1Mancher Tadel kommt zur Unzeit; es ist manchmal klüger zu schweigen.2Es ist besser, jemand zur Rede zu stellen, als den Ärger in sich aufzustauen.3Wer sich zu seiner Tat bekennt, dem bleibt Schaden erspart.4Wer mit Gewalt das Recht durchsetzen will, gleicht einem Eunuchen, der darauf brennt, ein Mädchen zu verführen. (Sir 30,20)5Manche gelten als weise, weil sie nicht reden; und manche sind allen verhasst, weil sie zu viel reden. (Spr 17,28; Sir 37,20)6Einer schweigt, weil er nichts zu sagen weiß; ein anderer schweigt, weil er die rechte Zeit zum Reden abwarten kann. (Spr 17,27)7Ein kluger Mensch schweigt bis zum richtigen Augenblick; ein Prahlhans oder Dummkopf verpasst ihn. (Pred 3,7; Sir 1,23; Sir 20,20)8Wer zu viel redet, gilt als unausstehlich. Wer Sonderrechte für sich beansprucht, macht sich verhasst.[1]
Widersprüchliches
9Manchmal hat jemand Glück im Unglück und manchmal wird aus Gewinn Verlust.10Das eine Mal machst du ein Geschenk und erreichst damit nichts; das andere Mal bringt es dir das Doppelte ein.11Manchmal wird einer gestürzt, weil er zu hoch stand, und manchmal steigt einer aus dem Nichts zu hohen Ehren auf.12Manchmal glaubst du, für wenig Geld viel bekommen zu haben, und hast doch siebenmal mehr bezahlt, als es wert war.13Ein kluger Mensch weiß sich mit ein paar Worten beliebt zu machen; aber die Liebenswürdigkeiten eines dummen Schwätzers sind vergebliche Liebesmühe.14Wenn ein unverständiger Mensch dir etwas schenkt, hast du nichts davon;[2] denn mit einem Auge gibt er und mit vielen Augen wartet er auf die Gegenleistung.15Er gibt wenig, aber er schimpft über vieles mit lauter Stimme wie ein Marktschreier. Heute leiht er dir etwas und morgen schon will er es zurückhaben. Solche Leute sind ekelhaft!16Und dann sagt solch ein Dummkopf: »Niemand mag mich! Keiner weiß meine Wohltaten zu schätzen! Sie lassen sich von mir füttern und reden schlecht von mir.«17Oft und viel wird über ihn gelacht.[3]
Über unpassendes Reden
18Mit der Zunge ausgleiten ist schlimmer als auf dem Pflaster ausgleiten. Genauso schnell gleiten die Unheilstifter aus und stürzen. (Spr 12,13)19Ein Mensch ohne Benehmen gleicht einer schlecht angebrachten Geschichte, wie man sie so oft von unwissenden Leuten hört.20Wenn ein Dummkopf ein kluges Wort zitiert, nimmt ihn niemand ernst; denn er gebraucht es nicht im richtigen Zusammenhang. (Spr 26,7; Sir 20,7)21Manche sind zu arm, um zu sündigen; sie können sich mit einem ruhigen Gewissen schlafen legen.22Manche richten sich selbst zugrunde, weil sie sich scheuen, einem Dummkopf die Stirn zu bieten.23Mancher verspricht einem Freund etwas, weil er nicht Nein sagen will; damit macht er ihn ungewollt zu seinem Feind.24Lügen sind hässliche Flecken im Charakterbild eines Menschen; aber die Unverständigen lügen immerzu. (Spr 12,22; Eph 4,25; Sir 5,14)25Ein Dieb ist nicht so schlimm wie ein Gewohnheitslügner; aber beide laufen ins Verderben.26Ein Lügner hat keine Ehre im Leib, seine Schande wird er nicht mehr los.
