1Da wurde ich in der Seele tieftraurig, ich seufzte, weinte und begann unter Seufzern zu beten:2Gerecht bist du, Herr, und alle deine Werke sind gerecht und alle deine Wege sind Barmherzigkeit und Wahrheit. Du bist der Richter der Welt.3Jetzt aber, o Herr, gedenke meiner und schau gnädig auf mich! Bestraf mich nicht für meine Sünden! Durch meine Versehen und die meiner Väter habe ich vor dir gesündigt.4Ich war ungehorsam gegen deine Gebote. Du hast uns preisgegeben zum Raub und in Gefangenschaft und Tod, zu Gespött und Gerede und zur Schmach unter allen Völkern, unter die du uns zerstreut hast.5Auch jetzt sind deine zahlreichen Urteile wahr, nach meinen Sünden an mir zu handeln. Denn deine Gebote haben wir nicht befolgt und sind nicht in Wahrheit vor dir gewandelt. (Ps 51,6)6Jetzt aber, handle an mir nach deinem Wohlgefallen und befiehl, dass mein Geist von mir genommen werde! So kann ich von dieser Erde Abschied nehmen und zu Erde werden. Denn es ist besser für mich, zu sterben als zu leben. Lügnerische Spottreden habe ich gehört, tiefe Trauer erfüllt mich. Herr, befiehl, dass ich entlassen werde aus dieser Not! Entlass mich an den Ort der Ewigkeit! Wende dein Angesicht nicht von mir ab, Herr! Denn es ist besser für mich zu sterben, als viel Not anzusehen in meinem Leben und Spottreden zu hören. (1Kön 19,4; Hi 7,15; Jon 4,8)
Saras Verhöhnung durch ihre Magd
7Am selben Tag geschah es Sara, der Tochter Raguëls in Ekbatana in Medien, dass auch sie Spottreden von einer der Mägde ihres Vaters anhören musste.8Sie war sieben Männern zur Frau gegeben worden, aber der böse Dämon Aschmodai hatte sie getötet, bevor sie mit ihr zusammengekommen waren, wie es den Ehefrauen vorgeschrieben ist. Die Magd sagte zu ihr: Du bist es, die deine Männer tötet! Siehe, schon sieben Männern bist du zur Frau gegeben worden und nach keinem von ihnen bist du mit Namen genannt worden.[1]9Warum behandelst du uns hart? Wenn deine Männer gestorben sind, so geh mit ihnen! Mögen wir in Ewigkeit weder Sohn noch Tochter von dir sehen!
Saras Gebet
10An jenem Tag wurde Sara in der Seele traurig, sie weinte, ging hinauf in das Obergemach ihres Vaters und wollte sich erhängen. Aber sie dachte noch einmal nach und sagte: Niemals sollen sie meinen Vater verspotten und zu ihm sagen: Du hattest eine einzige geliebte Tochter und die hat sich vor Unglück erhängt. Dann würde ich meinen alten Vater noch vor Trauer in die Unterwelt bringen. Ich würde mich viel besser nicht erhängen, sondern den Herrn bitten, dass ich sterbe. Ich möchte in meinem Leben keine Spottreden mehr hören.11Zur selben Zeit breitete sie ihre Hände zum Fenster aus, betete und sagte: Gepriesen bist du, barmherziger Gott, und gepriesen ist dein Name in alle Ewigkeit! Alle deine Werke sollen dich preisen in Ewigkeit!12Jetzt aber habe ich dir mein Angesicht zugewandt und hebe meine Augen auf zu dir.13Sprich, dass ich von der Erde Abschied nehmen darf und keine Spottreden mehr hören muss!14Du, Herr, weißt, dass ich rein bin von jeder Unreinheit mit einem Mann15und dass ich meinen Namen und den Namen meines Vaters im Land meiner Verbannung nicht befleckt habe. Ich bin die einzige Tochter meines Vaters. Er hat kein anderes Kind, das sein Erbe ist, und auch keinen nahestehenden Bruder oder einen Verwandten, für den ich mich als Ehefrau bewahren müsste. Sieben sind mir schon umgekommen. Was soll mir da noch das Leben? Aber wenn es dir nicht gut scheint, mich sterben zu lassen, Herr, dann achte jetzt auf meine Schande!16Zu diesem Zeitpunkt wurde beider Gebet vor Gottes Herrlichkeit erhört.17Rafaël wurde gesandt, beide zu heilen: die weißen Flecken von Tobits Augen abzulösen und Sara, die Tochter Raguëls, Tobias, dem Sohn Tobits, zur Frau zu geben und den bösen Dämon Aschmodai von ihr zu lösen.
Denn Tobias kam es zu, sie als seine Frau zu gewinnen vor allen, die sie heiraten wollten.
Zu derselben Zeit kehrte Tobit vom Hof in sein Haus zurück und auch Sara, die Tochter Raguëls, stieg vom Obergemach herab.
