1Das Wort des HERRN erging an mich, er sagte zu mir:2»Geh und verkünde vor allen Leuten in Jerusalem: ›So spricht der HERR: Ich erinnere mich, Israel, wie vertrauensvoll du mir zugetan warst in deiner Jugend, wie du mich liebtest in deiner Brautzeit. Du bist mir gefolgt in der Wüste, im Land, wo nichts wächst. (5Mo 2,7; Hos 2,17; Hos 13,5)3Damals hast du mir allein gehört, wie die erste Frucht des Ackers. Wer sich an dir vergriff, machte sich schuldig und wurde bestraft!‹« (2Mo 23,19)4Hört das Wort des HERRN, ihr Nachkommen Jakobs, all ihr Sippen Israels!5So spricht der HERR: »Was hatten eure Vorfahren an mir auszusetzen, dass sie sich von mir abwandten, nichtigen Götzen nachliefen und so selbst zunichtewurden?6Sie fragten nicht: ›Wo ist der HERR zu finden? Er hat uns doch aus Ägypten herausgeführt und hat uns in der Wüste sicher den Weg gewiesen, in dürren Steppen und finsteren Schluchten, in einem Land, das niemand bewohnt und niemand durchwandert.‹7Ja, ich war es, ich brachte euch in ein fruchtbares Land, um euch mit all den Köstlichkeiten zu speisen, die es hervorbringt. Aber kaum wart ihr dort, habt ihr mein Land verdorben und mir mein Eigentum zum Abscheu gemacht.8Eure Priester fragten nicht nach mir; die Leute, die Weisungen gaben, kannten mich nicht. Die Führer des Volkes lehnten sich gegen mich auf und die Propheten redeten im Namen Baals. Alle beteten zu Göttern, die nicht helfen können. (Jer 5,31; Jer 18,18; Kla 4,13)9Darum muss ich, der HERR, euch anklagen und auch gegen eure Kinder und Enkel werde ich Klage erheben.10Fahrt doch übers Meer zu den Inseln im Westen und seht euch dort um! Oder schickt eure Abgesandten zu den Völkern des Ostens[1] und erkundigt euch, ob irgendwo etwas Ähnliches geschehen ist!11Hat je ein Volk seine Götter ausgewechselt? Und die sind nicht einmal Götter! Mein Volk aber hat mich ausgetauscht gegen Götter, die ihm nicht helfen können; und dabei hatte es doch meine ganze Herrlichkeit gesehen. (Röm 1,23)12Himmel, erschrick darüber«, sagt der HERR, »schaudere, bebe vor Entsetzen!13Mein Volk hat doppeltes Unrecht verübt: Mich, die Quelle frischen Wassers, hat es verlassen und stattdessen gräbt es sich Löcher für Regenwasser, die auch noch rissig sind und das Wasser nicht halten.« (Jer 1,16; Jer 2,17; Jer 2,19; Jer 5,7; Jer 5,19; Jer 16,11; Jer 17,13)
Selbst verschuldeter Sturz
14Der HERR sagt: »Israel, du bist doch kein Sklave. Und schon gar nicht ein geborener Sklave, für den es keine Befreiung gibt! Wie konnte es dann so weit kommen? Warum haben deine Feinde dich niedergeworfen?15Brüllend wie hungrige Löwen fielen sie über dich her. Dein Land ist verwüstet, deine Städte sind verbrannt und menschenleer. (Jer 4,7)16Und nun werden auch noch die Ägypter, die Männer von Memfis und Tachpanhes, kommen und dir den Kopf kahl scheren!17Das hast du dir selbst zuzuschreiben, Volk Israel! Ich, der HERR, dein Gott, ging dir voraus und wollte dich führen, doch du hast dich von mir abgewandt.18Was nützt es dir jetzt, nach Ägypten zu laufen, um das Wasser des Nils zu trinken? Was nützt es dir jetzt, nach Assyrien zu laufen, um das Wasser des Eufrats zu trinken? (Jes 30,1; Jer 2,36; Jer 17,5; Hes 29,6; Hos 5,13)19Dich trifft die Strafe für deine eigene Bosheit; es rächt sich, dass du mir den Rücken gekehrt hast. Sieh doch ein, wie viel Leid und Unglück es bringt, dem HERRN, deinem Gott, davonzulaufen und ihn nicht mehr ernst zu nehmen!« Das sagt der HERR, der Herrscher über die ganze Welt.[2]
Juda ist dem Baals-Dienst verfallen
