Hiob 29

Elberfelder Bibel

von SCM Verlag
1 Und Hiob fuhr fort, seinen Spruch zu erheben, und sagte: (Hi 27,1)2 Dass ich wäre wie in den früheren Monaten, wie in den Tagen, da Gott mich behütete! –3 als seine Leuchte über meinem Haupt schien, als ich bei seinem Licht durch die Finsternis ging; (Hi 22,28; Ps 18,29; Ps 112,4)4 wie ich war in den Tagen meiner Jugend, als über meinem Zelt Gottes Rat[1] ⟨waltete⟩,5 als der Allmächtige noch mit mir war, meine Söhne[2] mich umgaben;6 als meine Schritte sich in Dickmilch badeten, und der Fels neben mir Bäche von Öl ausgoss! (5Mo 32,13; Ps 81,17; Hes 16,13)7 Ging ich durch das Tor in die Stadt hinauf, stellte ich meinen Sitz auf dem ⟨öffentlichen⟩ Platz auf. (1Mo 34,20; Spr 31,23)8 Sahen mich ⟨dann⟩ die jungen Männer, so verbargen sie sich, und die Greise erhoben sich, blieben stehen[3].9 Die Obersten hielten die Worte zurück und legten die Hand auf ihren Mund.10 Die Stimme der führenden Männer[4] verstummte[5], und ihre Zunge klebte an ihrem Gaumen.11 Hörte ⟨mich⟩ ein Ohr, so pries es mich glücklich, und sah ⟨mich⟩ ein Auge, so legte es Zeugnis für mich ab.12 Denn ich befreite den Elenden, der um Hilfe rief, und die Waise, die[6] keinen Helfer hatte. (Hi 22,6; Hi 31,18; Ps 82,3; Spr 31,8; Jak 1,27)13 Der Segenswunsch des Mutlosen[7] kam auf mich, und das Herz der Witwe ließ ich jauchzen. (5Mo 24,13; Rut 2,20; Hi 31,19; Spr 11,26)14 Ich kleidete mich in Gerechtigkeit, mich bekleidete wie ein Oberkleid und Kopfbund mein Recht. (Ps 132,9)15 Auge[8] wurde ich dem Blinden, und Fuß[9] dem Lahmen war ich!16 Ein Vater war ich für die Armen, und den Rechtsstreit dessen, den ich nicht kannte, untersuchte ich. (Hi 30,25; Hi 31,31; Spr 29,7)17 Und ich zerschmetterte die Kinnladen des Übeltäters, und seinen Zähnen entriss ich[10] die Beute. (Spr 30,14)18 Und ich sagte ⟨mir⟩: Zusammen mit meinem Nest werde ich verscheiden und wie der Phönix ⟨meine⟩ Tage zahlreich machen.[11]19 Meine Wurzel wird geöffnet sein zum Wasser hin, und der Tau wird auf meinem Gezweig übernachten.20 Meine Ehre wird frisch bei mir bleiben, und mein Bogen in meiner Hand wird sich verjüngen[12]. (1Mo 49,24)21 Man hörte mir zu und wartete und verhielt sich still gegenüber meinem Rat.22 Hatte ich geredet, so[13] sagte man nichts mehr ⟨dagegen⟩, und auf sie träufelte meine Rede. (5Mo 32,2; Mi 5,6)23 Und sie warteten auf mich wie auf Regen und sperrten ihren Mund auf ⟨wie⟩ nach Spätregen. (Jer 5,24; Sach 10,1)24 Lächelte ich denen zu, die kein Vertrauen hatten, dann nahmen sie das Leuchten meines Gesichts auf[14].25 Ich wählte für sie den Weg aus und saß als Haupt und thronte wie ein König unter der Kriegsschar wie einer, der Trauernde tröstet.

Hiob 29

Neues Leben. Die Bibel

von SCM Verlag
1 Und Hiob fuhr mit seiner Rede fort: (Hi 27,1)2 »Könnte mein Leben doch so sein wie früher, als Gott mich noch beschützte, (Jer 31,28)3 als sein Licht über mir leuchtete und ich bei seinem Licht durch die Dunkelheit ging. (Hi 11,17)4 Ach, wäre es wie in meinen besten Jahren, als Gott mir ein vertrauter Freund war[1],5 als der Allmächtige auf meiner Seite stand und ich von meinen Kindern umgeben war,6 als ich Milch im Überfluss hatte und mein Olivenöl in Strömen floss.[2] (5Mo 32,13; Ps 81,17)7 Wenn ich damals zum Stadttor ging, nahm ich einen Ehrenplatz ein.8 Die jungen Leute machten mir Platz, wenn sie mich sahen, und selbst die Alten erhoben sich achtungsvoll, wenn ich kam, und blieben vor mir stehen.9 Die Vornehmen unterbrachen ihre Rede und legten respektvoll die Hand an den Mund. (Hi 21,5; Hi 29,21)10 Die führenden Männer hielten im Gespräch inne und schwiegen.11 Was ich sagte, stieß auf begeisterte Zustimmung. Alle, die mich sahen, sprachen gut von mir. (Hi 4,3)12 Denn ich rettete den Armen, der in seiner Not aufschrie, und stand dem Waisenkind bei, das niemanden mehr hatte. (Hi 24,4; Hi 31,16; Hi 34,28)13 Ich half denen, die alle Hoffnung verloren hatten, und sie segneten mich dafür. Und ich machte die Witwen wieder froh. (Hi 31,19)14 Gerechtigkeit machte ich zum Mantel, der mich bekleidete, und das Recht zu meiner Kopfbedeckung. (Ps 132,9; Jes 59,17; Jes 61,10; Eph 6,14)15 Ich ersetzte den Blinden die Augen und den Lahmen die Füße.16 Ich kümmerte mich wie ein Vater um die Armen und sorgte dafür, dass auch Fremde einen gerechten Prozess bekamen. (Spr 29,7)17 Ich brach dem gottlosen Unterdrücker den Kiefer, sodass er seine Beute freigeben musste. (Ps 3,8)18 Ich dachte: ›Ich werde nach einem langen Leben im Kreise meiner Familie sterben.[3]19 Ich werde wie ein Baum sein, dessen Wurzeln bis zum Wasser reichen und dessen Zweige vom Tau erfrischt werden. (Jer 17,8; Hos 14,6)20 Meine Würde wird mir erhalten bleiben und meine Kraft wird sich immer wieder erneuern[4].‹ (1Mo 49,24; Ps 18,35)21 Ja, alle hörten auf mich und warteten auf meinen Rat. Sie hörten sich schweigend an, was ich zu sagen hatte.22 Und wenn ich fertig war, hatten sie nichts hinzuzufügen, denn mein Rat stellte sie völlig zufrieden[5].23 Sie sehnten sich nach meinen Worten wie nach dem Regen; sie warteten so begierig darauf wie auf den Spätregen.24 Wenn sie mutlos waren, lächelte ich ihnen zu, und mein froher Blick richtete sie auf.25 Ich sagte ihnen, was sie tun sollten, und saß als Oberhaupt bei ihnen, wie ein König, auf den das Volk einstürmt[6] und der die Trauernden tröstet. (Hi 1,3; Hi 4,4; Hi 16,5)