Jesus Sirach 1

Lutherbibel 2017

1 Vieles und Großes ist uns gegeben durch das Gesetz und die Propheten und die Schriften, die sich daran anschließen; daher muss man Israel wegen solcher Lehre und Weisheit loben. Darum sollen nicht allein, die sie lesen, daraus weise werden, sondern die sich um Erkenntnis mühen, sollen mit Lehren und Schreiben auch denen dienen, die dazu nicht imstande sind. So hat mein Großvater Jesus mit besonderem Fleiß das Gesetz, die Propheten und die andern Bücher unserer Väter gelesen, sich wohl darin geübt und es auch selbst unternommen, etwas von rechtem und weisem Leben zu schreiben, damit die, die gerne lernen und sich darin vertiefen wollen, in einem gesetzestreuen Leben immer verständiger werden. Darum bitte ich euch, dies Buch freundlich aufzunehmen und aufmerksam zu lesen und dort Nachsicht zu üben, wo es scheint, dass wir einige Worte nicht recht getroffen haben, obwohl wir uns bemühten, gut zu übersetzen. Denn was in hebräischer Sprache geschrieben ist, wirkt nicht ebenso, wenn man’s in einer andern Sprache wiedergibt. Nicht allein mein Buch, sondern selbst das Gesetz und die Propheten und die übrigen Bücher lauten oft recht anders, wenn sie in ihrer eignen Sprache gelesen werden. Im achtunddreißigsten Jahr des Königs Ptolemäus Euergetes[1] kam ich nach Ägypten und blieb dort, solange er lebte. Da ich auch dort nicht geringe Bildung fand, sah ich’s als gut und notwendig an, auch selbst Eifer und Mühe darauf zu verwenden, dies Buch zu übersetzen. Im Laufe der Zeit habe ich viele schlaflose Nächte und große Kenntnisse darauf verwendet, dies Buch fertigzustellen und herauszubringen, damit auch alle, die in der Fremde gerne lernen wollen, sich gute Sitten aneignen, um gesetzestreu zu leben. Alle Weisheit kommt vom Herrn und ist bei ihm in Ewigkeit. (5Mo 4,6; Spr 2,6; Spr 8,22; Lk 24,44; Jak 1,17; Weis 9,4)2 Wer kann sagen, wie viel Sand das Meer, wie viel Tropfen der Regen und wie viel Tage die Welt hat? (Spr 30,4; Jes 40,12)3 Wer kann erforschen, wie hoch der Himmel, wie breit die Erde, wie tief das Meer ist? Wer kann die Weisheit ergründen?4 Denn die Weisheit ist vor allem geschaffen; Verstand und Einsicht sind von Ewigkeit her. (Sir 24,9)5 [Das Wort Gottes in der Höhe ist die Quelle der Weisheit, und sie verzweigt sich in die ewigen Gebote.] (Sir 24,25; Bar 3,12)6 Wem wurde die Wurzel der Weisheit aufgedeckt, und wer kann ihre Pläne erkennen? (Hi 28,21)7 [Wem wurde das Wissen um die Weisheit offenbart, und wer hat die Fülle ihrer Erfahrung erfasst?]8 Einer ist’s, der ist weise und sehr zu fürchten; er sitzt auf seinem Thron.9 Der Herr selbst hat die Weisheit geschaffen und gesehen und hat sie gemessen und hat sie ausgeschüttet über alle seine Werke (Hi 28,27)10 und über alles Fleisch nach seinem Gefallen und gibt sie denen, die ihn lieben. [Gott lieben, das ist die allerschönste Weisheit. Und er gewährt sie, denen er sich zeigt, sodass sie ihn schauen.] (Pred 2,26)11 Die Furcht des Herrn ist Ehre und Ruhm, Freude und ein Siegeskranz.12 Die Furcht des Herrn macht das Herz fröhlich und gibt Freude und Wonne und langes Leben. [Die Furcht des Herrn ist vom Herrn gegeben, und durch Liebe befestigt sie die Pfade.]13 Wer den Herrn fürchtet, dem wird’s am Ende wohlergehen, und am Tage seines Todes wird er den Segen empfangen. (Ps 37,37)14 Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang: Zugleich mit den Gläubigen ist sie im Mutterleib erschaffen. (Spr 1,7)15 Bei den Menschen baut sie ein Nest – einen Grundstein auf ewig, und auch die Nachkommen werden auf sie trauen.16 Den Herrn fürchten sättigt mit Weisheit, und sie macht trunken mit ihren Früchten. (Weis 7,11)17 Sie erfüllt das ganze Haus mit begehrten Gaben und die Scheunen mit ihren Schätzen.18 Die Furcht des Herrn ist die Krone der Weisheit, Frieden und Heil lässt sie sprießen. [Beides aber sind Gaben Gottes zum Frieden, und Ruhm breitet sich aus bei denen, die ihn lieben.]19 Wissen, Erkenntnis und Einsicht lässt der Herr regnen; er erhöht den Ruhm derer, die an der Weisheit festhalten.20 Den Herrn fürchten ist die Wurzel der Weisheit, und ihre Zweige grünen ewiglich.21 [Die Furcht des Herrn vertreibt die Sünden; wo sie bleibt, beschwichtigt sie allen Zorn.] (Spr 16,6)22 Unrechter Zorn kann nicht recht behalten; denn Unmaß im Zorn bringt zu Fall.23 Ein Langmütiger hält aus bis zur rechten Zeit, und später wird ihm Freude erwachsen.24 Bis zur rechten Zeit unterdrückt er seine Worte; dann aber werden viele seine Einsicht rühmen.25 Aus dem Schatz der Weisheit kommen treffende Worte, aber dem Sünder ist Frömmigkeit ein Gräuel.26 Willst du weise werden, so halte die Gebote, dann wird der Herr dir die Weisheit geben.27 Denn die Furcht des Herrn ist Weisheit und Zucht; Glaube und Geduld gefallen ihm wohl. (Spr 15,33)28 Sei nicht ungehorsam dem Gebot, den Herrn zu fürchten, und diene Gott nicht mit geteiltem Herzen.29 Suche nicht Ruhm bei den Leuten durch Heuchelei und gib acht, was du redest. (Mt 6,1)30 Überhebe dich nicht, damit du nicht fällst und zuschanden wirst. Der Herr wird deine Tücke offenbaren und dich öffentlich vor den Leuten stürzen, weil du dem Herrn nicht in rechter Furcht gedient hast und dein Herz voller Falsch gewesen ist. (Spr 16,18; Mt 23,12)

