von Katholisches Bibelwerk1Ohne Verstand waren von Natur aus alle Menschen, denen die Gotteserkenntnis fehlte. / Aus den sichtbaren Gütern vermochten sie nicht den Seienden zu erkennen. / Beim Anblick der Werke erkannten sie den Meister nicht,[1] (2Mo 3,14; Ps 92,7; Jes 44,9; Röm 1,19)2sondern hielten das Feuer, den Wind, die flüchtige Luft, den Kreis der Gestirne, die gewaltige Flut / oder die Welt beherrschenden Himmelsleuchten für Götter.3Wenn sie diese, entzückt über ihre Schönheit, schon für Götter hielten, / dann hätten sie auch erkennen sollen, wie viel besser ihr Gebieter ist, / denn der Urheber der Schönheit hat sie erschaffen.4Und wenn sie über ihre Macht und Wirkkraft in Staunen gerieten, / dann hätten sie auch erkennen sollen, wie viel mächtiger jener ist, der sie geschaffen hat; (1Mo 1,31)5denn aus der Größe und Schönheit der Geschöpfe / wird in Entsprechung ihr Schöpfer erschaut.6Dennoch trifft sie nur geringer Tadel: / Vielleicht suchen sie Gott und wollen ihn finden, / gehen aber dabei in die Irre.7Sie verweilen bei der Erforschung seiner Werke / und lassen sich durch den Augenschein täuschen; denn schön ist, was sie schauen.8Doch auch sie sind unentschuldbar;9wenn sie durch ihren Verstand schon fähig waren, / die Welt zu erforschen, / warum fanden sie dann nicht eher den Gebieter von alldem?10Unselig aber sind jene, die auf Totes ihre Hoffnung setzen / und Werke von Menschenhand als Götter bezeichnen, / Gold und Silber, handwerklich Gestaltetes / und Nachbildungen von Lebewesen / oder einen nutzlosen Stein, ein Werk alter Herkunft. (Ps 115,4; Ps 135,13; Jes 44,9; Jer 10,3; Bar 6,7)11Da sägte ein Holzschnitzer einen geeigneten Baum ab, / entrindete ihn ringsum geschickt,
bearbeitete ihn sorgfältig / und machte daraus ein nützliches Gerät für den täglichen Gebrauch. (Jes 40,20)12Die Abfälle seiner Arbeit verwendete er, / um sich die Nahrung zu bereiten, und aß sich satt. (Jes 44,13)13Was dann noch übrig blieb und zu nichts brauchbar war, / ein krummes, knotiges Stück Holz,
das nahm er, schnitzte daran so eifrig und fachgemäß, wie man es tut, wenn man am Abend von der Arbeit abgespannt ist, / formte es zum Bild eines Menschen14oder machte es einem armseligen Tier ähnlich, / beschmierte es mit Mennig und roter Schminke, / überstrich alle schadhaften Stellen,15schuf ihm einen passenden Ort, / stellte es an der Wand auf und befestigte es mit Eisen.16So sorgte er dafür, dass es nicht herunterfiel, / wusste er doch, dass es sich nicht helfen kann; / es ist ja nur ein Bild und braucht Hilfe,17aber wenn er um Besitz, Ehe und Kinder betet, / dann schämt er sich nicht, das Leblose anzureden. / Um Gesundheit ruft er das Schwache an,18Leben begehrt er vom Toten, / Hilfe erfleht er vom ganz Unerfahrenen / und gute Reise von dem, was nicht einmal den Fuß bewegen kann.19Für seine Arbeit, für Gewinn und Erfolg seines Handwerks / bittet er um Kraft von einem, dessen Hände völlig kraftlos sind.
1Die Menschen, die Gott nicht erkannten, waren alle von Natur aus der Nichtigkeit verfallen. Sie waren nicht fähig, aus den guten und vollkommenen Dingen, die sie vor Augen hatten, auf den zu schließen, der der wahrhaft Seiende ist. Sie sahen die Werke, aber sie erkannten nicht den Meister, der sie schuf. (Ps 92,6; Jes 44,9; Apg 14,17; Röm 1,18; Weis 13,9)2Stattdessen hielten sie das Feuer, den Wind und die flüchtige Luft, die kreisenden Sterne, das mächtige Wasser und die großen Himmelslichter für die Herren der Welt und für Götter. (5Mo 4,19)3Wenn sie von deren Schönheit so hingerissen waren, dass sie in ihnen Götter sahen, hätten sie doch erkennen müssen, wie viel höher der Herr steht, der als Urheber des Schönen alle diese schönen Dinge geschaffen hat.4Und wenn deren Macht und wirkende Kraft sie in Staunen versetzte, hätten sie einsehen müssen, wie viel mächtiger der ist, der dies alles hervorgebracht hat.5Denn von der Größe und Schönheit der Geschöpfe aus lässt sich durch einen Rückschluss deren Urheber erkennen. (Ps 104,24; Ps 148,1)6Trotzdem sind sie nicht allzu hart zu tadeln; denn sie irrten zwar, aber sie waren ehrlich bemüht, Gott zu finden. (Apg 17,27)7Sie suchten ihn, aber sie blieben an seinen Werken hängen; der Augenschein verführte sie, weil die sichtbare Welt so verlockend ist.8Aber sie sind auch nicht ganz von Schuld freizusprechen.9Wenn sie fähig waren, die ganze Welt zu durchforschen und dabei so viele Erkenntnisse zu gewinnen, hätten sie dann nicht schon längst den Herrn der Welt finden müssen?
Der Mensch im Bann selbst gemachter Götterbilder
10Bemitleidenswert aber sind diese Menschen, weil sie auf tote Dinge ihre Hoffnung setzen und Werke von Menschenhand Götter nennen! Sie beten zu Kunstwerken aus Gold und Silber, zu Bildern von Tieren, zu unbrauchbaren Steinen, die irgendwann in der Vorzeit ein Meister behauen hat. (Jes 44,9; Apg 17,29; Weis 15,5)11Da sägt etwa ein Holzschnitzer sich ein Stück von einem Baumstamm zurecht, schält ringsum die Rinde ab und fertigt aus dem Holz mit aller Kunst ein nützliches Gerät für den täglichen Gebrauch.12Aus den Holzabfällen macht er ein Feuer, bereitet sich eine Mahlzeit und füllt sich den Bauch.13Ein Stück vom Abfall aber, das zu gar nichts zu gebrauchen ist, ein verwachsenes Holz voller Astlöcher, nimmt er und bearbeitet es am Feierabend. Mit Sorgfalt und in aller Ruhe schnitzt er daran und gibt ihm die Gestalt eines Menschen14oder auch irgendeines armseligen Tieres. Er malt es an und bestreicht es mit roter Schminke; alle Löcher schmiert er zu.15Darauf zimmert er ihm eine passende Behausung, stellt es in eine Mauernische und nagelt es dort fest.16Er sorgt dafür, dass es nicht herunterfällt; denn er weiß, dass es sich selber nicht helfen kann. Es ist ja nur ein Bild, das auf fremde Hilfe angewiesen ist.17Aber wenn er sich um seinen Besitz sorgt, um seine Ehe und seine Kinder, schämt er sich nicht, den leblosen Gegenstand um Hilfe anzurufen. Er bittet das abgestorbene Holz um Gesundheit,18das tote Stück Holz um Leben. Er sucht Rat bei etwas, das keinerlei Erfahrung besitzt, Beistand für die Reise bei etwas, das nicht einen Schritt tun kann.19Er betet um Erfolg bei der Arbeit, in Handel und Handwerk zu etwas, das überhaupt keine Kraft in den Händen hat.