1Agrippa aber sprach zu Paulus: Es ist dir erlaubt, für dich selbst zu reden. Da streckte Paulus die Hand aus und verteidigte sich: (Apg 9,1; Apg 13,16; Apg 22,1)2Ich schätze mich glücklich[1], König Agrippa, dass ich mich über alles, dessen ich von den Juden angeklagt werde, heute vor dir verteidigen soll;3besonders weil du ein hervorragender Kenner bist von allen Gebräuchen und Streitfragen, die unter den Juden sind. Darum bitte ich dich, mich langmütig anzuhören.4Meinen Lebenswandel nun von Jugend auf, der von Anfang an unter meiner Nation in Jerusalem gewesen ist, wissen alle Juden. (Apg 22,3)5Sie kennen mich von der ersten Zeit her – wenn sie es bezeugen wollen –, dass ich nach der strengsten Sekte unserer Religion, als Pharisäer, lebte. (Apg 23,6)6Und nun stehe ich vor Gericht wegen der Hoffnung auf die von Gott an unsere Väter geschehene Verheißung, (Apg 23,6)7zu der unser zwölfstämmiges ⟨Volk⟩, unablässig Nacht und Tag ⟨Gott⟩ dienend, hinzugelangen hofft. Wegen dieser Hoffnung, König, werde ich von den Juden angeklagt. (Apg 24,15; Eph 1,12)8Warum wird es bei euch für etwas Unglaubliches gehalten, wenn Gott Tote auferweckt? (Lk 24,11; Apg 23,8)9Ich meinte freilich bei mir selbst, gegen den Namen Jesu, des Nazoräers[2], viel Feindseliges tun zu müssen,10was ich auch in Jerusalem getan habe; und auch viele der Heiligen habe ich in Gefängnisse eingeschlossen, nachdem ich von den Hohen Priestern[3] die Vollmacht empfangen hatte; und wenn sie umgebracht wurden, so gab ich meine Stimme dazu.11Und in allen Synagogen[4] zwang ich sie oftmals durch Strafen, zu lästern; und indem ich über die Maßen gegen sie wütete, verfolgte ich sie sogar bis in die ausländischen Städte. (Apg 8,3)12Und als ich dabei mit Vollmacht und Erlaubnis von den Hohen Priestern nach Damaskus reiste,13sah ich mitten am Tag auf dem Weg, König, vom Himmel her ein Licht, das den Glanz der Sonne übertraf, welches mich und die, die mit mir reisten, umstrahlte.14Als wir aber alle zur Erde niedergefallen waren, hörte ich eine Stimme in hebräischer Mundart zu mir sagen: Saul, Saul, was verfolgst du mich? Es ist hart für dich, gegen den Stachel auszuschlagen!15Ich aber sprach: Wer bist du, Herr? Der Herr aber sprach: Ich bin Jesus, den du verfolgst.16Aber richte dich auf und stelle dich auf deine Füße! Denn hierzu bin ich dir erschienen, dich zu einem Diener und Zeugen dessen zu verordnen, was du gesehen hast, wie auch dessen, worin ich dir erscheinen werde. (Apg 22,14; Eph 3,7)17[5] Ich werde dich herausnehmen[6] aus dem Volk und den Nationen, zu denen ich dich sende, (Jer 1,7; Röm 1,5)18ihre Augen zu öffnen, dass sie sich bekehren von der Finsternis zum Licht und von der Macht des Satans zu Gott, damit sie Vergebung der Sünden empfangen und ein Erbe unter denen, die durch den Glauben an mich geheiligt sind. (Ps 146,8; Jes 49,6; Apg 5,31; Apg 20,32; Kol 1,13; 1Thess 5,5; 1Petr 2,9)19Daher, König Agrippa, war ich nicht ungehorsam der himmlischen Erscheinung,20sondern verkündigte denen in Damaskus zuerst und in Jerusalem und in der ganzen Landschaft von Judäa und den Nationen, Buße zu tun und sich zu Gott zu bekehren, indem sie der Buße würdige Werke vollbrächten. (Mt 3,8; Apg 2,38; Apg 17,30)21Deshalb haben mich die Juden im Tempel