20Der HERR sagt: »Von jeher wolltest du mir nicht dienen; es war dir eine Plage und lästige Pflicht. ›Ich will endlich frei sein‹, sagtest du – und legtest dich hin wie eine Hure auf jeder Anhöhe, unter jedem grünen Baum. (Jes 1,21; Jes 57,5; Jer 2,23; Jer 3,1; Jer 3,6; Jer 3,9; Jer 3,13; Jer 13,27; Hes 16,23; Hos 1,2)21Ich hatte dich als edle Rebe gepflanzt; du warst ein gutes, erlesenes Gewächs. Aber was ist nun aus dir geworden? Ich sehe nur noch die wuchernden Ranken eines verwilderten Weinstocks, den ich nicht mehr wiedererkenne. (Ps 80,9; Jer 5,10; Jer 6,9; Jer 12,10; Hes 15,1; Hos 10,1)22Du kannst dich waschen, soviel du willst, selbst mit der schärfsten Lauge – der Schmutz deiner Schuld bleibt mir immer vor Augen«, sagt der HERR, der mächtige Gott. (Jer 17,1)23»Wie kannst du behaupten: ›Ich bin doch nicht schmutzig; mit den Baalen hatte ich nichts zu schaffen!‹ Sieh doch dein Treiben im Tal; mach dir klar, was du getan hast! Wie eine flinke junge Kamelstute in der Brunstzeit läufst du hierhin und dorthin. (Jer 7,31)24Du bist wie eine Wildeselin, die alle Fährten in der Wüste kennt; vor lauter Gier schnappt sie nach Luft und ist von niemand festzuhalten. Die Hengste brauchen nicht lange nach ihr zu suchen; zur Brunstzeit lässt sie sich gerne von ihnen finden.25Israel, gib acht, du läufst dir noch die Schuhsohlen durch und vom vielen Umherrennen trocknet dir die Kehle aus! Aber du sagst: ›Halt mich nicht auf, es hat keinen Zweck! Ich liebe die Fremden und muss ihnen nach!‹«
Der Gott Israels ist kein Lückenbüßer
26Der HERR sagt: »Wie ein ertappter Dieb sich schämen muss und von allen verachtet wird, so ergeht es jetzt euch Leuten von Israel samt euren Königen und hohen Beamten, Priestern und Propheten!27Von mir habt ihr euch völlig abgewandt; aber zu Holzfiguren sagt ihr: ›Du bist mein Vater‹, zu Bildern aus Stein: ›Du bist die Mutter, die mich geboren hat.‹ Wenn euch jetzt das Unglück trifft, schreit ihr: ›HERR, komm und rette uns!‹ (Jer 3,4; Jer 3,9)28Wo sind denn eure Götter, die ihr euch zurechtgemacht habt? Sie sollen kommen und zusehen, ob sie euch retten können! Sie sind ja so zahlreich; es gibt davon ebenso viele wie Städte in Juda! (5Mo 32,37; Jer 11,12)29Warum – sagt der HERR – klagt ihr mich an? Ihr wolltet doch von mir nichts mehr wissen!30Vergeblich habe ich euch geschlagen; ihr habt keine Lehre angenommen. Euer Schwert wütete unter den Propheten, die ich zu euch schickte, als wäre es ein hungriger Löwe!« (Jer 5,3)
Juda hat seinen Gott vergessen
31Der HERR sagt: »Volk Israel, achte auf das, was ich dir sage! Bin ich für dich denn eine Wüste gewesen oder ein Land, in dem es nie Tag wird? Warum sagst du: ›Wir wollen mit dir nichts mehr zu tun haben, wir kommen nicht wieder zu dir zurück‹?32Kann ein Mädchen seinen Schmuck vergessen oder die Braut den prächtigen Gürtel ihres Hochzeitskleides? Aber du hast mich vergessen, schon seit vielen, vielen Jahren!«
Baals-Dienst und verwilderte Rechtspflege
33Der HERR sagt: »In der Jagd nach Liebhabern bist du unübertrefflich. Deshalb merkst du es gar nicht mehr, wenn du Verbrechen begehst.34Sogar das Blut unschuldiger Menschen klebt am Saum deiner Kleider, das Blut armer Leute – und du kannst dich nicht damit herausreden, dass du sie beim Einbruch ertappt hast! Der Fluch all dieser Taten wird dich treffen! (2Mo 22,1)35Und da wagst du noch zu sagen: ›Ich bin frei von Schuld; der HERR ist ja gar nicht mehr zornig auf mich!‹ Darum mache ich dir den Prozess!«
Kein Bündnis kann Juda retten
36Warum hast du es so eilig, den Bündnispartner zu wechseln? Ägypten hilft dir so wenig wie Assyrien! (Jer 2,18)37Auch von dort kommst du enttäuscht und ratlos zurück! Denn der HERR hat die Mächte verworfen, auf die du deine Hoffnung setzt. Du wirst mit ihnen kein Glück haben!
