Judit 9

Menge Bibel

1 Judith aber warf sich auf ihr Angesicht nieder, streute sich Asche aufs Haupt und legte das Sacktuch ab, das sie umgebunden zu tragen pflegte; es war gerade die Zeit, wo zu Jerusalem das Rauchopfer für diesen Abend in das Haus Gottes hineingebracht wurde. Da richtete Judith mit lauter Stimme folgendes Gebet an den Herrn:2 »O Herr, du Gott meines Ahnen Simeon, dem du das Schwert in die Hand gabst, um die Heiden zu strafen, die den Schoß der Jungfrau zur Vergewaltigung aufgedeckt und ihren Schenkel zur Schändung entblößt und ihren Schoß zur Beschimpfung entweiht hatten. (1Mo 34,7)3 Denn obgleich du geboten hattest: ›Dergleichen darf nicht geschehen‹ (1.Mose 34,7), hatten sie es doch getan; zur Strafe dafür hast du ihre Fürsten der Ermordung preisgegeben und ihr Lager, das sich ihrer Arglist schämte (?), zum Blutbad gemacht; du hast die Untertanen um der Herrscher willen geschlagen (?) und die Herrscher auf ihren Thronen;4 du hast ihre Weiber dem Raube preisgegeben und ihre Töchter in Gefangenschaft fallen lassen und all ihr Hab und Gut zur Plünderung deinen geliebten Söhnen gegeben, weil sie ihren Eifer für dich betätigt und die Befleckung ihre Blutes verabscheut und dich um Hilfe angerufen hatten. O Gott, mein Gott, erhöre jetzt auch mich, die ich eine Witwe bin!5 Du hast ja getan, was vor jenen Begebenheiten geschehen ist, und ebenso, was damals und was später geschehen ist und was jetzt geschieht, und das Zukünftige hast du bedacht, und das du bedacht hast, das geschieht auch,6 und alle Dinge, die du beschlossen hast, treten auch ein und sprechen: ›Siehe, da sind wir!‹ Denn alle deine Wege sind in Bereitschaft, und dein Gericht ist vorhergesehen.7 Ach! die Assyrer sind gar stark mit ihrer Kriegsmacht, sind stolz auf ihre Rosse und Reiter, trotzen auf die Kraft ihres Fußvolkes, setzen ihre Hoffnung auf Schild und Speer, auf Bogen und Schleuder und wissen nicht, daß du der Herr bist, der die Kriege entscheidet.8 «Herr» ist dein Name: zerbrich ihre Stärke durch deine Macht und schlage ihre Kraft durch deinen Zorn nieder! Sie haben ja beschlossen, dein Heiligtum zu entweihen und das Zelt, da dein herrlicher Name wohnt, zu schänden und mit dem Schwert die Hörner deines Altars abzuschlagen.9 Sieh ihren Übermut an, schleudere deinen Grimm auf ihre Häupter und verleihe meiner Hand, der Hand einer Witwe, Kraft zu meinem Vorhaben!10 Schlage durch meine trügerischen Lippen den Knecht samt dem Herrn und den Herrn samt seinem Diener, brich ihren Stolz durch die Hand eines Weibes!11 Denn nicht auf der Menge beruht deine Kraft, und deine Herrschaft nicht auf den Starken; sondern du bist der Gott der Demütigen, der Helfer der Geringen, der Beistand der Schwachen, der Beschützer der Verachteten, der Retter der Hoffnungslosen.12 Ja, ja, du Gott meines Vaters und du Gott deines Eigentumsvolkes Israel, Herr des Himmels und der Erde, Schöpfer des Weltmeeres, König deiner ganzen Schöpfung, erhöre du mein Gebet!13 Laß meine trügerische Rede ihnen zum Verderben und Unheil werden, da sie ja gegen deinen Bund und dein heiliges Haus, gegen den Berg Zion und den Wohnsitz deiner Kinder Grausames beschlossen haben.14 Und mache, daß dein ganzes Volk und jeder Stamm zu der klaren Erkenntnis komme, daß du der Gott aller Macht und Stärke bist und daß es keinen andern Beschützer des Volkes Israel gibt als dich!«

