1Ijob setzte seine Rede fort, er sagte:2»Ach, wenn es wieder so wie früher wäre, als Gott mich führte und mein Leben schützte! (Hi 1,1; Hi 42,10)3Er schenkte mir Erfolg an jedem Tag, in dunklen Stunden leuchtete sein Licht. (Ps 18,29)4Wär’s einmal noch wie in der besten Zeit, als Gott mein Freund war und mein Heim bewahrte!5Mit seiner ganzen Macht stand er mir bei, rings um mich waren alle meine Kinder.6Die Kühe und die Ziegen gaben Milch, so viel, dass ich drin hätte waten können. Kein Boden war zu steinig für Oliven, ich hatte Öl in ungeheuren Mengen.7Ging ich zum Rat der Ältesten am Stadttor und setzte mich in ihrer Runde nieder,8so traten alle Jungen scheu beiseite, die Alten standen auf und blieben stehen; (3Mo 19,32)9die Edlen hörten plötzlich auf zu reden und legten einen Finger auf die Lippen;10sogar die Angesehensten verstummten, als wäre ihre Zunge festgeklebt.11Wer mich erblickte oder reden hörte, war voller Lob für mich und meine Taten:12Ich half den Armen, die um Hilfe riefen, den Waisenkindern, denen niemand beistand. (Hi 31,16)13Von neuem Mut Erfüllte priesen mich, den Witwen gab ich Sicherheit und Freude.14Gerechtigkeit war immer mein Gewand, mein Mantel und mein Turban war das Recht. (Jes 59,17)15Für die Erblindeten war ich das Auge und für die Lahmen wurde ich der Fuß. (3Mo 19,14)16Für die Bedürftigen war ich der Vater, das Recht der Fremden prüfte ich genau. (Hi 31,18)17War einer grausam, brach ich ihm den Kiefer und riss ihm seine Beute aus den Zähnen.18Ich hoffte, alt zu werden wie der Phönix[1] und so wie er in meinem Nest zu sterben.19Ich glaubte, wie ein starker Baum zu sein, der seine Wurzeln tief ins Wasser senkt und dessen Zweige nachts der Tau befeuchtet. (Ps 1,3)20Ich dachte, immer neuen Ruhm zu finden und immer stark zu bleiben wie ein Bogen, der Pfeil auf Pfeil verschießt und nicht ermattet.[2]21Denn alle warteten auf meinen Rat und hörten schweigend meiner Rede zu;22dann wollte niemand mehr noch etwas sagen. Sie sogen meine Worte auf wie Tropfen;23sie warteten darauf wie auf den Regen, so wie Verdurstende nach Wasser lechzen.24Mein Lächeln brachte ihr Vertrauen wieder; sah ich sie freundlich an, so strahlten sie.25Ich führte sie, bestimmte ihren Weg, so wie ein König seine Truppen führt; wenn jemand traurig war, gab ich ihm Trost.
