Prediger 4

Lutherbibel 2017

1 Wiederum sah ich alle, die Unrecht leiden unter der Sonne, und siehe, da waren Tränen derer, die Unrecht litten und keinen Tröster hatten. Und die ihnen Gewalt antaten, waren so mächtig, dass sie keinen Tröster hatten.2 Da pries ich die Toten, die schon gestorben waren, mehr als die Lebendigen, die noch das Leben haben. (Hi 3,11; Hi 3,13)3 Und besser daran als beide ist, wer noch nicht geboren ist und des Bösen nicht innewird, das unter der Sonne geschieht. (Pred 6,3)4 Ich sah alles Mühen an und alles geschickte Tun. Da ist nur Neid des einen auf den andern. Das ist auch eitel und Haschen nach Wind.5 Ein Tor legt die Hände ineinander und verzehrt sein eigenes Fleisch. (Spr 24,33)6 Besser eine Hand voll mit Ruhe als beide Fäuste voll mit Mühe und Haschen nach Wind. (Spr 15,16)7 Wiederum sah ich Eitles unter der Sonne:8 Da ist einer, der steht allein und hat weder Kind noch Bruder, doch ist seiner Mühe kein Ende, und seine Augen können nicht genug Reichtum sehen. Für wen mühe ich mich denn und gönne mir selber nichts Gutes? Das ist auch eitel und eine böse Mühe.9 So ist’s ja besser zu zweien als allein; denn sie haben guten Lohn für ihre Mühe. (1Mo 2,18)10 Fällt einer von ihnen, so hilft ihm sein Gesell auf. Weh dem, der allein ist, wenn er fällt! Dann ist kein anderer da, der ihm aufhilft.11 Auch, wenn zwei beieinanderliegen, wärmen sie sich; wie kann ein Einzelner warm werden?12 Einer mag überwältigt werden, aber zwei können widerstehen, und eine dreifache Schnur reißt nicht leicht entzwei.13 Ein Knabe, der arm, aber weise ist, ist besser als ein König, der alt, aber töricht ist und nicht mehr versteht, sich warnen zu lassen.14 Es kommt einer aus dem Gefängnis auf den Thron, und einer, der in seinem Königreich geboren ist, verarmt.15 Und ich sah alle Lebenden, die unter der Sonne wandelten, bei dem zweiten Knaben, der an jenes Stelle treten sollte.16 Und es war kein Ende des Volks, vor dem er herzog. Und doch wurden seiner nicht froh, die später kamen. Das ist auch eitel und Haschen nach Wind.17 Bewahre deinen Fuß, wenn du zum Hause Gottes gehst, und komm, dass du hörst. Das ist besser, als wenn die Toren Opfer bringen; denn sie wissen nichts als Böses zu tun. (1Sam 15,22; Hos 6,6; Mt 5,23)

Prediger 4

Hoffnung für alle

1 Dann wieder sah ich, wie viele Menschen auf dieser Welt ausgebeutet werden. Die Unterdrückten vergießen bittere Tränen, doch niemand tröstet sie. Keiner hilft ihnen, weil ihre Unterdrücker so mächtig sind.2 Wie glücklich sind doch die Toten, sie haben es viel besser als die Lebenden!3 Noch besser aber geht es denen, die gar nicht erst geboren wurden! Sie haben das schreiende Unrecht auf dieser Welt nie mit ansehen müssen.4 Nun weiß ich, warum die Menschen so hart arbeiten und so viel Erfolg haben: Sie tun es nur, um die anderen in den Schatten zu stellen! Auch das ist vergebliche Mühe – so als wollten sie den Wind einfangen.5 Zwar sagt man: »Der dumme Faulpelz legt die Hände in den Schoß und verhungert«,6 ich aber meine: Besser nur eine Handvoll besitzen und Ruhe genießen als viel Besitz haben und alle Hände voll zu tun. Denn im Grunde lohnt sich das ja nicht.7 Noch etwas habe ich auf dieser Welt beobachtet, das mir sinnlos erscheint:8 Manch einer lebt völlig allein und hat weder Kinder noch Geschwister. Trotzdem arbeitet er ohne Ende und ist nie zufrieden mit seinem Besitz. Aber für wen mühe ich mich dann ab und gönne mir nichts Gutes mehr? Das ist doch unsinnig, so vergeudet man nur seine Zeit!9 Zwei haben es besser als einer allein, denn zusammen können sie mehr erreichen.10 Stürzt einer von ihnen, dann hilft der andere ihm wieder auf die Beine. Doch wie schlecht steht es um den, der alleine ist, wenn er hinfällt! Niemand ist da, der ihm wieder aufhilft!11 Wenn zwei in der Kälte zusammenliegen, wärmt einer den anderen, doch wie soll einer allein warm werden?12 Einer kann leicht überwältigt werden, doch zwei sind dem Angriff gewachsen. Man sagt ja auch: »Ein Seil aus drei Schnüren reißt nicht so schnell!«13 Besser ein junger Mann, der arm, aber weise ist, als ein alter und törichter König, der keine Ratschläge annimmt!14 Es ist schon vorgekommen, dass man einen jungen Mann aus dem Gefängnis geholt und ihn zum König gemacht hat, obwohl er noch zu Zeiten des alten Königs in Armut geboren wurde.15 Doch ich habe auch beobachtet, dass die Menschen sich schnell wieder auf die Seite eines anderen stellten, der stattdessen die Herrschaft übernehmen sollte.16 Für eine Weile lief die begeisterte Volksmenge dem neuen Machthaber nach, aber bald darauf waren sie auch mit ihm nicht mehr zufrieden, und sein Ruhm erlosch schnell. So war alles umsonst, als hätte er versucht, den Wind einzufangen!17 Besinne dich, bevor du zum Tempel Gottes gehst! Wenn du bereit bist, wirklich auf Gott zu hören, ist das viel wertvoller als die Opfer der Unverständigen. Denn sie wissen nicht, worauf es ankommt; sie merken nicht einmal, dass sie Böses tun.

