Hiob 24

Lutherbibel 2017

1 Warum sind von dem Allmächtigen nicht Zeiten vorbehalten, und warum sehen, die ihn kennen, seine Tage nicht? (Pred 3,11; Pred 8,6)2 Die Frevler verrücken die Grenzen, rauben die Herde und weiden sie. (5Mo 27,17)3 Sie treiben den Esel der Waisen weg und nehmen das Rind der Witwe zum Pfande.4 Sie stoßen die Armen vom Wege, und die Elenden im Lande müssen sich verkriechen.5 Siehe, wie Wildesel in der Wüste gehen sie hinaus an ihr Werk und suchen Nahrung; die Einöde gibt ihnen Speise für ihre Kinder.6 Sie ernten des Nachts auf dem Acker und halten Nachlese im Weinberg des Gottlosen.7 Sie liegen in der Nacht nackt ohne Gewand und haben keine Decke im Frost.8 Sie triefen vom Regen in den Bergen und drängen sich an die Felsen, weil sie sonst keine Zuflucht haben.9 Man reißt das Waisenkind von der Mutterbrust und nimmt den Säugling der Armen zum Pfande.10 Nackt gehen sie einher ohne Kleider, und hungrig tragen sie Garben. (Jes 58,7)11 Gleich in den Gärten pressen sie Öl, sie treten die Kelter und leiden doch Durst. (Jak 5,4)12 Aus der Stadt seufzen Menschen, und die Seele der Erschlagenen schreit. Doch Gott achtet nicht darauf!13 Sie sind Feinde des Lichts geworden, kennen seine Wege nicht und bleiben nicht auf seinen Pfaden.14 Wenn der Tag anbricht, steht der Mörder auf und erwürgt den Elenden und Armen, und des Nachts schleicht der Dieb.15 Das Auge des Ehebrechers lauert auf das Dunkel, und er denkt: »Mich sieht kein Auge!«, und verdeckt sein Antlitz. (Ps 10,11)16 Im Finstern bricht man in die Häuser ein; am Tage verbergen sie sich und scheuen alle das Licht.17 Ja, als Morgen gilt ihnen allen die Finsternis, denn sie sind bekannt mit den Schrecken der Finsternis.18 Er fährt leicht wie auf dem Wasser dahin, verflucht wird sein Acker im Lande, und man wendet sich seinem Weinberg nicht zu.19 Der Tod nimmt weg die da sündigen, wie die Hitze und Dürre das Schneewasser verzehrt.20 Der Mutterschoß vergisst ihn; die Würmer laben sich an ihm. An ihn denkt man nicht mehr; so zerbricht Frevel wie Holz.21 Er lässt sich mit der Unfruchtbaren ein, und sie gebiert nicht, und der Witwe tut er nichts Gutes.22 Aber Gott rafft die Gewalttätigen hin durch seine Kraft; steht er auf, so werden sie ihres Lebens nicht gewiss sein.23 Er gibt ihnen zwar Schutz und Halt, doch sehen seine Augen auf ihr Tun.24 Sie sind hoch erhöht; aber nach einer kleinen Weile sind sie nicht mehr da; sie sinken hin und werden hinweggerafft wie alle; wie die Spitzen der Ähren werden sie abgeschnitten.25 Ist’s nicht so? Wer will mich Lügen strafen und erweisen, dass meine Rede nichts sei?

Hiob 24

Hoffnung für alle

1 »Warum setzt Gott, der Allmächtige, keine Gerichtstage fest? Warum muss jeder, der ihn kennt, vergeblich darauf warten?2 Mächtige verrücken die Grenzsteine und erweitern so ihr Land; sie rauben Herden und treiben sie auf die eigene Weide.3 Den Esel eines Waisenkindes führen sie weg und nehmen einer Witwe den Ochsen als Pfand.4 Sie drängen die armen Leute beiseite; die Bedürftigen müssen sich verstecken,5 müssen draußen in der Steppe leben wie die Wildesel; dort suchen sie nach etwas Essbarem für ihre Kinder.6 Auf den Feldern sammeln sie das Futter, und im Weinberg ihrer Unterdrücker halten sie Nachlese.7 Ohne Kleidung verbringen sie draußen die Nacht; nichts deckt sie in der Kälte zu.8 Der Regen im Bergland durchnässt sie völlig; sie kauern sich an Felsen, weil sie sonst keinen Unterschlupf finden.9 Der Witwe wird ihr Kind von der Brust gerissen, und den Armen nimmt man ihren Säugling als Pfand.10 Ohne Kleidung laufen sie herum, sie arbeiten in der Getreideernte und hungern dabei!11 In den Olivenhainen pressen sie das Öl, im Weinberg treten sie die Kelter – und leiden doch Durst!12 In der Stadt stöhnen die Sterbenden. Menschen werden umgebracht, laut schreien sie um Hilfe, doch Gott zieht die Mörder nicht zur Rechenschaft!13 Sie sind Feinde des Lichts. Was hell und wahr ist, das kennen sie nicht; nein, sie gehen ihm beharrlich aus dem Weg.14 Noch vor dem Morgengrauen zieht der Mörder los, er bringt den Armen und Wehrlosen um. Wie der Dieb treibt er in der Nacht sein Unwesen.15 Auch der Ehebrecher wünscht sich die Dämmerung herbei. ›Mich sieht keiner!‹, denkt er und verhüllt sein Gesicht.16 Ja, nachts brechen sie in die Häuser ein, aber tagsüber halten sie sich versteckt. Sie alle scheuen das Licht.17 Tiefe Dunkelheit – das ist ihr Morgenlicht! Mit den Schrecken der Nacht sind sie bestens vertraut.«18 »Der Gottlose vergeht wie Schaum auf dem Wasser; schwer lastet Gottes Fluch auf seinem Land. Sein Weinberg verödet, weil er ihn nicht mehr bearbeiten kann.19 Sonne und Wärme lassen den Schnee im Nu verschwinden, genauso reißt der Tod jeden Sünder plötzlich aus dem Leben.20 Dann laben sich die Würmer an ihm; sogar von seiner Mutter wird er vergessen[1]. Nie mehr wird jemand an ihn denken, der Schuldige wird zerbrochen wie trockenes Holz.21 Er hat die kinderlose Frau ausgebeutet, der Witwe hat er nichts Gutes getan.22 Solche Machthaber reißt Gott in seiner Kraft hinweg; wenn er sich erhebt, sind sie ihres Lebens nicht mehr sicher.23 Mag sein, dass er sie in Ruhe lässt und sie sich in Sicherheit wiegen – er überwacht doch unablässig ihre Wege.24 Nur für kurze Zeit stehen sie auf der Höhe ihrer Macht, dann ist es vorbei mit ihnen. Wie die Ähren werden sie gepackt und abgeschnitten.25 Ja, so ist es! Keiner kann mich Lügen strafen und niemand meine Worte widerlegen!«

