1Hätte ich doch eine Herberge in der Wüste! / Dann könnte ich mein Volk verlassen und von ihm weggehen.
Denn sie sind alle Ehebrecher, / eine Rotte von Treulosen.2Sie machen ihre Zunge zu einem gespannten Bogen; / Lüge, nicht Wahrhaftigkeit herrscht im Land.
Ja, sie schreiten von Verbrechen zu Verbrechen; / mich aber kennen sie nicht - Spruch des HERRN.3Nehmt euch in Acht vor eurem Nächsten, / keiner traue seinem Bruder!
Denn jeder Bruder betrügt / und jeder Nächste verleumdet. (Ps 41,10; Jer 12,6; Mi 7,5)4Ein jeder täuscht seinen Nächsten, / die Wahrheit reden sie nicht.
Sie haben ihre Zunge gelehrt, Lügen zu reden, / sie handeln verkehrt, zur Umkehr sind sie zu träge.[1]5Überall Unterdrückung, nichts als Betrug! / Sie weigern sich, mich zu kennen - / Spruch des HERRN.[2]6Darum - so spricht der HERR der Heerscharen: / Siehe, ich werde sie schmelzen und prüfen;
denn wie sollte ich sonst verfahren / mit der Tochter, meinem Volk?7Ein tödlicher Pfeil ist ihre Zunge, / Betrug redet sie.
Mit seinem Mund sagt man Friede zum Nächsten, / doch mit seinem Inneren legt man ihm den Hinterhalt.8Sollte ich sie dafür nicht heimsuchen - Spruch des HERRN - / und an einem solchen Volk nicht Vergeltung üben? (Jer 5,9)9Über die Berge hin will ich Weinen und Klagen erheben, / über die Weideplätze der Steppe ein Totenlied!
Denn sie sind verwüstet, niemand zieht hindurch / und sie hören die Stimme der Herden nicht mehr.
Von den Vögeln des Himmels bis zum Vieh / ist alles geflohen, auf und davon.10Jerusalem mache ich zum Trümmerhaufen, / zur Behausung für Schakale.
Judas Städte mache ich zum Ödland, / das niemand bewohnt. (Jer 26,18)11Wer ist so weise, dass er dies einsieht? Zu wem hat der Mund des HERRN geredet, dass er verkünden kann, warum das Land zugrunde geht, warum es verwüstet ist gleich der Wüste, die niemand durchzieht?[3]12Der HERR erwiderte: Weil sie meine Weisung aufgaben, die ich ihnen vorgelegt habe, nicht auf meine Stimme hörten und nicht meine Weisung befolgten,13sondern der Verstocktheit ihres Herzens folgten und den Baalen nachliefen, an die ihre Väter sie gewöhnt hatten.14Darum - so spricht der HERR der Heerscharen, der Gott Israels: Siehe, ich gebe ihnen, diesem Volk, Wermut zu essen und Giftwasser zu trinken. (Jer 8,14; Jer 23,15)15Ich zerstreue sie unter die Völker, von denen weder sie noch ihre Väter wussten, und schicke das Schwert hinter ihnen her, bis ich sie vernichtet habe. (Jer 49,37)16So spricht der HERR der Heerscharen:
Begreift es! Ruft die Klagefrauen und sie sollen kommen! / Schickt nach den weisen Frauen und sie sollen kommen!17Schnell sollen sie kommen / und Klage über uns anstimmen,
sodass unsre Augen von Tränen fließen / und unsre Wimpern von Wasser triefen.18Da, horch, ein Klagelied ist aus Zion zu hören: / Ach, wie sind wir misshandelt, / in große Schande gestürzt!
Wir mussten die Heimat verlassen, / unsre Wohnungen hat man zerstört.19Ja, hört, ihr Frauen, das Wort des HERRN, / euer Ohr vernehme das Wort seines Mundes.
Lehrt eure Töchter die Klage, / eine lehre die andere das Totenlied:20Der Tod ist durch unsre Fenster gestiegen, / eingedrungen in unsre Paläste.
Er rafft das Kind von der Straße weg, / von den Plätzen die jungen Männer.21Rede! So lautet der Spruch des HERRN:
Die Leichen der Leute / liegen wie Dünger auf dem Feld,
wie Garben hinter dem Schnitter; / keiner ist da, der sie sammelt. (Jer 16,4; Jer 25,33)22So spricht der HERR:
Der Weise rühme sich nicht seiner Weisheit, / der Starke rühme sich nicht seiner Stärke, / der Reiche rühme sich nicht seines Reichtums.23Nein, wer sich rühmen will, rühme sich dessen, / dass er Einsicht hat und mich erkennt,
nämlich dass er weiß: Ich, der HERR, bin es, / der auf der Erde Gnade, Recht und Gerechtigkeit wirkt.
Denn an solchen Menschen habe ich Gefallen - / Spruch des HERRN. (1Kor 1,31; 2Kor 10,17)24Fürwahr, es werden Tage kommen - Spruch des HERRN -, da suche ich alle heim, die an der Vorhaut beschnitten sind:25Ägypten und Juda und Edom und die Ammoniter und Moab und alle mit gestutztem Haar, die in der Wüste wohnen, denn alle Nationen sind unbeschnitten - und das ganze Haus Israel ist unbeschnitten am Herzen.
