Davids Trauer um Absalom – Joabs Vorwürfe gegen David
1Da schrak der König zusammen, und er stieg hinauf ins Obergemach des Tor⟨gebäud⟩es und weinte. Und so rief er im Gehen: Mein Sohn Absalom! Mein Sohn, mein Sohn Absalom! Wäre ich doch an deiner Stelle gestorben! Absalom, mein Sohn, mein Sohn! (1Mo 37,35)2Und es wurde Joab berichtet: Siehe, der König weint und trauert um Absalom.3So wurde der Sieg[1] an diesem Tag zur Trauer für das ganze ⟨Kriegs⟩volk, denn das Volk hatte an jenem Tag gehört: Der König grämt sich wegen seines Sohnes.4Da stahl sich das ⟨Kriegs⟩volk an jenem Tag davon, um in die Stadt zu kommen, wie sich ⟨Kriegs⟩volk davonstiehlt, das sich schämt, weil es im Kampf geflohen ist.5Und der König hatte sein Gesicht verhüllt, und der König schrie mit lauter Stimme: Mein Sohn Absalom! Absalom, mein Sohn, mein Sohn! (2Sam 15,30; 2Sam 18,17)6Da ging Joab zum König ins Haus hinein und sagte: Du hast heute das Gesicht all deiner Knechte schamrot gemacht, die heute dein Leben gerettet haben und das Leben deiner Söhne und deiner Töchter und das Leben deiner Frauen und das Leben deiner Nebenfrauen,7indem du liebst, die dich hassen, und hasst, die dich lieben. Denn du hast heute bekundet, dass dir Oberste und Knechte nichts sind. Ja, heute erkenne ich: Wenn Absalom am Leben wäre, wir alle heute aber tot, das wäre dann recht gewesen in deinen Augen!8Nun aber mache dich auf, geh hinaus und rede zum Herzen deiner Knechte! Denn bei dem HERRN schwöre ich ⟨dir⟩: Wenn du nicht hinausgehst, dann wird diese Nacht nicht ein Mann bei dir bleiben! Und das wäre schlimmer für dich als all das Schlimme, das über dich gekommen ist von deiner Jugend an bis jetzt.
Davids Rückkehr
9Da erhob sich der König und setzte sich ins Tor. Und man berichtete dem ganzen ⟨Kriegs⟩volk: Siehe, der König sitzt im Tor! Da kam das ganze ⟨Kriegs⟩volk vor den König. Israel aber war geflohen, jeder zu seinen Zelten. (2Sam 18,17)10Und das ganze Volk stritt sich in allen Stämmen Israels und sagte: Der König hat uns aus der Hand unserer Feinde befreit, und er hat uns gerettet aus der Hand der Philister. Und jetzt ist er vor Absalom aus dem Land geflohen. (2Sam 15,14)11Absalom aber, den wir über uns gesalbt hatten, ist im Kampf gestorben. Und nun, warum schweigt ihr, ⟨anstatt⟩ den König wieder zurückzuholen? (2Sam 18,14)12Und der König David sandte zu den Priestern Zadok und Abjatar und ließ ⟨ihnen⟩ sagen: Redet zu den Ältesten von Juda: Warum wollt ihr die Letzten sein, den König in sein Haus zurückzuholen, wo ⟨doch⟩ das Wort von ganz Israel ⟨bereits⟩ zum König in sein Haus gekommen ist? (2Sam 8,17)13Meine Brüder seid ihr, ihr seid mein Gebein und mein Fleisch! Und warum wollt ihr die Letzten sein, den König zurückzuholen? (2Sam 5,1)14Und zu Amasa sollt ihr sagen: Bist du nicht mein Gebein und mein Fleisch? So soll mir Gott tun und so hinzufügen, wenn du nicht alle Tage Heeroberster vor mir sein sollst an Joabs Stelle! (2Sam 3,9; 2Sam 5,1; 2Sam 17,25; 2Sam 20,4)15Und er neigte das Herz aller Männer von Juda wie das eines Mannes. Und sie sandten zum König: Kehre zurück, du und alle deine Knechte!16Da kehrte der König zurück und kam bis an den Jordan, während Juda nach Gilgal gekommen war, um dem König entgegenzugehen und den König über den Jordan zu führen. (1Sam 10,8)