Weisheit verpflichtet
27Wer seine Worte klug gebraucht, kommt im Leben voran; ein verständiger Mensch gewinnt die Gunst seiner Vorgesetzten.28Wer seinen Acker bebaut, kann hinterher viel Getreide anhäufen; und wer die Gunst der Mächtigen hat, kann viel Unrecht abbauen.29Geschenke und Bestechungen können sogar Weise blind machen; wie ein Maulkorb verhindern sie den Tadel. (2Mo 23,8)30Weisheit, die du für dich behältst, ist wie ein vergrabener Schatz – beide sind nutzlos. (Mt 13,44; Sir 41,14)31Jemand, der seine Dummheit versteckt, handelt besser als jemand, der seine Weisheit versteckt.[4]
Jesus Sirach 20
Lutherbibel 2017
Reden und Schweigen
1Es tadelt einer oft seinen Nächsten zur Unzeit, doch wäre es klüger, wenn er schwiege. (Sir 22,6)2Es ist besser, offen zu tadeln, als heimlich zu grollen;3und wer’s mit Dank annimmt, dem bringt’s Nutzen.4Wer mit Gewalt ein Urteil erzwingen möchte, der ist wie ein Eunuch, der eine Jungfrau schänden will. (Sir 30,20)5Der eine schweigt und wird deshalb für weise gehalten; der andere macht sich unbeliebt, weil er viel redet. (Spr 17,28)6Der eine schweigt, weil er nichts zu antworten weiß; der andere aber schweigt und wartet auf seine Zeit. (Pred 3,7)7Ein weiser Mann schweigt, bis er seine Zeit gekommen sieht; aber ein Prahler und Narr achtet nicht auf die rechte Zeit.8Wer viele Worte macht, wird verabscheut; und wer auf seinem Recht besteht, macht sich verhasst. [Wie gut, wenn jemand getadelt wird und Reue zeigt, so wird er mutwillige Sünde vermeiden.] (1Mo 37,5; Spr 10,19)
Gewinn und Verlust
9Manches Unglück führt einen zum Guten, und mancher Gewinn führt zum Schaden.10Manche Gaben bringen keinen Gewinn; andere dagegen werden doppelt vergolten.11Mancher, der in hohem Ansehen steht, fällt tief; und mancher, der erniedrigt ist, kommt empor.12Mancher kauft zunächst viel für wenig Geld; aber nachher muss er’s siebenfach bezahlen.
Der unbeliebte Narr
13Ein weiser Mann macht sich mit wenigem beliebt, aber was Narren schenken, hat keinen Wert.14Das Geschenk des Narren wird dir nichts nützen; [auch nicht das eines Neiders, weil er etwas dafür erwartet,] denn mit einem Auge gibt er und mit sieben Augen sieht er, was er dafür bekommt.[1]15Er gibt wenig und hält es einem vielfach vor und schreit’s aus wie ein Ausrufer. Heute leiht er, morgen will er’s wiederhaben. Das sind widerwärtige Leute.16Der Narr klagt: »Niemand ist mein Freund; niemand dankt mir für meine Wohltaten. Sie essen mein Brot und reden schlecht von mir.«17Wie oft und von wie vielen wird er verspottet! [Denn mit seinem Besitz ist er nicht in rechter Weise umgegangen. Selbst nichts zu besitzen, ist ihm gleichgültig.]
Unzeitiges Reden
18Besser, es kommt einer auf schlüpfrigem Boden zu Fall als durch sein Reden; so geht’s den Bösen: Plötzlich müssen sie fallen. (Spr 12,13)19Ein grober Mensch fällt auf durch unpassende Reden; im Munde unerzogener Leute sind sie gang und gäbe.20Auch wenn ein Narr etwas Richtiges sagt, so findet es doch keinen Anklang; denn er sagt es nicht zur rechten Zeit.
Armut und falsche Scham
21Manchen hindert nur seine Armut daran, Böses zu tun; kommt er zur Ruhe, so hat er kein schlechtes Gewissen.22Mancher setzt sein Leben aufs Spiel aus Furcht vor Schande; aber um törichter Leute willen verliert er es.23Mancher macht aus Scham seinem Freund Versprechungen und macht ihn sich grundlos zum Feind.
Warnung vor Lügen
24Die Lüge ist ein hässlicher Schandfleck an einem Menschen; im Munde unerzogener Leute ist sie gang und gäbe. (Eph 4,25)25Schlimmer als ein Dieb ist ein Mensch, der ständig lügt; aber zuletzt werden sie beide untergehen. (3Mo 19,11)26Ein verlogener Mensch ist ehrlos, und sein schändliches Verhalten hört nicht auf.
Weisheitssprüche
27Ein weiser Mann bringt sich mit wenigem zu Ehren, und ein kluger Mann gefällt den Mächtigen.28Wer einen Acker fleißig bebaut, vermehrt seine Ernte; und wer dem Mächtigen gefällt, kann Unrecht gutmachen. (Spr 12,11)29Geschenke und Gaben machen die Augen der Weisen blind. Sie sind wie ein Zaum im Maul, sodass sie niemand mehr zurechtweisen können. (2Mo 23,8; 5Mo 16,19)30Verborgene Weisheit und ein vergrabener Schatz, was nützen sie beide? (Mt 13,44; Sir 41,15)31Besser ein Mensch, der seine Torheit verbirgt, als einer, der seine Weisheit verheimlicht.32[Besser unbeirrte Geduld bei der Suche nach dem Herrn, als ein unbeherrschter Wagenlenker des eigenen Lebens zu sein.]