Hiob 31

Hoffnung für alle

von Biblica
1 »Mit meinen Augen habe ich einen Bund geschlossen, niemals ein Mädchen lüstern anzusehen.2 Was hätte ich von Gott sonst zu erwarten, von ihm, der in der Höhe thront? Welches Urteil hätte der Allmächtige dann über mich verhängt?3 Den Bösen trifft das Unheil, und den Übeltätern schickt Gott Unglück.4 Er sieht doch all mein Tun, er kennt jeden Schritt.5 War ich jemals verlogen und falsch, habe ich andere betrogen?6 Gott soll mich wiegen auf seiner gerechten Waage – und er wird feststellen, dass ich unschuldig bin!7 Wenn ich von seinem Wege abgewichen bin, wenn mein Herz alles begehrte, was meine Augen sahen, oder wenn an meinen Händen irgendein Unrecht klebt,8 dann soll ein anderer verzehren, was ich gesät und geerntet habe, ausreißen soll man das Getreide auf meinem Feld!9 Wenn ich mich von der Frau meines Nachbarn betören ließ und an ihrer Tür auf sie gewartet habe,10 dann soll meine Frau für einen anderen kochen, und andere sollen sich über sie hermachen!11 Denn dann hätte ich eine Schandtat begangen, ein Verbrechen, das vor die Richter gehört.12 Ein Feuer ist der Ehebruch! Es brennt bis in den Tod. Es würde all mein Hab und Gut bis auf den Grund zerstören.13 Wenn ich das Recht meines Knechtes oder meiner Magd missachtet hätte, als sie gegen mich klagten,14 was wollte ich tun, wenn Gott Gericht hält, was könnte ich ihm erwidern, wenn er mich zur Rechenschaft zieht?15 Denn er, der mich im Mutterleib gebildet hat, er hat auch meinen Knecht geschaffen. Wir beide verdanken unser Leben ihm!16 Niemals habe ich die Bitte eines Armen abgeschlagen und keine Witwe weggeschickt, die verzweifelt zu mir kam.17 Ich habe mein Brot nicht für mich selbst behalten, nein – mit den Waisenkindern habe ich es geteilt.18 Von meiner Jugend an habe ich sie großgezogen wie ein Vater, für die Witwen habe ich mein Leben lang gesorgt.19 Habe ich ruhig zugesehen, wie einer vor Kälte umkam? Ließ ich den Armen ohne warme Kleider weitergehen?20 Nein, die Wolle meiner Lämmer wärmte ihn, er dankte mir von ganzem Herzen.21 Wenn ich je ein Waisenkind bedrohte, wohl wissend, dass ich vor Gericht die größere Macht besaß,22 dann soll mir der Arm von der Schulter fallen, abbrechen soll er, gerade am Gelenk!23 Doch ich habe Gottes Strafgericht immer gefürchtet. Die Furcht vor seiner Hoheit hat mich vom Unrecht ferngehalten.24 Ich habe nicht auf Gold vertraut; zum reinen Gold habe ich niemals gesagt: ›Du sicherst mir das Leben!‹25 Ich habe mir auch nichts auf meinen großen Reichtum eingebildet, den ich mit eigener Hand erworben habe.26-27 Und hätte ich mich heimlich dazu verführen lassen, die strahlende Sonne zu verehren oder den Mond auf seiner silbernen Bahn –28 auch das wäre ein Vergehen, das vor die Richter gehört, denn damit hätte ich Gott verleugnet, der hoch über allen Gestirnen thront.29 Habe ich hämisch gegrinst, wenn meinen Feind das Unglück traf, habe ich über seinen Untergang schadenfroh gelacht?30 Nein, ich habe mit keinem Wort gesündigt, ich habe ihn nicht verflucht, ihm nicht den Tod gewünscht!31-32 Kein Gast ist je von meinem Haus hungrig weggegangen, keinen Fremden ließ ich draußen auf der Straße übernachten, nein, meine Tür stand dem Wanderer stets offen – meine Männer können es bezeugen!33 Ich habe nie versucht, mein Unrecht zu verbergen oder meine Schuld geheim zu halten, wie alle anderen es tun[1]. (1Mo 3,1)34 Ich bin nicht stumm zu Hause geblieben aus Angst, dass meine Sippe mich verachten könnte; ich scheute nicht die große Menge.35 Ach, wenn Gott mich nur anhörte! Hier ist die Unterschrift unter meine Verteidigung! Ich erwarte, dass der Allmächtige mir darauf antwortet! Mein Gegner soll seine Anklagen schriftlich niederlegen!36 Ja, ich würde dieses Schriftstück auf der Schulter tragen und es mir wie eine Krone aufsetzen!37 Über jeden Schritt würde ich Gott Rechenschaft geben, wie ein Fürst ihm gegenübertreten!38 Wenn mein Acker meinetwegen um Hilfe schreien musste und seine Furchen von Tränen durchnässt waren,39 wenn ich seinen Ertrag verzehrt habe, ohne ihm zu geben, was ihm zusteht; wenn ich die Pächter zugrunde gerichtet habe,40 dann sollen auf dem Acker Dornen statt Weizen wachsen und Unkraut statt der Gerste!« Hier enden die Reden von Hiob.

