1Der HERR sagt: »Weh euch, meine eigensinnigen Kinder! Ihr führt Pläne aus, mit denen ich nichts zu tun habe. Ihr schließt Bündnisse gegen meinen erklärten Willen. Damit häuft ihr Schuld auf Schuld. (Jes 1,2; Jes 20,1; Jes 31,1; Jes 36,6; Jer 2,18)2Ohne mich um Rat zu fragen, lauft ihr nach Ägypten, um beim Pharao Schutz zu suchen und euch im Schatten Ägyptens unterzustellen.3Doch ihr werdet eine große Enttäuschung erleben und gedemütigt wieder heimziehen, denn der Pharao kann euch nicht beschützen und Ägypten euch keine Zuflucht bieten. (Jes 36,6)4Eure führenden Männer sind nach Zoan gegangen und eure Abgesandten sind bis nach Hanes gekommen.5Aber sie werden enttäuscht, denn das Volk dort kann niemand nützen; es kann weder Hilfe noch Vorteil bieten, nur Schimpf und Schande kann es euch bringen!«6Der HERR sagt: »Schwer beladen ziehen Lasttiere durch das Südland, eine Gegend voll von Gefahren und Schrecken, von knurrenden Löwen, giftigen Schlangen und fliegenden Drachen. Auf den Rücken der Esel und den Höckern der Kamele bringen eure Führer und Abgesandten Schätze und Geschenke zu einem Volk, das niemand nützen kann.7Die Hilfe Ägyptens ist nichts wert. Darum nenne ich es ›das unbewegliche Ungeheuer‹.« (Hes 29,3)
Ein Volk, das nur hören will, was ihm gefällt
8Der HERR befahl mir: »Nimm eine Schreibtafel und schreib darauf vor den Augen dieser Leute mein Urteil über sie. Ritze es als Inschrift für alle Zeiten ein, es soll für immer erhalten bleiben.9Sie sind ein eigensinniges Volk. Meine Kinder wollen sie sein, aber sie sind Lügner; denn sie wollen nicht hören, was ich, der HERR, von ihnen verlange. (Jes 1,2; Jes 1,4)10Zu den Sehern sagen sie: ›Ihr sollt nichts sehen!‹, und zu den Propheten: ›Ihr sollt keine Offenbarungen haben! Sagt uns nicht, was recht ist, sondern was uns gefällt! Lasst uns doch unsere Illusionen! (Jer 11,21; Hos 9,7; Am 2,12; Mi 2,6)11Weicht von der Wahrheit ab und lasst uns in Ruhe mit eurem heiligen Gott Israels!‹12Deshalb sage ich, der heilige Gott Israels: ›Ihr wollt nicht hören, was ich euch sage, und verlasst euch auf Gewalt und Betrug.13Diese Schuld bleibt nicht ohne Folgen: Ihr gleicht einer hohen Mauer, die einen Riss bekommen hat. Er läuft immer tiefer und wird immer breiter, und plötzlich stürzt die ganze Mauer ein.14Es wird euch ergehen wie einem Tontopf, der so gründlich zerschmettert wird, dass sich unter seinen Scherben kein Stück mehr findet, mit dem man Glut aus dem Ofen nehmen oder Wasser aus einer Pfütze schöpfen könnte.‹« (Jer 19,1; Jer 19,10)15Der HERR, der heilige Gott Israels, hat zu euch gesagt: »Wenn ihr zu mir umkehrt und stillhaltet, dann werdet ihr gerettet. Wenn ihr gelassen abwartet und mir vertraut, dann seid ihr stark.« Aber ihr wollt ja nicht. (Ps 62,2; Jes 7,9)16Ihr sagt: »Nein, auf Pferden wollen wir dahinfliegen!« Aber ihr werdet nicht fliegen, sondern fliehen. Ihr sagt: »Auf schnellen Rennern wollen wir reiten!« Aber eure Verfolger werden schneller rennen als ihr. (Jes 31,1; Jes 31,3)17Tausend von euch werden fliehen, wenn sie einen einzigen Feind sehen; und wenn fünf euch bedrohen, werdet ihr alle davonlaufen. Von eurem stolzen Heer wird nichts übrig bleiben als eine leere Fahnenstange auf einem kahlen Hügel. (5Mo 32,30)