1Hiob setzte seine Rede fort und sagte:2„Ach wäre ich doch wie in den früheren Jahren, / wie in den Tagen, als Gott mich beschützte,3als seine Leuchte über mir schien, / als ich in seinem Licht durchs Dunkel ging;4wie ich war in der Zeit meiner Reife, / als Gottes Freundschaft über meinem Zelt stand,5als der Allmächtige noch mit mir war / und meine Söhne mich umgaben;6als ich meine Füße in Sahne badete, / der Fels neben mir Ölbäche ergoss!7Ging ich durchs Tor zur Stadt hinauf / und stellte meinen Sitz auf den Platz,8traten die Jungen beiseite, wenn sie mich sahen; / die Alten erhoben sich, blieben stehen,9die Fürsten hielten ihr Reden zurück / und legten die Hand auf den Mund.10Die Stimme der Vornehmen verstummte, / ihnen klebte die Zunge am Gaumen.11Hörte mich jemand, so pries er mich glücklich; / sah mich einer, so bezeugte er mir,12dass ich den Armen befreite, der um Hilfe schrie, / und die Waise, die ohne Beistand war.13Der Segen des Verlorenen kam über mich, / das Herz der Witwe machte ich jubeln.14Ich kleidete mich in Gerechtigkeit, / das Recht war mir Mantel und Kopfbund.15Für den Blinden war ich Auge / und für den Lahmen Fuß.16Für die Armen war ich ein Vater, / Unbekannten stand ich im Rechtsstreit bei.17Ich zerbrach den Kiefer des Bösen, / entriss seinen Zähnen die Beute.18So dachte ich: 'In meinem Nest werde ich sterben / und meine Tage mehren wie Sand.'19Meine Wurzel reicht bis zum Wasser, / auf meinen Zweigen ruht der Tau.20Meine Ehre bleibt immer frisch, / und mein Bogen wird jung in meiner Hand.[1]21Sie hörten auf mich und warteten / und lauschten schweigend meinem Rat.22Wenn ich geredet hatte, blieben sie still. / Meine Worte träufelten auf sie herab.23Sie warteten auf mich wie auf Regen, / sperrten den Mund wie zum Frühlingsregen auf.24Ich sah sie lächelnd an, wenn sie kein Zutrauen hatten, / mein strahlendes Gesicht hellte ihre Mienen auf.25Ich wählte für sie den Weg aus und saß da als Haupt; / ich thronte wie ein König in seinen Scharen, / wie einer, der Trauernde tröstet.“
1Und Hiob fuhr mit seiner Rede fort: (Hi 27,1)2»Könnte mein Leben doch so sein wie früher, als Gott mich noch beschützte, (Jer 31,28)3als sein Licht über mir leuchtete und ich bei seinem Licht durch die Dunkelheit ging. (Hi 11,17)4Ach, wäre es wie in meinen besten Jahren, als Gott mir ein vertrauter Freund war[1],5als der Allmächtige auf meiner Seite stand und ich von meinen Kindern umgeben war,6als ich Milch im Überfluss hatte und mein Olivenöl in Strömen floss.[2] (5Mo 32,13; Ps 81,17)7Wenn ich damals zum Stadttor ging, nahm ich einen Ehrenplatz ein.8Die jungen Leute machten mir Platz, wenn sie mich sahen, und selbst die Alten erhoben sich achtungsvoll, wenn ich kam, und blieben vor mir stehen.9Die Vornehmen unterbrachen ihre Rede und legten respektvoll die Hand an den Mund. (Hi 21,5; Hi 29,21)10Die führenden Männer hielten im Gespräch inne und schwiegen.11Was ich sagte, stieß auf begeisterte Zustimmung. Alle, die mich sahen, sprachen gut von mir. (Hi 4,3)12Denn ich rettete den Armen, der in seiner Not aufschrie, und stand dem Waisenkind bei, das niemanden mehr hatte. (Hi 24,4; Hi 31,16; Hi 34,28)13Ich half denen, die alle Hoffnung verloren hatten, und sie segneten mich dafür. Und ich machte die Witwen wieder froh. (Hi 31,19)14Gerechtigkeit machte ich zum Mantel, der mich bekleidete, und das Recht zu meiner Kopfbedeckung. (Ps 132,9; Jes 59,17; Jes 61,10; Eph 6,14)15Ich ersetzte den Blinden die Augen und den Lahmen die Füße.16Ich kümmerte mich wie ein Vater um die Armen und sorgte dafür, dass auch Fremde einen gerechten Prozess bekamen. (Spr 29,7)17Ich brach dem gottlosen Unterdrücker den Kiefer, sodass er seine Beute freigeben musste. (Ps 3,8)18Ich dachte: ›Ich werde nach einem langen Leben im Kreise meiner Familie sterben.