Tobit 3
Lutherbibel 2017
1Da wurde ich sehr betrübt in meiner Seele. Ich seufzte und weinte und begann zu beten und zu klagen.2Herr, du bist gerecht, und all dein Tun ist recht und all deine Wege sind Barmherzigkeit und Wahrheit. Ja, du richtest die Welt! (Ps 119,137)3Und nun, Herr, gedenke meiner; sieh doch und strafe mich nicht wegen meiner Sünden und meiner Versehen, noch um des Bösen willen, das meine Väter getan haben vor dir. (Ps 25,7; Ps 79,8)4Auch ich habe deine Gebote nicht gehalten. So hast du uns der Plünderung preisgegeben, der Gefangenschaft und dem Tod und hast uns zu Spott, Schmach und Hohn all der Völker gemacht, unter die du uns zerstreut hast. (5Mo 28,15; 5Mo 28,37; 5Mo 28,48)5Ach, zahlreich sind deine Strafen, die du meiner Sünden wegen über mich bringst, weil wir deine Gebote nicht gehalten haben und nicht recht gewandelt sind vor dir.6Und nun, tue an mir nach deinem Wohlgefallen, und nimm meinen Geist von mir, dass ich erlöst werde vom Angesicht der Erde und wieder zu Erde werde. Weil ich falsche Schmähungen hören muss und große Betrübnis in mir ist, will ich lieber tot sein als leben! Herr, erlöse mich von dieser Not, erlöse mich zu deiner ewigen Stätte und wende dein Angesicht, Herr, nicht von mir. Lieber als große Not zu sehen, möchte ich sterben und keine Schmähungen mehr hören! (1Kön 19,4)
Saras Not und Gebet
7Es begab sich nun an demselben Tage, dass auch Sara, die Tochter Raguëls, in der Stadt Ekbatana in Medien von einer der Mägde ihres Vaters geschmäht wurde.8Man hatte sie nämlich sieben Männern nacheinander zur Frau gegeben, aber ein böser Geist, Aschmodai genannt, hatte sie alle getötet, sobald sie mit ihr das Lager teilen wollten, wie es Brauch ist. Und die Magd sagte zu ihr: Du bist es, die deine Männer tötet! Siehe, schon sieben Männern wurdest du gegeben, doch nach keinem von ihnen bist du benannt!9Was weist du uns zurecht wegen deiner Männer, die doch alle gestorben sind? Geh doch mit ihnen! Wenn wir nur niemals einen Sohn oder eine Tochter von dir sehen müssen!10An jenem Tag wurde Sara betrübt in ihrer Seele, sie weinte und ging in eine Kammer oben im Hause ihres Vaters. Dort wollte sie sich erhängen. Dann aber dachte sie bei sich und sagte: Niemals sollen sie meinen Vater schmähen und zu ihm sagen: Du hattest nur eine einzige, geliebte Tochter, und die hat sich aus Kummer erhängt! Nein, ich werde meinen greisen Vater nicht mit Leid zu den Toten hinabfahren lassen! Statt mich zu erhängen, will ich lieber den Herrn bitten, dass er mich sterben lässt und ich niemals mehr in meinem Leben solche Schmähungen hören muss. (1Mo 37,35; 1Mo 42,38; 1Mo 44,29; 1Mo 44,31)11Da hob sie ihre Hände zum Fenster und betete und sprach: Gelobt seist du, barmherziger Gott, gelobt sei dein Name in Ewigkeit. Alle deine Werke sollen dich loben in Ewigkeit. (Dan 6,11)12Zu dir habe ich mein Angesicht und meine Augen erhoben.13Befiehl, dass ich von der Erde erlöst werde und nicht länger solche Schmähungen hören muss.14Du weißt, Herr, dass ich niemals durch einen Mann unrein geworden bin15und dass ich weder meinen Namen noch den Namen meines Vaters im Lande meiner Gefangenschaft befleckt habe. Ich bin das einzige Kind meines Vaters, und er hat kein anderes Kind, das ihn beerben könnte. Auch hat er weder einen Bruder noch Verwandten, dass ich mich am Leben erhalten müsste, um seine Frau zu werden. Schon sieben Männer sind mir gestorben! Was soll denn noch mein Leben? Wenn es dir noch nicht gefällt, mich sterben zu lassen, Herr, so achte doch auf meine Schmach! (5Mo 25,5)
Die Erhörung
16In derselben Stunde wurden beider Gebete von Gott in seiner Herrlichkeit erhört. (Apg 10,3)17Und Rafaël wurde gesandt, beide zu heilen: Tobit, indem er die weißen Flecken von seinen Augen löse, damit er mit seinen Augen das Licht Gottes sehe, und Sara, die Tochter Raguëls, indem er sie Tobias, dem Sohn des Tobit, zur Frau gebe und den bösen Geist Aschmodai von ihr löse. Denn mehr als allen anderen, die sie heiraten wollten, stand es Tobias zu, sie zur Frau zu nehmen. In jener Stunde ging Tobit vom Hof in sein Haus zurück, und auch Sara, die Tochter Raguëls, stieg aus ihrer Kammer herab. (Tob 12,15)