Klagelieder 4

Lutherbibel 2017

1 Ach, wie ist das Gold so ganz dunkel und das feine Gold so hässlich geworden, und wie liegen heilige Steine an allen Straßenecken zerstreut!2 Die edlen Kinder Zions, dem Golde gleich geachtet, ach, wie sind sie nun den irdenen Töpfen gleich, die ein Töpfer macht!3 Auch Schakale reichen ihren Jungen die Brüste und säugen sie; aber die Tochter meines Volks ist unbarmherzig wie ein Strauß in der Wüste. (Hi 39,14)4 Dem Säugling klebt seine Zunge an seinem Gaumen vor Durst; die kleinen Kinder verlangen nach Brot und niemand ist da, der’s ihnen bricht.5 Die früher leckere Speisen aßen, verschmachten jetzt auf den Gassen; die früher auf Purpur getragen wurden, die müssen jetzt im Schmutz liegen.6 Die Missetat der Tochter meines Volks ist größer als die Sünde Sodoms, das plötzlich unterging und keine Hand kam zu Hilfe. (1Mo 18,20; 1Mo 19,24)7 Ihre Fürsten waren reiner als der Schnee und weißer als Milch; ihr Leib war rötlicher als Korallen, ihr Aussehen war wie Saphir.8 Nun aber ist ihre Gestalt so dunkel vor Schwärze, dass man sie auf den Gassen nicht erkennt; ihre Haut hängt an den Knochen, und sie sind so dürr wie ein Holzscheit.9 Den durchs Schwert Erschlagenen ging es besser als denen, die vor Hunger starben, die verschmachteten und umkamen aus Mangel an Früchten des Ackers.10 Es haben die barmherzigsten Frauen ihre Kinder selbst kochen müssen, damit sie zu essen hatten in dem Jammer der Tochter meines Volks. (Kla 2,20)11 Der HERR hat seinen Grimm austoben lassen, er hat seinen grimmigen Zorn ausgeschüttet; er hat in Zion ein Feuer angesteckt, das auch ihre Grundfesten verzehrt hat.12 Es hätten’s die Könige auf Erden nicht geglaubt noch alle Leute in der Welt, dass der Widersacher und Feind zum Tor Jerusalems einziehen könnte.13 Es ist aber geschehen wegen der Sünden ihrer Propheten und wegen der Missetaten ihrer Priester, die dort der Gerechten Blut vergossen haben.14 Sie irrten hin und her auf den Gassen wie die Blinden und waren mit Blut besudelt, dass man ihre Kleider nicht anrühren konnte;15 man rief ihnen zu: »Weicht, ihr Unreinen! Weicht, weicht, rührt nichts an!« Wenn sie flohen und umherirrten, so sagte man auch unter den Völkern: »Sie sollen nicht länger bei uns bleiben.« (3Mo 13,45)16 Des HERRN Zorn hat sie zerstreut; er will sie nicht mehr ansehen. Die Priester ehrte man nicht, und an den Alten übte man keine Barmherzigkeit. (3Mo 19,32; Kla 2,6; Kla 5,12)17 Noch immer blickten unsre Augen aus nach nichtiger Hilfe; auf unserer Warte warteten wir auf ein Volk, das uns doch nicht helfen konnte.18 Man jagte uns, dass wir auf unsern Gassen nicht gehen konnten. Da kam unser Ende; unsere Tage sind aus, unser Ende ist gekommen.19 Unsre Verfolger waren schneller als die Adler unter dem Himmel. Auf den Bergen haben sie uns verfolgt und in der Wüste auf uns gelauert.20 Der Gesalbte des HERRN, der unser Lebensodem war, ist gefangen worden in ihren Gruben; wir aber dachten: »In seinem Schatten wollen wir leben unter den Völkern.«21 Ja, freue dich nur und sei fröhlich, du Tochter Edom, die du wohnst im Lande Uz! Denn der Kelch wird auch zu dir kommen, dass du trunken wirst und dich entblößt. (Ps 137,7; Jer 25,15; Jer 25,21; Kla 3,64)22 Deine Schuld ist abgetan, du Tochter Zion; der Herr wird dich nicht mehr wegführen lassen. Aber deine Schuld, du Tochter Edom, wird er heimsuchen und deine Sünden aufdecken. (Jes 34,8; Jes 40,2; Hes 35,14)

