Prediger 12

Lutherbibel 2017

1 Denk an deinen Schöpfer in deiner Jugend, ehe die bösen Tage kommen und die Jahre nahen, da du wirst sagen: »Sie gefallen mir nicht«;2 ehe die Sonne und das Licht, der Mond und die Sterne finster werden und die Wolken wiederkommen nach dem Regen, –3 zur Zeit, wenn die Hüter des Hauses zittern und die Starken sich krümmen und müßig stehen die Müllerinnen, weil es so wenige geworden sind, wenn finster werden, die durch die Fenster sehen,4 wenn die Türen an der Gasse sich schließen, dass die Stimme der Mühle leise wird und sie sich hebt, wie wenn ein Vogel singt, und alle Töchter des Gesanges sich neigen;5 wenn man vor Höhen sich fürchtet und sich ängstigt auf dem Wege, wenn der Mandelbaum blüht und die Heuschrecke sich belädt und die Kaper aufbricht; denn der Mensch fährt dahin, wo er ewig bleibt, und die Klageleute gehen umher auf der Gasse; –6 ehe der silberne Strick zerreißt und die goldene Schale zerbricht und der Eimer zerschellt an der Quelle und das Rad zerbrochen in den Brunnen fällt.[1]7 Denn der Staub muss wieder zur Erde kommen, wie er gewesen ist, und der Geist wieder zu Gott, der ihn gegeben hat. (1Mo 3,19; Pred 3,20)8 Es ist alles ganz eitel, sprach der Prediger, ganz eitel.9 Es bleibt noch übrig zu sagen: Der Prediger war ein Weiser und lehrte auch das Volk gute Lehre, und er hörte und forschte, er formte viele Sprüche.10 Der Prediger suchte, dass er fände angenehme Worte und schriebe recht die Worte der Wahrheit.11 Die Worte der Weisen sind wie Stacheln, und wie eingeschlagene Nägel sind die einzelnen Sprüche; sie sind von einem einzigen Hirten gegeben.12 Und über sie hinaus, mein Sohn, lass dich warnen: Des vielen Büchermachens ist kein Ende, und viel Studieren macht den Leib müde.13 Lasst uns am Ende die Summe von allem hören: Fürchte Gott und halte seine Gebote; denn das gilt für alle Menschen. (5Mo 6,2)14 Denn Gott wird alle Werke vor Gericht bringen, alles, was verborgen ist, es sei gut oder böse. (Röm 2,16; 2Kor 5,10)

Prediger 12

Hoffnung für alle

1 Denk schon als junger Mensch an deinen Schöpfer, bevor die beschwerlichen Tage kommen und die Jahre näher rücken, in denen du keine Freude mehr am Leben hast.2 Dann wird selbst das Licht immer dunkler für dich: Sonne, Mond und Sterne verfinstern sich, und nach einem Regenschauer ziehen die Wolken von neuem auf.3 Deine Hände, mit denen du dich schützen konntest, zittern; deine starken Beine werden schwach und krumm. Die Zähne fallen dir aus, du kannst kaum noch kauen, und deine Augen werden trübe.4 Deine Ohren können den Lärm auf der Straße nicht mehr wahrnehmen, und deine Stimme wird immer leiser. Schon frühmorgens beim Zwitschern der Vögel wachst du auf, obwohl du ihren Gesang kaum noch hören kannst.5 Du fürchtest dich vor jeder Steigung und hast Angst, wenn du unterwegs bist. Dein Haar wird weiß, mühsam schleppst du dich durch den Tag, und deine Lebenslust schwindet.[1] Dann trägt man dich in deine ewige Wohnung, und deine Freunde laufen trauernd durch die Straßen.6 Ja, denk an deinen Schöpfer, ehe das Leben zu Ende geht – so wie eine silberne Schnur zerreißt oder eine goldene Schale zerspringt, so wie ein Krug bei der Quelle zerbricht oder das Schöpfrad in den Brunnen fällt und zerschellt.7 Dann kehrt der Leib zur Erde zurück, aus der er genommen wurde; und der Lebensgeist geht wieder zu Gott, der ihn gegeben hat.8 Ja, alles ist vergänglich und vergeblich, sagte der Prediger, alles ist vergebliche Mühe!9 Der Prediger war nicht nur ein weiser Mensch, er gab seine Erkenntnisse auch an das Volk weiter. Über viele Lebensweisheiten dachte er nach, prüfte ihren Inhalt und brachte sie in eine schöne Form.10 Er bemühte sich, ansprechende Worte zu finden, dabei aber aufrichtig zu sein und die Wahrheit zu schreiben.11 Ja, die Worte der Weisen sind wie ein Stock, mit dem der Bauer sein Vieh antreibt. Ihre gesammelten Sprüche gleichen eingeschlagenen Nägeln: Sie verleihen dem Menschen einen festen Halt. Gott, der eine große Hirte der Menschen, hat sie uns gegeben.12 Im Übrigen, mein Sohn, lass dich warnen! Es nimmt kein Ende mit dem vielen Bücherschreiben, und das viele Lernen macht den ganzen Körper müde.13 Zu guter Letzt lasst uns hören, welche Schlussfolgerung sich aus all dem ergibt: Begegne Gott mit Ehrfurcht und halte seine Gebote! Das gilt für jeden Menschen.14 Denn Gott wird Gericht halten über alles, was wir tun – sei es gut oder böse –, auch wenn es jetzt noch verborgen ist.

