1»Mit meinen Augen habe ich einen Bund geschlossen, niemals ein Mädchen lüstern anzusehen.2Was hätte ich von Gott sonst zu erwarten, von ihm, der in der Höhe thront? Welches Urteil hätte der Allmächtige dann über mich verhängt?3Den Bösen trifft das Unheil, und den Übeltätern schickt Gott Unglück.4Er sieht doch all mein Tun, er kennt jeden Schritt.5War ich jemals verlogen und falsch, habe ich andere betrogen?6Gott soll mich wiegen auf seiner gerechten Waage – und er wird feststellen, dass ich unschuldig bin!7Wenn ich von seinem Wege abgewichen bin, wenn mein Herz alles begehrte, was meine Augen sahen, oder wenn an meinen Händen irgendein Unrecht klebt,8dann soll ein anderer verzehren, was ich gesät und geerntet habe, ausreißen soll man das Getreide auf meinem Feld!9Wenn ich mich von der Frau meines Nachbarn betören ließ und an ihrer Tür auf sie gewartet habe,10dann soll meine Frau für einen anderen kochen, und andere sollen sich über sie hermachen!11Denn dann hätte ich eine Schandtat begangen, ein Verbrechen, das vor die Richter gehört.12Ein Feuer ist der Ehebruch! Es brennt bis in den Tod. Es würde all mein Hab und Gut bis auf den Grund zerstören.13Wenn ich das Recht meines Knechtes oder meiner Magd missachtet hätte, als sie gegen mich klagten,14was wollte ich tun, wenn Gott Gericht hält, was könnte ich ihm erwidern, wenn er mich zur Rechenschaft zieht?15Denn er, der mich im Mutterleib gebildet hat, er hat auch meinen Knecht geschaffen. Wir beide verdanken unser Leben ihm!16Niemals habe ich die Bitte eines Armen abgeschlagen und keine Witwe weggeschickt, die verzweifelt zu mir kam.17Ich habe mein Brot nicht für mich selbst behalten, nein – mit den Waisenkindern habe ich es geteilt.18Von meiner Jugend an habe ich sie großgezogen wie ein Vater, für die Witwen habe ich mein Leben lang gesorgt.19Habe ich ruhig zugesehen, wie einer vor Kälte umkam? Ließ ich den Armen ohne warme Kleider weitergehen?20Nein, die Wolle meiner Lämmer wärmte ihn, er dankte mir von ganzem Herzen.21Wenn ich je ein Waisenkind bedrohte, wohl wissend, dass ich vor Gericht die größere Macht besaß,22dann soll mir der Arm von der Schulter fallen, abbrechen soll er, gerade am Gelenk!23Doch ich habe Gottes Strafgericht immer gefürchtet. Die Furcht vor seiner Hoheit hat mich vom Unrecht ferngehalten.24Ich habe nicht auf Gold vertraut; zum reinen Gold habe ich niemals gesagt: ›Du sicherst mir das Leben!‹25Ich habe mir auch nichts auf meinen großen Reichtum eingebildet, den ich mit eigener Hand erworben habe.26-27Und hätte ich mich heimlich dazu verführen lassen, die strahlende Sonne zu verehren oder den Mond auf seiner silbernen Bahn –28auch das wäre ein Vergehen, das vor die Richter gehört, denn damit hätte ich Gott verleugnet, der hoch über allen Gestirnen thront.29Habe ich hämisch gegrinst, wenn meinen Feind das Unglück traf, habe ich über seinen Untergang schadenfroh gelacht?30Nein, ich habe mit keinem Wort gesündigt, ich habe ihn nicht verflucht, ihm nicht den Tod gewünscht!31-32Kein Gast ist je von meinem Haus hungrig weggegangen, keinen Fremden ließ ich draußen auf der Straße übernachten, nein, meine Tür stand dem Wanderer stets offen – meine Männer können es bezeugen!33Ich habe nie versucht, mein Unrecht zu verbergen oder meine Schuld geheim zu halten, wie alle anderen es tun[1]. (1Mo 3,1)34Ich bin nicht stumm zu Hause geblieben aus Angst, dass meine Sippe mich verachten könnte; ich scheute nicht die große Menge.35Ach, wenn Gott mich nur anhörte! Hier ist die Unterschrift unter meine Verteidigung! Ich erwarte, dass der Allmächtige mir darauf antwortet! Mein Gegner soll seine Anklagen schriftlich niederlegen!36Ja, ich würde dieses Schriftstück auf der Schulter tragen und es mir wie eine Krone aufsetzen!37Über jeden Schritt würde ich Gott Rechenschaft geben, wie ein Fürst ihm gegenübertreten!38Wenn mein Acker meinetwegen um Hilfe schreien musste und seine Furchen von Tränen durchnässt waren,39wenn ich seinen Ertrag verzehrt habe, ohne ihm zu geben, was ihm zusteht; wenn ich die Pächter zugrunde gerichtet habe,40dann sollen auf dem Acker Dornen statt Weizen wachsen und Unkraut statt der Gerste!« Hier enden die Reden von Hiob.