ergriffen und versucht, mich zu ermorden. (Apg 21,30)22Da ich nun Beistand von Gott erlangte, stehe ich bis zu diesem Tag[7] und bezeuge Klein und Groß – indem ich nichts sage außer dem, was auch die Propheten und Mose geredet haben, dass es geschehen werde –, (Lk 24,27; Apg 24,14; Röm 3,21)23dass der Christus leiden sollte, dass er als Erster durch[8] Totenauferstehung Licht verkündigen sollte, sowohl dem Volk als auch den Nationen. (Apg 3,18; Apg 13,47; Kol 1,18)24Während er aber dies zur Verteidigung sagte, spricht Festus mit lauter Stimme: Du bist von Sinnen, Paulus! Die große Gelehrsamkeit bringt dich zum Wahnsinn.25Paulus aber spricht: Ich bin nicht von Sinnen, hochedler Festus, sondern ich rede Worte der Wahrheit und der Besonnenheit.26Denn der König weiß um diese Dinge, zu dem ich auch mit Freimütigkeit rede; denn ich bin überzeugt, dass ihm nichts hiervon verborgen ist, denn nicht in einem Winkel ist dies geschehen. (Joh 18,20)27Glaubst du, König Agrippa, den Propheten? Ich weiß, dass du glaubst.28Agrippa aber sprach zu Paulus: In Kurzem überredest du mich, ein Christ zu werden. (Apg 11,26)29Paulus aber sprach: Ich möchte zu Gott beten, dass über kurz oder lang nicht allein du, sondern auch alle, die mich heute hören, solche werden, wie auch ich bin, ausgenommen diese Fesseln. (2Tim 2,9)30Und der König stand auf und der Statthalter und Berenike und die mit ihnen dasaßen.31Und als sie sich zurückgezogen hatten, redeten sie miteinander und sagten: Dieser Mensch tut nichts, was des Todes oder der Fesseln wert wäre. (Apg 23,9)32Agrippa aber sprach zu Festus: Dieser Mensch hätte losgelassen werden können, wenn er sich nicht auf den Kaiser berufen hätte. (Apg 25,11)
Apostelgeschichte 26
Zürcher Bibel
von Theologischer Verlag Zürich1Da sagte Agrippa zu Paulus: Es ist dir gestattet, in eigener Sache zu sprechen. Darauf hob Paulus die Hand zu seiner Verteidigungsrede:2Ich schätze mich glücklich, König Agrippa, dass ich mich heute vor dir gegen all die Vorwürfe von Seiten der Juden verteidigen darf,3zumal du ein Kenner aller jüdischen Bräuche und Streitfragen bist. Darum bitte ich dich, mich mit Wohlwollen anzuhören.4Das Leben, das ich von frühester Jugend an unter meinem Volk und in Jerusalem geführt habe, ist allen Juden bekannt.5Sie kennen mich von früher und wissen - und wenn sie wollen, können sie es auch bezeugen -, dass ich nach der strengsten Richtung unserer Religion gelebt habe, nämlich als Pharisäer. (Apg 22,3; Apg 23,6)6Und jetzt stehe ich vor Gericht wegen der Hoffnung auf die Verheissung, die von Gott an unsere Väter ergangen ist; (Apg 13,32; Apg 28,20)7sie zu erlangen, hofft unser Volk der zwölf Stämme in unablässigem Gottesdienst, Tag und Nacht. Wegen dieser Hoffnung werde ich von den Juden verklagt, mein König!8Warum sollte es bei euch als unglaubhaft gelten, wenn Gott Tote auferweckt? (Apg 4,2)9Ich freilich meinte selbst einmal, ich müsse den Namen des Jesus von Nazaret mit allen Mitteln bekämpfen. (Apg 9,1; Apg 22,3)10Das habe ich in Jerusalem auch getan: Viele von den Heiligen liess ich, ausgestattet mit der Vollmacht der Hohen Priester, in Gefängnisse einsperren, und wenn sie hingerichtet werden sollten, stimmte ich dafür. (Apg 8,3)11In allen Synagogen nötigte ich sie, oftmals unter