Hiob 31

Gute Nachricht Bibel 2018

von Deutsche Bibelgesellschaft
1 Mit meinen Augen schloss ich den Vertrag, niemals ein Mädchen lüstern anzusehen. (Mt 5,28; Sir 9,5; Sir 9,8)2 Was hätte ich von Gott sonst zu erwarten? Was wäre seine Antwort[1] auf mein Tun?3 Er schickt Verderben, straft mit Missgeschick, wenn jemand böse ist und Unrecht tut.4 Gott sieht doch, was ich tue und was nicht; er zählt doch alle meine Schritte nach! (Hi 10,6; Hi 14,16; Hi 23,10; Hi 34,21)5 Ich schwöre, dass ich nie zur Lüge griff und nie versuchte, andere zu betrügen.6 Wenn Gott mich auf gerechter Waage wiegt, dann muss er meine Unschuld anerkennen. (Hi 1,1; Hi 27,6)7 Wenn ich vom rechten Weg gewichen bin, wenn ich mein Herz den Augen folgen ließ, wenn meine Hände schmutzig sind von Schuld,8 dann soll ein anderer essen, was ich säte, oder die Ernte soll vernichtet werden.9 Wenn ich für meines Nachbarn Frau entbrannte und auf sie lauerte an seiner Tür,10 soll meine Frau für einen andern kochen[2] und andere Männer sollen mit ihr schlafen!11 Denn mein Vergehen wäre eine Schandtat, die jeder Richter hart bestrafen müsste; (5Mo 22,22; Spr 6,32)12 ein Feuer wäre es, das mich vernichtet und restlos niederbrennt, was mir gehört.13 Wenn einer meiner Knechte sich beklagte, wenn eine Magd sich über mich beschwerte, hab ich zu keiner Zeit ihr Recht missachtet.14 Wie könnte ich sonst Gott vor Augen treten und mich verteidigen, wenn er mich prüfte?15 Derselbe, der mich schuf im Mutterleib, hat doch auch die geschaffen, die mir dienen! (Spr 14,31; Eph 6,9)16 Den Armen schlug ich keine Bitte ab und keine Witwe ging verzweifelt fort. (Hi 29,12; Jes 58,6; Mt 25,35; Tob 4,7; Tob 4,16)17 Mein Mittagsmahl war nie für mich allein, kein Waisenkind blieb ohne seinen Anteil.18 Von Jugend auf, solang ich denken kann, nahm ich es wie ein Vater bei der Hand.[3] (Hi 29,16)19 Wenn einer nichts mehr anzuziehen hatte, zu arm war, eine Decke zu bezahlen,20 dann half ich ihm und gab ihm warme Kleidung, gewebt aus Wolle meiner eigenen Schafe; er aber dankte mir mit Segenswünschen.21 Wenn ich die Elternlosen unterdrückte, weil alle Richter meine Freunde waren,22 dann soll mein Arm am Ellenbogen brechen und meine Schulter sich vom Rücken lösen!23 Die Furcht vor Gottes Strafe schreckt mich ab und seine Hoheit kann ich nicht ertragen.24 Ich hab mich niemals auf mein Gold verlassen, es nie als meine Sicherheit betrachtet. (Hi 22,24; Spr 11,28; Lk 12,15; Lk 12,19)25 Mein Wohlstand hat mich niemals stolz gemacht, auch meine Arbeit nicht, die stets gelang.26 Wenn ich die Sonne sah in ihrem Glanz, den Mond auf seiner Bahn in voller Pracht, (5Mo 4,19)27 dann war ich nie versucht, sie zu verehren und ihnen eine Kusshand zuzuwerfen.28 Der Richter müsste solche Sünde strafen, weil ich den höchsten Gott verleugnet hätte!29 Ich hab nie schadenfroh dabeigestanden, wenn meine Feinde Not und Unglück traf. (Spr 24,17; Mt 5,44)30 Ich hab auch niemals meinem Mund erlaubt, den Tod auf einen Feind herabzuwünschen. (1Petr 3,9)31 Wer je mein Gast war, wird es mir bezeugen, dass jeder gut und reich bewirtet wurde.32 Kein Fremder musste draußen übernachten, denn meine Tür stand immer allen offen. (Ri 19,20; Hebr 13,2)33 Ich habe nie versucht, wie viele andere, mein Unrecht vor den Leuten zu verbergen.34 Ich hatte niemals Angst vor ihrem Reden; ich bin auch niemals stumm zu Haus geblieben, weil ich ihr Spottgeschrei gefürchtet hätte.35 Gäb es doch einen, der mich hören wollte! Was ich gesagt hab, kann ich unterschreiben. Gott, der Gewaltige, soll Antwort geben! Er zeige mir die Klageschrift des Gegners! (Hi 13,22; Hi 23,3)36 Ich will sie stolz auf meiner Schulter tragen, sie mir als Kranz um meine Schläfen winden.37 Ich würde Gott mein Leben offen legen und ohne Furcht ihm nahen wie ein Fürst!« (40b) Hier enden die Worte Ijobs.38 Wenn sich mein Acker über mich beklagt[4] und alle seine Furchen weinen müssen, (2Chr 36,21)39 weil ich nur erntete und ihn nicht pflegte und seinem Herrn im Himmel nicht gehorchte,[5]40 dann soll er Dornen tragen statt des Weizens und statt der Gerste Unkraut wachsen lassen!