1Mit meinen Augen schloss ich den Vertrag, niemals ein Mädchen lüstern anzusehen. (Mt 5,28; Sir 9,5; Sir 9,8)2Was hätte ich von Gott sonst zu erwarten? Was wäre seine Antwort[1] auf mein Tun?3Er schickt Verderben, straft mit Missgeschick, wenn jemand böse ist und Unrecht tut.4Gott sieht doch, was ich tue und was nicht; er zählt doch alle meine Schritte nach! (Hi 10,6; Hi 14,16; Hi 23,10; Hi 34,21)5Ich schwöre, dass ich nie zur Lüge griff und nie versuchte, andere zu betrügen.6Wenn Gott mich auf gerechter Waage wiegt, dann muss er meine Unschuld anerkennen. (Hi 1,1; Hi 27,6)7Wenn ich vom rechten Weg gewichen bin, wenn ich mein Herz den Augen folgen ließ, wenn meine Hände schmutzig sind von Schuld,8dann soll ein anderer essen, was ich säte, oder die Ernte soll vernichtet werden.9Wenn ich für meines Nachbarn Frau entbrannte und auf sie lauerte an seiner Tür,10soll meine Frau für einen andern kochen[2] und andere Männer sollen mit ihr schlafen!11Denn mein Vergehen wäre eine Schandtat, die jeder Richter hart bestrafen müsste; (5Mo 22,22; Spr 6,32)12ein Feuer wäre es, das mich vernichtet und restlos niederbrennt, was mir gehört.13Wenn einer meiner Knechte sich beklagte, wenn eine Magd sich über mich beschwerte, hab ich zu keiner Zeit ihr Recht missachtet.14Wie könnte ich sonst Gott vor Augen treten und mich verteidigen, wenn er mich prüfte?15Derselbe, der mich schuf im Mutterleib, hat doch auch die geschaffen, die mir dienen! (Spr 14,31; Eph 6,9)16Den Armen schlug ich keine Bitte ab und keine Witwe ging verzweifelt fort. (Hi 29,12; Jes 58,6; Mt 25,35; Tob 4,7; Tob 4,16)17Mein Mittagsmahl war nie für mich allein, kein Waisenkind blieb ohne seinen Anteil.18Von Jugend auf, solang ich denken kann, nahm ich es wie ein Vater bei der Hand.[3] (Hi 29,16)19Wenn einer nichts mehr anzuziehen hatte, zu arm war, eine Decke zu bezahlen,20dann half ich ihm und gab ihm warme Kleidung, gewebt aus Wolle meiner eigenen Schafe; er aber dankte mir mit Segenswünschen.21Wenn ich die Elternlosen unterdrückte, weil alle Richter meine Freunde waren,22dann soll mein Arm am Ellenbogen brechen und meine Schulter sich vom Rücken lösen!23Die Furcht vor Gottes Strafe schreckt mich ab und seine Hoheit kann ich nicht ertragen.24Ich hab mich niemals auf mein Gold verlassen, es nie als meine Sicherheit betrachtet. (Hi 22,24; Spr 11,28; Lk 12,15; Lk 12,19)25Mein Wohlstand hat mich niemals stolz gemacht, auch meine Arbeit nicht, die stets gelang.26Wenn ich die Sonne sah in ihrem Glanz, den Mond auf seiner Bahn in voller Pracht, (5Mo 4,19)27dann war ich nie versucht, sie zu verehren und ihnen eine Kusshand zuzuwerfen.28Der Richter müsste solche Sünde strafen, weil ich den höchsten Gott verleugnet hätte!29Ich hab nie schadenfroh dabeigestanden, wenn meine Feinde Not und Unglück traf. (Spr 24,17; Mt 5,44)30Ich hab auch niemals meinem Mund erlaubt, den Tod auf einen Feind herabzuwünschen. (1Petr 3,9)31Wer je mein Gast war, wird es mir bezeugen, dass jeder gut und reich bewirtet wurde.32Kein Fremder musste draußen übernachten, denn