Ester 8

Einheitsübersetzung 2016

von Katholisches Bibelwerk
1 Noch am gleichen Tag schenkte König Artaxerxes der Königin Ester das Haus des Judenfeindes Haman. Mordechai aber erhielt Zutritt zum König; denn Ester hatte dem König gesagt, wie nahe Mordechai mit ihr verwandt war.2 Der König zog seinen Siegelring ab, den er Haman hatte wegnehmen lassen, und gab ihn Mordechai. Ester machte Mordechai zum Verwalter von Hamans Haus.3 Ester redete noch einmal mit dem König; sie fiel ihm weinend zu Füßen und flehte ihn an, das drohende Unheil, das der Agagiter Haman gegen die Juden geplant hatte, von ihnen abzuwenden.4 Der König streckte Ester sein goldenes Zepter entgegen und Ester stand auf und trat vor den König.5 Sie sagte: Wenn es dem König gefällt und ich sein Wohlwollen gefunden habe, wenn ihm mein Vorschlag richtig erscheint und ich seine Gunst genieße, dann soll durch einen schriftlichen Erlass die Anordnung rückgängig gemacht werden, die der Agagiter Haman, der Sohn Hammedatas, in der Absicht getroffen hat, die Juden in allen königlichen Provinzen auszurotten.6 Denn wie könnte ich das Unglück mit ansehen, das mein Volk trifft, wie könnte ich den Untergang meines Stammes mit ansehen?7 Da sagte König Artaxerxes zu Königin Ester und zu dem Juden Mordechai: Ich habe Ester das Haus Hamans übergeben, den man am Galgen aufgehängt hat, weil er seine Hand gegen die Juden erhob.8 Jetzt aber sollt ihr im Namen des Königs einen schriftlichen Erlass zugunsten der Juden herausgeben, wie er euch richtig erscheint. Siegelt ihn mit dem königlichen Siegelring; denn ein Schreiben, das im Namen des Königs verfasst und mit dem königlichen Siegelring gesiegelt ist, kann nicht mehr rückgängig gemacht werden.9 Da rief man die königlichen Schreiber; es war der dreiundzwanzigste Tag im dritten Monat, dem Monat Siwan. Und so, wie es Mordechai befahl, wurde zugunsten der Juden ein schriftlicher Erlass herausgegeben und an die Satrapen, Statthalter und Fürsten der hundertsiebenundzwanzig Provinzen von Indien bis Kusch geschickt, für jede einzelne Provinz in ihrer eigenen Schrift und für jedes einzelne Volk in seiner eigenen Sprache, und an die Juden in ihrer Schrift und ihrer Sprache.10 Man verfasste die Schreiben im Namen des Königs Artaxerxes, siegelte mit dem königlichen Siegelring und verschickte sie mit Eilboten auf Postpferden, die aus den königlichen Gestüten stammten.11 Mit diesem Erlass gestattete der König den Juden in allen Städten, sich zusammenzutun und für ihr Leben einzutreten und die ganze Heeresmacht von Völkern und Provinzen auszurotten, zu töten und zu vernichten, die sie samt Kindern und Frauen bedrängten, und ihren Besitz zu plündern;12 das sollte in allen Provinzen des Königs Artaxerxes an einem einzigen Tag geschehen, am dreizehnten Tag im zwölften Monat, dem Monat Adar. Dies ist eine Abschrift des Briefes: Der Großkönig Artaxerxes entbietet den Statthaltern der hundertsiebenundzwanzig Provinzen von Indien bis Kusch und allen, denen unsere Angelegenheiten am Herzen liegen, seinen Gruß. Viele, die aufgrund der überreichen Güte ihrer Wohltäter hochgeehrt waren, waren damit noch nicht zufrieden; sie versuchten nicht nur, unseren Untertanen zu schaden, sondern sie konnten auch den Überfluss nicht ertragen und planen sogar Anschläge gegen ihre eigenen Wohltäter. Sie wollen nicht nur die Dankbarkeit unter den Menschen beseitigen, sondern sie sind durch die Prahlerei derer, die vom Guten nichts wissen wollen, überheblich geworden und meinen, dem Gericht des alles durchschauenden Gottes, der das Böse hasst, entfliehen zu können. Schon viele, die als Herrscher eingesetzt waren, hat der schlechte Einfluss von Freunden, die mit den Staatsgeschäften betraut waren, mitschuldig am Tod Unschuldiger gemacht und sie in schreckliches Unglück gestürzt. Das lautere Wohlwollen der Herrschenden wurde durch ihre böswilligen und verlogenen Ratschläge getäuscht. Das