Hiob 31

Neues Leben. Die Bibel

von SCM Verlag
1 Ich habe einen Bund mit meinen Augen geschlossen, dass ich keine Jungfrau mit begehrlichem Blick anschauen will. (2Sam 11,2; Mt 5,28)2 Welchen Lohn würde mir Gott in der Höhe sonst geben? Welches Erbe würde mir der Allmächtige im Himmel dafür zuweisen?3 Trifft Unglück nicht den Bösen und Unheil nicht die, die Böses tun? (Hi 18,12; Hi 21,30)4 Sieht er nicht meine Wege und zählt er nicht jeden meiner Schritte? (2Chr 16,9; Spr 5,21)5 Wenn ich mich auf Falschheiten einließ und darauf aus war, zu betrügen,6 soll Gott mich mit gerechter Waage prüfen. Dann wird er meine Unschuld erkennen. (Hi 6,2; Jes 26,7)7 Wenn ich vom richtigen Weg abgekommen bin oder etwas begehrt habe, auf das mein Blick gefallen ist[1], oder wenn irgendein Unrecht an meinen Händen klebt, (Hi 9,30; Hi 23,11)8 dann soll ein anderer ernten, was ich gesät habe, und was ich angebaut habe, soll samt der Wurzel ausgerissen werden. (3Mo 26,16; Hi 20,18)9 Wenn ich mich je von einer Frau betören ließ und an der Tür meines Nachbarn auf sie gewartet habe,10 dann soll meine Frau für einen anderen die Mühle drehen, und andere Männer sollen mit ihr schlafen. (5Mo 28,30; Jer 8,10)11 Denn ein solches Begehren ist eine schändliche Sünde, ein Vergehen, das bestraft werden muss. (5Mo 22,24)12 Es ist ein verzehrendes Feuer, das einen bis zum Untergang auffrisst und alles ruiniert, was einem gehört.13 Wenn ich in einem Streit das Recht meines Knechtes oder meiner Magd missachtet habe, (5Mo 24,14)14 was könnte ich tun, wenn Gott gegen mich einschreiten würde? Was könnte ich antworten, wenn er die Sache untersuchen würde?15 Hat nicht mein Schöpfer auch ihn gemacht? Hat uns nicht ein und derselbe im Mutterleib geschaffen?16 Habe ich mich je den Bitten der Armen verschlossen? Habe ich je den erwartungsvollen Blick der Witwe enttäuscht? (2Mo 22,21; Hi 20,19)17 Habe ich für mich allein gegessen und der Waise nichts abgegeben? (Hi 22,7; Hi 29,12)18 Nein, von klein auf habe ich für sie gesorgt wie ein Vater und habe mich von Geburt an um sie gekümmert.19 Wenn ich ruhig zuschaute, wie jemand ohne Kleidung umkam oder ein Bettler keine Decke besaß, (Hi 22,6; Hi 29,13)20 wenn ich diesen frierenden Menschen keinen Grund zur Dankbarkeit gab und ihnen wärmende Kleidung aus Wolle verweigerte,[2]21 wenn ich je ein Waisenkind geschlagen habe, weil