Prediger 4

Einheitsübersetzung 2016

1 Dann wieder habe ich alles beobachtet, was unter der Sonne getan wird, um Menschen auszubeuten. Sieh, die Ausgebeuteten weinen und niemand tröstet sie; von der Hand ihrer Ausbeuter geht Gewalt aus und niemand tröstet sie. (5Mo 28,29; Pred 5,7; Am 3,9)2 Da preise ich immer wieder die Toten, die schon gestorben sind, und nicht die Lebenden, die noch leben müssen. (Hi 3,20; Pred 7,2)3 Glücklicher aber als beide preise ich den, der noch nicht geworden ist, der noch nicht das schlimme Tun gesehen hat, das unter der Sonne getan wurde. (Pred 6,3; Jer 20,18; Sir 30,17; Sir 41,2)4 Denn ich beobachtete: Jede Arbeit und jedes erfolgreiche Tun bedeutet Konkurrenzkampf zwischen den Menschen. Auch das ist Windhauch und Luftgespinst.5 Der Ungebildete legt seine Hände in den Schoß / und verzehrt sein eigenes Fleisch. (Spr 6,10; Spr 24,33)6 Besser eine Handvoll und Ruhe / als beide Hände voll und Arbeit und Luftgespinst. (Spr 15,16; Spr 16,8; Spr 17,1; Pred 6,5)7 Und wieder habe ich etwas unter der Sonne beobachtet, das Windhauch ist.8 Es kommt vor, dass jemand allein steht und niemanden bei sich hat. Ja, er besitzt nicht einmal einen Sohn oder Bruder. Aber sein Besitz ist ohne Grenzen und überdies kann sein Auge vom Reichtum nicht genug bekommen. Doch für wen strenge ich mich dann an und warum gönne ich mir kein Glück? Auch das ist Windhauch und ein schlechtes Geschäft. (1Mo 2,18; Spr 27,20; Pred 1,8; Pred 2,18; Pred 5,9; Tob 8,6)9 Zwei sind besser als einer allein, falls sie nur reichen Ertrag aus ihrem Besitz ziehen.10 Denn wenn sie hinfallen, richtet einer den anderen auf. Doch wehe dem, der allein ist, wenn er hinfällt, ohne dass einer bei ihm ist, der ihn aufrichtet. (Dan 11,19; Tob 11,10)11 Außerdem: Wenn zwei zusammen schlafen, wärmt einer den andern; / einer allein - wie soll er warm werden? (1Kön 1,1; Lk 17,34)12 Und wenn jemand einen Einzelnen auch überwältigt, / zwei sind ihm gewachsen und eine dreifache Schnur reißt nicht so schnell. (Hi 14,20; Hi 15,24; Lk 10,30)13 Besser ein junger Mann, der niedriger Herkunft, aber gebildet ist, als ein König, der alt, aber ungebildet ist - weil er es nicht mehr verstand, auf Ratschläge zu hören. (Hi 32,9; Spr 17,2; Sir 11,1)14 Der junge Mann wurde aus dem Gefängnis befreit und wurde König, obwohl er, während der andere schon regierte, arm zur Welt gekommen war. (1Mo 39,1; 1Mo 41,39; 1Sam 18,23; Ps 105,17)15 Ich habe beobachtet, dass alle Lebenden, die unter der Sonne umherlaufen, sich auf die Seite des nächsten jungen Mannes stellten, der statt seiner hochkommt. (1Kön 1,45)16 Die Volksmenge nimmt kein Ende, gleichgültig, wer an ihre Spitze getreten ist. Im Übrigen werden die Späteren auch mit ihm nicht zufrieden sein. Denn auch das ist Windhauch und Luftgespinst. (Pred 1,9; Sir 10,10; Sir 11,5)17 Zügle deinen Schritt, wenn du zum Gotteshaus gehst! Tritt ein, um zuzuhören, / und nicht, wie die Ungebildeten, um Opfer abzugeben! Sie verstehen nicht einmal, Böses zu tun. (1Sam 15,22; Ps 50,14; Spr 15,7; Spr 19,1; Hos 6,6; Mi 6,6; Bar 2,31)