Jesus Sirach 1

Einheitsübersetzung 2016

1 Vieles und Großes ist uns durch das Gesetz und die Propheten und die anderen, die ihnen gefolgt sind, gegeben. Dafür ist Israel wegen der Bildung und Weisheit zu loben. Doch nicht allein die, welche zu lesen verstehen, sollen selber sachkundig werden, sondern die Gelehrten sollen auch den Unkundigen nützlich sein in Wort und Schrift. So widmete sich Jesus, mein Großvater, sorgfältig dem Lesen des Gesetzes wie der Propheten und der anderen, von den Vorfahren überkommenen Schriften. Nachdem er sich darin eine hinreichende Kenntnis erworben hatte, drängte es ihn, auch selbst etwas zu verfassen, was Bildung und Weisheit fördert, damit die Gelehrten, die sich davon haben fesseln lassen, umso mehr beitragen können durch eine gesetzestreue Lebensweise. Ihr seid nun aufgefordert, mit Wohlwollen und Aufmerksamkeit das Lesen zu betreiben und Nachsicht zu üben, wo wir den Anschein erwecken, bei der Übersetzung einigen Formulierungen, um die wir uns mit Hingabe bemüht haben, nicht zu entsprechen. Denn es hat nicht die gleiche Kraft, wenn etwas ursprünglich in Hebräisch ausgedrückt wird oder wenn es in eine fremde Sprache übertragen wurde. Aber nicht nur dies, sondern auch das Gesetz und die Prophetenworte und die übrigen Schriften weisen keinen geringen Unterschied auf, wenn sie in ihren Ursprachen gelesen werden. Als ich im achtunddreißigsten Jahr des König Euergetes nach Ägypten kam und ich mich dort eine Zeit lang aufhielt, fand ich eine unvergleichlich hohe Bildung vor. So hielt ich es für sehr notwendig, auch selbst Eifer und Hingabe an die Arbeit aufzubieten, um dieses Buch zu übersetzen. Viele schlaflose Nächte und Sachkenntnis bot ich in der Zwischenzeit auf, um das Buch zu vollenden und herauszugeben auch für solche, die in der Fremde Gelehrte sein wollen, um ihre Haltung dafür zu bereiten, gesetzestreu zu leben. Alle Weisheit kommt vom Herrn / und bei ihm ist sie in Ewigkeit. (1Kön 3,9; Spr 2,6; Weis 7,25)2 Den Sand der Meere, die Tropfen des Regens / und die Tage der Ewigkeit - wer wird sie zählen?3 Die Höhe des Himmels und die Breite der Erde, / den Abgrund und die Weisheit - wer wird sie erforschen?4 Früher als alles wurde die Weisheit erschaffen / und von Ewigkeit her die verständige Einsicht.5 Quelle der Weisheit ist Gottes Wort in den Höhen / und ihre Wege sind ewige Gebote. (Bar 3,15)6 Die Wurzel der Weisheit - wem wurde sie enthüllt? / Und ihr kluges Wirken - wer durchschaute es?7 Kenntnis der Weisheit - wem wurde sie offenbart? / Und ihre reiche Erfahrung - wer hat sie verstanden?8 Nur einer ist weise, höchst Furcht gebietend: / der auf seinem Thron sitzt.9 Der Herr selbst hat sie erschaffen, / gesehen und gezählt / und sie ausgegossen über all