Hiob 24

Einheitsübersetzung 2016

1 Warum hat der Allmächtige keine Fristen bestimmt? / Warum schauen, die ihn kennen, seine Gerichtstage nicht?2 Jene verrücken die Grenzen, / rauben Herden und führen sie zur Weide. (2Mo 20,17; 2Mo 22,21; 2Mo 23,6; 5Mo 5,21; 5Mo 19,14; 5Mo 24,17; 5Mo 27,17; Hes 18,7)3 Den Esel der Waisen treiben sie fort, / pfänden das Rind der Witwe.4 Vom Weg drängen sie die Armen, / es verbergen sich alle Gebeugten des Landes. (5Mo 15,11)5 Seht, wie Wildesel in der Steppe / ziehen sie zu ihrer Arbeit aus; die Steppe suchen sie nach Nahrung ab, / nach Brot für sich und ihre Kinder.6 Auf dem Feld schneiden sie des Nachts, / halten im Weinberg des Frevlers Nachlese.7 Nackt verbringen sie die Nacht, ohne Kleider, / haben keine Decke in der Kälte. (5Mo 24,12)8 Vom Regen der Berge sind sie durchnässt, / klammern sich ohne Schutz an den Fels.9 Von der Mutterbrust reißen sie die Waisen, / den Säugling des Armen nehmen sie zum Pfand.10 Nackt müssen sie gehen, ohne Kleid, / hungernd tragen sie Garben.11 Zwischen Mauern pressen sie Öl, / treten die Kelter und müssen doch dürsten.12 In der Stadt stöhnen Menschen, / die Seelen der Erschlagenen schreien laut. / Doch Gott nimmt keinen Anstoß. (Offb 6,10)13 Sie sind die Rebellen gegen das Licht; / sie nehmen seine Wege nicht wahr, / bleiben nicht auf seinen Pfaden. (Hi 37,21; Hi 38,15; Ps 27,1; Ps 119,105; Jes 51,4; Jes 60,1; Hos 6,5; Mi 7,8; Joh 3,20; Eph 5,8)14 Ist kein Licht, erhebt sich der Mörder, / tötet Elende und Arme; / in der Nacht gleicht er dem Dieb.[1] (Ps 10,8)15 Auch des Ehebrechers Auge achtet auf Dämmerung. / Kein Auge, sagt er, soll mich erspähen!, / eine Hülle legt er aufs Gesicht. (Spr 7,9)16 Im Finstern bricht er ein in die Häuser; / tagsüber verstecken sie sich; / sie wollen nichts wissen vom Licht.17 Denn gleich dem Morgen ist für sie der Todesschatten. / Ja, mit den Schrecken des Todesschattens ist er wohl vertraut. (2Mo 19,15; Ps 46,6; Zef 3,5; Mk 16,2; Lk 24,1; Joh 20,1)18 Leicht ist er auf der Oberfläche des Wassers; / verflucht ist ihr Anteil auf Erden; / nicht wendet er den Weg den Weinbergen zu. (Jes 18,2)19 Dürre und Hitze raffen das Schneewasser weg, / die Unterwelt die Sünder.20 Der Mutterschoß vergisst ihn, / Gewürm labt sich an ihm; nie mehr wird an ihn gedacht, / der Frevel wird gebrochen wie ein Baum.21 Er tut Böses der Unfruchtbaren, der Kinderlosen, / keiner Witwe erweist er Gutes.22 Die Starken rafft er hinweg in seiner Kraft; / steht er auf, ist niemand seines Lebens sicher.23 Er gibt ihm Sicherheit, dass er gestützt wird; / doch seine Augen überwachen ihren Weg.24 Sie kommen hoch für kurze Zeit, dann ist es aus. / Sie werden umgebogen, alle mit der Faust gepackt / und wie Ährenspitzen abgeschnitten.25 Ist es nicht so? Wer straft mich Lügen / und bringt meine Rede zum Schweigen?