1Da antwortete Elifas von Teman und sprach:2Soll ein Weiser antworten mit windiger Einsicht und seinen Bauch so blähen mit leeren Reden?3Du verantwortest dich mit Worten, die nichts taugen, und dein Reden ist nichts nütze.4Du selbst zerstörst die Gottesfurcht und raubst dir die Andacht vor Gott.5Denn deine Schuld lehrt deinen Mund, und du hast erwählt eine listige Zunge.6Dein Mund verurteilt dich und nicht ich, deine Lippen zeugen gegen dich.7Bist du als der erste Mensch geboren? Kamst du vor den Hügeln zur Welt?8Hast du zugehört im Rat Gottes und die Weisheit an dich gerissen? (Hi 11,7; Röm 11,33)9Was weißt du, das wir nicht wissen? Was verstehst du, das uns nicht bekannt ist? (Hi 13,2)10Es sind Ergraute und Alte unter uns, die länger gelebt haben als dein Vater.11Gelten Gottes Tröstungen so gering bei dir und ein Wort, das sanft mit dir verfuhr?12Was reißt dein Herz dich fort? Was funkeln deine Augen,13dass sich dein Mut wider Gott richtet und du solche Reden aus deinem Munde lässt?14Was ist der Mensch, dass er rein sein sollte, und dass der gerecht sein sollte, der vom Weibe geboren ist? (Hi 14,4)15Siehe, seinen Heiligen traut Gott nicht, und selbst die Himmel sind nicht rein vor ihm. (Hi 4,18; Hi 25,5)16Wie viel weniger ein Mensch, der ein Gräuel ist und verderbt, der Unrecht säuft wie Wasser!17Ich will dir’s zeigen, höre mir zu, und ich will dir erzählen, was ich gesehen habe,18was die Weisen gesagt und ihre Väter ihnen nicht verborgen haben,19denen allein das Land gegeben war, sodass kein Fremder unter ihnen umherzog:20Der Frevler bebt sein Leben lang, und dem Tyrannen ist die Zahl seiner Jahre verborgen. (1Mo 4,14)21Stimmen des Schreckens hört sein Ohr, und mitten im Frieden kommt der Verderber über ihn.22Er glaubt nicht, dass er dem Dunkel entrinnen könne, und fürchtet immer das Schwert.23Er zieht hin und her nach Brot und weiß, dass ihm der Tag der Finsternis bereitet ist.24Angst und Not schrecken ihn, sie überwältigen ihn wie ein König, bereit zum Kampf.25Denn er hat seine Hand gegen Gott ausgereckt und dem Allmächtigen getrotzt.26Er läuft mit dem Kopf gegen ihn an und ficht halsstarrig wider ihn.27Er brüstet sich wie ein fetter Wanst und macht sich feist und dick.28Er wohnt in zerstörten Städten, in Häusern, darin niemand bleibt, die zu Steinhaufen bestimmt sind.29Doch wird er nicht reich bleiben, und sein Gut wird nicht bestehen, und sein Besitz wird sich nicht ausbreiten im Lande.30Er wird der Finsternis nicht entrinnen. Die Flamme wird seine Zweige verdorren, und Gott wird ihn durch den Hauch seines Mundes wegraffen.31Er traue nicht auf Trug, sonst wird er betrogen sein, und Trug wird sein Lohn werden.32Er verwelkt noch vor der Zeit, und sein Zweig wird nicht mehr grünen.33Er gleicht dem Weinstock, der die Trauben unreif abstößt, und dem Ölbaum, der seine Blüte abwirft.34Denn die Rotte der Ruchlosen wird unfruchtbar bleiben, und das Feuer wird die Hütten der Bestechlichen fressen.35Sie gehen schwanger mit Mühsal und gebären Unglück, und ihr Schoß bringt Trug zur Welt. (Jes 59,4)
Hiob 15
Hoffnung für alle
Elifas: Du zerstörst die Ehrfurcht vor Gott!
