Tobit 2

Lutherbibel 2017

1 Danach, als Asarhaddon König war, kehrte ich in mein Haus zurück. Und meine Frau Hanna und Tobias, mein Sohn, wurden mir wiedergeschenkt. Und an unserem heiligen Wochenfest bereitete man mir ein herrliches Mahl, und ich setzte mich nieder, um zu essen.2 Als mir der Tisch mit den vielen Speisen vorgesetzt wurde, sagte ich zu Tobias, meinem Sohn: Kind, geh hin, und wenn du unter unseren Brüdern, die nach Ninive verbannt wurden, einen Armen findest, der mit ganzem Herzen des Herrn gedenkt, so lade ihn ein, mit mir zu essen. Und siehe, mein Kind, ich will auf dich warten, bis du wiederkommst.3 Da machte sich Tobias auf, um einen Armen unter unseren Brüdern zu suchen. Und als er zurückkam, sagte er: Vater! Und ich sagte zu ihm: Hier bin ich, mein Kind! Und er antwortete und sprach: Vater, siehe, einer aus unserem Volk wurde ermordet und ist auf den Marktplatz geworfen worden – dort liegt er nun erwürgt.4 Da sprang ich auf und ließ das Essen stehen, ehe ich davon gekostet hatte. Und ich trug ihn weg vom Marktplatz und legte ihn in eine Hütte, bis die Sonne untergegangen war und ich ihn heimlich begraben konnte.5 Dann ging ich zurück, wusch mich und aß mein Brot in großer Trauer. (Hes 24,17)6 Und ich dachte an das Wort des Propheten, das Amos über Bethel gesagt hatte: Eure Feiertage sollen in Trauer verwandelt werden, und alle eure Lieder in Wehklagen. (Am 8,10)7 Und ich weinte. Als aber die Sonne unterging, machte ich mich auf, hob ein Grab aus und begrub ihn.8 Aber meine Nachbarn verspotteten mich und sagten: Fürchtet er sich nicht mehr? Erst neulich wurde er doch gesucht, um für solch eine Tat getötet zu werden. Da ist er davongelaufen – und siehe, schon begräbt er wieder die Toten!9 Es geschah aber in derselben Nacht, da wusch ich mich und ging in meinen Hof und schlief im Schutz einer Mauer. Wegen der Hitze war mein Gesicht unbedeckt.10 Ich wusste aber nicht, dass Schwalben über mir in der Mauer nisteten. Und ihr Dreck fiel heiß auf meine Augen und machte dort weiße Flecken. Da ging ich hin zu vielen Ärzten, um mich heilen zu lassen, aber je mehr Salben sie mir aufstrichen, umso mehr erblindeten meine Augen durch die Flecken, bis sie endlich ganz blind waren. Vier Jahre lang konnte ich damals meine Augen nicht gebrauchen. Und alle meine Brüder waren betrübt um meinetwillen. Achikar aber versorgte mich zwei Jahre lang, bis er nach Elam ging.11 Zu jener Zeit ernährte mich meine Frau Hanna durch Arbeiten, wie Frauen sie tun;12 und sie schickte ihre Arbeiten ihren Herren, und die gaben ihr den Lohn. Und am siebenten Tag des Monats Dystros schnitt sie das Webtuch ab und sandte es den Herren. Die gaben ihr den ganzen Lohn und dazu ein Ziegenböcklein für den Herd.13 Als sie dann zu mir kam, fing das Böcklein zu blöken an. Und ich rief sie und sprach: Woher ist das Böcklein? Wenn das nur nicht gestohlen ist! Gib es dem Besitzer zurück! Denn es ist uns nicht erlaubt, von gestohlenem Gut zu essen!14 Sie aber sprach zu mir: Ich bekam es als Geschenk zu meinem Lohn hinzu. – Ich aber glaubte ihr nicht und befahl, es den Besitzern zurückzugeben. Und ich wurde ihretwegen schamrot. Da antwortete sie und sprach zu mir: Wo sind jetzt deine Almosen, wo deine gerechten Werke? Man sieht doch, was du davon hast. (Hi 2,9)