meine Tür stand immer allen offen. (Ri 19,20; Hebr 13,2)33Ich habe nie versucht, wie viele andere, mein Unrecht vor den Leuten zu verbergen.34Ich hatte niemals Angst vor ihrem Reden; ich bin auch niemals stumm zu Haus geblieben, weil ich ihr Spottgeschrei gefürchtet hätte.35Gäb es doch einen, der mich hören wollte! Was ich gesagt hab, kann ich unterschreiben. Gott, der Gewaltige, soll Antwort geben! Er zeige mir die Klageschrift des Gegners! (Hi 13,22; Hi 23,3)36Ich will sie stolz auf meiner Schulter tragen, sie mir als Kranz um meine Schläfen winden.37Ich würde Gott mein Leben offen legen und ohne Furcht ihm nahen wie ein Fürst!« (40b) Hier enden die Worte Ijobs.38Wenn sich mein Acker über mich beklagt[4] und alle seine Furchen weinen müssen, (2Chr 36,21)39weil ich nur erntete und ihn nicht pflegte und seinem Herrn im Himmel nicht gehorchte,[5]40dann soll er Dornen tragen statt des Weizens und statt der Gerste Unkraut wachsen lassen!
1Ich habe einen Bund mit meinen Augen geschlossen, dass ich keine Jungfrau mit begehrlichem Blick anschauen will. (2Sam 11,2; Mt 5,28)2Welchen Lohn würde mir Gott in der Höhe sonst geben? Welches Erbe würde mir der Allmächtige im Himmel dafür zuweisen?3Trifft Unglück nicht den Bösen und Unheil nicht die, die Böses tun? (Hi 18,12; Hi 21,30)4Sieht er nicht meine Wege und zählt er nicht jeden meiner Schritte? (2Chr 16,9; Spr 5,21)5Wenn ich mich auf Falschheiten einließ und darauf aus war, zu betrügen,6soll Gott mich mit gerechter Waage prüfen. Dann wird er meine Unschuld erkennen. (Hi 6,2; Jes 26,7)7Wenn ich vom richtigen Weg abgekommen bin oder etwas begehrt habe, auf das mein Blick gefallen ist[1], oder wenn irgendein Unrecht an meinen Händen klebt, (Hi 9,30; Hi 23,11)8dann soll ein anderer ernten, was ich gesät habe, und was ich angebaut habe, soll samt der Wurzel ausgerissen werden. (3Mo 26,16; Hi 20,18)9Wenn ich mich je von einer Frau betören ließ und an der Tür meines Nachbarn auf sie gewartet habe,10dann soll meine Frau für einen anderen die Mühle drehen, und andere Männer sollen mit ihr schlafen. (5Mo 28,30; Jer 8,10)11Denn ein solches Begehren ist eine schändliche Sünde, ein Vergehen, das bestraft werden muss. (5Mo 22,24)12Es ist ein verzehrendes Feuer, das einen bis zum Untergang auffrisst und alles ruiniert, was einem gehört.13Wenn ich in einem Streit das Recht meines Knechtes oder meiner Magd missachtet habe, (5Mo 24,14)14was könnte ich tun, wenn Gott gegen mich einschreiten würde? Was könnte ich antworten, wenn er die Sache untersuchen würde?15Hat nicht mein Schöpfer auch ihn gemacht? Hat uns nicht ein und derselbe im Mutterleib geschaffen?16Habe ich mich je den Bitten der Armen verschlossen? Habe ich je den erwartungsvollen Blick der Witwe enttäuscht? (2Mo 22,21; Hi 20,19)17Habe ich für mich allein gegessen und der Waise nichts abgegeben? (Hi 22,7; Hi 29,12)18Nein, von klein auf habe ich für sie gesorgt wie ein Vater und habe mich von Geburt an um sie gekümmert.19Wenn ich ruhig zuschaute, wie jemand ohne Kleidung umkam oder ein