1Da antwortete Elifas aus Teman:2»Und du willst ein weiser Mann sein, Hiob? Leere Worte! Du machst nichts als leere Worte![1]3Kein Weiser würde so reden wie du! Wie du dich wehrst und zurückschlägst! Das ist doch völlig nutzlos! Was du sagst, hat keinen Wert!4Wenn du so weitermachst, wird niemand mehr Ehrfurcht vor Gott haben, niemand wird sich noch auf ihn besinnen.5Hinter vielen Worten willst du deine Schuld verstecken, listig lenkst du von ihr ab!6Ich muss dich gar nicht schuldig sprechen – du selbst tust es; jedes deiner Worte klagt dich an.7Bist du als erster Mensch geboren worden, noch ehe Gott die Berge schuf?8Hast du etwa Gottes geheime Beratungen belauscht und kennst seine Pläne? Du meinst wohl, du hast die Weisheit gepachtet!9Was weißt du denn, das wir nicht auch schon wüssten; was du begriffen hast, begreifen wir schon längst!10Hinter uns stehen alte, weise Männer, die älter wurden als dein Vater.11Hiob, Gott will dich trösten! Ist dir das gar nichts wert? Durch uns redet er dich freundlich an.12Was erlaubst du dir! Du lässt dich vom Ärger mitreißen, aus deinen Augen sprüht der Zorn;13so ziehst du gegen Gott zu Felde und klagst ihn erbittert an!14Welcher Mensch ist wirklich schuldlos, wer kann vor Gott bestehen?15Selbst seinen Engeln vertraut Gott nicht, in seinen Augen ist sogar der Himmel unvollkommen.16Wie viel mehr die Menschen: Abscheulich und verdorben sind sie, am Unrecht trinken sie sich satt, als wäre es Wasser!17Hör mir zu, Hiob! Ich will dir etwas erklären, was ich aus eigener Erfahrung weiß,18es stimmt auch mit den Worten der alten, weisen Männer überein. Sie wiederum haben es von ihren Vätern gelernt,19denen damals das Land ganz allein gehörte, von jedem fremden Einfluss unberührt[2].20Sie sagten: Der Gewalttäter zittert vor Angst, er, der von Gott nichts wissen wollte, hat nicht mehr lange zu leben.21Schreckensrufe gellen ihm in den Ohren, mitten im Frieden wird ihn der Attentäter überfallen.22Er glaubt nicht mehr, dass er der Finsternis entkommen wird. Das Schwert des Mörders wartet schon auf ihn.23Auf der Suche nach Nahrung irrt er umher, aber findet nichts. Er weiß, dass bald sein letztes Stündlein schlägt.24Ihn packt das Grauen, Verzweiflung überfällt ihn wie ein König, der zum Angriff bläst.25Denn er hat Gott mit der Faust gedroht und wagte es, den Allmächtigen zu bekämpfen.26Starrköpfig, wie er war, rannte er gegen Gott an mit seinem runden, dicken Schild.27Ja, er fühlte sich stark, wurde selbstsicher und überheblich,[3]28aber er wird an verwüsteten Orten hausen, in halb zerfallenen Häusern, in denen es keiner mehr aushält, die bald nur noch Ruinen sind.29Dieser Mensch wird seinen Reichtum nicht behalten, und sein Besitz ist nur von kurzer Dauer.30Der Finsternis wird er nicht entrinnen; er ist wie ein Baum, dessen Zweige das Feuer versengt. Gott spricht nur ein Wort, und schon ist er nicht mehr da.31Wenn er auf Werte vertraut, die nicht tragen, betrügt er sich selbst, nur Enttäuschung wird sein Lohn sein.32Früher, als er denkt, wird Gottes Vergeltung ihn treffen. Dann verwelkt er und wird nie wieder grünen.33Er gleicht einem Weinstock, der die Trauben verliert, und einem Ölbaum, der seine Blüten abwirft.34So geht es allen, die Gott missachten: Über kurz oder lang sterben sie aus. Mit Bestechungsgeldern bauen sie ihr Haus, aber ein Feuer wird alles verwüsten.35Sie tragen sich mit bösen Plänen, Gemeinheiten brüten sie aus und setzen Unheil in die Welt.«