David begnadigt Schimi
17Da eilte Schimi, der Sohn Geras, der Benjaminiter, der von Bahurim war, und kam mit den Männern von Juda herab dem König David entgegen: (2Sam 3,16; 2Sam 16,5)18Und tausend Mann aus Benjamin waren bei ihm, und Ziba, der Diener des Hauses Sauls, und seine fünfzehn Söhne und seine zwanzig Knechte mit ihm. Und sie waren, bevor der König ⟨kam⟩, durch den Jordan gewatet[2] (2Sam 9,2; 2Sam 9,10; 2Sam 19,30)19und versahen den Dienst[3], das Haus des Königs hinüberzugeleiten und zu tun, was gut war in seinen Augen. Und Schimi, der Sohn des Gera, fiel vor dem König nieder, als der den Jordan überschreiten wollte.20Und er sagte zum König: Mein Herr rechne mir die Schuld nicht an und denke nicht ⟨länger⟩ daran, was dein Knecht verkehrt gemacht hat an dem Tag, als mein Herr, der König, aus Jerusalem auszog, dass der König es zu Herzen nimmt![4]21Denn dein Knecht hat erkannt: Ich habe gesündigt. Aber siehe, ich bin heute gekommen, als Erster vom ganzen Haus Josef, um hinabzuziehen, meinem Herrn, dem König, entgegen. (2Sam 16,5)22Da antwortete Abischai, der Sohn der Zeruja, und sagte: Sollte nicht Schimi dafür getötet werden, dass er dem Gesalbten des HERRN geflucht hat? (1Sam 26,9; 2Sam 16,5)23David aber sagte: Was habe ich mit euch ⟨zu tun⟩, ihr Söhne der Zeruja, dass ihr mir heute zu Widersachern[5] werden wollt? Sollte heute ein Mann in Israel getötet werden? Weiß ich denn nicht, dass ich heute König bin über Israel? (1Sam 11,13; 2Sam 16,10; Lk 9,55)24Und der König sagte zu Schimi: Du sollst nicht sterben! Und der König schwor ihm. (1Kön 2,8)
Davids Begegnung mit Mefi-Boschet
25Und Mefi-Boschet, der Sohn Sauls, kam herab, dem König entgegen. Und er hatte seine Füße nicht gepflegt und seinen Bart nicht gepflegt und seine Kleider nicht gewaschen von dem Tag an, als der König weggegangen war, bis zu dem Tag, an dem er in Frieden ⟨zurück⟩kommen würde. (2Sam 9,6)26Und es geschah, als er ⟨von⟩ Jerusalem dem König entgegenkam, da sagte der König zu ihm: Warum bist du nicht mit mir gezogen, Mefi-Boschet?27Er sagte: Mein Herr und König, mein Knecht hat mich betrogen! Denn dein Knecht hatte gesagt: Ich will mir den Esel satteln lassen und darauf reiten und mit dem König ziehen! – denn dein Knecht ist lahm. (2Sam 9,3)28Er aber ist als Verleumder gegen deinen Knecht zu meinem Herrn, dem König, gelaufen. Doch mein Herr, der König, ist wie der Engel Gottes. So tu, was gut ist in deinen Augen! (2Sam 14,17; 2Sam 15,26; 2Sam 16,3)29Denn das ganze Haus meines Vaters – das waren nichts als Männer des Todes vor meinem Herrn, dem König. Du aber hast deinen Knecht unter die gesetzt, die an deinem Tisch essen. Was für ein Recht[6] habe ich da noch und ⟨welchen Anspruch,⟩ noch zum König zu schreien? (2Sam 9,7)30Da sagte der König zu ihm: Wozu redest du noch von deinen Angelegenheiten? Ich sage: Du und Ziba, ihr sollt das Feld teilen! (2Sam 9,9; 2Sam 19,18)31Mefi-Boschet sagte zum König: Er mag auch das Ganze nehmen, nachdem mein Herr, der König, in Frieden in sein Haus gekommen ist!
