1Warum sind von dem Allmächtigen nicht Zeiten vorbehalten, und warum sehen, die ihn kennen, seine Tage nicht? (Pred 3,11; Pred 8,6)2Die Frevler verrücken die Grenzen, rauben die Herde und weiden sie. (5Mo 27,17)3Sie treiben den Esel der Waisen weg und nehmen das Rind der Witwe zum Pfande.4Sie stoßen die Armen vom Wege, und die Elenden im Lande müssen sich verkriechen.5Siehe, wie Wildesel in der Wüste gehen sie hinaus an ihr Werk und suchen Nahrung; die Einöde gibt ihnen Speise für ihre Kinder.6Sie ernten des Nachts auf dem Acker und halten Nachlese im Weinberg des Gottlosen.7Sie liegen in der Nacht nackt ohne Gewand und haben keine Decke im Frost.8Sie triefen vom Regen in den Bergen und drängen sich an die Felsen, weil sie sonst keine Zuflucht haben.9Man reißt das Waisenkind von der Mutterbrust und nimmt den Säugling der Armen zum Pfande.10Nackt gehen sie einher ohne Kleider, und hungrig tragen sie Garben. (Jes 58,7)11Gleich in den Gärten pressen sie Öl, sie treten die Kelter und leiden doch Durst. (Jak 5,4)12Aus der Stadt seufzen Menschen, und die Seele der Erschlagenen schreit. Doch Gott achtet nicht darauf!13Sie sind Feinde des Lichts geworden, kennen seine Wege nicht und bleiben nicht auf seinen Pfaden.14Wenn der Tag anbricht, steht der Mörder auf und erwürgt den Elenden und Armen, und des Nachts schleicht der Dieb.15Das Auge des Ehebrechers lauert auf das Dunkel, und er denkt: »Mich sieht kein Auge!«, und verdeckt sein Antlitz. (Ps 10,11)16Im Finstern bricht man in die Häuser ein; am Tage verbergen sie sich und scheuen alle das Licht.17Ja, als Morgen gilt ihnen allen die Finsternis, denn sie sind bekannt mit den Schrecken der Finsternis.18Er fährt leicht wie auf dem Wasser dahin, verflucht wird sein Acker im Lande, und man wendet sich seinem Weinberg nicht zu.19Der Tod nimmt weg die da sündigen, wie die Hitze und Dürre das Schneewasser verzehrt.20Der Mutterschoß vergisst ihn; die Würmer laben sich an ihm. An ihn denkt man nicht mehr; so zerbricht Frevel wie Holz.21Er lässt sich mit der Unfruchtbaren ein, und sie gebiert nicht, und der Witwe tut er nichts Gutes.22Aber Gott rafft die Gewalttätigen hin durch seine Kraft; steht er auf, so werden sie ihres Lebens nicht gewiss sein.23Er gibt ihnen zwar Schutz und Halt, doch sehen seine Augen auf ihr Tun.24Sie sind hoch erhöht; aber nach einer kleinen Weile sind sie nicht mehr da; sie sinken hin und werden hinweggerafft wie alle; wie die Spitzen der Ähren werden sie abgeschnitten.25Ist’s nicht so? Wer will mich Lügen strafen und erweisen, dass meine Rede nichts sei?
Hiob 24
Hoffnung für alle
Schreiende Ungerechtigkeit!
1»Warum setzt Gott, der Allmächtige, keine Gerichtstage fest? Warum muss jeder, der ihn kennt, vergeblich darauf warten?2Mächtige verrücken die Grenzsteine und erweitern so ihr Land; sie rauben Herden und treiben sie auf die eigene Weide.3Den Esel eines Waisenkindes führen sie weg und nehmen einer Witwe den Ochsen als Pfand.4Sie drängen die armen Leute beiseite; die Bedürftigen müssen sich verstecken,5müssen draußen in der Steppe leben wie die Wildesel; dort suchen sie nach etwas Essbarem für ihre Kinder.6Auf den Feldern sammeln sie das Futter, und im Weinberg ihrer Unterdrücker halten sie Nachlese.7Ohne Kleidung verbringen sie draußen die Nacht; nichts deckt sie in der Kälte zu.8Der Regen im Bergland durchnässt sie völlig; sie kauern sich an Felsen, weil sie sonst keinen Unterschlupf finden.9Der Witwe wird ihr Kind von der Brust gerissen, und den Armen nimmt man ihren Säugling als Pfand.10Ohne Kleidung laufen sie herum, sie arbeiten in der Getreideernte und hungern dabei!11In den Olivenhainen pressen sie das Öl, im Weinberg treten sie die Kelter – und leiden doch Durst!12In der Stadt stöhnen die Sterbenden. Menschen werden umgebracht, laut schreien sie um Hilfe, doch Gott zieht die Mörder nicht zur Rechenschaft!13Sie sind Feinde des Lichts. Was hell und wahr ist, das kennen sie nicht; nein, sie gehen ihm beharrlich aus dem Weg.14Noch vor dem Morgengrauen zieht der Mörder los, er bringt den Armen und Wehrlosen um. Wie der Dieb treibt er in der Nacht sein Unwesen.15Auch der Ehebrecher wünscht sich die Dämmerung herbei. ›Mich sieht keiner!‹, denkt er und verhüllt sein Gesicht.16Ja, nachts brechen sie in die Häuser ein, aber tagsüber halten sie sich versteckt. Sie alle scheuen das Licht.17Tiefe Dunkelheit – das ist ihr Morgenlicht! Mit den Schrecken der Nacht sind sie bestens vertraut.«
Gott hat doch das letzte Wort!
