1Ein Lied Davids, nach der Melodie »Eine Hirschkuh am Morgen«.2Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Warum hilfst du nicht, wenn ich schreie, warum bist du so fern? (Ps 42,10; Mk 15,34)3Mein Gott, Tag und Nacht rufe ich um Hilfe, doch du antwortest nicht und schenkst mir keine Ruhe.4Du bist doch der heilige Gott, dem Israel Danklieder singt!5Auf dich verließen sich unsere Väter, sie vertrauten dir und du hast sie gerettet. (2Mo 3,7; 2Mo 14,13; Ri 2,18)6Sie schrien zu dir und wurden befreit; sie hofften auf dich und wurden nicht enttäuscht.7Doch ich bin kaum noch ein Mensch, ich bin ein Wurm, von allen verhöhnt und verachtet. (Jes 41,14; Jes 52,14; Jes 53,3)8Wer mich sieht, macht sich über mich lustig, verzieht den Mund und schüttelt den Kopf: (Mt 27,43; Mk 15,29; Weis 2,18)9»Übergib deine Sache dem HERRN, der kann dir ja helfen! Er lässt dich bestimmt nicht im Stich! Du bist doch sein Liebling!«10Ja, du hast mich aus dem Mutterschoß gezogen, an der Mutterbrust hast du mich Vertrauen gelehrt. (Ps 71,6)11Seit dem ersten Atemzug stehe ich unter deinem Schutz; von Geburt an bist du mein Gott.12Bleib jetzt nicht fern, denn ich bin in Not! Niemand sonst kann mir helfen!13Viele Feinde umzingeln mich, kreisen mich ein wie wilde Stiere.14Sie reißen ihre Mäuler auf, brüllen mich an wie hungrige Löwen.15Ich zerfließe wie ausgeschüttetes Wasser, meine Knochen fallen auseinander. Mein Herz zerschmilzt in mir wie Wachs.16Meine Kehle[1] ist ausgedörrt, die Zunge klebt mir am Gaumen, ich sehe mich schon im Grab liegen – und du lässt das alles zu! (Joh 19,28)17Eine Verbrecherbande hat mich umstellt; Hunde sind sie, die mir keinen Ausweg lassen. Sie zerfetzen mir Hände und Füße.[2]18Alle meine Rippen kann ich zählen; und sie stehen dabei und gaffen mich an.19Schon losen sie um meine Kleider und verteilen sie unter sich. (Mk 15,24; Joh 19,23)20Bleib nicht fern von mir, HERR! Du bist mein Retter, komm und hilf mir!21Rette mich vor dem Schwert meiner Feinde, rette mein Leben vor der Hundemeute!22Reiß mich aus dem Rachen des Löwen, rette mich vor den Hörnern der wilden Stiere! HERR, du hast mich erhört!23Ich will meinen Brüdern von dir erzählen, in der Gemeinde will ich dich preisen: (Ps 40,10; Ps 66,16; Ps 107,31; Hebr 2,12; Tob 12,6)24»Die ihr zum HERRN gehört: Preist ihn! Alle Nachkommen Jakobs: Ehrt ihn! Ganz Israel soll ihn anbeten!25Kein Elender ist dem HERRN zu gering; mein Geschrei war ihm nicht lästig. Er wandte sich nicht von mir ab, sondern hörte auf meinen Hilferuf.«26Darum danke ich dir, HERR, vor der ganzen Gemeinde. Vor den Augen aller, die dich ehren, bringe ich dir die Opfer, die ich dir versprochen habe. (Ps 66,13)27Die Armen sollen sich satt essen; die nach dir, HERR, fragen, sollen Loblieder singen; immer möge es ihnen gut gehen! (5Mo 14,29)28Alle Völker sollen zur Einsicht kommen; von allen Enden der Erde sollen sie zum HERRN umkehren und sich vor ihm niederwerfen. (Ps 96,7)29Denn der HERR ist König, er herrscht über alle Völker.30Vor ihm müssen die Mächtigen sich beugen,[3] alle Sterblichen sollen ihn ehren, alle, die hinuntermüssen ins Grab.31Auch die kommende Generation soll ihm dienen, sie soll hören, was er getan hat. (Jos 4,6)32Und sie soll ihren Nachkommen weitererzählen, wie der HERR eingegriffen hat, wie treu er ist.
