissen geredet: »Es ist gegen das Gesetz, dass du sie geheiratet hast.« (3Mo 18,16; 3Mo 20,21)5 Herodes hätte Johannes gern endgültig aus dem Weg geschafft, aber er hatte Angst vor einem Aufstand, weil die Bevölkerung Johannes für einen Propheten hielt. (Mt 11,9; Mt 21,26)6 Doch auf einer Geburtstagsfeier für Herodes tanzte die Tochter von Herodias vor den Gästen, und sie gefiel Herodes sehr.7 Er tat einen Schwur, ihr jeden Wunsch zu erfüllen.8 Auf Drängen ihrer Mutter bat das Mädchen: »Schenk mir den Kopf von Johannes dem Täufer auf einer Schale!«9 Nun tat es dem König leid, aber weil er es ihr versprochen hatte und sich vor seinen Gästen keine Blöße geben wollte, erteilte er die notwendigen Befehle.10 So wurde Johannes im Gefängnis enthauptet. (Mt 17,12)11 Sein Kopf wurde dem Mädchen auf einer Schale übergeben, die sie ihrer Mutter brachte.12 Die Jünger des Johannes holten seinen Leichnam und begruben ihn. Dann erzählten sie Jesus, was geschehen war. (Apg 8,2)13 Als Jesus die Nachricht erhalten hatte, fuhr er mit dem Boot in eine entfernte Gegend, denn er wollte allein sein. Aber die Menschen hatten erfahren, wohin er fuhr, und aus zahlreichen Dörfern folgten sie ihm über Land.14 Als er aus dem Boot stieg, erwartete ihn bereits eine große Menschenmenge. Er hatte Mitleid mit ihnen und heilte die Kranken. (Mt 9,36; Mk 1,41; Hebr 2,17; Hebr 4,15; Hebr 5,1)15 Am Abend kamen die Jünger zu ihm und sagten: »Es ist einsam hier und schon spät. Schick die Leute weg, dann können sie in die Dörfer gehen, um sich etwas zu essen zu kaufen.«16 Doch Jesus antwortete: »Das ist nicht nötig – gebt ihr ihnen zu essen.« (2Kön 4,44)17 »Unmöglich!«, riefen sie aus. »Wir haben nur fünf Brote und zwei Fische!«18 »Bringt sie her!«, befahl er.19 Dann wies er die Leute an, sich ins Gras zu setzen. Und er nahm die fünf Brote und zwei Fische, blickte hinauf zum Himmel und bat Gott um seinen Segen für das Essen. Dann brach er das Brot in Stücke und gab jedem der Jünger davon, und diese verteilten es an die Menschen. (Mt 15,35; Mk 8,6)20 Alle aßen, so viel sie wollten, und anschließend sammelten sie noch zwölf Körbe mit Resten ein.21 Etwa fünftausend Menschen hatten zu essen bekommen, Frauen und Kinder nicht mitgerechnet!22 Sofort danach schickte Jesus seine Jünger zum Boot zurück und befahl ihnen, ans andere Ufer überzusetzen, während er die Menschen nach Hause entließ.23 Dann stieg er allein in die Berge hinauf, um dort zu beten. Als es dunkel wurde, war er immer noch allein dort oben. (Lk 9,28)24 Währenddessen hatte sich das Boot weit vom Ufer entfernt und war in schweren Seegang geraten, denn ein starker Wind war aufgekommen.25 Gegen drei Uhr morgens[2] kam Jesus über das Wasser zu ihnen.26 Als ihn die Jünger sahen, schrien sie entsetzt auf, denn sie hielten ihn für einen Geist. (Lk 24,37)27 Doch Jesus sprach sie sogleich an: »Es ist gut«, sagte er. »Ich bin es! Habt keine Angst.«28 Da rief Petrus ihm zu: »Herr, wenn du es wirklich bist, befiehl mir, auf dem Wasser zu dir zu kommen.«29 »Dann komm«, sagte Jesus. Und Petrus stieg aus dem Boot und ging über das Wasser, Jesus entgegen.30 Als er sich aber umsah und die hohen Wellen erblickte, bekam er Angst und begann zu versinken. »Herr, rette mich!«, schrie er.31 Sofort streckte Jesus ihm die Hand hin und hielt ihn fest. »Du hast nicht viel Glauben«, sagte Jesus. »Warum hast du gezweifelt?« (Mt 6,30)32 Als sie schließlich zurück ins Boot stiegen, legte sich der Wind.33 Da beteten ihn die Jünger an. »Du bist wirklich der Sohn Gottes!«, riefen sie. (Ps 2,7; Mt 16,16; Mt 26,63; Mt 27,54; Mk 1,1; Lk 22,70; Joh 1,49; Joh 6,69; Röm 1,4)34 Auf der anderen Seite des Sees gingen sie in Genezareth an Land.35 Als die Menschen dieser Gegend Jesus erkannten, verbreitete sich dies sofort in der ganzen Umgebung. Schon bald brachten die Leute alle ihre Kranken zu ihm, damit er sie heilte.36 Die Kranken baten ihn, auch nur den Saum seiner Kleidung berühren zu dürfen. Und alle, die ihn berührten, wurden gesund. (Mt 9,20)