Bettler keine Decke besaß, (Hi 22,6; Hi 29,13)20wenn ich diesen frierenden Menschen keinen Grund zur Dankbarkeit gab und ihnen wärmende Kleidung aus Wolle verweigerte,[2]21wenn ich je ein Waisenkind geschlagen habe, weil ich vor Gericht mit Beistand rechnen konnte,22dann soll meine Schulter ausgekugelt, mein Arm aus dem Gelenk gerissen werden! (Hi 38,15)23Denn Gottes Strafe dafür wäre schrecklich. Wenn er sich in seiner Majestät gegen mich wendet, kann ich nicht standhalten. (Hi 13,11; Hi 31,3)24Wenn ich je mein Vertrauen auf das Gold gesetzt und zum Feingold gesagt habe: ›Meine Zuversicht!‹, (Hi 22,23; Mk 10,23)25wenn mein großes Vermögen und das, was ich aus eigener Kraft erreicht habe, Grund meiner Freude war, (Ps 62,11)26wenn ich die leuchtende Sonne am Himmel oder den Mond auf seiner silbernen Straße ansah27und mich heimlich dazu verführen ließ, sie zu verehren[3],28dann wäre auch dies vor dem Schiedsgericht Gottes eine Schuld, denn es würde bedeuten, dass ich den Gott des Himmels verleugnet hätte.29Habe ich mich je über das Unglück meines Feindes gefreut und schadenfroh gejubelt, wenn ihm etwas Böses zustieß?30Nein, nie habe ich es meinem Mund erlaubt, sich so zu versündigen oder ihm mit einem Fluch den Untergang zu wünschen. (Hi 5,3)31War es meinen Knechten vielleicht nicht möglich zu sagen: ›Mit seinen Fleischvorräten hat er jeden satt gemacht.‹? (Hi 22,7)32Nein, keinen Fremden habe ich draußen übernachten lassen, meine Türen waren immer weit offen für den Wanderer!33Habe ich etwa versucht, wie es die menschliche Art ist, meine Sünden zu verstecken oder meine Schuld zu verheimlichen,34weil ich die große Menge scheute und die Verachtung meiner Verwandtschaft nicht spüren wollte? Verhielt ich mich deshalb ruhig und wagte es nicht, vor die Tür zu treten? (Spr 29,25)35Ach, hätte ich doch einen, der mich anhört! Hier ist meine Unterschrift: Der Allmächtige wird mir antworten. Er wird auch für die Anklageschrift meines Gegners eine Antwort haben. (Hi 19,7; Hi 27,7; Hi 30,20; Hi 35,14; Ps 26,1)36Diese würde ich dann über meine Schultern gelegt zur Schau tragen und sie mir als Ehrenkranz um die Stirn binden.37Über jeden Schritt würde ich ihm Rechenschaft ablegen und ihm gegenübertreten wie ein Fürst. (Hi 1,3; Hi 29,25; Hi 31,4)38Wenn mein Land mich anklagt und alle seine Ackerfurchen weinen, (Hi 24,2)39wenn ich seinen Ertrag ohne Gegenleistung[4] verzehrt oder seinen Pächter gekränkt habe,40dann sollen Disteln statt Weizen auf diesem Land wachsen und Unkraut statt Gerste!« Damit ist Hiobs Rede zu Ende. (Jes 5,6)
1„Ich hatte einen Bund mit meinen Augen geschlossen. / Wie sollte ich da lüstern auf Jungfrauen blicken?2Was wäre sonst mein Teil von Gott dort oben, / das Erbe vom Allmächtigen aus der Höhe?3Wird den Ungerechten nicht Verderben treffen, / Missgeschick den Bösen?4Sieht er nicht meine Wege / und zählt all meine Schritte?5Bin ich je mit der Lüge gegangen, / eilte mein Fuß zum Betrug?6Gott soll mich auf der Waage der Gerechtigkeit wiegen, / dann wird er meine Unschuld