Prediger 12

Neues Leben. Die Bibel

1 Denk an deinen Schöpfer, solange du jung bist. Warte damit nicht, bis du alt bist, die Tage für dich beschwerlich werden und die Jahre kommen, von denen du sagen musst: »Sie gefallen mir nicht!« (5Mo 8,18; 2Sam 19,36; Neh 4,8; Ps 63,7; Ps 119,55; Pred 11,8)2 Warte damit nicht, bis der Glanz von Sonne, Mond und Sternen für dich immer schwächer wahrnehmbar wird und die Wolken nach einem Regenschauer sofort wieder am Himmel erscheinen[1]. (Jes 13,10; Hes 32,7; Joe 4,15; Mt 24,29)3 Dann werden die Wächter des Hauses zittern und die Starken sich krümmen. Die Müllerinnen werden aufhören zu arbeiten, weil nur noch wenige übrig geblieben sind, und die, die durch die Fenster blicken, werden sich verdunkeln. (Ps 35,14)4 Die Türen zur Straße werden geschlossen bleiben und die Stimme der Mühle wird leiser. Man wird beim ersten Hahnenschrei aufstehen und alle Lieder werden verstummen.5 Du wirst dich vor jeder Steigung fürchten und auf jedem Weg nur noch Hindernisse sehen. Der Mandelbaum wird blühen, die Heuschrecke sich träge dahinschleppen und die Kaper aufbrechen. Denn jeder Mensch muss sterben, und die Straßen sind bevölkert von Trauernden.6 Denk an deinen Schöpfer[2], bevor der silberne Faden des Lebens reißt und die goldene Schale zerbricht, bevor der Krug an der Quelle zerschellt und das Schöpfrad am Brunnen zertrümmert ist.7 Denn dann wird der Staub wieder zur Erde, aus der er kommt, und der Geist kehrt zu Gott zurück, der ihn gegeben hat. (1Mo 3,19; Hi 34,14; Ps 104,29; Pred 3,20; Jes 57,16; Sach 12,1; Lk 23,46; Apg 7,59)8 »Es ist alles so sinnlos und bedeutungslos«, sagt der Lehrer, »ja, es ist alles vollkommen sinnlos.« (Pred 1,2)9 Der Lehrer war ein weiser Mann und er gab seine Erkenntnisse an die Menschen weiter. Er vertiefte sich in die Lehre und forschte darin. Auch verfasste er viele Sprichwörter. (1Kön 5,12)10 Er versuchte, einprägsame Worte zu finden und nur das zu schreiben, was der Wahrheit entspricht.11 Die Worte eines weisen Lehrers sind wie ein spitzer Stock, mit dem ein Hirte sein Vieh antreibt. Die gesammelten Worte gleichen fest eingeschlagenen Nägeln: Sie sind uns von dem einen Hirten gegeben. (Esr 9,8; Jes 22,23; Apg 2,37)12 Im Übrigen lass dich warnen, mein Sohn: Es werden stets neue Bücher geschrieben – dein Körper wird müde, wenn du zu viel in ihnen forschst.13 Als Ergebnis dieser ganzen Gedanken will ich dir Folgendes mitgeben: Bring Gott Achtung entgegen und tu das, was er in seinen Geboten fordert! Das gilt für jeden Menschen. (5Mo 4,2; 5Mo 6,2; 5Mo 10,12; Pred 3,14; Pred 8,5; Mi 6,8)14 Gott wird über alle unsere Taten Gericht halten – seien sie gut oder böse – selbst über die Taten, die im Verborgenen liegen. (Mt 10,26; Röm 2,16; 1Kor 4,5)