18»Der Gottlose vergeht wie Schaum auf dem Wasser; schwer lastet Gottes Fluch auf seinem Land. Sein Weinberg verödet, weil er ihn nicht mehr bearbeiten kann.19Sonne und Wärme lassen den Schnee im Nu verschwinden, genauso reißt der Tod jeden Sünder plötzlich aus dem Leben.20Dann laben sich die Würmer an ihm; sogar von seiner Mutter wird er vergessen[1]. Nie mehr wird jemand an ihn denken, der Schuldige wird zerbrochen wie trockenes Holz.21Er hat die kinderlose Frau ausgebeutet, der Witwe hat er nichts Gutes getan.22Solche Machthaber reißt Gott in seiner Kraft hinweg; wenn er sich erhebt, sind sie ihres Lebens nicht mehr sicher.23Mag sein, dass er sie in Ruhe lässt und sie sich in Sicherheit wiegen – er überwacht doch unablässig ihre Wege.24Nur für kurze Zeit stehen sie auf der Höhe ihrer Macht, dann ist es vorbei mit ihnen. Wie die Ähren werden sie gepackt und abgeschnitten.25Ja, so ist es! Keiner kann mich Lügen strafen und niemand meine Worte widerlegen!«
Hiob 24
Einheitsübersetzung 2016
Übermut der Frevler und ihr Untergang
1Warum hat der Allmächtige keine Fristen bestimmt? / Warum schauen, die ihn kennen, seine Gerichtstage nicht?2Jene verrücken die Grenzen, / rauben Herden und führen sie zur Weide. (2Mo 20,17; 2Mo 22,21; 2Mo 23,6; 5Mo 5,21; 5Mo 19,14; 5Mo 24,17; 5Mo 27,17; Hes 18,7)3Den Esel der Waisen treiben sie fort, / pfänden das Rind der Witwe.4Vom Weg drängen sie die Armen, / es verbergen sich alle Gebeugten des Landes. (5Mo 15,11)5Seht, wie Wildesel in der Steppe / ziehen sie zu ihrer Arbeit aus;
die Steppe suchen sie nach Nahrung ab, / nach Brot für sich und ihre Kinder.6Auf dem Feld schneiden sie des Nachts, / halten im Weinberg des Frevlers Nachlese.7Nackt verbringen sie die Nacht, ohne Kleider, / haben keine Decke in der Kälte. (5Mo 24,12)8Vom Regen der Berge sind sie durchnässt, / klammern sich ohne Schutz an den Fels.9Von der Mutterbrust reißen sie die Waisen, / den Säugling des Armen nehmen sie zum Pfand.10Nackt müssen sie gehen, ohne Kleid, / hungernd tragen sie Garben.11Zwischen Mauern pressen sie Öl, / treten die Kelter und müssen doch dürsten.12In der Stadt stöhnen Menschen, / die Seelen der Erschlagenen schreien laut. / Doch Gott nimmt keinen Anstoß. (Offb 6,10)13Sie sind die Rebellen gegen das Licht; / sie nehmen seine Wege nicht wahr, / bleiben nicht auf seinen Pfaden. (Hi 37,21; Hi 38,15; Ps 27,1; Ps 119,105; Jes 51,4; Jes 60,1; Hos 6,5; Mi 7,8; Joh 3,20; Eph 5,8)14Ist kein Licht, erhebt sich der Mörder, / tötet Elende und Arme; / in der Nacht gleicht er dem Dieb.[1] (Ps 10,8)15Auch des Ehebrechers Auge achtet auf Dämmerung. / Kein Auge, sagt er, soll mich erspähen!, / eine Hülle legt er aufs Gesicht. (Spr 7,9)16Im Finstern bricht er ein in die Häuser; / tagsüber verstecken sie sich; / sie wollen nichts wissen vom Licht.17Denn gleich dem Morgen ist für sie der Todesschatten. / Ja, mit den Schrecken des Todesschattens ist er wohl vertraut. (2Mo 19,15; Ps 46,6; Zef 3,5; Mk 16,2; Lk 24,1; Joh 20,1)18Leicht ist er auf der Oberfläche des Wassers; / verflucht ist ihr Anteil auf Erden; / nicht wendet er den Weg den Weinbergen zu. (Jes 18,2)19Dürre und Hitze raffen das Schneewasser weg, / die Unterwelt die Sünder.20Der Mutterschoß vergisst ihn, / Gewürm labt sich an ihm;
nie mehr wird an ihn gedacht, / der Frevel wird gebrochen wie ein Baum.21Er tut Böses der Unfruchtbaren, der Kinderlosen, / keiner Witwe erweist er Gutes.22Die Starken rafft er hinweg in seiner Kraft; / steht er auf, ist niemand seines Lebens sicher.23Er gibt ihm Sicherheit, dass er gestützt wird; / doch seine Augen überwachen ihren Weg.24Sie kommen hoch für kurze Zeit, dann ist es aus. / Sie werden umgebogen, alle mit der Faust gepackt / und wie Ährenspitzen abgeschnitten.25Ist es nicht so? Wer straft mich Lügen / und bringt meine Rede zum Schweigen?