Gott will sich über sein Volk erbarmen
18Trotzdem wartet der HERR sehnlich auf den Augenblick, an dem er sich euch wieder zuwenden kann. Er will seine Macht zeigen und sich über euch erbarmen, denn er ist ein Gott, der dem Recht Geltung verschafft. Wie glücklich sind alle, die ihre Hoffnung auf ihn setzen! (Hos 11,8)19Ihr Bewohner Jerusalems, die ihr auf dem Zionsberg wohnt, ihr müsst nicht länger weinen! Wenn ihr zum HERRN um Hilfe ruft, wird er euch sein Erbarmen zuwenden; sobald er euer Schreien vernimmt, gibt er euch Antwort. (Jes 65,24)20Er wird euch reichlich Brot und Wasser geben, nicht so spärlich wie in der Zeit der Not und Bedrängnis. Er wird sich nicht länger vor euch verbergen; mit eigenen Augen werdet ihr ihn sehen, ihn, euren Lehrer.21Wenn ihr nach rechts oder links abbiegen wollt, werdet ihr hinter euch eine Stimme hören, die zu euch sagt: »Dies hier ist der Weg, dem ihr folgen sollt!«22Dann werdet ihr eure geschnitzten und gegossenen Götzenbilder samt ihrem silbernen oder goldenen Überzug als etwas Unreines betrachten. »Weg damit!«, werdet ihr rufen und sie wie Abfall hinauswerfen.23Für die Saat auf euren Feldern wird der HERR euch Regen geben und der Ackerboden wird Korn hervorbringen, das euch reiche und kräftige Nahrung gibt. Zu der Zeit wird euer Vieh auf weiten Wiesengründen weiden.24Die Rinder und Esel, mit denen ihr die Felder pflügt, werden würziges Futter fressen, das man mit Worfschaufel und Gabel gemischt und vor ihnen ausgebreitet hat.25Am Tag der großen Abrechnung, wenn die feindlichen Türme stürzen, werden auf allen Bergen und Hügeln Bäche voller Wasser fließen.26Dann wird der Mond so hell sein wie die Sonne und die Sonne wird siebenmal so hell scheinen – wie das Licht einer ganzen Woche an einem einzigen Tag. An diesem Tag wird der HERR die Wunden, die er seinem Volk geschlagen hat, verbinden und heilen.
Gott rechnet mit Assyrien ab
27Der HERR kommt von ferne her, er selbst kommt! Feuer und dichter Rauch zeigen, wie zornig er ist. Unheil strömt von seinen Lippen, seine Zunge ist eine lodernde Flamme. (Ri 5,4)28Sein Atem tobt wie ein reißender Bach, dessen Wasser bis zum Hals reicht. Er schüttelt die Völker in seinem Sieb und wirft sie fort wie wertlose Spreu. Er legt ihnen einen Zaum ins Maul und leitet sie damit in die Irre.29Ihr aber werdet Lieder singen wie in der Nacht, in der ihr das Fest feiert.[1] Ihr werdet voll Freude sein wie die Festpilger, die unter Flötenspiel hinaufziehen zum Berg des HERRN, zu ihm, dem Felsen Israels. (Ps 18,3; Jes 8,14)30Der HERR lässt seine gewaltige Stimme hören, er zeigt seinen starken Arm, wie er zuschlägt. Voller Zorn greift er ein, mit verzehrendem Feuer, mit Wolkenbruch und Unwetter und Hagelschlag. (Ps 29,3; Jes 33,3)31Schrecken kommt über Assyrien, wenn es seine Stimme hört und seinen Stock zu fühlen bekommt.32Bei jedem Stockhieb, den der HERR als Strafe über Assyrien verhängt hat, werden die Pauken und Zithern erklingen. Der HERR selbst hebt seine Hand zum Kampf gegen Assyrien.[2]33Seit Langem schon ist der Verbrennungsplatz für den König bereit. Tief und breit ist die Feuerstelle und Holz ist massenhaft aufgeschichtet. Der Atem des HERRN setzt es in Flammen wie ein Strom von brennendem Schwefel.
