1In ihrer Verblendung sagen solche Leute zueinander: »Unser Leben ist kurz und sorgenvoll. Gegen das Sterben gibt es kein Heilmittel und wir kennen niemand, der aus der Totenwelt retten kann. (Hi 7,9)2Durch blinden Zufall sind wir entstanden und wenn wir tot sind, ist es, als wären wir nie gewesen. Unser Atem ist nur ein Dunst, der sich rasch wieder auflöst. Unser Bewusstsein ist ein Funke, hervorgebracht vom Schlag unseres Herzens.3Wenn der Funke verlöscht, zerfällt unser Körper zu Staub und der Geist verflüchtigt sich wie ein Hauch.4Unser Name und unsere Taten sind bald vergessen. Unser Leben zieht vorüber wie eine Wolke, die keine Spur hinterlässt; es löst sich auf wie ein Nebel, den die Sonne vertreibt und mit ihren Strahlen zu Boden drückt.5Flüchtig wie ein Schatten ist unser Leben und es gibt keine Wiederholung. Unser Schicksal ist besiegelt; keiner kommt wieder zurück. (Ps 144,4; Weis 5,9)6Darum lasst uns das Leben und seine Güter genießen, so unbekümmert, wie es die Jugend tut! Wir wollen alles auskosten, was uns die Welt bietet. (Pred 2,24; Jes 22,13)7An erlesenem Wein und Salböl soll nicht gespart werden, keine Blume des Frühlings soll ungepflückt bleiben. (Jes 56,12)8Wir wollen uns mit Rosen bekränzen, ehe sie verwelken.9Wir ziehen jeden in unser fröhliches Treiben hinein und lassen überall Spuren unserer Ausgelassenheit zurück. Das ist unser gutes Recht, so hat das Schicksal es uns bestimmt!
Die Feindschaft und Überheblichkeit der Gottesleugner gegenüber den Frommen
10Auf, wir wollen die Armen ausbeuten, die nach Gottes Geboten leben! Wir haben kein Mitleid mit der Witwe und keinen Respekt vor dem grauen Haar des Greises. (2Mo 22,21; Am 2,6)11Wer die Macht hat, bestimmt, was recht ist. So halten wir es! Was schwach ist, hat keinen Wert. (Hab 1,11)12Auf, wir fallen über diesen Frommen her! Er hindert uns und stellt sich unserem Treiben in den Weg. Er rechnet uns vor, wie oft wir das Gesetz übertreten; er wirft uns vor, dass wir unsere gute Erziehung verraten. (Jer 11,19)13Er brüstet sich damit, Gott zu kennen, und nennt sich seinen Diener.14Er ist ein wandelnder Vorwurf für unsere ganze Denkweise; sein Anblick ist nicht zu ertragen! (1Petr 4,4)15Er lebt völlig anders als alle übrigen Menschen.16Uns behandelt er wie Falschgeld; er hält sich von uns fern, als wären wir Dreck. Er preist in den höchsten Tönen, was für ein herrliches Los am Ende auf die Frommen wartet. Er prahlt damit, dass Gott sein Vater sei. (Ps 89,27; Jes 63,16; Joh 5,18; Sir 51,10)17Wir wollen einmal die Probe machen, ob er recht hat! Wir werden ja sehen, wie es ihm am Ende ergeht.18Wenn er wirklich Gottes Sohn ist, soll der ihm helfen und ihn vor seinen Feinden schützen. (Ps 22,8; Mt 27,39; Weis 5,5; Weis 18,13)19Wir wollen ihn quälen, ihn unsere Macht spüren lassen; dann werden wir sehen, wie weit seine Geduld und Sanftmut reichen!20Wir verurteilen ihn zu einem unehrenhaften Tod – er wird ja gerettet werden, behauptet er!«
Verdorbenheit macht blind
21So reden sie, aber sie täuschen sich! Ihre Verdorbenheit macht sie blind. (Weis 5,6)22Sie wissen nichts von Gottes geheimen Absichten; sie rechnen nicht damit, dass er die Frommen belohnt und eine Auszeichnung bereithält für alle, die ihm gehorchen.23Gott hat die Menschen für ein unvergängliches Leben geschaffen; nach seinem eigenen Bild, dem Bild des ewigen Gottes, hat er sie gemacht. (1Mo 1,27; Weis 1,13)24Erst der Teufel brachte aus Neid den Tod in die Welt; und dem Tod verfallen alle, die auf seiner Seite stehen. (1Mo 3,1; Joh 8,44; Röm 5,12; Weis 1,16)
