1Als sie nach Ekbatana kamen, sagte Tobias: »Mein Bruder Asarja, führe mich auf dem schnellsten Weg zu unserem Landsmann Raguël!« Der Begleiter brachte Tobias dorthin. Sie fanden Raguël am Hoftor sitzen und grüßten ihn. Raguël erwiderte: »Liebe Landsleute, seid gegrüßt! Viel Glück und willkommen in meinem Haus!« Er führte sie ins Haus2und sagte zu seiner Frau Edna: »Wie der junge Mann meinem Vetter Tobit gleicht!«3»Woher seid ihr denn?«, fragte Edna und die beiden antworteten: »Wir gehören zu den verschleppten Israeliten aus dem Stamm Naftali, die jetzt in Ninive sind.« (1Mo 29,4; Tob 1,4)4»Kennt ihr dann unseren Vetter Tobit?« »Gewiss«, sagten sie.5»Geht es ihm gut?« »Ja, er lebt noch, es geht ihm gut«, antworteten sie und Tobias fügte hinzu: »Er ist mein Vater.«6Da sprang Raguël auf, küsste ihn unter Tränen und sagte zu ihm: »Gott segne dich, du Sohn eines guten und edlen Vaters!« Und als Tobias weitererzählte,[1] rief er: »Was für eine traurige Nachricht ist das! Ein so frommer Mann, der so viel Gutes getan hat – und nun blind!« Er fiel Tobias um den Hals und weinte.7Auch seine Frau Edna und seine Tochter Sara weinten über Tobits Unglück.8Raguël schlachtete einen Schafbock aus seiner Herde und bereitete den beiden einen herzlichen Empfang.
Die Werbung um Sara
9Als sie ein Bad genommen und die Hände gewaschen hatten, legten sie sich zu Tisch und Tobias sagte zu Rafaël: »Mein Bruder Asarja, bitte doch jetzt Raguël, dass er mir seine Tochter Sara, meine Verwandte,[2] zur Frau gibt!«10Raguël hörte es und sagte zu dem jungen Mann: »Iss und trink und sei guter Dinge heute Abend! Keinem außer dir, mein Bruder, steht meine Tochter Sara zu; ich habe nicht das Recht, sie einem anderen Mann zu geben, denn du bist der nächste Verwandte. Aber ich muss dir die Wahrheit sagen, Junge:11Ich habe sie schon sieben Männern aus unserer Sippe zur Frau gegeben und alle sind in der Hochzeitsnacht gestorben. Iss und trink jetzt, mein Sohn, und dann möge der Herr euch beistehen!« (Tob 3,7)12Tobias aber sagte: »Ich werde weder essen noch trinken, bevor du sie mir förmlich zur Ehe versprochen hast.« »Gut«, sagte Raguël, »sie sei dein nach dem Gesetz, das im Buch Moses aufgeschrieben ist. Der Himmel hat es so bestimmt; nimm sie als deine Frau! Von jetzt an bist du ihr Bruder und sie ist deine Schwester; sie ist dein von heute bis in Ewigkeit. Der Herr aber, der im Himmel regiert, stehe euch bei in dieser Nacht, mein Junge; er erweise euch sein Erbarmen und bewahre euch unversehrt.« (1Mo 24,33; Tob 6,12)13Raguël rief seine Tochter Sara, und als sie kam, nahm er sie bei der Hand und übergab sie Tobias mit den Worten: »Nimm sie in Empfang! Ich gebe sie dir zur Frau nach den Weisungen, die im Buch Moses aufgeschrieben sind. Führe sie wohlbehalten zu deinem Vater. Gott im Himmel stehe euch bei und bewahre euch.«14Dann rief er ihre Mutter, ließ sich Schreibzeug bringen und setzte den Ehevertrag auf. In ihm wurde rechtsgültig niedergelegt, dass er dem jungen Tobias seine Tochter Sara in Übereinstimmung mit dem Gesetz Moses zur Frau gegeben habe. Darauf begannen sie zu essen und zu trinken.15Dann rief Raguël seine Frau Edna noch einmal und sagte zu ihr: »Liebe Frau,[3] mach das andere Schlafzimmer zurecht und führe Sara hinein!«16Sie tat alles wie befohlen, bereitete das Zimmer vor und führte Sara hinein. Sie musste bei ihrem Anblick weinen, aber dann wischte sie sich die Tränen ab und sagte zu ihr:17»Nur Mut, Tochter! Der Herr, der im Himmel regiert, mache deinem Kummer ein Ende und gebe dir Freude. Nur Mut, Tochter!« Dann ging sie hinaus.