ich vor Gericht mit Beistand rechnen konnte,22 dann soll meine Schulter ausgekugelt, mein Arm aus dem Gelenk gerissen werden! (Hi 38,15)23 Denn Gottes Strafe dafür wäre schrecklich. Wenn er sich in seiner Majestät gegen mich wendet, kann ich nicht standhalten. (Hi 13,11; Hi 31,3)24 Wenn ich je mein Vertrauen auf das Gold gesetzt und zum Feingold gesagt habe: ›Meine Zuversicht!‹, (Hi 22,23; Mk 10,23)25 wenn mein großes Vermögen und das, was ich aus eigener Kraft erreicht habe, Grund meiner Freude war, (Ps 62,11)26 wenn ich die leuchtende Sonne am Himmel oder den Mond auf seiner silbernen Straße ansah27 und mich heimlich dazu verführen ließ, sie zu verehren[3],28 dann wäre auch dies vor dem Schiedsgericht Gottes eine Schuld, denn es würde bedeuten, dass ich den Gott des Himmels verleugnet hätte.29 Habe ich mich je über das Unglück meines Feindes gefreut und schadenfroh gejubelt, wenn ihm etwas Böses zustieß?30 Nein, nie habe ich es meinem Mund erlaubt, sich so zu versündigen oder ihm mit einem Fluch den Untergang zu wünschen. (Hi 5,3)31 War es meinen Knechten vielleicht nicht möglich zu sagen: ›Mit seinen Fleischvorräten hat er jeden satt gemacht.‹? (Hi 22,7)32 Nein, keinen Fremden habe ich draußen übernachten lassen, meine Türen waren immer weit offen für den Wanderer!33 Habe ich etwa versucht, wie es die menschliche Art ist, meine Sünden zu verstecken oder meine Schuld zu verheimlichen,34 weil ich die große Menge scheute und die Verachtung meiner Verwandtschaft nicht spüren wollte? Verhielt ich mich deshalb ruhig und wagte es nicht, vor die Tür zu treten? (Spr 29,25)35 Ach, hätte ich doch einen, der mich anhört! Hier ist meine Unterschrift: Der Allmächtige wird mir antworten. Er wird auch für die Anklageschrift meines Gegners eine Antwort haben. (Hi 19,7; Hi 27,7; Hi 30,20; Hi 35,14; Ps 26,1)36 Diese würde ich dann über meine Schultern gelegt zur Schau tragen und sie mir als Ehrenkranz um die Stirn binden.37 Über jeden Schritt würde ich ihm Rechenschaft ablegen und ihm gegenübertreten wie ein Fürst. (Hi 1,3; Hi 29,25; Hi 31,4)38 Wenn mein Land mich anklagt und alle seine Ackerfurchen weinen, (Hi 24,2)39 wenn ich seinen Ertrag ohne Gegenleistung[4] verzehrt oder seinen Pächter gekränkt habe,40 dann sollen Disteln statt Weizen auf diesem Land wachsen und Unkraut statt Gerste!« Damit ist Hiobs Rede zu Ende. (Jes 5,6)