Davids Begegnung mit Barsillai
32Und Barsillai, der Gileaditer, kam von Roglim herab und ging mit dem König über den Jordan, um ihn am Jordan entlang zu geleiten[7].33Barsillai war aber sehr alt, ein Mann von achtzig Jahren. Er war es, der den König versorgt hatte, als der sich in Mahanajim aufgehalten hatte, denn er war ein sehr reicher Mann. (2Sam 17,27; 1Tim 6,17)34Und der König sagte zu Barsillai: Du, geh mit mir hinüber, ich will dich bei mir in Jerusalem versorgen!35Doch Barsillai sagte zum König: Wie ⟨viel sind noch⟩ die Tage meiner Lebensjahre, dass ich mit dem König nach Jerusalem hinaufziehen sollte?36Achtzig Jahre bin ich heute alt. Kann ich ⟨da noch⟩ zwischen Gutem und Bösem unterscheiden[8]? Oder kann dein Knecht schmecken, was ich esse und was ich trinke? Oder kann ich noch auf die Stimme der Sänger und der Sängerinnen hören? Wozu sollte dein Knecht meinem Herrn, dem König, noch zur Last fallen? (Ps 90,10; Pred 12,1)37Kurz nur[9] kann dein Knecht mit dem König über den Jordan gehen. Und warum will der König mir diese ⟨große⟩ Vergeltung erweisen?38Lass doch deinen Knecht zurückkehren, dass ich in meiner Stadt sterbe, beim Grab meines Vaters und meiner Mutter. Aber siehe, ⟨hier ist⟩ dein Knecht Kimham! Der mag mit meinem Herrn, dem König, hinübergehen. Und tu ihm, was gut ist in deinen Augen! (1Kön 2,7; Jer 41,17)39Da sagte der König: Kimham soll mit mir hinübergehen, und ich will ihm tun, was gut ist in deinen Augen. Und alles, was du von mir begehrst[10], will ich für dich tun!40Und alles Volk ging über den Jordan, und ⟨auch⟩ der König ging hinüber. Und der König küsste Barsillai und segnete ihn; und der kehrte an seinen ⟨Heimat⟩ort zurück.41Und der König ging weiter nach Gilgal, und Kimham ging mit ihm hinüber. Und das ganze Volk von Juda und auch die Hälfte des Volkes von Israel führte den König hinüber.
Eifersucht von Juda und Israel auf David
42Und siehe, alle Männer von Israel kamen zum König und sagten zum König: Warum haben unsere Brüder, die Männer von Juda, dich gestohlen und den König und sein Haus und alle Männer Davids mit ihm über den Jordan geführt? (2Sam 2,4)43Da antworteten alle Männer[11] von Juda den Männern[12] von Israel: Weil der König mir nähersteht! Warum bist du denn über diese Sache erzürnt? Haben wir vom König etwa irgendetwas aufgegessen oder hat er uns irgendein Geschenk gemacht?44Aber die Männer[13] von Israel antworteten den Männern[14] von Juda und sagten: Ich habe zehn Anteile am König, und auch an David habe ich mehr ⟨Anrecht⟩ als du. Warum hast du mich verachtet? Ist nicht auch mein Wort das Erste gewesen, meinen König zurückzuholen? Aber das Wort der Männer[15] von Juda war härter als das Wort der Männer[16] von Israel. (Ri 8,1; Spr 15,1)
2.Samuel 19
Neues Leben. Die Bibel
von SCM Verlag1Da wurde der König von seinen Gefühlen überwältigt. Er stieg hinauf in das Zimmer über dem Tor und weinte. Noch im Gehen klagte er: »Mein Sohn Absalom! Mein Sohn, mein Sohn Absalom! Wäre ich doch nur an deiner Stelle gestorben! Absalom, mein Sohn, mein Sohn!« (2Mo 32,32; 2Sam 19,5; Röm 9,1)
Joab tadelt den König