Anwendung von Folter, Gott zu lästern, ja in masslosem Wüten verfolgte ich sie sogar über Jerusalem hinaus in andere Städte.12Als ich in solcher Absicht mit Vollmacht und Erlaubnis der Hohen Priester nach Damaskus reiste,13sah ich unterwegs, mein König, mitten am Tag ein Licht, das mich und meine Begleiter vom Himmel her umstrahlte, heller als das Leuchten der Sonne.14Wir stürzten alle zu Boden, und ich hörte eine Stimme, die auf Hebräisch zu mir sagte: Saul, Saul, was verfolgst du mich? Es wird dich hart ankommen, gegen den Stachel auszuschlagen.15Ich sagte: Wer bist du, Herr? Der Herr sprach: Ich bin Jesus, den du verfolgst.16Aber nun steh auf und stell dich auf deine Füsse! Denn ich bin dir erschienen, um dich zu erwählen zum Diener und zum Zeugen für mich, so wie du mich jetzt gesehen hast und wie ich dir künftig erscheinen werde. (Hes 2,1)17Ich will dich schützen vor deinem Volk und vor den andern Völkern, zu denen ich dich sende. (Jer 1,8)18Du sollst ihnen die Augen öffnen, dass sie sich von der Finsternis zum Licht, von der Macht des Satans zu Gott hinwenden und dass sie Vergebung der Sünden und ihr Erbe in der Schar der Geheiligten empfangen durch den Glauben an mich. (Jes 42,7; Kol 1,12)19Darum, König Agrippa, war ich der himmlischen Erscheinung nicht ungehorsam,20sondern ich verkündigte zuerst den Leuten in Damaskus und in Jerusalem, dann in ganz Judäa und unter den Heiden, es gelte umzukehren, sich Gott zuzuwenden und zu tun, was der Umkehr entspricht. (Apg 11,18; Apg 17,30)21Das ist es, weshalb mich einige Juden im Tempel ergriffen und versucht haben, mich umzubringen. (Apg 21,30)22Da mir nun bis auf den heutigen Tag Hilfe von Gott zuteil geworden ist, stehe ich hier und lege Zeugnis ab vor Gross und Klein, indem ich nichts anderes sage, als was nach den Worten der Propheten und des Mose geschehen musste: (Lk 24,25; Apg 3,18; Apg 28,23)23dass nämlich der Gesalbte leiden muss und dass er als Erster von den Toten auferstehen und dem Volk und allen Völkern das Licht verkündigen wird. (Lk 2,32; Apg 17,3; Kol 1,18)24Als er dies zu seiner Verteidigung anführte, rief Festus mit lauter Stimme: Du bist von Sinnen, Paulus! Das viele Studieren treibt dich in den Wahnsinn.25Paulus entgegnete: Ich bin nicht von Sinnen, edler Festus, sondern was ich sage, ist wahr und vernünftig.26Der König, zu dem ich voller Zuversicht spreche, versteht sich nämlich auf diese Dinge; ich bin überzeugt, dass ihm nichts davon verborgen geblieben ist - es hat sich ja nicht in irgendeinem Winkel zugetragen.27Glaubst du den Propheten, König Agrippa? Ich weiss, dass du ihnen glaubst.28Agrippa sagte zu Paulus: Wenig fehlt, und du bringst mich dazu, als Christ aufzutreten.[1]29Paulus antwortete: Ich wünschte mir von Gott, dass über kurz oder lang nicht nur du, sondern alle, die mich heute hören, das werden, was ich bin - freilich ohne diese Fesseln.30Da erhoben sich der König und der Statthalter und auch Berenike und die Übrigen, die bei ihnen sassen. (Apg 25,23)31Sie zogen sich zurück, besprachen sich miteinander und sagten: Dieser Mensch tut nichts, was Tod oder Haft verdient, (Apg 23,29; Apg 25,25)32und Agrippa sagte zu Festus: Dieser Mensch könnte wieder frei sein, wenn er nicht den Kaiser angerufen hätte. (Apg 25,11)