Hiob 31

Neue evangelistische Übersetzung

von Karl-Heinz Vanheiden
1 „Ich hatte einen Bund mit meinen Augen geschlossen. / Wie sollte ich da lüstern auf Jungfrauen blicken?2 Was wäre sonst mein Teil von Gott dort oben, / das Erbe vom Allmächtigen aus der Höhe?3 Wird den Ungerechten nicht Verderben treffen, / Missgeschick den Bösen?4 Sieht er nicht meine Wege / und zählt all meine Schritte?5 Bin ich je mit der Lüge gegangen, / eilte mein Fuß zum Betrug?6 Gott soll mich auf der Waage der Gerechtigkeit wiegen, / dann wird er meine Unschuld erkennen.7 Ist mein Schritt vom Weg abgebogen, / mein Herz meinen Augen gefolgt, / klebt ein Makel an meiner Hand:8 dann esse ein anderer, was ich säe, / dann werde meine Ernte vernichtet.9 Hat sich mein Herz zur Frau locken lassen, / habe ich an der Tür meines Nächsten gelauert:10 dann soll meine Frau für einen anderen kochen,[1] / dann sollen andere schlafen mit ihr.11 Denn das wäre eine Schandtat, / eine Schuld, die vor die Richter gehört.12 Das wäre ein Feuer, das bis zum Untergang frisst, / es entwurzelte meinen ganzen Ertrag.13 Habe ich meinem Sklaven das Recht versagt / und meiner Sklavin, wenn sie gegen mich klagten?14 Was wollte ich tun, wenn Gott sich erhebt, / was ihm entgegnen, wenn er es untersucht?15 Hat nicht einer uns beide im Schoß gebildet, / nicht einer im Leib uns gemacht?16 Habe ich jemals Armen einen Wunsch versagt, / ließ ich die Augen der Witwe erlöschen?17 Habe ich meinen Bissen allein gegessen, / dass das Waisenkind nichts davon bekam?18 Als ich noch jung war, zog ich es wie ein Vater groß, / und wie ein Bruder hab ich es an der Hand geführt.19 Habe ich jemand umkommen sehen, weil er nichts anhatte; / ließ ich einen Armen ohne Decke gehn?20 Die Wolle meiner Schafe wärmte ihn, / und er hat mich dafür gesegnet.21 Habe ich Elternlose bedroht, / weil ich im Tor meinen Helfer sah:22 dann soll die Schulter mir vom Nacken fallen / und mein Arm abbrechen vom Gelenk!23 Die Furcht vor Gottes Strafe schreckte mich ab, / vor seiner Hoheit bestünde ich nicht.24 Habe ich mein Vertrauen auf Gold gesetzt, / das Feingold meine Zuversicht genannt?25 Habe ich mich gefreut, dass mein Vermögen riesig war, / dass meine Hand Gewaltiges schaffte?26 Habe ich gesehen, wie hell die Sonne leuchtet, / wie der Mond so prächtig dahinzieht,27 und hat mein Herz mich im Stillen verführt, / sie mit Kusshand zu verehren:28 dann wäre das eine Schuld, die vor die Richter gehört, / dann hätte ich Gott in der Höhe verleugnet.29 Freute ich mich über das Scheitern meines Hassers, / ergötzte es mich, als Böses ihn traf?30 Nein, ich erlaubte meinem Mund nicht die Sünde, / mit einem Fluch sein Leben zu fordern.31 Haben nicht meine Zeltgenossen gesagt: / 'Wer wurde von seinem Braten nicht satt?'32 Der Fremde blieb nicht draußen über Nacht, / meine Tür hielt ich dem Wanderer auf.33 Habe ich wie Adam meine Sünde verdeckt, / meine Schuld in meiner Brust versteckt,34 weil ich die große Menge scheute, / die Verachtung der Sippe mich schreckte, / so dass ich schwieg und nicht zur Tür hinausging?35 Hätte ich doch einen, der auf mich hört! / Hier ist meine Unterschrift! / Der Allmächtige antworte mir! / Hätte ich die Klageschrift meines Gegners,36 auf meine Schulter wollt' ich sie heben / und legte sie mir als Ehrenkranz um.37 Jeden meiner Schritte würde ich ihm offenlegen, / ihm nahen wie ein Fürst.38 Klagte mein Acker über mich, / weinten alle seine Furchen?39 Hab' ich seine Frucht unbezahlt verzehrt, / seinen Besitzer umkommen lassen?40 Dann sollen Dornen wachsen statt Weizen, / Unkraut anstelle von Gerste!“ Die Worte Hiobs sind zu Ende.