Jesaja 30
Lutherbibel 2017
Vergebliches Vertrauen auf Ägypten
1Weh den abtrünnigen Kindern, spricht der HERR, die ohne mich Pläne fassen und ohne meinen Geist Bündnisse eingehen, um eine Sünde auf die andere zu häufen, (Jes 1,2; Jes 31,1)2die hinabziehen nach Ägypten und befragen meinen Mund nicht, um Zuflucht zu suchen beim Pharao und sich zu bergen im Schatten Ägyptens! (2Kön 18,21)3Aber es soll euch die Zuflucht beim Pharao zur Schande geraten und der Schutz im Schatten Ägyptens zum Hohn. (Jes 20,5)4Denn seine Fürsten waren zwar in Zoan, und seine Boten sind nach Hanes[1] gekommen, (Jes 19,11; Jes 19,13)5aber alle sind zuschanden geworden an dem Volk, das ihnen nichts nützen kann, weder zur Hilfe noch sonst zu Nutz, sondern nur zu Schande und Spott.6Dies ist die Last[2] für die Tiere des Südlandes: Im Lande der Trübsal und Angst, wo Löwin und brüllender Löwe, wo Ottern und fliegende Schlangen sind, da führen sie ihre Habe auf dem Rücken von Eseln und ihre Schätze auf dem Höcker von Kamelen zu dem Volk, das ihnen nichts nützen kann. (5Mo 8,15; Jes 14,29)7Denn Ägypten ist nichts, und sein Helfen ist vergeblich. Darum nenne ich Ägypten »Rahab, zum Schweigen gebracht«. (Ps 89,11; Hes 29,3)
Vertrauen auf falsche Prophetie
8So geh nun hin und schreib es vor ihnen nieder auf eine Tafel und zeichne es in ein Buch, dass es bleibe als Zeuge für immer und ewig. (Jes 8,1)9Denn sie sind ein ungehorsames Volk und verlogene Kinder, die nicht hören wollen die Weisung des HERRN, (Jes 1,4)10sondern sagen zu den Sehern: »Ihr sollt nicht sehen!«, und zu den Schauern: »Was wahr ist, sollt ihr uns nicht schauen! Redet zu uns, was angenehm ist; schaut, was täuscht! (Am 2,12; Mi 2,6)11Weicht ab vom Wege, geht aus der rechten Bahn! Lasst uns doch in Ruhe mit dem Heiligen Israels!«12Darum, so spricht der Heilige Israels: Weil ihr dies Wort verwerft und vertraut auf Frevel und Mutwillen und verlasst euch darauf,13so soll euch diese Schuld sein wie ein Riss, der aufbricht und klafft an einer hohen Mauer, die plötzlich, unversehens einstürzt,14wie wenn ein Topf zerschmettert wird, den man zerstößt ohne Erbarmen, sodass man von seinen Stücken nicht eine Scherbe findet, darin man Feuer hole vom Herd oder Wasser schöpfe aus dem Brunnen. (Jer 19,11)15Denn so spricht Gott der HERR, der Heilige Israels: Wenn ihr umkehrtet und stille bliebet, so würde euch geholfen; durch Stillesein und Vertrauen würdet ihr stark sein. Aber ihr habt nicht gewollt (2Mo 14,14; Jes 7,4; Jes 28,12)16und spracht: »Nein, sondern auf Rossen wollen wir dahinfliegen«, – darum werdet ihr dahinfliehen, »und auf Rennern wollen wir reiten«, – darum werden euch eure Verfolger überrennen.17Denn tausend werden fliehen vor eines Einzigen Drohen, ihr alle vor dem Drohen von fünfen, bis ihr übrig bleibt wie ein Mast oben auf einem Berge und wie ein Banner auf einem Hügel. (5Mo 32,30)