[3]19Ich werde wie ein Baum sein, dessen Wurzeln bis zum Wasser reichen und dessen Zweige vom Tau erfrischt werden. (Jer 17,8; Hos 14,6)20Meine Würde wird mir erhalten bleiben und meine Kraft wird sich immer wieder erneuern[4].‹ (1Mo 49,24; Ps 18,35)21Ja, alle hörten auf mich und warteten auf meinen Rat. Sie hörten sich schweigend an, was ich zu sagen hatte.22Und wenn ich fertig war, hatten sie nichts hinzuzufügen, denn mein Rat stellte sie völlig zufrieden[5].23Sie sehnten sich nach meinen Worten wie nach dem Regen; sie warteten so begierig darauf wie auf den Spätregen.24Wenn sie mutlos waren, lächelte ich ihnen zu, und mein froher Blick richtete sie auf.25Ich sagte ihnen, was sie tun sollten, und saß als Oberhaupt bei ihnen, wie ein König, auf den das Volk einstürmt[6] und der die Trauernden tröstet. (Hi 1,3; Hi 4,4; Hi 16,5)
1Und Hiob fuhr fort im Vortrag seiner Sprüche und sagte: (Hi 27,1)2O dass ich wäre wie in den früheren Monaten, wie in den Tagen, als Gott mich behütete, (Hi 1,1; Hi 1,10; 1Petr 1,5; Jud 1,24)3als seine Leuchte über meinem Haupt schien und ich in seinem Licht durch das Dunkel ging; (Hi 18,6; Ps 18,29; Ps 36,10; Ps 112,4; Ps 119,105)4wie ich in den Tagen meiner Mannesreife war, als über meinem Zelt der vertraute Umgang mit Gott waltete, (Ps 25,14; Ps 27,4; Spr 3,32)5als der Allmächtige noch mit mir war und meine Knechte um mich her; (1Mo 39,2; 1Mo 39,23; Ps 91,1; Ps 128,3)6als ich meine Tritte in Milch badete und der Fels neben mir Öl in Strömen ergoss. (5Mo 32,13; 5Mo 33,24)7Wenn ich [damals] zum Tor ging, zur Stadt hinauf, und meinen Sitz auf dem Marktplatz aufstellte, (Rut 4,1; Spr 31,23; Sach 8,16)8und mich die Jungen sahen, so verbargen sie sich, und die Greise standen auf und blieben stehen. (3Mo 19,32; Spr 16,31; 1Petr 2,17; 1Petr 5,5)9Die Fürsten hörten auf zu reden und legten die Hand auf ihren Mund. (Hi 21,5; Hi 40,5; Spr 30,32; Mi 7,16)10Die Stimme der Vornehmen verstummte, und ihre Zunge klebte an ihrem Gaumen. (Ps 137,6; Hes 3,26)11Wessen Ohr mich hörte, der pries mich glücklich, und wessen Auge mich sah, der stimmte mir zu. (Mt 13,16; Mt 16,28; Lk 4,22)12Denn ich rettete den Elenden, der um Hilfe schrie, und die Waise, die keinen Helfer hatte. (Ps 72,12; Ps 82,4; Jes 1,17; Jer 22,16; Jak 1,27)13Der Segenswunsch des Verlorenen kam über mich, und ich brachte das Herz der Witwe zum Jauchzen. (5Mo 24,13; Hi 31,16)14Die Gerechtigkeit, die ich angelegt hatte, bekleidete mich; als Talar und Turban diente mir mein Recht. (Ps 132,9; Jes 11,5; Jes 59,17; Eph 6,14)15Ich war das Auge des Blinden und der Fuß des Lahmen. (4Mo 10,31; Ps 91,12)16Ich war der Vater des Armen, und die Streitsache dessen, den ich nicht kannte, untersuchte ich. (Spr 29,7)17Ich zerbrach die Kinnladen des Frevlers und riss ihm den Raub aus den Zähnen. (Ps 58,7; Ps 82,4; Spr 30,14)18Und so dachte ich: Ich werde in meinem Nest sterben und meine Tage vermehren wie Sand. (Ps 30,7; Ps 91,16)19Meine Wurzel war an Wassern ausgebreitet, und der Tau übernachtete auf meinem Zweig. (Ps 1,3; Jer 17,8; Röm 11,17)20Meine Ehre erneuerte sich bei mir, und mein Bogen verjüngte sich in meiner Hand. (1Mo 49,24; Hi 30,15)21Auf mich hörte und wartete man und lauschte stillschweigend auf meinen Rat. (Hi 29,9; Hi 32,11)22Auf mein Wort folgte kein Widerspruch, und meine Rede träufelte auf sie. (5Mo 32,2)23Sie harrten auf mich, wie auf einen Regen, und sperrten ihren Mund auf wie nach einem Spätregen. (Hos 6,3; Sach 10,1)24Ich lächelte ihnen zu, wenn sie kein Zutrauen hatten, und das Licht meines Angesichts konnten sie nicht trüben. (Ps 112,6)25Ich wählte für sie den Weg aus und saß an ihrer Spitze und thronte wie ein König inmitten seiner Schar, wie einer, der die Traurigen tröstet. (1Mo 14,17; 5Mo 33,5; Hi 31,34; Ps 23,4; Jes 61,1; 2Kor 1,3)
Hiob 29
Zürcher Bibel
von Theologischer Verlag Zürich1Und Hiob setzte seine Rede fort und sprach:2Ach, wäre ich doch wie in früheren Monden, wie in den Tagen, da Gott mich beschützte,3da er seine Leuchte über meinem Haupt erstrahlen liess, da ich in seinem Licht durch das Dunkel ging, (Ps 18,29)4wie ich in früheren Zeiten war, als Gottes Freundschaft mein Zelt beschützte, (Hi 1,10)5als Schaddai noch bei mir war, meine Kinder mich umgaben,6als ich meine Füsse in Sahne badete, und der Fels mir Bäche von Öl ergoss, (5Mo 32,13; 5Mo 33,24; Hi 20,17; Hl 5,1)7als ich durchs Tor ging zur Stadt hinauf, meinen Sitz einnahm auf dem Platz. (Rut 4,1)8Sahen mich die Jungen, so traten sie zurück, und die Alten erhoben sich und blieben stehen. (3Mo 19,32; Hi 32,4)9Die Fürsten hörten auf zu reden und legten die Hand auf ihren Mund. (Hi 21,5)10Die Stimme der Vornehmen verstummte, und ihre Zunge klebte am Gaumen. (Ps 137,5)11Wessen Ohr mich hörte, der pries mich glücklich, und wessen Auge mich sah, der bezeugte mir, (Hi 1,1)12dass ich den Elenden rettete, der um Hilfe schrie, und die Waise, die ohne Helfer war. (Hi 22,9)13Der Segen des Verlorenen kam auf mich, und das Herz der Witwe machte ich jubeln.14Gerechtigkeit zog ich an als mein Kleid, das Recht war mein Mantel und Turban. (Hi 19,9; Ps 132,9; Jes 11,5; Jes 59,17; Eph 6,11)15Ich war Augen für den Blinden und Füsse für den Lahmen.16Ein Vater war ich für die Armen, und die Rechtssache des Unbekannten habe ich geprüft. (Ps 68,6; Spr 29,7)17Ich zerschmetterte dem Frevler den Kiefer und entriss seinen Zähnen die Beute. (1Sam 17,34; Ps 3,8; Joh 10,11)18So dachte ich: Wie der Phönix werde ich sterben mit meinem Nest und lange leben.19Meine Wurzel reicht bis zum Wasser, und auf meinen Zweigen nächtigt der Tau. (Ps 1,1; Hes 31,7)20Immer frisch bleibt mir meine Ehre, und mein Bogen erneuert sich in meiner Hand.21Sie hörten auf mich und warteten und lauschten schweigend meinem Rat.22Nach meinem Wort sprachen sie nicht mehr, und meine Rede träufelte auf sie.23Und wie auf den Regen harrten sie auf mich und sperrten ihren Mund auf wie nach Spätregen. (5Mo 32,7)24Ich lachte über die, die mir nicht glaubten,[1] und mein strahlendes Gesicht konnten sie nicht trüben. (Spr 16,15)25Ich bestimmte ihren Weg und sass da als ihr Haupt und wohnte wie ein König bei der Kriegerschar, wenn er die Traurigen tröstet. (Hi 4,3)