2Joab erfuhr schon bald, dass der König um Absalom weinte und trauerte. (2Sam 18,5)3Als die Truppen von dem Kummer des Königs um seinen Sohn hörten, verkehrte sich ihre Freude über den Sieg in tiefe Trauer.4Sie schlichen an jenem Tag in die Stadt zurück, als ob sie sich schämten und in der Schlacht geflohen wären.5Der König hatte sein Gesicht verhüllt und klagte laut: »Mein Sohn Absalom! Absalom, mein Sohn, mein Sohn!« (2Sam 15,30; 2Sam 19,1)6Da ging Joab ins Haus des Königs und sagte zu ihm: »Wir haben heute dein Leben und das Leben deiner Söhne, Töchter, Frauen und Nebenfrauen gerettet. Und du beschämst uns durch dein Verhalten.7Du scheinst diejenigen zu lieben, die dich hassen, und die zu hassen, die dich lieben. Heute hast du deutlich gezeigt, dass dir deine Heerführer und Krieger nichts bedeuten. Seit heute weiß ich: Wenn Absalom am Leben und wir alle tot wären, wärst du zufrieden.8Jetzt geh hinaus und gratuliere dem Heer, denn ich schwöre beim HERRN, wenn du es nicht tust, wird nicht ein einziger Mann heute Nacht hierbleiben. Das wäre schlimmer für dich als alles, was du bisher erleben musstest.«9Da ging der König hinaus und setzte sich ins Stadttor, und als sich unter seinen Kriegern die Nachricht verbreitete, dass er dort war, gingen alle zu ihm hin. In der Zwischenzeit waren die Israeliten in ihre jeweiligen Heimatorte geflohen. (2Sam 8,1; 2Sam 15,2; 2Sam 18,24)10In allen Stämmen Israels stritten die Leute miteinander und sagten: »Der König hat uns von unseren Feinden befreit und vor den Philistern gerettet, doch jetzt musste er vor Absalom aus dem Land fliehen. (2Sam 8,1; 2Sam 15,14)11Nun ist Absalom, den wir zu unserem König gesalbt hatten, in der Schlacht gefallen. Worauf wartet ihr? Warum holt ihr den König nicht wieder zurück?«12König David hörte von diesem Wunsch des Volkes Israel. Da schickte er die Priester Zadok und Abjatar zu den Ältesten von Juda und ließ ihnen ausrichten: »Warum seid ihr die Letzten, die den König in seinen Palast zurückholen wollen? (2Sam 15,24)13Ihr seid doch meine Verwandten, mein Fleisch und Blut! Warum seid ihr die Letzten, die den König zurückholen wollen?14Und Amasa sollt ihr von mir ausrichten: ›Bist du nicht mit mir verwandt? Gott soll mich strafen, wenn ich dich nicht an Joabs Stelle zu meinem Heerführer ernenne.‹« (2Sam 17,25)15Da überzeugte David alle Männer von Juda und sie ließen dem König ausrichten: »Kehre zu uns zurück und bring alle mit, die bei dir sind.«
Davids Rückkehr nach Jerusalem
16Da machte sich der König auf den Rückweg. Als er am Jordan anlangte, kam ihm das Volk von Juda bis nach Gilgal entgegen, um ihn über den Fluss zu geleiten. (Jos 5,8; 1Sam 11,14)17Auch der Benjaminiter Schimi, der Sohn Geras, aus Bahurim, eilte mit den Männern von Juda herbei, um König David zu begrüßen. (2Sam 16,5; 1Kön 2,8)18Bei ihm waren 1000 Mann aus dem Stamm Benjamin, darunter auch Ziba, der Diener Sauls, mit seinen 15 Söhnen und 20 Knechten. Sie erreichten den Jordan noch vor der Ankunft des Königs. (2Sam 9,2)
David verschont Schimi
19Dann durchquerten sie die Furt und stellten sich dem König zur Verfügung, um ihn und sein Gefolge über den Fluss zu bringen. Als der König gerade den Jordan überqueren wollte, warf sich Schimi, der Sohn Geras, vor ihm zu Boden.20»Mein Herr und König, vergib mir«, bat er. »Vergiss das Schlimme, das ich getan habe, als du Jerusalem verlassen musstest. (2Sam 16,6)21Ich weiß jetzt, wie groß meine Sünde war. Deshalb bin ich heute hierher gekommen, um dich als Erster vom ganzen Haus Josef[1] zu begrüßen.«22Da sagte Abischai, der Sohn der Zeruja: »Schimi soll sterben, denn er hat den gesalbten König des HERRN verflucht!« (2Mo 22,27)23»Was soll ich bloß mit euch Söhnen der Zeruja machen! Ihr führt mich in Versuchung«, rief David aus. »Heute soll niemand in Israel getötet werden, denn ich bin wieder König über Israel!« (1Sam 11,13; 2Sam 16,9)24Und David wandte sich an Schimi und gelobte: »Du sollst nicht sterben!« (1Kön 2,8)
Davids Freundlichkeit gegenüber Mefi-Boschet