Jeremia 2
Zürcher Bibel
Israels Untreue
1Und das Wort des HERRN erging an mich:2Geh und rufe in die Ohren Jerusalems: So spricht der HERR: Ich erinnere mich an dich - an die Treue deiner Jugend, die Liebe deiner Brautzeit, du folgtest mir in der Wüste, im nicht besäten Land. (5Mo 2,7; Jer 7,2; Jer 51,5; Hos 2,17)3Heilig war Israel dem HERRN, das Beste seiner Ernte; alle, die davon assen, wurden schuldig, Unheil kam über sie. Spruch des HERRN. (5Mo 7,6; Jer 31,40)4Hört das Wort des HERRN, Haus Jakob und all ihr Sippen des Hauses Israel.5So spricht der HERR: Was haben eure Vorfahren Schlechtes gefunden an mir, dass sie sich von mir entfernten und denen nachliefen, die nichts sind, um selbst zunichte zu werden? (Mi 6,3)6Und sie haben nicht gefragt: Wo ist der HERR, der uns heraufgeführt hat aus dem Land Ägypten, der uns geführt hat in der Wüste, im Land von Steppe und Schlucht, im Land von Dürre und tiefster Dunkelheit, im Land, das niemand durchwandert und in dem kein Mensch wohnt? (5Mo 8,15; Jer 7,22; Jer 32,21; Jer 34,13)7Und ins Land der Baumgärten habe ich euch gebracht, damit ihr seine Früchte und, was es Gutes bietet, essen konntet. Ihr aber seid gekommen und habt mein Land unrein und meinen Erbbesitz abscheulich gemacht. (Jes 24,5; Jer 3,1)8Die Priester haben nicht gefragt: Wo ist der HERR? Und die Hüter der Weisung haben mich nicht gekannt, und die Hirten sind von mir abgefallen, und die Propheten weissagten im Namen des Baal und liefen denen nach, die nichts nützen. (Jer 5,5; Jer 8,8; Jer 23,1)9Darum werde ich weiterhin mit euch rechten, Spruch des HERRN, und auch mit den Kindern eurer Kinder werde ich rechten. (Jer 2,29; Hos 4,1; Mi 6,2)10Geht hinüber zu den Inseln der Kittäer und seht, und sendet nach Kedar und gebt sorgsam acht! Und seht, ob es je dergleichen gegeben hat: (Jer 18,13)11Hat je eine Nation Götter eingetauscht? Und das sind nicht einmal Götter! Mein Volk aber hat seine Herrlichkeit eingetauscht gegen das, was nichts nützt. (5Mo 32,21; Ps 106,20; Jer 5,7; Jer 16,20)12Entsetze dich, Himmel, darüber, und erschaudere über die Massen[1]! Spruch des HERRN.13Denn eine doppelte Bosheit hat mein Volk begangen: Mich haben sie verlassen, die Quelle lebendigen Wassers, um sich dann Brunnen auszuhauen, rissige Brunnen, die das Wasser nicht halten. (Jes 1,4; Jer 1,16; Jer 2,17; Jer 5,19; Jer 16,11; Jer 19,4; Jer 22,9)14Ist Israel ein Sklave oder ein unfrei Geborener[2]? Warum ist er zur Beute geworden?15Immerfort haben die Löwen gegen ihn gebrüllt, haben ihre Stimme erhoben und sein Land zur Wüste gemacht, seine Städte sind verbrannt, sind ohne Bewohner. (Jer 4,26; Jer 9,10; Jer 10,22; Jer 12,10; Jer 22,6; Jer 34,22)16Auch die von Nof und Tachpanches werden dir den Scheitel abweiden.17Hast du dir dies nicht selbst angetan, da du den HERRN, deinem Gott, verlassen hast in der Zeit, als er dich leitete auf dem Weg? (Jer 4,18; Jer 5,25; Jer 13,22; Jer 44,2)18Und nun, was bringt dir der Weg nach Ägypten - um Wasser des Schichor zu trinken? Und was bringt dir der Weg nach Assur - um Wasser des Stroms zu trinken? (Jer 2,36; Hos 7,11)19Deine eigene Bosheit wird dich züchtigen, und deine Abtrünnigkeit wird dich strafen. Erkenne und sieh: Böse und bitter ist es, dass du den HERRN, deinen Gott, verlassen hast und dass du keine Furcht vor mir hast! Spruch des Herrn, des HERRN der Heerscharen.20Denn schon vor langer Zeit habe ich