von Biblica1Jetzt will ich meinen Platz auf dem Turm an der Stadtmauer einnehmen. Dort halte ich wie ein Wachposten Ausschau und warte gespannt darauf, was der Herr mir auf meine Klage antworten wird.
Der Hochmütige wird zugrunde gehen!
2Der HERR sprach zu mir: »Was ich dir in dieser Vision sage, das schreibe in deutlicher Schrift auf Tafeln nieder! Jeder, der vorübergeht, soll es lesen können.3Denn was ich dir jetzt offenbare, wird nicht sofort eintreffen, sondern erst zur festgesetzten Zeit. Aber es wird sich ganz bestimmt erfüllen, darauf kannst du dich verlassen. Warte geduldig, selbst wenn es noch eine Weile dauert! Dies ist, was du schreiben sollst:4Nur der wird leben, der Gottes Willen tut und ihm vertraut.[1] Wer aber hochmütig und unaufrichtig ist, verfehlt sein Ziel.5Wer sich auf seine Reichtümer verlässt, betrügt sich selbst.[2] Der Hochmütige wird zugrunde gehen, auch wenn er sein Maul so weit aufreißt wie das Totenreich und so unersättlich ist wie der Tod, ja, selbst wenn er jetzt noch ein Volk nach dem anderen verschlingt.«
Drohworte gegen einen mächtigen Herrscher
6Eines Tages werden die eroberten Völker ein Spottlied über ihren Feind anstimmen. Mit ihren Anspielungen werden sie sich über ihn lustig machen und rufen: »Wehe dir! Denn du hast fremden Besitz an dich gerissen. Wie lange soll das noch so weitergehen? Du bereicherst dich, indem du Pfand von anderen forderst.7Doch mit einem Mal werden sie alles mit Zinsen von dir zurückfordern. Du wirst vor ihnen zittern – so wird der Räuber selbst zur Beute!8Wie du ganze Völker ausgeraubt hast, so rauben sie dich dann aus. Sie zahlen dir heim, dass du so viele Menschen umgebracht und all ihre Städte und Länder verwüstet hast.9Wehe dir! Denn ständig willst du deinen Besitz vergrößern, und dabei ist dir jedes Mittel recht. Du tust alles, um dich sicher zu fühlen, über jede Gefahr erhaben wie ein Adler hoch oben in seinem Nest. Doch letzten Endes stürzt du dich und deine Familie damit nur ins Unglück.10Du hast beschlossen, viele Völker auszurotten, aber damit hast du dein Leben verwirkt! Es wird deinem Königshaus nichts als Schande einbringen!11Sogar die Steine in der Mauer schreien deine Untaten heraus, und die Sparren im Gebälk stimmen mit ein.12Wehe dir! Denn als du deine Stadt bautest, hast du viel Blut vergossen; deine Festung ist auf Unrecht gegründet.13Aber der HERR, der allmächtige Gott, hat das letzte Wort: Was Völker mühsam errichtet haben, hat keinen Bestand – ihre Bauwerke werden ein Raub der Flammen!14Wie das Wasser die Meere füllt, so wird die Erde einmal erfüllt sein von der Erkenntnis der Herrlichkeit des HERRN.15Wehe dir! Denn du hast deinen Nachbarvölkern einen Becher mit Gift[3] eingeschenkt. Sie taumelten wie Betrunkene, und du hast ihre Schande genossen.16Bald aber wirst du selbst vor Scham vergehen; dann ist es vorbei mit all deiner Herrlichkeit. Die starke Hand des HERRN wird dir den Becher reichen, der mit seinem Zorn gefüllt ist. Du musst ihn austrinken und wirst selbst entblößt[4]. So wird auch deine Ehre in den Schmutz gezogen.17Du hast den Libanon abgeholzt und sein Wild ausgerottet. Das kommt dich teuer zu stehen! Du hast Menschen umgebracht und all ihre Städte und Länder verwüstet; dafür wirst du büßen müssen.18Kann eine Götterfigur, die ein Mensch geschnitzt oder gegossen hat, ihm etwa helfen? Sie ist ein glatter Betrug! Wie kann jemand einem stummen Götzen vertrauen, den er selbst gemacht hat?19Wehe dir! Denn du sagst zu einem Stück Holz: ›Wach auf!‹, und zu einem toten Stein: ›Werde lebendig!‹. Kann denn ein solcher Götze einen guten Rat erteilen? Er ist mit Gold und Silber überzogen, aber er hat kein Leben in sich!20Der HERR dagegen wohnt in seinem heiligen Tempel. Seid still vor ihm, ihr Menschen auf der ganzen Welt!«
1Ich will auf meinem Wachtturm stehen, / ich stelle mich auf den Wall und spähe aus,
um zu sehen, was er mir sagt / und was ich auf den Vorwurf gegen mich antworten soll. (Hi 23,4; Jes 21,8; Hes 33,7)2Der HERR gab mir Antwort und sagte: / Schreib nieder, was du siehst, schreib es deutlich auf die Tafeln, / damit man es mühelos lesen kann! (Jes 8,1; Jes 30,8)3Denn erst zu der bestimmten Zeit trifft ein, was du siehst; / aber es drängt zum Ende und ist keine Täuschung;
wenn es sich verzögert, so warte darauf; / denn es kommt, es kommt und bleibt nicht aus. (Jes 46,13; 2Petr 3,9)4Sieh her: Wer nicht rechtschaffen ist, schwindet dahin, / der Gerechte aber bleibt wegen seiner Treue am Leben.[1] (Jes 7,9; Röm 1,17; Gal 3,11; Hebr 10,38)5Wahrhaftig, reiche Beute täuscht / den hochmütigen Helden; / er wird keinen Erfolg haben,
reißt er auch wie die Unterwelt seinen Rachen auf / und ist er auch wie der Tod unersättlich.
