1Der Reichsverweser Lysias, des Königs Vormund und Verwandter, war über diese Ereignisse sehr verärgert. (1Mak 4,26)2Er zog daher in kürzester Zeit an die achtzigtausend Mann zusammen, dazu seine ganze Reiterei, und marschierte gegen die Juden. Er hatte vor, aus der Stadt Jerusalem eine griechische Siedlung zu machen,3das Heiligtum ebenso wie die anderen Kultstätten der Völker zu besteuern und das Amt des Hohepriesters jedes Jahr für Geld auszuschreiben.4Doch rechnete er überhaupt nicht mit der Macht Gottes, sondern war seiner Sache völlig sicher wegen der Zehntausenden von Fußtruppen, der Tausenden von Reitern und wegen seiner achtzig Elefanten.5Er drang in Judäa ein, rückte vor die Festung Bet-Zur, die hundertfünfzig Stadien von Jerusalem entfernt liegt, und bestürmte sie.6Als die Leute des Makkabäers von der Belagerung der Festung erfuhren, flehten sie mit dem ganzen Volk unter Klagen und Weinen den Herrn an, er möge doch einen guten Engel schicken, um Israel zu retten. (2Mo 23,20)7Der Makkabäer griff als Erster nach den Waffen und hielt eine anfeuernde Rede an die anderen: Sie sollten, zusammen mit ihm, die Gefahr auf sich nehmen und ihren Brüdern zu Hilfe eilen. Geschlossen und voll Kampfesmut brachen sie auf.8Sie waren noch in der Nähe von Jerusalem, da erschien an ihrer Spitze ein Reiter in leuchtend weißem Gewand, der eine goldene Bewaffnung schwenkte.9Gemeinsam priesen sie alle den barmherzigen Gott und ihr Mut wurde so groß, dass sie bereit gewesen wären, nicht nur Menschen, sondern auch die wildesten Tiere und eiserne Mauern zusammenzuschlagen.10Sie rückten mit ihrem himmlischen Bundesgenossen, zum Kampf bereit, vor; denn der Herr hatte Erbarmen mit ihnen.11Sie stürzten sich wie Löwen auf die Feinde und erschlugen elftausend von ihnen, dazu sechzehnhundert Reiter. Alle Übrigen jagten sie in die Flucht;12die meisten davon waren verwundet und konnten nur das nackte Leben retten. Auch Lysias selbst rettete sich nur durch schimpfliche Flucht.
Friedensschluss mit Lysias
13Da Lysias jedoch nicht ohne Verstand war und über die erlittene Niederlage nachdachte, begriff er, dass die Hebräer unbesiegbar waren, weil der mächtige Gott auf ihrer Seite kämpfte. (1Mak 6,55)14Darum sandte er Unterhändler, die auf einen Friedensvertrag drängen und jeder annehmbaren Bedingung zustimmen sollten; er ließ sagen, er wolle auch dem König sehr zureden, mit ihnen Freundschaft zu schließen.15Der Makkabäer ging auf alle Vorschläge des Lysias ein, weil er auf den Nutzen bedacht war. Alle Forderungen, die er für die Juden stellte und dem Lysias schriftlich vorlegte, nahm der König an.16Lysias schrieb an die Juden einen Brief, der folgenden Inhalt hatte:
Lysias grüßt das jüdische Volk.17Eure Abgesandten Johanan und Abschalom haben euer Antwortschreiben vorgelegt, das unten beigefügt ist, und mich gebeten, die darin geäußerten Forderungen zu genehmigen.18Was in die Zuständigkeit des Königs fällt, habe ich ihm dargelegt; er ist auf jede annehmbare Bedingung eingegangen.19Wenn ihr weiterhin die Politik der Regierung wohlwollend aufnehmt, werde ich mich bemühen, zu eurem Wohl zu wirken.20Was die Einzelheiten betrifft, habe ich euren und meinen Unterhändlern aufgetragen, mit euch zu verhandeln.21Lebt wohl! Im Jahr 148, am Vierundzwanzigsten des Monats Dioskorus.[1]22Im Brief des Königs stand dies:
König Antiochus grüßt seinen Bruder Lysias.23Nachdem unser Vater zu den Göttern hinübergegangen ist, wollen wir, dass die Untertanen des Reichs ungestört ihren Beschäftigungen nachgehen können.24Andererseits haben wir erfahren, dass die Juden mit der von meinem Vater gewünschten Übernahme griechischer Sitten nicht einverstanden sind, es vielmehr vorziehen, auf ihre eigene Art zu leben, und verlangen, dass man ihnen wieder gestattet, ihren Gesetzen zu folgen.25Wir beschließen darum, dass auch dieses Volk ungestört bleibt, und verfügen, dass man ihnen ihr Heiligtum zurückgibt und dass sie ihr Leben so einrichten können, wie es schon zur Zeit ihrer Vorfahren Brauch war.26Du wirst nun am besten zu ihnen Gesandte schicken und ihnen die Hand zum Frieden reichen, damit sie die Grundlinien unserer Politik erkennen, Vertrauen fassen und ihre Angelegenheiten zu ihrer Zufriedenheit regeln können.27Der Brief des Königs an das Volk lautete so:
König Antiochus grüßt den Rat der Juden und alle übrigen Juden.28Wir hoffen, dass es euch gut geht; auch wir erfreuen uns guter Gesundheit.29Menelaus hat uns wissen lassen, dass ihr in euer Eigentum zurückkehren wollt.30Jedem also, der bis zum dreißigsten Tag des Monats Xanthikus heimkehrt, wird Friede angeboten mit der Zusicherung,31dass die Juden ihre gewohnten Speisevorschriften und Gesetze befolgen dürfen; keiner von ihnen darf dabei irgendwie belangt werden für Vergehen, die er in Unkenntnis der Verhältnisse begangen hat.32Ich habe Menelaus zu eurer Beruhigung zu euch geschickt.33Lebt wohl! Im Jahr 148, am Fünfzehnten des Monats Xanthikus.34Auch die Römer schickten ihnen einen Brief; er hatte folgenden Inhalt:
Die römischen Gesandten Quintus Memmius und Titus Manius grüßen das Volk der Juden.35Auch wir sind einverstanden mit den Bedingungen, die Lysias, der Verwandte des Königs, euch zugestanden hat.36Lasst uns die Vorschläge, die er dem König unterbreiten will, zukommen, sobald ihr sie geprüft habt, damit wir eure Sache vortragen können, wie es für euch am günstigsten ist; wir sind nämlich auf dem Weg nach Antiochia.37Teilt uns deswegen auch umgehend durch Boten eure Meinung darüber mit!38Lebt wohl! Im Jahr 148, am Fünfzehnten des Monats Xanthikus.
2.Makkabäer 11
Lutherbibel 2017
Judas Makkabäus besiegt Lysias
1Als nun Lysias, der Vormund und Vetter[1] und Statthalter des Königs, dies alles erfuhr, ging es ihm sehr nahe. (1Mak 4,26; 2Mak 10,11)2Und er zog in ganz kurzer Zeit achtzigtausend Mann und die ganze Reiterei zusammen und wandte sich gegen die Juden in der Absicht, Griechen in der Stadt Jerusalem anzusiedeln,3den Tempel nach Art der anderen Heiligtümer der Heiden abgabepflichtig zu machen und das Amt des Hohenpriesters jährlich für Geld zu vergeben.4Er bedachte aber nicht die Macht Gottes, sondern verließ sich auf die Zehntausende zu Fuß und die Tausende zu Ross und auf die achtzig Elefanten. (Ps 147,10)5Als er nun nach Judäa kam, lagerte er vor einem befestigten Ort, Bet-Zur genannt, der etwa fünf Stunden von Jerusalem entfernt lag, und setzte ihm hart zu.6Als aber Makkabäus und seine Leute hörten, dass er die Festungen belagerte, baten sie mit dem ganzen Volk unter Wehklagen und Tränen den Herrn, einen guten Engel zu senden, der Israel helfen sollte. (2Mo 23,20)7Und Makkabäus war der Erste, der die Waffen aufnahm, und er mahnte die andern, es mit ihm zusammen zu wagen und ihren Brüdern Hilfe zu bringen. So zogen sie mutig miteinander aus.8Sobald sie aber aus der Stadt Jerusalem hinauszogen, erschien ihnen einer hoch zu Ross in einem weißen Gewand. Der schwang goldene Waffen und zog vor ihnen her.9Da lobten sie alle den barmherzigen Gott und wurden in ihrer Zuversicht so gestärkt, dass sie bereit waren, nicht nur gegen Menschen, sondern auch gegen die wildesten Tiere und eiserne Mauern anzugehen.10Sie rückten in bester Ordnung vor; denn sie hatten den Helfer, den ihnen ihr barmherziger Herr vom Himmel her gesandt hatte.11Und sie griffen ihre Feinde an wie Löwen und erschlugen von ihnen elftausend zu Fuß und sechzehnhundert zu Ross und trieben die andern alle in die Flucht.12Der größte Teil warf die Waffen fort und kam verwundet davon. Auch Lysias selbst floh schimpflich und entkam.
