1Weh mir!
Es geht mir wie nach der Obsternte, / wie bei der Nachlese im Weinberg:
Keine Traube ist da zum Essen, / keine Frühfeige, die mein Herz begehrt.2Verschwunden sind die Treuen im Land, / kein Redlicher ist mehr unter den Menschen.
Alle lauern auf Blut, / jeder macht Jagd auf den andern mit dem Netz. (Ps 14,1; Jer 5,1)3Sie tun das Böse und lassen sichs gut gehen: / Der Beamte - er fordert
und der Richter - um Bezahlung. / Und der Große entscheidet nach seiner Habgier.
So verdrehen sie das Recht. (Jer 4,22)4Noch der Beste unter ihnen ist wie ein Dornstrauch, / der Redlichste ist schlimmer als Dornengestrüpp.
Der Tag deiner Späher, deine Heimsuchung ist gekommen; / jetzt ergreift sie Bestürzung.5Traut dem Nachbarn nicht, / verlasst euch nicht auf den Freund!
Vor ihr, die an deiner Brust liegt, / hüte die Pforten deines Mundes!6Denn der Sohn verachtet den Vater, / die Tochter stellt sich gegen die Mutter,
die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter; / jeder hat die eigenen Hausgenossen zum Feind. (Mt 10,35)7Ich aber schaue aus nach dem HERRN, / ich warte voll Vertrauen auf den Gott meiner Rettung.
Mein Gott wird mich erhören.
HEILSWEISSAGUNGEN
Jerusalems Zuversicht
8Freu dich nicht über mich, meine Feindin! / Zwar liege ich am Boden, doch ich stehe wieder auf.
Zwar sitze ich in der Finsternis, / aber der HERR ist mein Licht. (Joh 8,12)9Den Zorn des HERRN muss ich tragen, / denn ich habe gegen ihn gesündigt;
bis er meinen Rechtsstreit vertritt / und mir Recht verschafft.
Er wird mich hinausführen ins Licht, / ich werde seine Gerechtigkeit schauen. (Jes 53,11)10Meine Feindin wird es sehen / und Scham wird sie bedecken,
sie, die zu mir spricht: / Wo ist der HERR, dein Gott?
Meine Augen werden auf sie schauen.
Nun wird sie zertreten, / wie Gassenkot. (Ps 42,4)
Wiederaufbau der Stadt
11Es kommt der Tag, an dem man deine Mauern wieder aufbaut, / der Tag, an dem deine Grenzen sich weiten.12An jenem Tag wird man zu dir kommen, / von Assur bis Ägypten
und von Ägypten bis zum Eufrat, / von einem Meer zum andern und von einem Gebirge zum andern.13Die Erde aber wird zur Öde / wegen ihrer Bewohner als Frucht ihrer Taten.
Jerusalems Gebet
14Weide dein Volk mit deinem Stab, / die Herde, die dein Erbbesitz ist,
die einsam im Wald wohnt / mitten im fruchtbaren Land!
Sie sollen wieder im Baschan und in Gilead weiden / wie in den Tagen der Vorzeit. (Ps 23,1; Ps 95,7; Hes 34,11)15Wie in den Tagen, als du aus dem Land Ägypten auszogst, / lass uns deine Wunder schauen!16Die Nationen werden es sehen und zuschanden werden / in ihrer Macht.
Sie werden die Hand auf den Mund legen, / ihre Ohren werden taub werden.17Sie werden Staub lecken wie die Schlange, / wie die Kriechtiere auf dem Erdboden.
Sie werden zitternd hervorkommen aus ihren Verliesen; / an den HERRN, unseren Gott, werden sie bebend sich wenden und dich fürchten.18Wer ist Gott wie du, / der Schuld verzeiht
und an der Verfehlung vorübergeht / für den Rest seines Erbteils!
Nicht hält er auf ewig fest an seinem Zorn, / denn er hat Wohlgefallen daran, gütig zu sein. (Ps 105,8; Jer 50,20)19Er wird sich unser wieder erbarmen, / er wird niedertreten unsere Schuld.