Gottes Erbarmen
18Darum harrt der HERR darauf, dass er euch gnädig sei, und darum macht er sich auf, dass er sich euer erbarme; denn der HERR ist ein Gott des Rechts. Wohl allen, die auf ihn harren! (Ps 2,12)19Du Volk Zions, das in Jerusalem wohnt, du wirst nicht weinen! Er wird dir gnädig sein, wenn du rufst. Er wird dir antworten, sobald er’s hört. (Jes 65,24)20Und der Herr wird euch in Trübsal Brot und in Ängsten Wasser geben. Und dein Lehrer wird sich nicht mehr verbergen müssen, sondern deine Augen werden deinen Lehrer sehen.21Und wenn ihr zur Rechten oder zur Linken gehen wollt, werden deine Ohren hinter dir das Wort hören: Dies ist der Weg; den geht! (5Mo 5,32)22Und ihr werdet entweihen eure silbernen Götzen und eure vergoldeten Bilder und werdet sie wegwerfen wie Unrat und zu ihnen sagen: Hinaus! (Jes 2,20; Jes 27,9; Jes 31,7)23Und er wird deinem Samen, den du auf den Acker gesät hast, Regen geben und dir Brot geben vom Ertrag des Ackers in voller Genüge. Und dein Vieh wird zu der Zeit weiden auf weiter Aue. (3Mo 26,4; Joe 2,23)24Die Rinder und Esel, die den Acker bearbeiten, werden würziges Futter fressen, das geworfelt ist mit Schaufel und Wurfgabel.25Und es werden auf allen großen Bergen und auf allen hohen Hügeln Wasserbäche und Ströme fließen zur Zeit der großen Schlacht, wenn die Türme fallen werden.26Und des Mondes Schein wird sein wie der Sonne Schein, und der Sonne Schein wird siebenmal heller sein, so wie das Licht von sieben Tagen, zu der Zeit, wenn der HERR den Schaden seines Volks verbinden und seine Wunden heilen wird. (Jer 30,17)
Gericht über Assyrien
27Siehe, des HERRN Name kommt von ferne! Sein Zorn brennt und mächtig erhebt er sich, seine Lippen sind voll Grimm und seine Zunge wie ein verzehrendes Feuer28und sein Odem wie eine Wasserflut, die bis an den Hals reicht, zu schwingen die Völker in der Schwinge des Verderbens. Und er wird die Völker mit einem Zaum im Maul in die Irre führen. (Jes 8,8)29Da werdet ihr singen wie in der Nacht des heiligen Festes und euch von Herzen freuen, wie wenn man mit Flötenspiel geht zum Berge des HERRN, zum Fels Israels. (5Mo 16,14; Ps 18,3)30Und der HERR wird seine herrliche Stimme erschallen lassen, und man wird sehen, wie sein Arm herniederfährt mit zornigem Drohen und mit Flammen verzehrenden Feuers, mit Wolkenbruch und Hagelschlag. (Jes 29,6)31Da wird Assur erschrecken vor der Stimme des HERRN, der ihn schlägt mit dem Stock. (2Kön 19,35; Jes 10,26)32Jeder Schlag der Zuchtrute, die der HERR auf ihn niedersausen lässt, geschieht unter Pauken- und Zitherspiel, und er kämpft mit Assur, wie man im Tanz ein Opfer schwingt.33Denn die Feuergrube ist längst hergerichtet, ja, sie ist auch dem König bereitet, tief und weit genug. Der Scheiterhaufen darin hat Feuer und Holz die Menge; der Odem des HERRN wird ihn anzünden wie ein Schwefelstrom.