Dina und Sichem – Betrug und Rache durch Jakobs Söhne
1Und Dina, die Tochter Leas, die sie dem Jakob geboren hatte, ging aus, die Töchter des Landes zu sehen. (1Mo 30,21)2Da sah Sichem sie, der Sohn des Hewiters Hamor, des Fürsten des Landes; und er nahm sie und legte sich zu ihr und tat ihr Gewalt an. (2Sam 11,4)3Und seine Seele hing an Dina, der Tochter Jakobs, und er liebte das Mädchen und redete zum Herzen des Mädchens. (1Mo 50,21; Ri 19,3; Hos 2,16)4Und Sichem sagte zu seinem Vater Hamor: Nimm mir dieses Mädchen zur Frau! (Ri 14,2)5Und Jakob hatte gehört, dass er seine Tochter Dina entehrt hatte, seine Söhne aber waren mit seinem Vieh auf dem Feld; so schwieg Jakob, bis sie kamen.6Und Hamor, der Vater Sichems, kam heraus zu Jakob, um mit ihm zu reden.7Und die Söhne Jakobs kamen vom Feld. Als sie ⟨aber davon⟩ hörten, fühlten sich die Männer gekränkt und wurden sehr zornig, weil er eine Schandtat in Israel verübt hatte, bei der Tochter Jakobs zu liegen. Denn so ⟨etwas⟩ hätte nicht geschehen dürfen. (5Mo 22,21; Ri 19,23; Ri 20,6; 2Sam 13,12; 2Sam 13,21)8Und Hamor redete mit ihnen und sagte: Mein Sohn Sichem – seine Seele hängt an eurer Tochter. Gebt sie ihm doch zur Frau,9und verschwägert euch mit uns: gebt uns eure Töchter, und nehmt euch unsere Töchter; (1Mo 24,3)10und bleibt bei uns wohnen, und das Land soll ⟨offen⟩ vor euch liegen! Bleibt, verkehrt darin, und macht euch darin ansässig! (1Mo 20,15)11Und Sichem sprach zu ihrem Vater und zu ihren Brüdern: Lasst mich Gunst finden in euren Augen! Was ihr mir sagt, will ich geben. (1Mo 32,6)12Legt mir sehr viel auf als Heiratsgeld und als Geschenk, ich will es geben, so wie ihr ⟨es⟩ mir sagt; nur gebt mir das Mädchen zur Frau! (2Mo 22,15; 1Sam 18,25)13Da antworteten die Söhne Jakobs dem Sichem und seinem Vater Hamor mit Hinterlist[1] und redeten, weil er ihre Schwester Dina entehrt hatte; (Spr 26,24)14und sie sagten zu ihnen: Wir können das nicht tun, unsere Schwester einem unbeschnittenen Mann geben, denn das wäre eine Schande für uns. (Jos 5,7; Ri 14,3)15Nur[2] unter der ⟨Bedingung⟩ wollen wir euch zu Willen sein, wenn ihr werdet wie wir, indem sich alles Männliche bei euch beschneiden lässt; (1Mo 17,10)16dann wollen wir euch unsere Töchter geben und uns eure Töchter nehmen, und wir wollen bei euch wohnen bleiben und zu einem Volk werden.17Wenn ihr aber nicht auf uns hört, euch beschneiden zu lassen, dann nehmen wir unsere Tochter und ziehen weg.18Und ihre Worte waren gut in den Augen Hamors und in den Augen Sichems, des Sohnes Hamors.19Und der junge Mann zögerte nicht, dies[3] zu tun, denn er hatte Gefallen an der Tochter Jakobs. Und er genoss mehr Ansehen als alle im Haus seines Vaters. (1Mo 29,20)20Und Hamor und sein Sohn Sichem kamen in das Tor ihrer Stadt, und sie redeten zu den Männern ihrer Stadt und sagten: (Rut 4,1; Hi 29,7)21Diese Männer sind friedlich gegen uns ⟨gesinnt⟩, so mögen sie im Land wohnen bleiben und darin verkehren; und das Land, siehe, nach beiden Seiten ausgedehnt ⟨liegt es⟩ vor ihnen. Wir wollen uns ihre Töchter als Frauen