erkennen.7Ist mein Schritt vom Weg abgebogen, / mein Herz meinen Augen gefolgt, / klebt ein Makel an meiner Hand:8dann esse ein anderer, was ich säe, / dann werde meine Ernte vernichtet.9Hat sich mein Herz zur Frau locken lassen, / habe ich an der Tür meines Nächsten gelauert:10dann soll meine Frau für einen anderen kochen,[1] / dann sollen andere schlafen mit ihr.11Denn das wäre eine Schandtat, / eine Schuld, die vor die Richter gehört.12Das wäre ein Feuer, das bis zum Untergang frisst, / es entwurzelte meinen ganzen Ertrag.13Habe ich meinem Sklaven das Recht versagt / und meiner Sklavin, wenn sie gegen mich klagten?14Was wollte ich tun, wenn Gott sich erhebt, / was ihm entgegnen, wenn er es untersucht?15Hat nicht einer uns beide im Schoß gebildet, / nicht einer im Leib uns gemacht?16Habe ich jemals Armen einen Wunsch versagt, / ließ ich die Augen der Witwe erlöschen?17Habe ich meinen Bissen allein gegessen, / dass das Waisenkind nichts davon bekam?18Als ich noch jung war, zog ich es wie ein Vater groß, / und wie ein Bruder hab ich es an der Hand geführt.19Habe ich jemand umkommen sehen, weil er nichts anhatte; / ließ ich einen Armen ohne Decke gehn?20Die Wolle meiner Schafe wärmte ihn, / und er hat mich dafür gesegnet.21Habe ich Elternlose bedroht, / weil ich im Tor meinen Helfer sah:22dann soll die Schulter mir vom Nacken fallen / und mein Arm abbrechen vom Gelenk!23Die Furcht vor Gottes Strafe schreckte mich ab, / vor seiner Hoheit bestünde ich nicht.24Habe ich mein Vertrauen auf Gold gesetzt, / das Feingold meine Zuversicht genannt?25Habe ich mich gefreut, dass mein Vermögen riesig war, / dass meine Hand Gewaltiges schaffte?26Habe ich gesehen, wie hell die Sonne leuchtet, / wie der Mond so prächtig dahinzieht,27und hat mein Herz mich im Stillen verführt, / sie mit Kusshand zu verehren:28dann wäre das eine Schuld, die vor die Richter gehört, / dann hätte ich Gott in der Höhe verleugnet.29Freute ich mich über das Scheitern meines Hassers, / ergötzte es mich, als Böses ihn traf?30Nein, ich erlaubte meinem Mund nicht die Sünde, / mit einem Fluch sein Leben zu fordern.31Haben nicht meine Zeltgenossen gesagt: / 'Wer wurde von seinem Braten nicht satt?'32Der Fremde blieb nicht draußen über Nacht, / meine Tür hielt ich dem Wanderer auf.33Habe ich wie Adam meine Sünde verdeckt, / meine Schuld in meiner Brust versteckt,34weil ich die große Menge scheute, / die Verachtung der Sippe mich schreckte, / so dass ich schwieg und nicht zur Tür hinausging?35Hätte ich doch einen, der auf mich hört! / Hier ist meine Unterschrift! / Der Allmächtige antworte mir! / Hätte ich die Klageschrift meines Gegners,36auf meine Schulter wollt' ich sie heben / und legte sie mir als Ehrenkranz um.37Jeden meiner Schritte würde ich ihm offenlegen, / ihm nahen wie ein Fürst.38Klagte mein Acker über mich, / weinten alle seine Furchen?39Hab' ich seine Frucht unbezahlt verzehrt, / seinen Besitzer umkommen lassen?40Dann sollen Dornen wachsen statt Weizen, / Unkraut anstelle von Gerste!“
Die Worte Hiobs sind zu Ende.