Vertrag des Lysias mit den Juden
13Lysias aber war ein vernünftiger Mann. Als er nun über die Schlacht nachdachte, die er verloren hatte, sah er ein, dass die Hebräer unüberwindlich waren, weil ihnen der mächtige Gott beistand. Deshalb sandte er zu ihnen (1Mak 6,58)14und bot ihnen Frieden unter gerechten Bedingungen an und versprach ihnen, den König dahin zu bringen, dass er ihr guter Freund würde.15Makkabäus ging auf alles ein, was Lysias anbot. Denn er erkannte, dass es das Beste war. Und der König bewilligte alles, was Makkabäus dem Lysias wegen der Juden schriftlich vorgetragen hatte.16Das Schreiben des Lysias an die Juden aber lautete: »Lysias entbietet dem Volk der Juden seinen Gruß.17Johannes und Abschalom, eure Gesandten, haben diesen Brief überbracht und um Antwort in der Sache gebeten.18Was nun dem König vorzulegen ist, habe ich ihm berichtet. Was ich aber selbst entscheiden konnte, habe ich bewilligt.19Werdet ihr nun Treu und Glauben wahren, so will ich auch weiterhin bemüht sein, zu eurem Besten zu wirken.20Über dies alles und über Einzelnes haben eure und meine Gesandten Befehl, sich mit euch zu besprechen. Gehabt euch wohl!21Gegeben im 148. Jahr, am vierundzwanzigsten Tage des Monats Dioskorus.«[2]
Friede zwischen Antiochus V. Eupator und den Juden
22Das Schreiben des Königs lautete: »König Antiochus entbietet seinem Bruder[3] Lysias seinen Gruß. (1Mak 6,60)23Nachdem unser Vater von hinnen geschieden und ein Gott geworden ist, ist uns nichts lieber, als dass Friede in unserm Reich herrsche, damit alle sich um das Ihre kümmern können. (Weis 14,15)24Nun hören wir, dass die Juden in den Übergang zu griechischen Sitten, wie ihn mein Vater forderte, nicht einwilligen, sondern bei ihrer Lebensweise bleiben wollen und deshalb bitten, dass man ihnen ihre Gesetze lasse. (1Mak 1,41)25Weil wir es nun für gut ansehen, dass auch dies Volk in aller Ruhe lebt, so ist das unsre Meinung, dass man ihnen ihren Tempel wiedergebe und sie ihr Gemeinwesen führen lasse, wie es ihre Vorfahren gehalten haben.26Du wirst also gut daran tun, wenn du Gesandte zu ihnen schickst und einen Vertrag mit ihnen schließt, damit sie unsere Entscheidung erfahren, guten Mutes werden und sich ihrer Angelegenheiten ohne alle Sorge annehmen können.«27Das Schreiben des Königs an die Juden lautete: »König Antiochus entbietet dem Rat der Ältesten und der Gemeinde der Juden seinen Gruß.28Wenn es euch allen gut ginge, so wäre uns das lieb; uns geht es auch gut.29Menelaus hat uns berichtet, dass ihr gern nach Haus und Hof zurückkehren und wieder euer Gewerbe betreiben möchtet. (2Mak 4,23)30Darum soll für alle, die zwischen heute und dem dreißigsten Tag des Xanthikus zurückkehren werden, die Zusicherung gelten,31dass die Juden unter dem Schutz der Straflosigkeit ihren eignen Tempeldienst und ihre eignen Gesetze ganz wie früher halten dürfen und dass niemand unter ihnen irgendwie für Ungesetzlichkeiten belangt werden soll, die er aus Unkenntnis begangen hat.32Auch sende ich Menelaus, um euch gut zuzureden.33Gehabt euch wohl! Im 148. Jahr, am fünfzehnten Tage des Xanthikus.«[4]
Vermittlung durch die Römer
34Es schrieben aber auch die Römer den Juden wie folgt: »Quintus Memmius und Titus Manius, die Botschafter der Römer, entbieten dem Volk der Juden ihren Gruß.35Allem, was euch Lysias, des Königs Vetter[5], zugestanden hat, stimmen auch wir zu.36Über die Fragen aber, die er dem König vorlegen will, beratet euch untereinander und sendet sogleich jemanden zu uns, damit wir sie vortragen, wie es für euch günstig ist. Wir sind nämlich unterwegs nach Antiochia.37Darum sendet eilends einige Leute, damit auch wir erfahren, was eure Meinung ist.38Gehabt euch wohl! Im 148. Jahr, am fünfzehnten Tage des Xanthikus.«[6]