Hiob 15
Einheitsübersetzung 2016
ZWEITE REDE DES ELIFAS
Sündigkeit aller Menschen
1Da antwortete Elifas von Teman und sprach:2Gibt ein Weiser windige Kunde zur Antwort, / füllt er sein Inneres mit Ostwind an,3um zurechtzuweisen mit Gerede, das nichts taugt, / mit Worten, in denen kein Nutzen liegt?4Du brichst sogar die Gottesfurcht, / zerstörst das Besinnen vor Gott.5Denn deine Schuld belehrt deinen Mund, / die Sprache der Listigen hast du gewählt.6Dein eigener Mund verurteilt dich, nicht ich, / deine Lippen zeugen gegen dich.7Bist du als erster Mensch geboren, / kamst du zur Welt noch vor den Hügeln? (Spr 8,25; Sir 49,16)8Hast du gelauscht im Rate Gottes / und die Weisheit an dich gerissen? (Jes 40,13; Jer 23,18)9Was weißt du, das wir nicht wissen, / was verstehst du, das uns nicht bekannt ist? (Röm 11,34)10Auch unter uns sind Alte, sind Ergraute, / die älter sind an Tagen als dein Vater. (Hi 32,7)11Ist zu gering dir Gottes Tröstung, / ein Wort, das sanft mit dir verfährt?12Wie reißt doch dein Herz dich fort, / wie überheben sich deine Augen,13dass gegen Gott deinen Zorn du wendest / und solche Worte aus deinem Munde stößt?14Was ist der Mensch, dass rein er wäre, / der vom Weib Geborene, dass er im Recht sein könnte? (Hi 4,17; Hi 14,1)15Sieh doch, selbst seinen Heiligen traut er nicht / und der Himmel ist nicht rein in seinen Augen.16Geschweige denn ein Unreiner und Verderbter, / ein Mann, der Verkehrtes trinkt wie Wasser. (Hi 34,7)
Hoffnungslosigkeit des Frevlers
17Verkünden will ich dir, hör mir zu! / Was ich geschaut, will ich erzählen,18was Weise zu berichten wissen, / was ihre Väter ihnen nicht verhehlten. (5Mo 32,7; Hi 8,8)19Ihnen allein war das Land gegeben, / kein Fremder ging unter ihnen einher.20Der Frevler bebt in Ängsten all seine Tage, / nur wenige Jahre sind dem Tyrannen bestimmt.21In seinen Ohren hallen Schreckensrufe, / mitten im Frieden kommt der Verwüster über ihn. (Hi 18,11)22Er kann nicht hoffen, der Finsternis zu entfliehen, / aufgespart ist er für das Schwert.23Er irrt umher nach Brot, wo er es finde, / er weiß, dass ihn ein schwarzer Tag bedroht.24Not und Drangsal erschrecken ihn, / sie packen ihn wie ein kampfbereiter König.25Denn gegen Gott erhebt er seine Hand, / gegen den Allmächtigen erkühnt er sich. (Ps 75,6)26Halsstarrig rennt er gegen ihn an / mit den dicken Buckeln seiner Schilde.27Sein Gesicht ist bedeckt mit Fett, / an der Hüfte hat er Speck angesetzt. (Ps 73,7)28Er wohnt in zerstörten Städten, / in Häusern, darin niemand mehr wohnt, / die man zu Trümmerstätten bestimmt. (Jes 13,19; Jes 34,11)29Er bleibt nicht reich, sein Besitz hat keinen Bestand; / zur Erde neigt sich seine Ähre nicht.30Der Finsternis entrinnt er nicht, / die Flammenglut dörrt seinen Schössling aus, / er schwindet dahin beim Hauch seines Mundes.31Er baue nicht auf eitlen Trug; / denn sein Erwerb wird nur Enttäuschung sein. (Hi 20,6)32Bevor sein Tag kommt, welkt er hin / und sein Palmzweig grünt nicht mehr.33Er stößt ihn ab wie der Weinstock saure Trauben, / wie der Ölbaum wirft er seine Blüten fort.34Unfruchtbar ist der Ruchlosen Rotte / und Feuer verzehrt die Zelte der Bestechung. (Hi 20,26)35Von Mühsal schwanger, gebären sie nur Unheil; / Trug ist, was ihr Schoß hervorbringt. (Ps 7,15; Jes 59,4; Gal 6,8)