III. Dritter Teil: Die Weisheit und das Gesetz (24,1-33,19)
1Die Weisheit lobt sich selbst und rühmt sich inmitten ihres Volkes;2in der Gemeinde des Höchsten tut sie ihren Mund auf und rühmt sich vor seiner Heerschar:3»Ich bin aus dem Munde des Höchsten hervorgegangen und habe wie ein Nebel die Erde bedeckt;4ich nahm meinen Wohnsitz in der Höhe, und mein Thron ruhte auf einer Wolkensäule.5Das Himmelsgewölbe umwandelte ich allein und ging in der Tiefe der Fluten einher;6in den Wogen des Meeres und auf der ganzen Erde, in jedem Volk und jedem Stamm habe ich mich betätigt (?)7Bei diesen allen suchte ich eine Heimstätte und in wessen Erbteil ich weilen könnte.8Da gebot mir der Schöpfer des Weltalls, und er, der mich geschaffen, wies mir eine feste Wohnung an mit den Worten: ›In Jakob nimm deinen Wohnsitz und in Israel sollst du deinen Erbbesitz erhalten!‹9Vor aller Zeit, im Anfang, hat er mich geschaffen, und bis in Ewigkeit werde ich kein Ende nehmen.10In der heiligen Hütte habe ich den Dienst vor ihm versehen und ebenso in Zion einen festen Sitz erhalten;11in der geliebten Stadt hat er mir gleichermaßen einen Sitz verliehen, und in Jerusalem war (oder ist?) mein Machtbereich.12Und ich schlug Wurzel in dem gepriesenen Volk, im Erbteil des Herrn, seinem Eigentumsvolk.13Wie eine Zeder auf dem Libanon wuchs ich empor und wie eine Zypresse auf den Bergen des Hermon;14wie eine Palme in Engeddi wuchs ich empor und wie Rosenstöcke zu Jericho, wie ein prangender Ölbaum in der Ebene, und wie eine Platane (am Wasser) wuchs ich empor.15Wie Zimt und Gewürzstrauch hauchte ich Wohlgeruch aus, und wie eine köstliche Myrrhe verbreitete ich Duft, wie Galbanum, Räucherklaue und Stakte und wie Weihrauchdampf in der Stiftshütte.16Ich breitete wie eine Terebinthe meine Zweige aus, und meine Zweige waren voller Pracht und Lieblichkeit;17ich war wie ein herrlich sprossender Weinstock, und meine Blüten brachten prächtige und reiche Frucht.18Kommt her zu mir, die ihr Verlangen nach mir tragt, und sättigt euch an meinen Früchten!19denn schon der Gedanke an mich geht über süßen Honig, und mich zu besitzen ist süßer als Honigseim.20Die von mir essen, empfinden immer neuen Hunger (nach mir), und die von mir trinken, dürsten immer weiter (nach mir).21Wer auf mich hört, wird sich nie zu schämen brauchen, und wer in meinem Dienste sich betätigt, wird nicht sündigen«.22Dies alles gilt vom Bundesbuch Gottes des Höchsten, vom Gesetz, das Mose uns verordnet hat als Besitztum für die Gemeinden Jakobs,23das Gesetz, das da Weisheit in Fülle besitzt wie der Pison und wie der Tigris in den Tagen der Erstlingsfrüchte;24das da flutet wie der Euphrat von Einsicht und wie der Jordan in den Tagen der Ernte;25das da Belehrung hervorströmen läßt wie der Nil und wie der Gihon in den Tagen der Weinlese.26Der erste ist mit der Erforschung seiner Weisheit nicht ans Ende gelangt, und ebenso wird der letzte sie nicht ergründen;27denn reichhaltiger als das Meer sind ihre Gedanken, und ihre Einsicht ist tiefer als die große Urflut.28Ich aber – wie ein Kanal von einem Flusse ausgeht und wie eine Wasserleitung in einen Lustgarten ausläuft –,29ich dachte: »Ich will meinen Garten bewässern und meine Beete tränken«; aber siehe da: mein Kanal wurde mir zu einem Strom, und mein Strom wurde mir zu einem Meer.30So will ich denn auch fernerhin Belehrung leuchten lassen wie die Morgenröte und sie kundtun bis in weite Ferne;31auch fernerhin will ich Belehrung wie Prophetenworte ausströmen und sie den spätesten Geschlechtern hinterlassen.32Ihr sollt sehen, daß ich nicht für mich allein gearbeitet habe, sondern für alle, die nach der Weisheit Verlangen tragen.