25Auch Mefi-Boschet, Sauls Enkel, kam dem König entgegen. Er hatte seit dem Tag, an dem der König Jerusalem verließ, bis zu dem Tag, an dem er in Frieden zurückkam, seine Füße und Kleider nicht mehr gewaschen und seinen Bart nicht geschnitten. (2Sam 9,5)26Als er nun von Jerusalem her dem König entgegenkam, fragte dieser ihn: »Warum bist du nicht mit mir gekommen, Mefi-Boschet?« (2Sam 16,17)27Mefi-Boschet antwortete: »Mein Herr und König, mein Diener hat mich hintergangen. Ich habe ihm befohlen: ›Sattle meinen Esel, damit ich mit dem König ziehen kann.‹ Denn wie du weißt, bin ich gelähmt. (2Sam 9,2)28Er aber hat mich bei dir, meinem Herrn und König, verleumdet. Doch ich weiß, dass du wie ein Engel Gottes bist, deshalb tu, was du für richtig hältst. (2Sam 14,17)29Alle Angehörigen meines Vaters hatten von dir nur den Tod zu erwarten, mein Herr und König, doch stattdessen hast du mich an deinen Tisch geladen! Wie könnte ich da vom König noch etwas fordern?« (2Sam 9,7)30»Schon gut«, antwortete der König. »Ich setze nun fest, dass du und Ziba den Besitz Sauls unter euch aufteilen sollt.«31»Er kann auch alles haben«, sagte Mefi-Boschet, »nachdem du wieder in Frieden heimgekehrt bist, mein Herr und König!«
Davids Freundlichkeit gegenüber Barsillai
32Der Gileaditer Barsillai war aus Roglim gekommen, um den König über den Jordan zu geleiten und ihn dort zu verabschieden. (2Sam 17,27; 1Kön 2,7)33Er war schon ein alter Mann von 80 Jahren. Er hatte den König während seines Aufenthaltes in Mahanajim mit Nahrung versorgt, denn er war sehr reich.34»Komm mit mir und wohne bei mir in Jerusalem«, sagte der König zu Barsillai. »Dort werde ich für dich sorgen.«35»Nein«, antwortete dieser, »ich bin viel zu alt, um mit dem König nach Jerusalem zu gehen.36Ich bin jetzt 80 Jahre alt und kann nicht mehr unterscheiden, was gut ist und was nicht. Was ich esse und trinke, kann ich nicht mehr schmecken, und ich kann die Stimmen der Sänger und Sängerinnen nicht mehr hören. Ich wäre nur eine Last für meinen Herrn, den König. (Ps 90,10)37Ich möchte nur noch mit dem König zusammen über den Jordan setzen. Warum willst du, mein König, mich so reich belohnen?38Lass mich in meine Heimatstadt zurückkehren, um dort zu sterben, wo mein Vater und meine Mutter begraben sind. Doch hier ist dein Diener Kimham. Lass ihn mit dir, mein Herr und König, ziehen und gib ihm, was immer du ihm Gutes geben willst!« (1Kön 2,7; Jer 41,17)39Der König stimmte zu: »Kimham soll mit mir gehen und ich will ihm Gutes tun. Was immer du möchtest, werde ich für dich tun!«40Danach überquerte das ganze Volk gemeinsam mit dem König den Jordan. Barsillai kehrte, nachdem David ihn gesegnet und geküsst hatte, in seine Heimatstadt zurück. (1Mo 32,1; Rut 1,14; 2Sam 14,33)41Der König zog nach Gilgal und nahm Kimham mit. Das ganze Heer Judas und das halbe Heer Israels begleiteten ihn über den Fluss.
Ein Streit um den König
42Doch die Israeliten beklagten sich beim König: »Warum haben unsere Brüder, die Männer von Juda, sich das Recht herausgenommen, den König, seine Familie und seine Männer über den Jordan zu bringen?«43»Weil der König uns näher steht«, entgegneten die Männer aus Juda. »Warum solltet ihr euch darüber ärgern? Wir haben nichts dafür vom König verlangt. Und er hat uns keine Geschenke dafür gegeben.«44»Aber es gibt zehn Stämme in Israel«, widersprachen die Israeliten. »Deshalb ist unser Anrecht auf David zehnmal größer als eures.[2] Warum habt ihr uns so missachtet? Haben wir nicht als Erste gesagt, dass wir ihn wieder zum König haben wollen?« Aber die Antwort der Männer aus Juda fiel noch schärfer aus als die der Israeliten. (2Sam 5,1)