ersieht man schon aus den altüberlieferten Geschichten; noch viel deutlicher aber wird es, wenn ihr all das untersucht, was vor euren Augen geschehen ist: Die Niederträchtigkeit derer, die ihr hohes Amt missbrauchten, hat zu großem Unrecht geführt. In Anbetracht der veränderten Lage nehmen wir uns vor, in Zukunft darauf zu achten, dass alle Menschen im Reich ungestört und in Frieden leben können; alles, was uns zur Kenntnis gebracht wird, werden wir erst nach genauerem Zusehen entscheiden. So ging es auch mit dem Mazedonier Haman, dem Sohn Hammedatas. Obwohl er in Wahrheit kein Perser war und unserer Güte sehr fern stand, wurde er bei uns gastlich aufgenommen. Er erfuhr unsere Liebe zu den Menschen, die wir allen Völkern erweisen, in so reichem Maß, dass er sogar als unser Vater ausgerufen wurde und als der zweite Mann neben dem König bei allen immer höchste Verehrung genoss. Doch er ertrug seine hohe Würde nicht, sondern er wollte uns die Herrschaft und das Leben rauben. Er versuchte, Mordechai, unseren Retter und steten Wohltäter, und Ester, die untadelige Mitinhaberin der Königswürde, durch hinterhältige Intrigen mit ihrem ganzen Volk ins Verderben zu stürzen. Auf diese Weise glaubte er, uns aller Freunde zu berauben und die Herrschaft über die Perser den Mazedoniern verschaffen zu können. Wir aber finden, dass die Juden, die dieser Erzschurke ausrotten wollte, keine Aufrührer sind, sondern dass sie als Bürger nach sehr gerechten Gesetzen leben, als Kinder des höchsten, größten und lebendigen Gottes, der unser Reich, wie schon zu Zeiten unserer Vorfahren, in der schönsten Ordnung erhält. Es wird daher gut sein, wenn ihr euch nicht nach den Schreiben richtet, die euch Haman, der Sohn Hammedatas, geschickt hat. Denn ihr Verfasser ist mit seiner ganzen Familie vor den Toren Susas gekreuzigt worden; der über alles herrschende Gott hat ihm nämlich sehr bald die wohlverdiente Strafe geschickt. Ihr sollt überall eine Abschrift dieses Briefes öffentlich aushängen, damit man die Juden nach ihren eigenen Gesetzen leben lässt. Man soll ihnen helfen, sich zur gleichen Zeit, die für ihre Verfolgung festgesetzt war, gegen alle zu verteidigen, von denen sie angegriffen werden; es ist der dreizehnte Tag im zwölften Monat, dem Monat Adar. Diesen Tag hat der alles beherrschende Gott statt zu einem Tag der Vernichtung für das erwählte Volk zu einem Tag der Freude gemacht. Daher sollt ihr neben euren großen Gedenktagen einen weiteren besonderen Festtag mit einem großen Festmahl feiern, damit er von jetzt an uns und allen uns treu ergebenen Persern Heil bringt; für die aber, die uns bedrohen, soll er ein Mahnmal des Untergangs sein. Jede Stadt und jede Provinz, die nicht danach handelt, wird ohne Erbarmen durch Feuer und Speer verwüstet. Kein Mensch wird sie mehr betreten, selbst den Tieren und Vögeln soll sie für immer verhasst sein.13 In jeder einzelnen Provinz sollte eine Abschrift des Erlasses als Gesetz für alle Völker veröffentlicht werden; die Juden sollten bereit sein, sich an diesem Tag an ihren Feinden zu rächen.14 Die Boten ritten auf Postpferden, die aus den königlichen Gestüten stammten, hinaus, durch königlichen Befehl zu großer Eile gedrängt. Auch in der Burg Susa wurde das Gesetz veröffentlicht.15 Als Mordechai den König verließ, trug er ein königliches Gewand aus violettem Purpur und weißem Leinen, eine große goldene Krone und einen Mantel aus kostbarem Leinen und rotem Purpur und die Stadt Susa war voll Jubel und Freude.16 Die Juden waren glücklich, sie jauchzten vor Freude und waren wieder angesehen.17 In jeder Provinz und in jeder Stadt, überall, wo der Erlass des Königs und sein Befehl bekannt wurde, jauchzten die Juden vor Freude, sie aßen und tranken und ließen es sich an diesem Tag gut gehen. In allen Völkern der Erde wandten sich viele dem Judentum zu; denn ein Schrecken vor den Juden hatte sie befallen. (Ps 105,38)