Tobit 2

Menge Bibel

1 Als ich nun in mein Haus zurückgekehrt und meine Frau Anna und mein Sohn Tobias mir zurückgegeben waren, da wurde am Pfingstfest, d.h. am heiligen Feste der sieben Wochen, ein schönes Mahl bei mir zubereitet, und ich ließ mich nieder, um zu essen.2 Als ich nun die vielen Speisen sah, sagte ich zu meinem Sohne: »Geh, und wenn du unter unsern Volksgenossen irgend einen Notleidenden findest, der des Herrn eingedenk ist, so bringe ihn her: ich will unterdessen auf dich warten«.3 Bei seiner Rückkehr sagte er: »Vater, einer von unserm Volke liegt erdrosselt auf dem Marktplatze«.4 Sofort, ohne etwas genossen zu haben, sprang ich auf und brachte ihn in ein Gebäude, bis die Sonne untergegangen war.5 Nach meiner Rückkehr wusch ich mich und verzehrte mein Mahl in Trauer.6 Dabei fielen mir die prophetischen Worte des Amos ein, die da lauten: »Eure Feste sollen sich in Trauer verwandeln und all euer Frohlocken in Wehklagen«.7 Ich mußte weinen; und als die Sonne untergegangen war, ging ich hin, grub ein Grab und bestattete ihn.8 Meine Nachbarn verlachten mich und sagten: »Er fürchtet sich nicht mehr, wegen solcher Tat hingerichtet zu werden; er hat fliehen müssen und begräbt nun doch schon wieder die Toten«.9 In derselben Nacht schlief ich nach meiner Rückkehr vom Begräbnis, weil ich verunreinigt war, neben der Hofmauer, und zwar mit unbedecktem Gesicht.10 Ich wußte nicht, daß Sperlinge in der Mauer waren; und während meine Augen geöffnet waren, schmeißten die Sperlinge heiß in meine Augen. Als sich nun weiße Flecke darin gebildet hatten, wandte ich mich an die Ärzte, die mir aber nicht helfen konnten. Achjachar sorgte nun für meinen Unterhalt, bis er nach Elymais zog.11 Nun fertigte meine Frau Anna in ihrer Frauenwohnung Wollarbeiten an, die sie an die Kaufherren ablieferte;12 diese zahlten ihr den Lohn aus und schenkten ihr obendrein noch ein Böckchen.13 Als sie nun zu mir heimgekehrt war, fing das Tier an zu schreien. Da fragte ich sie: »Woher kommt das Böckchen? Es ist doch nicht gestohlen? Gib es seinen Eigentümern zurück; denn es ist nicht recht, gestohlenes Gut zu essen«.14 Doch sie erwiderte: »Als Geschenk ist es mir zu dem Lohne hinzugegeben«. Da ich ihr aber nicht glaubte, befahl ich ihr, es den Eigentümern zurückzugeben, und errötete im Zorn vor ihr. Da antwortete sie mir mit den Worten: »Wo sind nun jetzt deine Almosen und deine Mildtätigkeit? Siehe, wie es mit dir steht, das liegt nun klar zu Tage!«