Matthäus 14

Das Buch

von SCM Verlag
1 Zu genau dieser Zeit erreichte die Nachricht von dem, was Jesus tat, den Landesfürsten Herodes.2 Er sagte seinen Untergebenen: »Das ist bestimmt Johannes der Täufer, der wieder aus dem Tod ins Leben zurückgekommen ist! Das ist die einzig mögliche Erklärung für die mächtigen Wunder, die durch ihn geschehen!«3 Es war nämlich so: Herodes hatte Johannes gefangen gesetzt und in den Kerker werfen lassen. Der Grund dafür war Herodias, die eigentlich die Frau seines Bruders Philippus war.4 Johannes hatte ihm ganz offen ins Gesicht gesagt: »Es ist vor Gott nicht richtig, dass du sie zur Frau nimmst!«5 Eigentlich wollte Herodes ihn dafür umbringen, aber er hatte Angst vor den Leuten. Denn die verehrten Johannes als einen von Gott gesandten Propheten.6 Eines Tages hatte Herodes Geburtstag. Da trat die Tochter der Herodias auf und tanzte mitten unter den Gästen für ihn. Herodes fand Gefallen daran.7 Deshalb sagte er: »Ich schwöre: Was auch immer du verlangst, ich werde es dir geben!«8 Von ihrer Mutter angestiftet, sagte sie: »Gib mir hier und jetzt auf einem Teller den Kopf von Johannes dem Täufer!«9 Da bereute der König seine Aussage. Aber weil er es vor seinen Gästen geschworen hatte, befahl er, dass ihr der Kopf gebracht würde.10 Er schickte seine Soldaten, und die schlugen Johannes im Gefängnis den Kopf ab.11 Der wurde dann auf einen Teller gelegt und dem Mädchen überreicht, die ihn ihrer Mutter brachte.12 Die Schüler von Johannes gingen dann hin, holten seinen Körper und legten ihn ins Grab. Danach kamen sie zu Jesus und erzählten ihm, was vorgefallen war.13 Als Jesus diese Nachricht erhalten hatte, stieg er in ein Boot und setzte an eine einsame Stelle über, um allein zu sein. Aber als die Menschenmengen das hörten, liefen sie ihm zu Fuß hinterher. Sie kamen aus allen Ortschaften.14 Als Jesus herauskam, sah er die Menschenmassen. Da wurde er von Mitleid erfasst und begann, alle Kranken unter ihnen zu heilen.15 So kam der Abend heran. Da traten seine Schüler zu ihm und sagten: »Wir sind hier mitten in der Wildnis! Es ist schon viel zu spät geworden. Schick die Leute nach Hause! Dann können sie sich in den Dörfern entlang des Wegs noch etwas zu essen kaufen.«16 Doch Jesus sagte zu ihnen: »Das ist gar nicht nötig, dass sie nach Hause gehen! Gebt ihr ihnen etwas zu essen!«17 Sie antworteten: »Wir haben doch nichts außer fünf Broten und zwei Fischen!«18 Da sagte Jesus: »Bringt sie her zu mir!«19 Dann gab er der Menschenmenge die Anweisung, sich auf dem Gras hinzusetzen. Er nahm die fünf Brote und zwei Fische, schaute nach oben zum Himmel und sprach ein Dankgebet. Danach brach er die Brote in Stücke und gab sie seinen Schülern, und die gaben die Brotstücke den Leuten.20 Da aßen alle und alle wurden satt. Sie sammelten die übrigen Brotstücke auf und konnten damit zwölf Körbe füllen.21 Die Leute, die gegessen hatten, waren ungefähr fünftausend Männer. Dabei sind die Frauen und Kinder noch gar nicht mitgezählt!22 Direkt danach trieb Jesus seine Schüler an, ins Boot einzusteigen und ihm an das andere Seeufer vorauszufahren, während er noch die Menschenmenge nach Hause schicken wollte.23 Nachdem sie gegangen waren, stieg Jesus allein auf den Berg, um zu beten. Es war inzwischen Abend geworden und er war ganz allein dort.24 Das Boot war nun schon viele hundert Meter vom Ufer entfernt. Es wurde von den Wellen immer stärker hin und her geworfen, weil ein starker Gegenwind aufgekommen war.25 Das ging so bis in die frühe Morgenstunde. Da kam auf einmal Jesus über das Wasser gelaufen, direkt auf sie zu!26 Als seine Schüler ihn sahen, wie er über das Wasser lief, zitterten sie vor Furcht. Sie glaubten, es wäre ein Gespenst, und schrien vor Angst auf.27 Im gleichen Augenblick sprach Jesus sie an: »Fasst wieder Mut! Denn ich bin es doch! Ihr braucht keine Angst zu haben!«28 Da sagte Petrus zu ihm: »Herr, wenn du es bist, dann gib mir den Befehl, über das Wasser zu dir zu kommen!«29 Jesus sagte nur: »Komm her!« So ließ sich Petrus aus dem Boot hinunter und ging auf der Wasseroberfläche und kam bis zu Jesus.30 Aber dann blickte er doch auf den starken Wind und wurde von Furcht überwältigt. Er war schon dabei, unterzugehen, und schrie: »Herr, rette mich!«31 Sofort ergriff Jesus ihn bei der Hand und sagte zu ihm: »Du Kleingläubiger, warum hast du in dir dem Zweifel Raum gegeben?«32 Als sie dann zusammen in das Boot stiegen, legte sich der Wind.33 Aber alle, die im Boot waren, warfen sich vor Jesus nieder und sagten: »Du bist wirklich der Sohn Gottes!«34 Dann überquerten sie den See und kamen in die Gegend von Genezareth.35 Als die Leute dort Jesus erkannten, schickten sie Boten in alle umliegenden Orte und brachten alle, die krank waren, zu ihm.36 Sie baten ihn inständig, nur den Saum seines Gewandes anfassen zu dürfen. Und alle, die ihn berührten, wurden vollkommen gesund.