Hiob 31

Menge Bibel

1 »Mit meinen Augen habe ich einen Bund abgeschlossen, daß ich ja nicht lüstern nach einer Jungfrau blickte.2 Denn was wäre der Lohn Gottes von oben gewesen und die Vergeltung des Allmächtigen aus Himmelshöhen?3 Trifft nicht Verderben den Frevler und Unglück die Überltäter?4 Sieht er[1] nicht meine Wege, und zählt er nicht alle meine Schritte?5 Wenn ich mit Falschheit umgegangen bin und mein Fuß jemals der Täuschung zugeeilt ist:6 Gott wäge mich auf gerechter[2] Waage, so wird er meine Unschuld erkennen!7 Wenn mein Schritt jemals vom rechten Wege abgewichen und mein Herz meinen Augen Folge geleistet hat und ein Flecken an meinen Händen kleben geblieben ist,8 so will ich säen und ein anderer möge es verzehren, und alles, was mir sproßt, möge ausgerissen werden!9 Wenn mein Herz sich um eines Weibes willen hat betören lassen und ich an der Tür meines Nächsten auf der Lauer gestanden habe,10 so soll mein Weib für einen andern die Mühle drehen und andere mögen sich über sie hinstrecken!11 Denn das wäre eine Schandtat gewesen und das ein Vergehen für den Strafrichter;12 ja, ein Feuer wäre das gewesen, das bis zum Abgrund[3] gefressen und meinen gesamten Besitz bis auf die Wurzel hätte vernichten müssen.13 Wenn ich das Recht meines Knechtes und meiner Magd mißachtet hätte, sooft sie im Streit mit mir lagen:14 was hätte ich da tun sollen, wenn Gott aufgestanden wäre? Und was hätte ich ihm bei seiner Untersuchung erwidern können?15 Hat nicht mein Schöpfer auch ihn im Mutterleibe geschaffen und ein und derselbe uns im Mutterschoße gebildet?16 Wenn ich den Geringen ihr Begehren versagt und die Augen der Witwe habe schmachten lassen17 und meinen Bissen für mich allein verzehrt habe, ohne daß der Verwaiste sein Teil davon genossen hat –18 nein, von meiner Jugend an ist er mir ja wie einem Vater aufgewachsen, und von meiner Mutter Leibe an bin ich ein Beschützer für jenen gewesen –;19 wenn ich jemand habe verkommen sehen aus Mangel an Kleidung und daß ein Armer keine Schlafdecke hatte,20 und dann seine Hüften mich nicht gesegnet haben und er sich nicht durch meiner Lämmer Wolle erwärmt hat;21 wenn ich meine Faust jemals gegen eine Waise geschwungen habe, weil ich im Tor[4] auf Beistand rechnen konnte:22 so möge meine Schulter von ihrem Nacken fallen und mein Arm aus seiner Röhre ausgebrochen werden!23 Denn als ein Schrecken wäre auf mich das Strafgericht Gottes eingedrungen, und vor seiner Erhabenheit hätte ich nicht zu bestehen vermocht.24 Wenn ich je auf Gold mein Vertrauen gesetzt und zum Feingold gesagt habe: ›Du bist meine Zuversicht!‹;25 wenn ich mich darüber gefreut habe, daß mein Vermögen groß war und daß meine Hand Ansehnliches erworben hatte;26 wenn ich die Sonne angeschaut habe, wie hell sie strahlt, und den Mond, wie er in Pracht dahinwandelt,27 und mein Herz sich insgeheim hat betören lassen, daß ich ihnen eine Kußhand zuwarf:28 auch das wäre eine Verschuldung für den Strafrichter gewesen, denn damit hätte ich Gott in der Höhe die Treue gebrochen. –29 Wenn ich mich je über das Unglück meines Feindes gefreut und darüber gejubelt habe, daß ein Mißgeschick ihm zugestoßen war –30 nein, nie habe ich meiner Zunge zu sündigen gestattet, daß sie durch einen Fluch sein Leben gefordert hätte –31 wenn meine Zeltgenossen nicht gesagt haben: ›Wo ist einer, der vom Fleisch seines Schlachtviehs nicht satt geworden wäre?‹ –;32 nein, der Fremdling durfte nicht im Freien übernachten, und meine Tür hielt ich dem Wanderer offen –;33 wenn ich meine Übertretungen, wie Menschen tun, verheimlicht habe, indem ich mein Vergehen in meinem Busen verbarg,34 weil ich mich vor der großen Menge scheute und die Mißachtung der Geschlechter mich schreckte, so daß ich mich still verhielt, nicht vor die Tür hinaustrat;35 »O hätte ich doch einen, der mich anhören wollte! Siehe, hier ist meine Unterschrift! Der Allmächtige antworte mir! Und hätte ich doch die von meinem Gegner ausgefertigte Klageschrift!36 Wahrlich, an meiner Schulter wollte ich sie zur Schau tragen, als Ehrenkranz sie mir um die Schläfe winden!37 Denn über die Zahl meiner Schritte wollte ich ihm Rede stehen, wie zu einem Fürsten müßte er herannahen!« [DieReden Hiobs sind zu Ende.]38 wenn mein Acker je über mich geschrien und seine Furchen allesamt geweint haben;39 wenn ich seinen Ertrag ohne Zahlung verzehrt und seinen Besitzer ums Leben gebracht habe[5]:40 so sollen mir Disteln statt des Weizens aufgehen und Unkraut statt der Gerste!«