Richter 19

Elberfelder Bibel

von SCM Verlag
1 Und es geschah in jenen Tagen – einen König gab es ⟨damals⟩ nicht in Israel –, es geschah also, dass ein levitischer Mann am äußersten Ende des Gebirges Ephraim als Fremder wohnte, der nahm sich eine Nebenfrau aus Bethlehem ⟨in⟩ Juda. (Ri 3,27; Ri 12,8; Ri 17,6)2 Und seine Nebenfrau war wütend auf ihn[1] und lief weg von ihm ins Haus ihres Vaters nach Bethlehem ⟨in⟩ Juda und war dort eine Zeit lang, ⟨nämlich⟩ vier Monate.3 Da machte sich ihr Mann auf und ging ihr nach, um zu ihrem Herzen zu reden ⟨und⟩ sie zurückzubringen. Und er hatte seinen Knecht und ein Paar Esel bei sich. Sie aber führte ihn in das Haus ihres Vaters. Und als der Vater der jungen Frau[2] ihn sah, kam er ihm freudig entgegen. (1Mo 34,3)4 Und sein Schwiegervater, der Vater der jungen Frau, hielt ihn zurück, und er blieb drei Tage bei ihm. Und sie aßen und tranken und übernachteten dort.5 Und es geschah am vierten Tag, da machten sie sich früh am Morgen auf, und er erhob sich, um fortzugehen. Da sagte der Vater der jungen Frau[3] zu seinem Schwiegersohn: Stärke dein Herz mit einem Bissen Brot, und danach könnt ihr gehen! (1Mo 18,5; Ps 104,15)6 So blieben sie denn, aßen beide miteinander und tranken. Und der Vater der jungen Frau[4] sagte zu dem Mann: Tu ⟨mir⟩ doch den Gefallen und bleib über Nacht und lass dein Herz fröhlich sein! (Rut 3,7)7 Doch der Mann erhob sich, um fortzugehen. Da drang sein Schwiegervater in ihn, sodass er wieder dort übernachtete.8 Und am fünften Tag machte er sich früh am Morgen auf, um fortzugehen. Da sagte der Vater der jungen Frau[5]: Stärke doch dein Herz und verweilt, bis der Tag sich neigt! So aßen sie beide ⟨miteinander⟩.9 Dann erhob sich der Mann, um fortzugehen, er und seine Nebenfrau und sein Knecht. Aber sein Schwiegervater, der Vater der jungen Frau[6], sagte zu ihm: Sieh doch, der Tag nimmt ab, es will Abend werden. Übernachtet doch! Siehe, der Tag sinkt, übernachte hier und lass dein Herz fröhlich sein! Morgen früh könnt ihr euch dann auf euren Weg machen, und du magst zu deinem Zelt gehen.10 Aber der Mann wollte nicht übernachten, sondern erhob sich und zog fort. Und er kam bis gegenüber von Jebus, das ist Jerusalem, und bei ihm war das Paar gesattelter Esel, und seine Nebenfrau war bei ihm. (Jos 15,8; Jos 18,28)11 Sie waren bei Jebus, und der Tag war sehr gesunken, da sagte der Knecht zu seinem Herrn: Komm doch und lass uns in diese Stadt der Jebusiter einkehren und darin übernachten! (Ri 1,21)12 Sein Herr aber sagte zu ihm: Wir wollen nicht in einer Stadt von Fremden einkehren, die nicht von den Söhnen Israel sind, sondern wir wollen nach Gibea hinübergehen. (Jos 18,25)13 Und er sagte zu seinem Knecht: Komm, wir wollen uns einem der Orte nähern und in Gibea oder in Rama übernachten! (Jos 18,25; Jes 10,29; Hos 5,8)14 So zogen sie vorüber und gingen weiter, aber die Sonne ging ihnen unter nahe bei Gibea, das zu Benjamin gehört.15 Und sie wandten sich dorthin, um hineinzukommen ⟨und⟩ in Gibea zu übernachten. Und er kam hinein und ließ sich auf dem Platz der Stadt nieder, da es niemanden gab, der sie zum Übernachten ins Haus aufgenommen hätte. (Ri 20,4)16 Und siehe, ein alter Mann kam von seiner Arbeit, ⟨spät⟩ abends vom Feld. Der Mann war vom Gebirge Ephraim und wohnte als Fremder in Gibea. Die Männer des Ortes aber waren Benjaminiter. (Ps 104,23)17 Als der nun seine Augen erhob, sah er den Wandersmann auf dem Platz der Stadt, und der alte Mann sagte: Wohin gehst du? Und woher kommst du? (1Mo 16,8)18 Und er sagte zu ihm: Wir reisen von Bethlehem ⟨in⟩ Juda an das äußerste Ende des Gebirges Ephraim. Von dort bin ich her, und ich war nach Bethlehem ⟨in⟩ Juda gegangen, und ich gehe ⟨nun⟩ in mein Haus ⟨zurück⟩[7], aber es gibt keinen, der mich in ⟨sein⟩ Haus aufnimmt.19 Und wir haben sowohl Stroh als auch Futter für unsere Esel, und auch Brot und Wein habe ich für mich und für deine Magd und für den Diener, der bei deinen Knechten ist, ⟨wir haben⟩ keinen Mangel an irgendetwas.20 Da sagte der alte Mann: Friede ⟨sei mit⟩ dir! Doch, wenn es dir an etwas fehlt, lass mich für dich sorgen[8]. Doch auf dem Platz übernachte nicht! (1Mo 19,2; 1Mo 43,23; Ri 6,23; Hebr 13,2)21 So führte er ihn in sein Haus und mischte ⟨Futter⟩ für die Esel. Und sie wuschen ihre Füße und aßen und tranken. (1Mo 18,4)22 Als sie nun ihr Herz guter Dinge sein ließen, siehe, da umringten die Männer der Stadt, ruchlose Männer[9], das Haus, trommelten gegen die Tür und sagten zu dem alten Mann, dem Herrn des Hauses: Führe den Mann, der in dein Haus gekommen ist, heraus, wir wollen ihn erkennen! (1Mo 19,4; Hos 9,9)23 Da ging der Mann, der Herr des Hauses, zu ihnen hinaus und sagte zu ihnen: Nicht doch, meine Brüder, tut doch nichts Übles! Nachdem dieser Mann in mein Haus gekommen ist, dürft ihr solch eine Schandtat nicht begehen! (1Mo 19,8; 1Mo 34,7)24 Siehe, meine Tochter, die ⟨noch⟩ Jungfrau ⟨ist⟩, und seine Nebenfrau, sie will ich ⟨euch⟩ herausbringen. Ihnen tut Gewalt an und macht mit ihnen, was gut ist in euren Augen. Aber an diesem Mann dürft ihr so eine schwere Schandtat nicht begehen!25 Aber die Männer wollten nicht auf ihn hören. Da ergriff der Mann seine Nebenfrau und führte sie zu ihnen hinaus auf die Straße. Und sie erkannten sie und trieben ihren Mutwillen mit ihr die ganze Nacht hindurch bis an den Morgen. Und sie ließen sie gehen, als die Morgenröte aufging.26 Und die Frau kam beim Anbruch des Morgens und fiel nieder am Eingang des Hauses des Mannes, wo ihr Herr war, ⟨und lag dort,⟩ bis es hell wurde.27 Und ihr Herr stand am Morgen auf, öffnete die Tür des Hauses und trat hinaus, um seines Weges zu gehen. Siehe, da lag die Frau, seine Nebenfrau, am Eingang des Hauses, ihre Hände auf der Schwelle.28 Da sagte er zu ihr: Steh auf und lass uns gehen! Aber niemand antwortete. Da nahm er sie auf den Esel, und der Mann machte sich auf und zog an seinen Ort. (Ri 20,5)29 Und als er in sein Haus gekommen war, nahm er das Messer, ergriff seine Nebenfrau und zerlegte sie, Glied für Glied[10], in zwölf Stücke und schickte sie ins ganze Gebiet Israels. (Ri 20,6; 1Sam 11,7)30 Und es geschah, jeder, der es sah, sagte: ⟨So etwas⟩ wie das hier ist nicht geschehen, noch wurde es gesehen seit dem Tag, da die Söhne Israel aus dem Land Ägypten heraufgezogen sind, bis zu diesem Tag. Richtet euer Herz darauf[11], beratet und redet! (Ri 20,7; Spr 20,18)