Ja, du wirst in die Tiefen des Meeres werfen / alle ihre Sünden.20Du wirst Jakob Treue / und Abraham Liebe erweisen,
wie du unseren Vätern geschworen hast / in den Tagen der Vorzeit. (1Mo 22,16; 1Mo 28,13; Ps 105,8; Lk 1,73)
Micha 7
Lutherbibel 2017
Klage über die Verderbnis des Volkes
1Ach, es geht mir wie einem, der Obst pflücken wollte, der im Weinberge Nachlese hielt, doch keine Traube gab’s zu essen, keine Frühfeige, nach der ich verlangte! (Jer 6,9)2Die frommen Leute sind weg in diesem Lande, und die Gerechten sind nicht mehr unter den Leuten. Sie lauern alle auf Blut, ein jeder jagt den andern, dass er ihn fange. (Ps 12,2; Jes 57,1)3Ihre Hände sind geschäftig, Böses zu tun. Obere und Richter fordern Geschenke. Der Gewaltige redet nach seinem Mutwillen, und so verdrehen sie alles.4Der Beste unter ihnen ist wie ein Dornstrauch und der Redlichste schlimmer als eine Dornenhecke. Der Tag ist gekommen, den deine Späher geschaut haben, deine Heimsuchung ist da; dann werden sie nicht wissen, wo aus noch ein. (Ri 9,14)5Niemand glaube seinem Nächsten, niemand verlasse sich auf einen Freund! Bewahre die Tür deines Mundes vor der, die in deinen Armen schläft! (Jer 9,3)6Denn der Sohn verachtet den Vater, die Tochter widersetzt sich der Mutter, die Schwiegertochter ist wider die Schwiegermutter; und des Menschen Feinde sind seine eigenen Hausgenossen. (Mt 10,35)7Ich aber will auf den HERRN schauen und harren auf den Gott meines Heils; mein Gott wird mich erhören.
Die Hoffnung der Gemeinde auf Gottes Gnade
8Freue dich nicht über mich, meine Feindin! Wenn ich auch darniederliege, so werde ich wieder aufstehen; und wenn ich auch im Finstern sitze, so ist doch der HERR mein Licht. (Ps 27,1; Ob 1,12)9Ich will des HERRN Zorn tragen – denn ich habe wider ihn gesündigt –, bis er meinen Rechtsstreit führe und mir Recht schaffe. Er wird mich ans Licht bringen, dass ich meine Freude an seiner Gerechtigkeit habe. (Jer 14,7)10Meine Feindin wird’s sehen müssen und in Schande dastehen, die jetzt zu mir sagt: Wo ist er, der HERR, dein Gott? Meine Augen werden’s sehen, dass sie dann wie Dreck auf der Gasse zertreten wird. (Ps 79,10; Joe 2,17)11Es kommt der Tag, da werden deine Mauern gebaut werden, der Tag, an dem die Grenzen sich weiten; (Jes 61,4)12an jenem Tag werden sie von Assur und von den Städten Ägyptens zu dir kommen, von Ägypten bis an den Euphrat, von einem Meer zum andern, von einem Gebirge zum andern.13Die Erde wird wüst sein ihrer Bewohner wegen, um der Frucht ihrer Werke willen.14Weide dein Volk mit deinem Stabe, die Herde deines Erbteils, die da einsam wohnt im Walde, mitten im fruchtbaren Lande; lass sie in Baschan und Gilead weiden wie vor alters! (Ps 95,7; Jer 50,19; Mi 5,3)15Lass uns Wunder sehen wie zur Zeit, als du aus Ägyptenland zogst,16dass die Völker es sehen und zuschanden werden in ihrer ganzen Macht und die Hand auf ihren Mund legen und ihre Ohren taub werden.17Sie sollen Staub lecken wie die Schlangen und wie das Gewürm auf Erden. Zitternd sollen sie hervorkommen aus ihren Verstecken. Dem HERRN, unserm Gott, sollen sie sich ängstlich nähern und sich vor dir fürchten. (Ps 72,9; Hos 3,5; Hos 11,11)18Wo ist solch ein Gott, wie du bist, der die Sünde vergibt und erlässt die Schuld denen, die geblieben sind als Rest seines Erbteils; der an seinem Zorn nicht ewig festhält, denn er hat Gefallen an Gnade! (2Mo 34,6; Ps 103,3; Ps 103,8)19Er wird sich unser wieder erbarmen, unsere Schuld unter die Füße treten und alle unsere Sünden in die Tiefen des Meeres werfen.20Du wirst Jakob die Treue halten und Abraham Gnade erweisen, wie du unsern Vätern vorzeiten geschworen hast. (1Mo 22,16; 1Mo 28,13; Lk 1,73)