Tobit 2

Einheitsübersetzung 2016

1 Zur Zeit des Königs Asarhaddon kehrte ich also in mein Haus zurück. So waren mir meine Frau Hanna und mein Sohn Tobias wiedergegeben. An unserem Pfingstfest, welches das heilige Fest der Sieben Wochen ist, wurde mir ein gutes Mahl bereitet. Und ich ließ mich nieder, um zu essen. (3Mo 23,15; 4Mo 28,26; 2Mak 12,31)2 Mir wurde der Tisch gerichtet und verschiedene Speisen wurden mir aufgetragen. Da sagte ich zu meinem Sohn Tobias: Kind, geh, und wenn du unter unseren nach Ninive verschleppten Brüdern einen Armen findest, der mit ganzem Herzen des Herrn gedenkt, dann führe ihn hierher und er soll gemeinsam mit mir speisen. Siehe, ich werde auf dich warten, mein Kind, bis du kommst.3 Und Tobias ging, um einen Armen von unseren Brüdern zu suchen. Als er zurückkam, sagte er: Vater! Ich sagte zu ihm: Hier bin ich, Kind. Er erwiderte: Vater, siehe, einer aus unserem Volk ist ermordet worden und wurde auf den Marktplatz geworfen. Dort liegt er jetzt erdrosselt.4 Ich sprang auf, ließ das Mahl stehen, bevor ich davon gekostet hatte, hob den Leichnam vom Platz auf und legte ihn in eine der Hütten, bis die Sonne untergegangen war, um ihn dann zu begraben.5 Als ich zurückgekehrt war, badete ich und aß mein Brot in Trauer.6 Ich gedachte des Prophetenwortes, das Amos über Bet-El gesprochen hatte: Eure Feste werden in Trauer verwandelt werden / und all eure Lieder in Totenklage. Da weinte ich. (Am 8,10)7 Als die Sonne untergegangen war, ging ich fort, hob ein Grab aus und setzte den Leichnam bei.8 Meine Nachbarn verlachten mich und sagten: Fürchtet er sich immer noch nicht? Er wurde schon gesucht, um wegen dieser Tat hingerichtet zu werden, und war geflohen. Doch siehe, schon wieder begräbt er die Toten.9 In derselben Nacht badete ich, ging in meinen Hof hinaus und legte mich an der Hofmauer zum Schlafen nieder; mein Gesicht war unverhüllt wegen der Hitze.10 Ich wusste aber nicht, dass Spatzen über mir in der Mauer waren. Ihr warmer Kot fiel mir in die Augen und führte zu weißen Flecken. Ich ging zu den Ärzten, um mich behandeln zu lassen, aber je mehr Arzneien sie mir daraufstrichen, desto mehr erblindeten meine Augen an den weißen Flecken, bis sie ganz blind waren. Vier Jahre lang konnte ich meine Augen nicht gebrauchen. Alle meine Brüder waren meinetwegen bekümmert. Achikar sorgte zwei Jahre lang für meinen Unterhalt, bevor er nach Elymaïs ging.11 In jener Zeit verdiente meine Frau Hanna Geld durch Frauenarbeiten.12 Sie schickte die Arbeiten ihren Herren und die bezahlten ihr den Lohn. Einmal, an einem siebten Dystros, stellte sie das Webstück fertig und schickte es den Herren und die gaben ihr den ganzen Lohn und schenkten ihr dazu ein Ziegenböcklein für den Herd.[1]13 Als sie zu mir heimkam, begann das Böcklein zu meckern. Da rief ich sie und sagte: Woher ist dieses Böcklein? Ist es etwa gestohlen? Gib es seinen Herren zurück! Wir haben kein Recht, etwas Gestohlenes zu essen.14 Sie sagte zu mir: Es wurde mir als Geschenk zum Lohn hinzugegeben. Ich aber glaubte ihr nicht und sagte, sie solle es den Herren zurückgeben und ich wurde rot vor Zorn über sie. Darauf erwiderte sie und sagte zu mir: Und wo sind jetzt deine Werke der Barmherzigkeit? Wo sind deine gerechten Taten? Es ist doch bekannt, was mit dir los ist! (Hi 2,9)