Klagelieder 4

Hoffnung für alle

1 Ach, das Gold hat seinen Glanz verloren, stumpf und matt ist es geworden. Die kostbaren Steine des Tempels liegen verstreut an allen Straßenecken.2 Die jungen Männer Zions, für uns so wertvoll wie reines Gold, werden nun verächtlich behandelt wie gewöhnliches Tongeschirr.3 Selbst Schakale säugen ihre Jungen, aber die Mütter meines Volkes sind grausam zu ihren Kindern wie ein Strauß in der Wüste[1]. (Hi 39,13)4 Der Säugling schreit vor Durst, die Zunge klebt ihm am Gaumen. Kleine Kinder betteln um Brot, doch niemand gibt ihnen ein Stück.5 Wer früher nur das Feinste aß, bricht nun vor Hunger auf der Straße zusammen. Wer früher auf purpurfarbenen Kissen schlief, liegt jetzt mitten im stinkenden Dreck.6 Mein Volk hat schwer gesündigt – schlimmer noch als die Leute von Sodom, die plötzlich und ohne menschliches Zutun ein schreckliches Ende fanden.7 Einst waren unsere Fürsten gesund und schön: Ihre Zähne blitzten so weiß wie Schnee, und ihre Wangen schimmerten rot wie Korallen, ihre ganze Erscheinung glich einem funkelnden Juwel.[2]8 Jetzt aber ist ihr Gesicht dunkel wie Ruß, sie sind bis auf die Knochen abgemagert, und ihr Körper ist so spindeldürr geworden, dass man sie auf der Straße nicht wiedererkennt.9 Wer vom Schwert der Feinde durchbohrt wurde, hatte es sogar noch besser als jene, die überlebten. Sie verhungerten und starben einen qualvollen Tod, weil keine Ernte mehr eingebracht werden konnte.10 Am Ende war die Not so groß geworden, dass mein Volk weder aus noch ein wusste. Liebevolle Mütter haben dann aus lauter Verzweiflung ihre eigenen Kinder gekocht und gegessen!11 Der HERR hat seinem Zorn freien Lauf gelassen und die sengende Glut über uns ausgegossen. Er hat in der Stadt Zion ein Feuer gelegt, das sie bis auf die Grundmauern niederbrannte.12 Was niemand für möglich gehalten hätte, ist nun vor den Augen der Völker geschehen: Die Feinde sind in Jerusalem eingezogen, im Triumph schritten sie durch seine Tore.13 Es musste so kommen wegen der Schuld der Propheten und wegen der Sünden, die die Priester begingen: Unschuldige Menschen haben sie umgebracht – und das inmitten der Stadt!14 Jetzt taumeln sie selbst durch die Straßen wie Blinde, die ihren Weg nicht finden. Ihre Kleider sind so mit Blut besudelt, dass niemand sie zu berühren wagt.15 »Aus dem Weg!«, ruft man ihnen zu. »Ihr seid unrein! Aus dem Weg! Rührt uns nicht an!« So müssen sie fliehen und irren umher. Sogar in anderen Ländern sagt man: »Bei uns können sie nicht bleiben!«16 Der HERR hat sich von ihnen abgewandt und sie eigenhändig aus dem Land vertrieben. Niemand mehr erweist den Priestern Respekt oder erbarmt sich über die alten Männer.17 Wir warteten unentwegt auf Hilfe, doch alles Hoffen war vergeblich! Das Volk, nach dem wir Ausschau hielten, konnte uns auch nicht retten.18 Die Feinde verfolgten uns auf Schritt und Tritt, niemand wagte sich mehr auf die Straße. Unsere Tage waren gezählt, wir waren verloren, jetzt war unser Ende gekommen!19 Die Verfolger stürzten sich so schnell auf uns wie ein Adler, der auf seine Beute herabstößt. Auf der Flucht ins Bergland holten sie uns ein, und in der Wüste lauerten sie uns auf.20 Unseren König, den der HERR auserwählt hat, haben sie uns genommen, und mit ihm unser Leben! Dabei dachten wir, er würde uns vor den Völkern schützen wie ein Schatten vor der glühenden Sonne.21 Lacht nur schadenfroh, ihr Edomiter im Land Uz! Der Kelch mit Gottes Zorn kommt auch zu euch! Ob ihr wollt oder nicht, ihr müsst daraus trinken, dann werdet ihr taumeln und nackt am Boden liegen.22 Freue dich, Zion, deine Schuld ist gesühnt! Gott wird dich nie mehr in die Gefangenschaft führen. Aber eure Schuld, ihr Edomiter, bringt er ans Licht! Ja, er wird euch zur Rechenschaft ziehen.