Dann werden alle Völker sich gegen ihn versammeln / und alle Nationen sich gegen ihn zusammenrotten. (Jes 43,9)
WEHERUFE
Über den Habsüchtigen
6Werden sie nicht alle ein Spottlied auf ihn / und einen Rätselspruch gegen ihn anstimmen? / Ja, sie werden sagen: Weh dem, der zusammenrafft, was nicht ihm gehört, / wie lange noch? - und sich hohe Pfänder geben lässt. (Jes 5,8; Jes 14,4; Mi 2,4)7Werden nicht plötzlich die aufstehen, die dich beißen, / und die aufwachen, die dich bedrängen? / Dann wirst du zu ihrer Beute! (Jes 33,1)8Du hast viele Völker ausgeplündert; / deshalb plündern jetzt die Völker dich aus, die übrig blieben,
wegen der Bluttaten am Menschen und der Gewalttaten an Land, / Stadt und ihren Bewohnern. (Jer 30,16; Zef 1,13)
Über den Ausbeuter
9Weh dem, der für sein Haus unrechten Gewinn sucht / und sich hoch droben sein Nest baut, / um dem drohenden Unheil zu entgehen! (Jer 6,13; Jer 8,10; Hes 22,27; Ob 1,4)10Zur Schande für dein eigenes Haus hast du beschlossen, / viele Völker niederzuschlagen; / damit sündigst du gegen dich selbst.11Es schreit der Stein aus der Mauer / und der Sparren gibt ihm Antwort aus dem Gebälk. (1Mo 4,10; Hi 31,38)12Weh dem, der eine Stadt mit Bluttat erbaut/ und eine Siedlung auf Unrecht gründet! (Jer 22,13; Mi 3,10)13Bewirkt es nicht der HERR der Heerscharen, / dass die Völker sich plagen nur für das Feuer, / Nationen sich abmühen für nichts? (Jer 51,58)14Ja, das Land wird erfüllt sein / von der Erkenntnis der Herrlichkeit des HERRN, / so wie das Meer mit Wasser gefüllt ist. (Jes 11,9)
Über den Gewalttätigen
15Weh dem, der seinen Nächsten trinken lässt / aus dem Becher seines Zorns, ja, ihn betrunken macht, / damit man seine Blößen sieht! (1Mo 9,21; 2Sam 11,13; Jer 51,7; Nah 3,5)16Du hast dich an Schande gesättigt statt an Ehre; / nun trinke auch du und gerate ins Taumeln!
Der Becher in der Hand des HERRN kommt nun zu dir; / Schmach und Schande bedecken deine Ehre. (Jes 51,17; Jer 25,15; Jer 51,39; Kla 4,21)17Denn die Gewalttat am Libanon wird dich bedecken / und die Vernichtung der Tiere wird dich tödlich erschrecken;
wegen der Bluttaten am Menschen und wegen der Gewalttaten an Land, / Stadt und all ihren Bewohnern. (Jes 37,24; Hab 2,8)
Über den Götzendiener
18Was nützt ein Götterbild, denn ein Bildhauer hat es gemacht, / ein gegossenes Bild und ein Lügenorakel,
dass der Bildhauer auf sein Bild vertraut, / um doch stumme Götzen anzufertigen? (Jes 44,9; Jes 46,6; Jer 10,4)19Weh dem, der zum Holz sagt: Erwache! / und zum stummen Stein: Wach auf! / Gibt der Götze denn Auskunft?
Gewiss, er ist mit Gold und Silber überzogen, / doch er hat keinen Geist, keinen Atem. (Jes 42,17; 1Kor 12,1)
GOTT ÜBER ALLEM
20Der HERR aber wohnt in seinem heiligen Tempel. / Alle Welt schweige in seiner Gegenwart. (Neh 8,11; Ps 11,4; Sach 2,17)