Psalm 22
Menge Bibel
1Dem Musikmeister, nach (der Singweise = Melodie) »Hirschkuh der Morgenröte«; ein Psalm von David.2Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? (Mt 27,46; Mk 15,34) Ach, fern von meiner Rettung bleiben die Worte meiner Klage!3Mein Gott! Ich rufe bei Tage, doch du antwortest nicht, und bei Nacht, doch Ruhe wird mir nicht zuteil!4Und doch bist du der Heilige, der da thront über Israels Lobgesängen.5Auf dich haben unsre Väter vertraut, sie haben vertraut, und du hast ihnen ausgeholfen;6zu dir haben sie geschrien und Rettung gefunden, auf dich haben sie vertraut und sind nicht enttäuscht worden.7Doch ich bin ein Wurm und kein Mensch mehr, bin der Leute Hohn und verachtet vom Volk;8alle, die mich sehen, spotten mein, reißen den Mund auf, schütteln den Kopf: (Mt 27,39)9»Er werf’s auf den HERRN: der möge ihn befreien, der möge ihn retten: er hat ja Wohlgefallen an ihm!«10Ja du bist’s, der mich der Mutter gelegt in den Schoß, mich sicher geborgen an meiner Mutter Brust;11von Geburt an bin ich auf dich geworfen[1], vom Schoß meiner Mutter her bist du mein Gott.12O bleibe nicht fern von mir, denn die Drangsal ist nahe, und sonst ist kein Helfer zu sehen!13Mich umzingeln mächtige Stiere, Basans Riesenfarren halten mich umringt;14den Rachen sperren sie gegen mich auf – ein reißender, brüllender Löwe!15Wie Wasser bin ich ausgegossen, alle meine Glieder sind ausgerenkt[2]; das Herz ist mir geworden wie Wachs, zerschmolzen in meinem Innern.16Vertrocknet wie eine Scherbe ist meine Kraft, und die Zunge klebt mir am Gaumen: in den Staub des Todes hast du mich gelegt.17Ach, Hunde umgeben mich rings, eine Rotte von Übeltätern umkreist mich; sie haben mir Hände und Füße durchbohrt.18Alle meine Gebeine kann ich zählen: sie aber blicken mich an und weiden sich an dem Anblick.19Sie teilen meine Kleider unter sich und werfen das Los um mein Gewand (Mt 27,35; Joh 19,24).20Doch du, HERR, bleibe nicht fern von mir, du, meine Stärke, eile mir zu Hilfe!21Errette vor dem Schwert mein Leben, mein einziges Gut aus der Hunde Gewalt!22Hilf mir aus dem Rachen des Löwen und bewahre mich vor den Hörnern der Büffel!23Dann will ich deinen Namen meinen Brüdern kundtun, inmitten der Gemeinde dich rühmen[3]:24»Die den HERRN ihr fürchtet, preiset ihn! Ihr alle vom Hause Jakobs, ehret ihn und scheut euch vor ihm, ihr alle von Israels Stamm!25Denn er hat nicht übersehen und nicht verabscheut das Elend des Dulders und sein Antlitz vor ihm nicht verborgen, nein, als er zu ihm schrie, auf ihn gehört.«26Dir soll mein Loblied gelten in großer Gemeinde; meine Gelübde will ich erfüllen vor denen, die ihn fürchten.27Die Elenden sollen essen, daß sie satt werden, und die da suchen den HERRN, sollen ihn preisen: aufleben soll euer Herz für immer!28Daran werden gedenken und zum HERRN sich bekehren alle Enden der Erde, und vor dir werden sich niederwerfen alle Geschlechter der Heiden;29denn dem HERRN gehört die Herrschaft[4], und er ist der Völkergebieter.30Vor ihm werden niederfallen alle Großen der Erde, vor ihm die Knie beugen alle, die in den Erdstaub sinken und wer seine Seele nicht am Leben erhalten kann.31Die Nachwelt wird ihm dienen; vom Allherrn wird man erzählen dem künft’gen Geschlecht.32Sie werden kommen und seine Gerechtigkeit kundtun dem nachgeborenen Volk, daß Er es vollführt hat.