Klagelieder 4

Neues Leben. Die Bibel

1 Wie hat das Gold seinen Glanz verloren, selbst die kostbarste Legierung ist stumpf geworden. Die heiligen Juwelen liegen verstreut an allen Straßenecken! ב (Bet) (2Kön 25,9)2 Die edlen Kinder Jerusalems[1], die einmal wertvoll wie Gold waren, sind nun wie getöpferte Gefäße. ג (Gimel) (Jes 30,14; Jer 19,1)3 Selbst die Schakale geben ihren Jungen die Brust und säugen sie. Mein Volk Israel jedoch wurde grausam wie die Strauße in der Wüste. ד (Dalet) (Hi 39,14; Kla 2,12)4 Ihren Säuglingen klebt vor Durst die Zunge am Gaumen. Die kleinen Kinder schreien nach Brot, aber niemand kann ihnen etwas geben. ה (He) (Jer 14,3)5 Wer früher die köstlichsten Speisen aß, verhungert jetzt auf der Straße. Diejenigen, die früher in Purpur gehüllt waren, liegen nun auf dem Misthaufen. ו (Waw) (Jer 6,2; Am 6,3)6 Die Schuld[2] meines Volkes ist größer als die von Sodom, das von einem Augenblick zum anderen vernichtet wurde, und niemand kam ihm zu Hilfe. ז (Zajin) (1Mo 19,25; Jer 20,16; Hes 16,48)7 Einst waren unsere Fürsten kerngesund, reiner als Schnee, weißer als Milch, rosiger als Korallen und hatten die Erscheinung eines Saphirs. ח (Chet) (Ps 51,9)8 Jetzt sind sie schwärzer als Ruß; sie sind nicht mehr wiederzuerkennen. Ihre Haut ist verschrumpelt, sie sind wie dürre Äste. ט (Thet) (Ps 102,6; Kla 5,10)9 Die durch das Schwert Gefallenen sind besser dran als diejenigen, die elend verhungern mussten, die aus Mangel an Nahrung dahinsiechten. י (Jod) (3Mo 26,39)10 Die liebevollsten Mütter haben ihre eigenen Kinder gekocht und gegessen, um das große Elend Israels zu überleben. כ (Kaf) (5Mo 28,53; 2Kön 6,26; Kla 2,20)11 Doch nun ist der Zorn des HERRN befriedigt. Sein furchtbarer Zorn hat sich ergossen: Er legte ein Feuer in Jerusalem[3], das die Stadt bis auf die Grundmauern niederbrannte. ל (Lamed) (5Mo 32,22)12 Kein König auf Erden – ja, kein Mensch auf der ganzen Welt – hätte geglaubt, dass Jerusalems Feinde jemals durch die Stadttore eindringen würden. מ (Mem) (Jer 21,13)13 Und doch geschah genau das – wegen der Sünden der Propheten und der Vergehen der Priester, die das Blut der Gerechten unter ihnen vergossen haben. נ (Nun) (Jer 2,30; Jer 26,8; Hes 22,26)14 Wie Blinde zogen sie durch die Straßen, sie besudelten sich mit Blut, sodass sie niemand berühren durfte. ס (Samek) (5Mo 28,28; Jes 29,10; Jes 56,10; Jes 59,9)15 »Fort mit euch!«, schrien die Leute sie an. »Ihr seid unrein! Fasst uns nicht an!« Da irrten und eilten sie umher, und die fremden Völker sagten: »Sie dürfen nicht mehr unter uns wohnen!« פ (Pe) (3Mo 13,45; Jer 45,5)16 Der HERR selbst hat sie zerstreut, er hilft ihnen nicht mehr. Die Priester und Anführer des Volkes werden nicht länger geachtet und verehrt. ע (Ajin) (Jes 9,13; Jer 52,24)17 Unsere Augen suchen immer noch nach Hilfe – vergeblich! Denn wir setzten unsere Hoffnung auf Völker, die uns nicht helfen konnten. צ (Sade) (Jer 37,7; Hes 29,16)18 Wir konnten nicht auf die Straße gehen, denn man lauerte uns auf. Unser Ende war nahe, unsere Tage gezählt. Wir waren dem Untergang geweiht! ק (Qof) (Jer 5,31; Jer 16,16; Am 8,2)19 Unsere Feinde waren schneller als Adler. Sie verfolgten uns in die Berge, in der Wüste spürten sie uns auf. ר (Resch) (5Mo 28,49; Jes 5,26; Jer 4,13)20 Sie nahmen den Gesalbten des HERRN, der wie der Atem unseres Lebens ist, gefangen. Von ihm sagen wir: »Wir wollen inmitten der Völker unter seinem Schatten leben.« שׂ (Sin) (Jer 39,5; Hes 12,12)21 Freue dich und sei fröhlich im Land Uz, Volk von Edom! Aber auch zu dir wird der Becher des Zorns des HERRN kommen, und auch du wirst betrunken sein und dich entblößen. ת (Taw) (Jes 34,7; Am 1,11)22 O Jerusalem[4], deine Strafe ist zu Ende; er wird dich nicht weiter verbannen. Aber nun beginnt deine Strafe, Tochter Edom, und schon bald wird er deine Sünden aufdecken. (Jes 40,2; Jer 49,10)