Tobit 7
Lutherbibel 2017
Die Vermählung
1Und als sie nach Ekbatana hineingingen, sagte Tobias zu ihm: Bruder Asarja, führe mich geradewegs zu unserem Bruder Raguël. Da führte er ihn zum Hause Raguëls, und sie fanden ihn, wie er an der Tür des Hofes saß. Sie grüßten ihn als Erste, da sagte er zu ihnen: Seid vielmals gegrüßt, Brüder; wie gut, dass ihr wohlbehalten angekommen seid. Und er führte sie in sein Haus.2Zu seiner Frau Edna sagte er: Wie gleicht dieser junge Mann doch meinem Bruder Tobit!3Da fragte Edna sie: Woher seid ihr, Brüder? Sie antworteten: Aus dem Stamm Naftali sind wir, von den Gefangenen in Ninive.4Und sie sagte zu ihnen: Kennt ihr Tobit, unseren Bruder? Sie antworteten: Ja, wir kennen ihn. (1Mo 29,4)5Und sie fragte: Ist er wohlauf? Sie antworteten: Ja, er lebt und ist wohlauf. Und Tobias sagte: Er ist mein Vater.6Da sprang Raguël auf, küsste ihn und weinte (1Mo 33,4; 1Mo 46,29)7und sprach zu ihm: Gesegnet seist du, mein Kind, Sohn eines edlen und guten Vaters! Welch schlimmes Unglück, dass ein so gerechter und barmherziger Mann blind wurde! Und er fiel seinem Bruder Tobias um den Hals und weinte. (1Mo 24,31; Ps 112,2)8Und auch seine Frau Edna und ihre Tochter Sara fingen an zu weinen.9Danach ließ er einen Widder von der Herde schlachten und nahm sie mit Freuden auf. Als sie nach dem Bade zu Tische saßen, sagte Tobias zu Rafaël: Bruder Asarja, sage doch zu Raguël, dass er mir meine Schwester Sara zur Frau gebe.10Als Raguël das hörte, sprach er zu dem Jungen: Iss und trink und sei fröhlich diese Nacht, denn es gibt niemanden außer dir, Bruder, dem es zukommt, Sara, meine Tochter, zur Frau zu nehmen. Auch habe ich nicht die Macht, sie einem anderen als dir zu geben, denn du bist mein nächster Verwandter. Freilich will ich dir die Wahrheit sagen, Kind.11Ich habe sie schon sieben von unseren Brüdern zur Frau gegeben, und alle sind in der Nacht gestorben, als sie zu ihr eingehen wollten. Doch jetzt, mein Kind, iss und trink, und der Herr wird es euch gewähren. Tobias aber sagte: Ich will weder essen noch trinken, ehe du nicht meine Sache entschieden hast. Und Raguël sagte zu ihm: Wohlan, sie sei dir gegeben nach der Ordnung im Buch des Mose. Vom Himmel her ist es bestimmt, dass sie dir gegeben werde! Nimm deine Schwester zur Frau! Von nun an bist du ihr Bruder, und sie ist deine Schwester. Sie sei dir gegeben von heute an und bis in Ewigkeit. Und der Herr des Himmels bewahre euch in dieser Nacht, mein Kind, und gewähre euch Gnade und Frieden!12Dann rief Raguël seine Tochter Sara, und sie kam herbei. Da legte er ihre Hände ineinander und sprach: Nimm sie nach dem Gesetz und der Ordnung, die im Buch des Mose geschrieben steht, dass sie deine Frau sei; behalte sie bei dir und führe sie wohlbehalten zu deinem Vater. Und der Gott des Himmels bewahre euch in Frieden!13Und er rief ihre Mutter und befahl ihr, eine Schriftrolle zu bringen, und er schrieb den Ehevertrag, dass er sie ihm zur Frau gebe nach der Ordnung im Gesetz des Mose.14Danach begannen sie zu essen und zu trinken.15Und Raguël rief seine Frau Edna und sprach zu ihr: Meine Schwester, richte die andere Kammer her und führe sie dort hinein.16Und sie ging und richtete das Bett in der Kammer her, wie er ihr gesagt hatte, und sie führte ihre Tochter dort hinein. Und sie weinte ihretwegen, und nachdem sie die Tränen abgewischt hatte, sagte sie zu ihr:17Sei getrost, Tochter, der Herr des Himmels verwandle dein Leid in Freude. Sei getrost, Tochter! Und sie ging hinaus.