Ester 8

Zürcher Bibel

von Theologischer Verlag Zürich
1 An jenem Tag schenkte König Xerxes Ester, der Königin, das Haus Hamans, des Bedrängers der Juden. Und Mordochai durfte vor den König kommen, denn Ester hatte dargelegt, was er ihr bedeutete. (Est 2,7)2 Und der König streifte seinen Siegelring ab, den er Haman hatte abnehmen lassen, und gab ihn Mordochai. Und Ester setzte Mordochai über das Haus Hamans. (Est 3,10; Est 10,2)3 Ester aber sprach noch einmal beim König vor und fiel ihm zu Füssen nieder, weinte und flehte ihn an, das von Haman, dem Agagiter, geplante Unheil und den Plan, den dieser gegen die Juden geschmiedet hatte, abzuwenden.4 Und der König streckte Ester das goldene Szepter entgegen, und Ester erhob sich und stellte sich vor den König. (Est 4,11)5 Und sie sprach: Wenn es dem König recht ist und wenn ich sein Wohlwollen gefunden habe und die Sache dem König richtig zu sein scheint und ich wohlgefällig bin in seinen Augen, soll schriftlich angeordnet werden, den Plan Hamans, des Sohns des Hammedata, des Agagiters, rückgängig zu machen, die Schreiben, die er aufgesetzt hatte, um die Juden auszumerzen, die in allen Provinzen des Königs sind. (Est 3,13)6 Denn wie könnte ich das Unglück mitansehen, das mein Volk treffen soll? Und wie könnte ich die Vernichtung derer mitansehen, die gleicher Herkunft sind wie ich? (1Mo 44,34)7 Da sagte König Xerxes zu Ester, der Königin, und zu Mordochai, dem Juden: Seht, das Haus Hamans habe ich Ester gegeben, und ihn selbst hat man am Pfahl erhängt, weil er seine Hand gegen die Juden erhoben hat. (Est 7,10)8 Und ihr, ihr könnt, was die Juden betrifft, im Namen des Königs aufsetzen, was gut ist in euren Augen, und es besiegeln mit dem Siegelring des Königs, denn einen Erlass, der im Namen des Königs geschrieben und mit dem Siegelring des Königs besiegelt worden ist, kann niemand rückgängig machen. (Est 1,10; Est 1,19; Est 3,12)9 Und damals, im dritten Monat, das war der Monat Siwan, an seinem Dreiundzwanzigsten, wurden die Schreiber des Königs gerufen, und genau wie Mordochai es befahl, wurde ein Schreiben aufgesetzt für die Juden und die Satrapen und die Statthalter und für die Fürsten in den Provinzen, von Hoddu bis Kusch, hundertsiebenundzwanzig Provinzen, für Provinz um Provinz in je ihrer Schrift und für Volk um Volk in je seiner Sprache und für die Juden in ihrer Schrift und in ihrer Sprache. (Est 1,1; Est 1,22)10 Und er setzte es auf im Namen des Königs Xerxes und besiegelte es mit dem Siegelring des Königs. Und durch die berittenen Eilboten - sie ritten auf den schnellen königlichen Pferden aus den Gestüten - sandte er Schreiben, (Est 8,8)11 in denen der König den Juden, die in all den einzelnen Städten waren, erlaubte, sich zusammenzutun und für ihr Leben einzustehen, jede bewaffnete Gruppe in einem Volk oder in einer Provinz, die sie bedrängte, auszurotten, umzubringen und auszumerzen, auch Kinder und Frauen, und ihren Besitz zu rauben, (Est 9,5; Est 9,10)12 an ein und demselben Tag in allen Provinzen des Königs Xerxes, am dreizehnten des zwölften Monats, das war der Monat Adar. (Est 3,13)13 Die Abschrift des Texts war in jeder Provinz als Gesetz zu erlassen, musste allen Völkern bekannt sein, damit die Juden an diesem Tag bereit waren, Rache zu nehmen an ihren Feinden.14 Auf das Wort des Königs zogen die Eilboten, die auf den schnellen königlichen Pferden ritten, unverzüglich aus, und in Schuschan, in der Burg, wurde das Gesetz erlassen.15 Mordochai aber verliess den König in einem königlichen Gewand aus blauem Purpur und weissem Leinen und mit einem grossen goldenen Kopfschmuck und einem Mantel aus Byssus und rotem Purpur, und die Stadt Schuschan jauchzte und war fröhlich. (Est 6,11; Dan 3,15; Dan 5,29)16 Bei den Juden herrschten Licht und Freude, Glück und Ehrgefühl. (Ps 30,12)17 Und in jeder Provinz und in jeder Stadt, wohin auch das Wort des Königs und sein Gesetz gelangten, herrschten Freude und Glück bei den Juden, gab es ein Festmahl und war ein Freudentag, und unter den Völkern der Erde machten sich viele zu Juden, denn der Schrecken vor den Juden hatte sie ergriffen. (Ps 105,38; Sach 8,23; Sach 9,2)