Judit 9

Lutherbibel 2017

1 Judit aber fiel nieder auf ihr Angesicht, streute Asche auf ihr Haupt und enthüllte den Sack, mit dem sie sich bekleidet hatte. Es war aber gerade um die Zeit, da man zu Jerusalem das abendliche Rauchopfer im Hause Gottes darbrachte. Und Judit schrie mit lauter Stimme zum Herrn und sprach: (Dan 9,21; Jdt 8,5; Jdt 10,3)2 Herr, du Gott meines Vaters Simeon, dem du ein Schwert in die Hand gegeben hast zur Rache an den Fremden, die dem Leib der Jungfrau Gewalt antaten, um sie zu beflecken, und die ihren Schenkel entblößten, um sie zu entehren, und die ihren Schoß aufbrachen, um sie zu schänden. Denn du hattest gesagt: So soll es nicht sein! Und sie taten es doch. (1Mo 34,1; 1Mo 34,25)3 Deshalb gabst du ihre Befehlshaber dem Tode preis. Ihr Bett, missbraucht durch ihren Betrug, wurde nun selbst blutig betrogen. Du erschlugst die Knechte wie die Mächtigen, ja die Mächtigen auf ihren Thronen.4 Und du gabst ihre Frauen der Plünderung und ihre Töchter der Gefangenschaft preis und all ihren Besitz zur Verteilung an deine geliebten Söhne; denn die eiferten deinem Vorbild nach und verabscheuten die Schande, die an ihrem Blut geschehen war, und riefen dich als Helfer an. Gott, mein Gott, erhöre auch mich, die Witwe!5 Denn alle Dinge, die vormals waren und danach, hast du gemacht, und die jetzigen wie die noch kommenden hast du ersonnen, und was du erdacht hast, ist geschehen. (Jes 46,9)6 Und die Dinge, die du beschlossen hattest, standen da und sprachen: Siehe, hier sind wir! Denn alle deine Wege sind bereitet, und dein Urteil ist schon gesprochen.7 Und siehe, die Assyrer sind groß geworden mit ihrer Streitmacht, sie sind emporgekommen mit Ross und Reiter, sie haben sich gebrüstet mit der Kraft ihres Kriegsvolks, haben ihre Hoffnung gesetzt auf Schild und Speer, Bogen und Schleuder, aber sie haben nicht erkannt: Du bist der Herr, der die Kriege zerschlägt![1] (2Mo 15,3; Sach 4,6; Jdt 16,2)8 »Herr« ist dein Name. Brich ihre Stärke mit deiner Macht und wirf ihre Kraft nieder in deinem Zorn! Denn sie haben beschlossen, dein Heiligtum zu entweihen, das Zelt zu verunreinigen, in dem dein herrlicher Name wohnt, und das Horn deines Altars mit dem Eisen abzuhauen. (2Mo 20,25)9 Sieh an ihren Hochmut! Gieß aus deinen Zorn über ihre Häupter! Gib meiner schwachen Hand die Kraft, zu tun, was ich vorhabe!10 Wirf zu Boden den Knecht wie den Herrn und den Herrn wie den Diener durch meine trügerischen Worte! Brich ihren Hochmut durch die Hand einer Frau!11 Denn nicht in der Übermacht liegt deine Kraft, und deine Herrschaft ruht nicht auf den Starken, sondern du bist ein Gott der Erniedrigten, ein Helfer der Geringen, ein Beistand der Schwachen, ein Beschützer der Verachteten und ein Retter der Hoffnungslosen! (Jes 61,1)12 Ja, du Gott meines Vaters und Gott des Erbbesitzes Israels, du Herrscher des Himmels und der Erde, Schöpfer allen Wassers und König deiner ganzen Schöpfung, erhöre mein Flehen!13 Gib, dass mein trügerisches Wort zur Wunde und Strieme werde für jene, die Unheil beschlossen haben gegen deinen Bund und deinen heiligen Tempel, gegen den Berg Zion und das Haus, das deine Söhne bewohnen. (1Mo 4,23)14 Lass dein ganzes Volk und jeden Stamm erkennen, dass du der Gott aller Macht und Kraft bist und dass es keinen anderen gibt, der das Volk Israel beschirmt, als dich allein!