Hiob 31
Menge Bibel
1»Mit meinen Augen habe ich einen Bund abgeschlossen, daß ich ja nicht lüstern nach einer Jungfrau blickte.2Denn was wäre der Lohn Gottes von oben gewesen und die Vergeltung des Allmächtigen aus Himmelshöhen?3Trifft nicht Verderben den Frevler und Unglück die Überltäter?4Sieht er[1] nicht meine Wege, und zählt er nicht alle meine Schritte?5Wenn ich mit Falschheit umgegangen bin und mein Fuß jemals der Täuschung zugeeilt ist:6Gott wäge mich auf gerechter[2] Waage, so wird er meine Unschuld erkennen!7Wenn mein Schritt jemals vom rechten Wege abgewichen und mein Herz meinen Augen Folge geleistet hat und ein Flecken an meinen Händen kleben geblieben ist,8so will ich säen und ein anderer möge es verzehren, und alles, was mir sproßt, möge ausgerissen werden!9Wenn mein Herz sich um eines Weibes willen hat betören lassen und ich an der Tür meines Nächsten auf der Lauer gestanden habe,10so soll mein Weib für einen andern die Mühle drehen und andere mögen sich über sie hinstrecken!11Denn das wäre eine Schandtat gewesen und das ein Vergehen für den Strafrichter;12ja, ein Feuer wäre das gewesen, das bis zum Abgrund[3] gefressen und meinen gesamten Besitz bis auf die Wurzel hätte vernichten müssen.13Wenn ich das Recht meines Knechtes und meiner Magd mißachtet hätte, sooft sie im Streit mit mir lagen:14was hätte ich da tun sollen, wenn Gott aufgestanden wäre? Und was hätte ich ihm bei seiner Untersuchung erwidern können?15Hat nicht mein Schöpfer auch ihn im Mutterleibe geschaffen und ein und derselbe uns im Mutterschoße gebildet?16Wenn ich den Geringen ihr Begehren versagt und die Augen der Witwe habe schmachten lassen17und meinen Bissen für mich allein verzehrt habe, ohne daß der Verwaiste sein Teil davon genossen hat –18nein, von meiner Jugend an ist er mir ja wie einem Vater aufgewachsen, und von meiner Mutter Leibe an bin ich ein Beschützer für jenen gewesen –;19wenn ich jemand habe verkommen sehen aus Mangel an Kleidung und daß ein Armer keine Schlafdecke hatte,20und dann seine Hüften mich nicht gesegnet haben und er sich nicht durch meiner Lämmer Wolle erwärmt hat;21wenn ich meine Faust jemals gegen eine Waise geschwungen habe, weil ich im Tor[4] auf Beistand rechnen konnte:22so möge meine Schulter von ihrem Nacken fallen und mein Arm aus seiner Röhre ausgebrochen werden!23Denn als ein Schrecken wäre auf mich das Strafgericht Gottes eingedrungen, und vor seiner Erhabenheit hätte ich nicht zu bestehen vermocht.24Wenn ich je auf Gold mein Vertrauen gesetzt und zum Feingold gesagt habe: ›Du bist meine Zuversicht!‹;25wenn ich mich darüber gefreut habe, daß mein Vermögen groß war und daß meine Hand Ansehnliches erworben hatte;26wenn ich die Sonne angeschaut habe, wie hell sie strahlt, und den Mond, wie er in Pracht dahinwandelt,27und mein Herz sich insgeheim hat betören lassen, daß ich ihnen eine Kußhand zuwarf:28auch das wäre eine Verschuldung für den Strafrichter gewesen, denn damit hätte ich Gott in der Höhe die Treue gebrochen. –29Wenn ich mich je über das Unglück meines Feindes gefreut und darüber gejubelt habe, daß ein Mißgeschick ihm zugestoßen war –30nein, nie habe ich meiner Zunge zu sündigen gestattet, daß sie durch einen Fluch sein Leben gefordert hätte –31wenn meine Zeltgenossen nicht gesagt haben: ›Wo ist einer, der vom Fleisch seines Schlachtviehs nicht satt geworden wäre?‹ –;32nein, der Fremdling durfte nicht im Freien übernachten, und meine Tür hielt ich dem Wanderer offen –;33wenn ich meine Übertretungen, wie Menschen tun, verheimlicht habe, indem ich mein Vergehen in meinem Busen verbarg,34weil ich mich vor der großen Menge scheute und die Mißachtung der Geschlechter mich schreckte, so daß ich mich still verhielt, nicht vor die Tür hinaustrat;35»O hätte ich doch einen, der mich anhören wollte! Siehe, hier ist meine Unterschrift! Der Allmächtige antworte mir! Und hätte ich doch die von meinem Gegner ausgefertigte Klageschrift!36Wahrlich, an meiner Schulter wollte ich sie zur Schau tragen, als Ehrenkranz sie mir um die Schläfe winden!37Denn über die Zahl meiner Schritte wollte ich ihm Rede stehen, wie zu einem Fürsten müßte er herannahen!« [DieReden Hiobs sind zu Ende.]38wenn mein Acker je über mich geschrien und seine Furchen allesamt geweint haben;39wenn ich seinen Ertrag ohne Zahlung verzehrt und seinen Besitzer ums Leben gebracht habe[5]:40so sollen mir Disteln statt des Weizens aufgehen und Unkraut statt der Gerste!«