nehmen und ihnen unsere Töchter geben.22Nur[4] unter der ⟨Bedingung⟩ wollen die Männer uns zu Willen sein, bei uns zu wohnen ⟨und⟩ ein Volk ⟨mit uns⟩ zu werden, dass sich bei uns alles Männliche beschneiden lässt, so wie sie beschnitten sind. (1Mo 17,10)23Ihre Herden und ihr Besitz und all ihr Vieh, werden die nicht uns gehören? Nur[5] lasst uns ihnen zu Willen sein, und sie werden bei uns wohnen.24Da hörten auf Hamor und auf seinen Sohn Sichem alle, die zum Tor seiner Stadt ⟨ein- und⟩ ausgingen. So ließ sich alles Männliche beschneiden, alle, die zum Tor seiner Stadt ⟨ein- und⟩ ausgingen. (1Mo 23,10)25Und es geschah am dritten Tag, als sie in Schmerzen waren, da nahmen die beiden Söhne Jakobs, Simeon und Levi, die Brüder Dinas, jeder sein Schwert und kamen ungehindert gegen die Stadt[6] und erschlugen alles Männliche. (1Mo 49,5; Jos 5,8)26Auch Hamor und seinen Sohn Sichem erschlugen sie mit der Schärfe des Schwertes und nahmen Dina aus dem Haus Sichems und gingen davon.27Die Söhne Jakobs kamen über die Erschlagenen und plünderten die Stadt, weil sie ihre Schwester entehrt hatten.28Ihre Schafe und ihre Rinder und ihre Esel und ⟨alles⟩, was in der Stadt und was auf dem Feld war, nahmen sie;29und all ihr Vermögen und alle ihre Kinder und ihre Frauen führten sie weg und plünderten auch alles, was in den Häusern war. (4Mo 31,9)30Da sagte Jakob zu Simeon und Levi: Ihr habt mich ins Unglück gebracht, indem ihr mich stinkend macht bei den Bewohnern des Landes, bei den Kanaanitern und bei den Perisitern. Ich aber bin ein geringes Häuflein[7]. Wenn sie sich gegen mich versammeln, werden sie mich schlagen, und ich werde vernichtet, ich und mein Haus. (1Mo 12,6; 1Mo 13,7; 2Mo 5,21; Jos 7,25; 1Sam 13,4; 2Sam 16,21; Ps 105,12)31Sie aber sagten: Durfte er unsere Schwester wie eine Hure behandeln?
Vergewaltigung Dinas und Konflikt mit den kanaanitischen Bewohnern des Landes
1Dina, die Tochter Leas und Jakobs, ging einmal aus dem Zeltlager, um Frauen der Landesbewohner zu besuchen. (1Mo 30,21)2Sichem, der Sohn des Hiwiters Hamor, des führenden Mannes der Gegend, sah sie, fiel über sie her und vergewaltigte sie.3Er hatte aber eine echte Zuneigung zu Dina gefasst; deshalb suchte er ihr Herz zu gewinnen.4Zu seinem Vater Hamor sagte er: »Sieh zu, dass ich dieses Mädchen zur Frau bekomme!«5Jakob hörte, dass seine Tochter Dina geschändet worden war; aber weil seine Söhne gerade draußen bei den Herden waren, unternahm er nichts und wartete ihre Rückkehr ab.6Sichems Vater kam zu Jakob, um mit ihm über die Sache zu reden.7Als die Söhne Jakobs heimkamen und davon erfuhren, waren sie tief verletzt und es packte sie der Zorn, weil Sichem die Tochter Jakobs vergewaltigt hatte. Das galt in Israel als Schandtat; so etwas durfte nicht geschehen!8Hamor aber redete ihnen zu und sagte: »Mein Sohn Sichem liebt das Mädchen; gebt sie ihm doch zur Frau!9Warum sollen wir uns nicht miteinander verschwägern? Gebt uns eure Töchter, und heiratet ihr unsere Töchter!10Unser Gebiet steht euch zur Verfügung. Werdet hier bei uns ansässig und tauscht eure Erzeugnisse gegen die unseren. Wenn ihr wollt, könnt ihr auch Grund und Boden erwerben.