Weisheit 2
Lutherbibel 2017
Rede der Frevler
1In die Irre gingen ihre Gedanken, und sie sagten zueinander: »Kurz und mühselig ist unser Leben, und wenn ein Mensch dahin ist, so ist es aus mit ihm. Auch weiß man von keinem, der aus dem Totenreich befreit. (Hi 14,10; Mt 20,28)2Denn nur zufällig sind wir geworden, und nachher werden wir sein, als wären wir nie gewesen. Denn der Atem in unsrer Nase ist nur Rauch und unser Denken nur ein Funke, der aus dem Pochen unsres Herzens entsteht.3Wenn er verloschen ist, so geht der Leib dahin wie Asche, und der Geist zerflattert wie Luft. (Pred 3,20)4Unser Name wird mit der Zeit vergessen, und niemand wird sich unseres Tuns erinnern. Unser Leben fährt dahin, als wäre nur eine Wolke da gewesen, und zergeht wie Nebel, der von den Strahlen der Sonne verjagt und von ihrer Hitze verzehrt wird.5Unsre Zeit geht vorbei wie ein Schatten, und wenn wir weg sind, gibt es keine Wiederkehr; denn es ist besiegelt, dass niemand wiederkommt.6Kommt nun und lasst uns genießen, was wir jetzt haben, und die Schöpfung auskosten, solange wir jung sind. (Jes 22,13; 1Kor 15,32)7Wir wollen mit bestem Wein uns füllen und uns salben, und keine Frühlingsblume soll uns entgehen. (Jes 56,11)8Lasst uns Kränze tragen von Rosenknospen, ehe sie welk werden.9Keine Wiese bleibe von unserem Übermut verschont; überall lasst uns Spuren unserer Freude hinterlassen. Denn das ist unser Teil und dies unser Los.10Lasst uns den Gerechten unterdrücken, der in Armut lebt; lasst uns keine Witwe verschonen; wir wollen uns nicht scheuen vor dem grauen Haar des Greises. (Am 8,4)11Unsere Stärke sei das Gesetz der Gerechtigkeit; denn es zeigt sich, dass Schwäche nichts ausrichtet. (Hab 1,11)12So lasst uns dem Gerechten auflauern; denn er ist uns lästig und widersetzt sich unserm Tun und schilt uns, weil wir gegen das Gesetz sündigen, und hält uns vor, dass wir gegen die Zucht verstoßen. (Jer 11,18; Lk 11,54)13Er behauptet, Erkenntnis Gottes zu haben, und rühmt sich, ein Kind des Herrn zu sein.14Er wird uns zum Vorwurf bei allem, was wir denken; er ist uns unleidlich, wenn er sich nur sehen lässt. (1Petr 4,4)15Denn sein Leben unterscheidet sich von dem der andern, und ganz anders sind seine Wege.16Als falsche Münze gelten wir ihm, und er meidet unsre Wege wie Schmutz; er rühmt, wie es die Gerechten zuletzt gut haben werden, und prahlt damit, dass Gott sein Vater sei. (Ps 2,7; Ps 37,37; Sir 23,1)17So lasst doch sehen, ob sein Wort wahr ist, und prüfen, was bei seinem Ende geschehen wird.18Ist der Gerechte Gottes Sohn, so wird er ihm helfen und ihn erretten aus der Hand der Widersacher. (Mt 27,43)19Durch Schmach und Qual wollen wir ihn auf die Probe stellen, damit wir sehen, wie es mit seiner Sanftmut steht, und prüfen, wie geduldig er ist. (Jak 5,6)20Wir wollen ihn zu schändlichem Tod verurteilen, denn er selbst sagt ja, es werde ihm Rettung zuteil.«21Das alles dachten sie – und irrten; denn ihre Bosheit hat sie verblendet,22sodass sie Gottes Geheimnisse nicht erkannten; auch hatten sie nicht die Hoffnung, dass ein frommes Leben belohnt wird, und sie achteten die Ehre für nichts, die untadeligen Seelen gegeben wird.23Denn Gott hat den Menschen zur Unvergänglichkeit geschaffen und ihn zum Abbild seines eignen Wesens gemacht. (1Mo 1,27; 2Tim 1,10; Weis 6,17)24Aber durch des Teufels Neid ist der Tod in die Welt gekommen, (1Mo 3,1; Joh 8,44; Röm 5,12; Röm 7,7)25und es müssen ihn erfahren, die ihm angehören.