Tobit 2

Gute Nachricht Bibel 2018

1 Unter der Regierung von König Asarhaddon also kehrte ich in mein Haus zurück und meine Frau Hanna und mein Sohn Tobias wurden mir wieder geschenkt. Am Pfingstfest, das wir sieben Wochen nach dem Passafest feiern, bereiteten sie mir ein festliches Mahl und ich legte mich zu Tisch.2 Es wurden mir viele köstliche Speisen aufgetragen. Da sagte ich zu meinem Sohn Tobias: »Geh und sieh zu, ob du unter den verschleppten Israeliten hier in der Stadt einen armen Mann findest, der dem Herrn mit ganzem Herzen treu geblieben ist. Bring ihn her! Er soll das Mahl mit mir teilen. Ich fange nicht an, bevor du wieder da bist.« (Lk 14,13)3 Tobias ging, um solch einen Israeliten zu suchen. Nach einer Weile kam er allein zurück und sagte: »Vater!« »Ja, mein Sohn?«, erwiderte ich. Da berichtete er: »Sie haben wieder einen aus unserem Volk umgebracht! Auf dem Marktplatz liegt er. Sie haben ihn erwürgt; es ist eben erst geschehen!«4 Ich sprang auf und ließ das Essen stehen, ohne etwas angerührt zu haben, holte den Toten von der Straße weg und versteckte ihn in einem Schuppen. Nach Sonnenuntergang wollte ich ihn begraben.5 Dann ging ich nach Hause, nahm ein Bad und aß das vorbereitete Mahl in großer Trauer. (4Mo 19,11)6 Ich musste daran denken, was der Prophet Amos gegen das Heiligtum von Bet-El gesagt hatte: »Der Herr wird eure Freudenfeste in Leichenfeiern verwandeln; statt fröhliche Lieder zu singen, werdet ihr weinen und klagen.« Da kamen mir die Tränen. (Am 8,10)7 Als die Sonne untergegangen war, hob ich ein Grab aus und begrub den Ermordeten.8 Meine Nachbarn verspotteten mich und sagten: »Er hat wohl nichts mehr zu fürchten? Eben noch haben sie ihn wegen dieser Sache überall gesucht und wollten ihn töten. Da ist er weggelaufen. Und jetzt fängt er schon wieder damit an!«9 Als ich in der Nacht zurückkehrte, nahm ich ein Bad und legte mich im Innenhof meines Hauses schlafen, gleich an der Mauer. Weil es so heiß war, ließ ich das Gesicht unbedeckt.10 Ich wusste nicht, dass über mir in der Mauer Spatzen nisteten. Da fiel der warme Spatzenkot auf meine Augen und ich bekam weiße Flecken auf der Hornhaut. Ich suchte Hilfe bei den Ärzten; aber je mehr Salben sie an mir ausprobierten, desto schlimmer wurde es. Zuletzt konnte ich überhaupt nichts mehr sehen. So lebte ich vier Jahre. Alle meine Verwandten beklagten mein Unglück. Achikar aber sorgte zwei Jahre lang für meinen Unterhalt, bis er in die Provinz Elymaïs wegzog.11 Meine Frau Hanna suchte durch Webarbeiten Geld für unseren Lebensunterhalt zu verdienen.12 Wenn sie etwas fertig hatte, brachte sie es dem Auftraggeber und bekam ihren Lohn ausbezahlt. Einmal, es war am 7. Tag des Monats Dystros,[1] nahm sie wieder das fertige Stück Tuch vom Webstuhl und lieferte es ab. Der Auftraggeber zahlte ihr den vollen Lohn und gab ihr zusätzlich noch ein Ziegenböckchen mit.13 Als sie damit nach Hause kam, begann es zu meckern; da fragte ich sie: »Wo kommt das Böckchen her? Du hast es doch nicht gestohlen? Gib es sofort seinem Besitzer zurück! Es ist undenkbar, dass wir etwas Gestohlenes essen!«14 Sie antwortete mir: »Es ist ein Geschenk, ich habe es zum Lohn dazubekommen.« Aber ich glaubte ihr nicht und befahl ihr, es zurückzubringen; das Blut stieg mir zu Kopf vor Zorn. Da erwiderte sie: »Und was hast du jetzt von deinen guten Taten? Was hast du von den vielen Almosen, die du anderen gegeben hast? Man sieht ja, was es dir eingebracht hat!« (Hi 2,9)