1Wüsste ich nur einen Platz in der Wüste, eine Herberge für durchreisende Karawanen! Dann würde ich wegziehen von meinem Volk, ich würde es verlassen. Denn es ist eine Bande von Abtrünnigen; alle haben dem HERRN die Treue gebrochen.2»Ihre Zunge ist wie ein schussbereiter Bogen«, sagt der HERR. »Lüge ist Trumpf, die Wahrheit unterliegt. Sie begehen Verbrechen über Verbrechen; von mir wollen sie nichts wissen.3Darum seid auf der Hut vor euren Freunden und traut selbst eurem Bruder nicht! Denn der Bruder ist auch nicht besser als Jakob und betrügt euch bestimmt[1] und die Freunde reden nur schlecht über euch. (1Mo 25,26; 1Mo 27,36; Jer 12,6; Mi 7,5)4Jeder betrügt jeden, niemand sagt die Wahrheit. Sie sind Meister im Lügen und so ins Böse verstrickt, dass sie sich nicht mehr daraus lösen können.5Unterdrückung folgt auf Unterdrückung, Betrug auf Betrug.[2] Sie wollen mich nicht kennen.«6Deshalb sagt der HERR, der Herrscher der Welt:[3] »Wie Metall im Feuer geschmolzen und gereinigt wird, so werde ich mein Volk durch das Feuer des Gerichts schicken. Es bleibt mir nichts anderes übrig. (Jes 48,10)7Ihre Worte sind wie tödliche Pfeile. Hinterhältig reden sie miteinander, täuschen Freundschaft und Wohlwollen vor, aber insgeheim stellen sie sich gegenseitig Fallen. (Ps 12,3; Ps 57,5)8Sollte ich ein solches Volk nicht bestrafen«, sagt der HERR, »sollte ich an ihm nicht Vergeltung üben?« (Jer 5,9)
Totenklage über Juda und Jerusalem
9Ich will weinen über das Bergland, die Totenklage singen über die Weideplätze in der Steppe; denn alles ist verbrannt und verwüstet. Kein Mensch ist mehr unterwegs, das Blöken der Herden ist verstummt, selbst die Vögel und wilden Tiere sind geflohen und lassen sich nicht mehr sehen.10Der HERR sagt: »Jerusalem mache ich zum Trümmerhaufen, in dem die Schakale hausen. Die Städte in Juda mache ich zu Wüsten, in denen niemand mehr wohnt.« (Jer 26,18)11Warum ist es so weit gekommen? Warum wird das Land verbrannt und verwüstet, sodass kein Mensch mehr hindurchzieht? Gibt es einen Weisen, der das erklären kann, einen Propheten, dem der HERR es offenbart hat und der es uns sagen kann?12Der HERR selbst gibt darauf die Antwort: »Sie halten sich nicht an meine Weisung, sie hören nicht auf das, was ich sage.13Vielmehr tun sie, was ihr böses und eigensinniges Herz ihnen eingibt: Sie laufen den Baalen nach, wie sie es von ihren Vorfahren gelernt haben. (Jer 7,24)14Darum sage ich, der Herrscher der Welt, der Gott Israels: ›Ich werde diesem Volk bittere Kost zu essen geben und Gift zu trinken. (Jer 8,14)15Ich treibe sie fort zu fremden Völkern, von denen weder sie noch ihre Vorfahren etwas wussten; ich lasse Kriege gegen sie wüten, bis nichts mehr von ihnen übrig ist.‹16Darum sage ich, der Herrscher der Welt: ›Begreift, was die Stunde geschlagen hat: Ruft die Klagefrauen! Holt die Frauen herbei, die sich aufs Weinen und Klagen verstehen!‹«[4]17Ja, schnellstens sollen sie kommen und über uns das Klagelied anstimmen, damit unsere Augen von Tränen überfließen!18Horcht, vom Zionsberg hört man schon die Klage: »Ach, wir können es nicht fassen! Schmach und Schande stürzte auf uns ein. Alle unsere Häuser riss man ein. Unser Land – wir mussten es verlassen!«19Auf denn, ihr Frauen, begreift, was der HERR gesagt hat! Singt euren Töchtern das Klagelied vor, eine Frau soll es der anderen beibringen:20»Durch die Fenster kam der Tod herein, keins der Häuser hat er ausgelassen. Unsere Kinder holt er auf den Straßen, Burschen sammelt er vom Marktplatz ein.«21Auch das noch hat der HERR gesagt und hat mir befohlen, es weiterzusagen: »Menschenleichen werden wie Dünger auf den Äckern liegen. Wie Getreidehalme unter der Sichel des Schnitters, so werden die Menschen fallen, aber niemand wird da sein, um sie aufzuheben.« (Jer 14,16; Jer 16,4; Jer 25,33; Am 8,3)
Worauf ein Mensch stolz sein darf
22Der HERR sagt: »Der Weise soll sich nicht wegen seiner Weisheit rühmen, der Starke nicht wegen seiner Stärke und der Reiche nicht wegen seines Reichtums. (Spr 21,30; 1Kor 1,31; Sir 10,22)23Grund sich zu rühmen hat nur, wer mich erkennt und begreift, was ich will. Denn ich bin der HERR, der Liebe, Recht und Treue auf der Erde schafft! An Menschen, die sich danach richten, habe ich Freude.«
Gegen das Bündnis der Beschnittenen
24»Der Tag kommt«, sagt der HERR, »an dem ich mit allen Beschnittenen abrechne:25mit den Ägyptern und den Leuten von Juda, mit den Edomitern, den Ammonitern, den Moabitern und mit den Stämmen in der Wüste, die sich ihre Schläfen kahl rasieren. Denn alle diese Völker – auch die Leute von Israel – sind für mich unbeschnitten, weil sie ihr Herz nicht beschnitten haben!« (Jer 4,4)