seine Werke,10 bei allem Fleisch ist sie gemäß seiner Gabe / und er hat sie denen gewährt, die ihn lieben. Liebe zum Herrn ist ruhmvolle Weisheit; / bei seinem Erscheinen teilt er sie denen zu, denen er sich zu sehen gibt.11 Die Furcht des Herrn ist Ehre und Ruhm, / Fröhlichkeit und eine Freudenkrone.12 Die Furcht des Herrn wird das Herz erfreuen / und Frohsinn, Freude und langes Leben geben. Die Furcht des Herrn ist eine Gabe vom Herrn, / denn sie setzt auf Wege der Liebe. (Hi 28,28; Ps 111,10; Spr 1,7; Spr 4,10; Spr 9,10)13 Wer den Herrn fürchtet, dem wird es am Ende gut gehen / und am Tag seines Todes wird er gepriesen. (Sir 11,28)14 Der Anfang der Weisheit ist es, den Herrn zu fürchten, / und bei den Getreuen wurde sie schon im Mutterleib miterschaffen. (Ps 111,10; Spr 1,7; Pred 12,13)15 Bei den Menschen hat sie sich ein Fundament für die Ewigkeit errichtet / und bei ihren Nachkommen wird sie sich als treu erweisen. (Spr 8,29)16 Die Fülle der Weisheit ist es, den Herrn zu fürchten, / trunken macht sie mit ihren Früchten:17 Sie füllt jedes ihrer Häuser mit dem, was sie begehren, / und die Speicher mit ihren Früchten. (Spr 8,18)18 Die Krone der Weisheit ist die Furcht des Herrn, / sie lässt Frieden, Gesundheit und Heilung sprossen. Beide sind Geschenke Gottes zum Frieden; / Ruhm breitet sich aus für sie, die ihn lieben.19 Und er hat sie gesehen und gezählt. / Sie hat Einsicht und verständige Erkenntnis ausgegossen / und die Ehre derer erhöht, die an ihr festhalten. (Hi 28,27; Spr 4,8)20 Die Wurzel der Weisheit ist es, den Herrn zu fürchten, / und ihre Zweige sind langes Leben.21 Die Furcht des Herrn vertreibt Sünden, / wo sie bleibt, wird sie allen Zorn abwenden.22 Ungerechte Wut kann man nicht rechtfertigen, / denn übermäßige Wut bringt zu Fall.23 Der Geduldige hält aus bis zur rechten Zeit, / doch zuletzt wird ihn Freude beschenken.24 Bis zur rechten Zeit wird er seine Worte verbergen / und die Lippen vieler werden von seiner Einsicht erzählen.25 In den Schatzkammern der Weisheit gibt es Sprüche voll Wissen, / doch dem Sünder ist die Gottesfurcht ein Gräuel.26 Wenn du Weisheit begehrst, halte die Gebote / und der Herr wird sie dir gewähren.27 Denn Weisheit und Bildung sind die Furcht des Herrn, / an Treue und Bescheidenheit hat Gott Gefallen. (Spr 15,33)28 Widersetze dich nicht der Furcht des Herrn! / Und tritt nicht an sie heran mit zwiespältigem Herzen!29 Verstelle dich nicht für das Reden der Menschen / und hab Acht auf deine Lippen!30 Überhebe dich nicht, damit du nicht fällst / und Schande über dich bringst; sonst enthüllt der Herr, was du verbirgst, / und bringt dich zu Fall inmitten der Gemeinde, weil du an die Furcht des Herrn herangetreten bist / und dein Herz voll Trug war. (Spr 16,18)