Jesus Sirach 24
Lutherbibel 2017
Das Lob der Weisheit
1Die Weisheit preist sich selbst, und im Volk rühmt sie sich. (Hi 28,1; Spr 8,1)2Sie tut ihren Mund auf in der Gemeinde des Höchsten und rühmt sich im Angesicht seiner Macht:3»Ich ging aus vom Munde des Höchsten und bedeckte wie Nebel die Erde. (Spr 2,6; Weis 6,22; Weis 7,25)4Mein Zelt war in der Höhe und auf einer Wolkensäule mein Thron. (Bar 3,29)5Ich allein umkreiste des Himmels Gewölbe und durchzog die Tiefe des Abgrunds.6Auf den Wogen des Meeres, überall auf Erden, unter allen Menschen und Völkern gewann ich Besitz.7Bei diesen allen suchte ich Wohnung, um in einem Land Erbbesitz zu finden.8Da gebot mir der Schöpfer aller Dinge, und der mich geschaffen hat, gab mir eine bleibende Wohnung und sprach: In Jakob sollst du wohnen, und in Israel soll dein Erbbesitz sein. (Bar 3,37)9Vor der Welt, von Anbeginn hat er mich geschaffen, und ich werde ewig bleiben. (Sir 1,4)10Im heiligen Zelt habe ich vor ihm gedient und so auf dem Zion eine feste Stätte gefunden. (1Kön 8,1; 1Kön 8,9; 1Kön 8,16)11Er hat mich in die geliebte Stadt gesetzt, dass ich in Jerusalem regieren sollte.12Ich habe Wurzeln geschlagen bei einem geehrten Volk, im Eigentum des Herrn, meinem Erbteil. (5Mo 7,6)13Ich bin hochgewachsen wie eine Zeder auf dem Libanon und wie eine Zypresse auf dem Gebirge Hermon. (Ps 92,13)14Ich bin hochgewachsen wie eine Palme in En-Gedi und wie die Rosenstöcke in Jericho, wie ein schöner Ölbaum auf freiem Felde; ich bin hochgewachsen wie eine Platane.15Ich strömte einen lieblichen Geruch aus wie Zimt und köstliche Kräuter und duftete wie die beste Myrrhe, wie Galbanum[1] und Onyx und Harz und wie der Weihrauch im Tempel. (2Mo 30,34; Sir 39,13)16Ich breitete meine Zweige aus wie eine Terebinthe, und meine Zweige waren herrlich und schön.17Ich spross lieblich wie der Weinstock, und meine Blüte brachte herrliche und reiche Frucht.18[Ich bin die Mutter der schönen Liebe und der Gottesfurcht und der Erkenntnis und der heiligen Hoffnung. Mit allen meinen Kindern gebe ich denen Leben, die von ihm benannt sind.]19Kommt her zu mir alle, die ihr nach mir verlangt, und sättigt euch an meinen Früchten! (Spr 9,5; Jes 55,1; Mt 11,28; Joh 7,37; Sir 51,23)20Denn an mich zu denken, ist süßer als Honig, und mich zu besitzen, süßer als Honigseim. (Sir 23,27)21Wer von mir isst, den hungert immer nach mir; und wer von mir trinkt, den dürstet immer nach mir. (Joh 4,13; Joh 6,35)22Wer mir gehorcht, der wird nicht zuschanden; und wer mir dient, der wird nicht sündigen.«
Weisheit und Gotteswort
23Dies alles ist das Buch des Bundes, den der höchste Gott aufgerichtet hat, das Gesetz, das uns Mose befohlen hat, das Erbe der Gemeinden Jakobs. (5Mo 33,4; 2Kön 23,2; Bar 4,1)24[Werdet nicht müde, stark zu sein im Herrn, hängt ihm an, damit er euch stärkt. Der Herr, der Allmächtige, er allein ist Gott, und es gibt keinen Retter außer ihm. ] (Jes 43,11; Jes 45,5)25Das Gesetz erfüllt mit Weisheit, so wie der Pischon und der Tigris anschwellen in den Tagen des Frühlings; (1Mo 2,10; Jos 3,15)26es lässt Verstand überströmen wie der Euphrat und wie der Jordan in den Tagen der Ernte;27es lässt Bildung aufscheinen wie Licht, wie der Gihon in den Tagen der Weinlese.28Niemand hat bisher die Tiefe der Weisheit erkannt, und niemand wird sie je ergründen. (Röm 11,33)29Denn ihr Sinn ist reicher als das Meer und ihr Rat tiefer als der große Abgrund.30So ging auch ich aus einem Strom hervor wie ein Wassergraben, wie eine Wasserleitung zu einem Lustgarten.31Ich sprach: Ich will meinen Garten wässern und meine Beete tränken. Und siehe, mein Wassergraben führt wieder zum Strom und mein Strom zum Meer. (Joh 7,38)32Immerdar lasse ich Bildung leuchten wie den lichten Morgen und lasse sie scheinen bis in die Ferne.33Immerdar schütte ich meine Lehre aus wie eine Weissagung und hinterlasse sie künftigen Geschlechtern.34Seht, dass ich mich nicht für mich allein gemüht habe, sondern für alle, die Weisheit suchen. (Sir 33,18)