dein Joch zerbrochen, habe ich deine Fesseln zerrissen, du aber hast gesagt: Ich diene nicht! Auf jedem hohen Hügel und unter jedem saftig-grünen Baum hast du dich als Hure geräkelt![3] (Jes 57,5; Jer 3,1; Jer 5,7; Jer 13,27; Jer 17,2)21Ich aber hatte dich als edle Rebe gepflanzt, als ganz und gar ehrliches Gewächs, und wie hast du dich mir verändert zum abartigen Weinstock - fremd! (Jes 5,2; Jer 5,10; Jer 6,9)22Selbst wenn du dich mit Lauge schrubbtest und dir noch so viel Laugensalz nähmst, der Schmutz deiner Schuld bleibt vor mir! Spruch Gottes des HERRN. (Hi 9,30; Jes 1,15; Jer 15,1; Jer 22,24)23Wie kannst du sagen: Ich habe mich nicht unrein gemacht, bin nicht den Baalen nachgelaufen! Sieh dir deinen Weg an im Tal, erkenne, was du getan hast: eine leichtfüssige junge Kamelstute, die hin und her läuft auf ihren Wegen.24Eine wilde Eselin, an die Wüste gewöhnt, in ihrer Gier schnappt sie nach Luft. Ihre Brunst, wer kann sie hemmen? Wer immer sie sucht, braucht sich nicht anzustrengen, in ihrer Brunstzeit findet man sie.25Bewahre deinen Fuss vor dem Barfussgehen und deine Kehle vor dem Dürsten. Du aber hast gesagt: Verflucht! Nein! Denn ich liebe die Fremden, und ihnen werde ich nachlaufen.26In Schande, wie der Dieb, wenn er ertappt wird, so sind sie beschämt, das Haus Israel: sie, ihre Könige, ihre Fürsten und ihre Priester und ihre Propheten, (Jer 4,9; Jer 5,5; Jer 32,32)27die zum Holz sagen: Du bist mein Vater!, und zum Stein: Du hast mich geboren![4] Mir haben sie den Rücken zugekehrt und nicht das Gesicht! In der Zeit ihrer Not aber sagen sie: Mach dich doch auf und hilf uns! (Jer 3,4; Jer 7,24; Jer 18,17; Jer 32,33)28Wo sind denn deine Götter, die du dir gemacht hast? Sollen doch sie sich aufmachen! Ob sie dir helfen in der Zeit deiner Not? So zahlreich wie deine Städte sind deine Götter geworden, Juda! (5Mo 11,13; 5Mo 32,37)29Warum streitet ihr mit mir? Ihr alle seid von mir abgefallen! Spruch des HERRN. (Jer 2,8; Jer 3,13; Jer 5,6)30Vergeblich habe ich eure Kinder geschlagen, sie haben die Unterweisung nicht angenommen. Wie ein reissender Löwe hat euer Schwert eure Propheten gefressen. (Jer 5,3; Jer 17,23; Jer 32,33)31Welch eine Generation seid ihr! Seht das Wort des HERRN. Bin ich eine Wüste geworden für Israel oder ein Land der Finsternis? Warum spricht mein Volk: Immer sind wir frei umhergeschweift, zu dir werden wir nicht mehr kommen. (Jer 8,5)32Vergisst eine Jungfrau ihren Schmuck, eine Braut ihre Brustbänder? Mein Volk aber hat mich vergessen, schon vor unendlich langer Zeit. (5Mo 32,18; Jer 13,25; Jer 18,15; Jer 23,27)33Wie geschickt du es anstellst, Liebschaft zu suchen. Darum hast du dein Leben selbst an Übeltaten gewöhnt.34Selbst an deinen Säumen findet sich das Blut von unschuldigen, armen Menschen. Nicht bei Einbrechern habe ich es gefunden, sondern an diesen allen.[5] (Jer 7,6; Jer 19,4; Jer 22,3; Jer 26,15)35Du aber hast gesagt: Ich bin unschuldig, hat doch sein Zorn sich von mir abgewandt! Sieh, ich werde mit dir ins Gericht gehen, weil du sagst: Ich habe nicht gesündigt. (Jer 16,10)36Wie leicht es dir fällt, deinen Weg zu ändern! Auch an Ägypten wirst du zuschanden werden, wie du an Assur zuschanden geworden bist. (Jes 31,1; Jer 2,18; Jer 37,7)37Auch von dort wirst du ausziehen, mit den Händen auf dem Kopf, denn der HERR hat die verworfen, auf die du vertraust, und mit ihnen wirst du keinen Erfolg haben.