«11Sichem sagte zu Dinas Vater und zu ihren Brüdern: »Schlagt meine Bitte nicht ab! Ich will euch alles geben, was ihr verlangt.12Ihr könnt den Brautpreis und die Hochzeitsgabe für die Braut so hoch ansetzen, wie ihr wollt; ich zahle alles, wenn ich nur das Mädchen zur Frau bekomme.«13Die Söhne Jakobs gaben Sichem und seinem Vater Hamor eine hinterlistige Antwort, weil Sichem ihre Schwester Dina geschändet hatte.14Sie sagten: »Wir können unsere Schwester nicht einem unbeschnittenen Mann geben; das geht gegen unsere Ehre.15Wir werden auf eure Bitte nur eingehen, wenn ihr uns gleich werdet und alle männlichen Bewohner eurer Stadt sich beschneiden lassen. (1Mo 17,9)16Dann geben wir euch unsere Töchter, und wir können eure Töchter heiraten; dann wollen wir bei euch bleiben und mit euch zusammen ein einziges Volk bilden.17Wenn ihr darauf nicht eingeht, nehmen wir das Mädchen und ziehen weg.«18Hamor und sein Sohn Sichem fanden den Vorschlag gut.19Der junge Mann nahm die Angelegenheit sogleich in die Hand, denn er liebte das Mädchen, und alle in seiner Familie hörten auf ihn.20Hamor und Sichem gingen zum Versammlungsplatz am Tor und trugen die Sache den Männern ihrer Stadt vor. Sie sagten:21»Diese Leute kommen in friedlicher Absicht zu uns; lassen wir sie doch bei uns wohnen und ihren Geschäften nachgehen. Es ist Platz genug für sie im Land. Wir wollen uns durch gegenseitige Heirat mit ihnen verbinden.22Sie sind bereit, bei uns zu bleiben und sich mit uns zu einem einzigen Volk zu vereinen. Nur eine Bedingung stellen sie: dass alle männlichen Bewohner unserer Stadt beschnitten werden, so wie es bei ihnen Brauch ist.23Wir wollen ihnen diese Bedingung erfüllen, dann werden sie unter uns wohnen und ihre Herden und ihr ganzer Besitz werden uns gehören!«24Die Männer der Stadt hörten auf die beiden, und alles, was männlich war, wurde beschnitten.25Am dritten Tag aber, als sie im Wundfieber lagen, nahmen Dinas Brüder Simeon und Levi ihre Schwerter, drangen in die unbewachte Stadt ein und töteten alle männlichen Bewohner. (1Mo 49,5)26Sie erschlugen auch Hamor und Sichem, holten ihre Schwester aus Sichems Haus und nahmen sie mit.27Dann raubten die Söhne Jakobs die Erschlagenen aus und plünderten die Stadt. So rächten sie sich dafür, dass Sichem ihre Schwester geschändet hatte.28Sie nahmen alle Schafe und Ziegen, Rinder, Esel und was sonst noch an Tieren in der Stadt und auf dem freien Feld war29und raubten alles, was sie in den Häusern fanden. Auch die Frauen und Kinder schleppten sie als Beute weg.30Jakob aber sagte zu Simeon und Levi: »Ihr habt mich ins Unglück gebracht! Die Bewohner des Landes, die Kanaaniter und die Perisiter, werden mich jetzt hassen wie einen Todfeind. Ich habe nur eine Handvoll Leute. Wenn sich alle gegen uns zusammentun, ist es um uns geschehen; sie bringen mich um mit meiner ganzen Familie!«31Aber die beiden erwiderten: »Wir konnten doch nicht hinnehmen, dass er unsere Schwester wie eine Hure behandelt hat!«