Richter 19

Einheitsübersetzung 2016

von Katholisches Bibelwerk
1 Und es war in jenen Tagen, als es keinen König in Israel gab. Es lebte im entlegensten Teil des Gebirges Efraim ein Levit als Fremder. Er nahm sich eine Nebenfrau aus Betlehem in Juda. (Ri 17,6)2 Aber seine Nebenfrau wurde ihm untreu und ging von ihm fort in das Haus ihres Vaters nach Betlehem in Juda. Dort war sie eine Zeit lang, vier Monate lang.3 Da machte sich ihr Mann auf den Weg und zog ihr mit seinem Knecht und zwei Eseln nach, um ihr zu Herzen zu reden und sie zurückzuholen. Die Frau brachte ihn in das Haus ihres Vaters, und als der Vater der jungen Frau ihn sah, freute er sich bei der Begegnung.4 Da sein Schwiegervater, der Vater der jungen Frau, ihn dringend darum bat, blieb er drei Tage bei ihm. Sie aßen und tranken und übernachteten dort.5 Und es geschah am vierten Tag, da erhoben sie sich frühmorgens und er machte sich auf, um wegzugehen. Da sagte der Vater der jungen Frau zu seinem Schwiegersohn: Stärke dein Herz mit einem Bissen Brot; dann könnt ihr gehen.6 So blieben sie und die beiden aßen und tranken zusammen. Der Vater der jungen Frau aber sagte zu dem Mann: Entschließ dich doch und bleib über Nacht und lass dein Herz froh sein!7 Der Mann stand auf, um zu gehen; doch sein Schwiegervater nötigte ihn, sodass er dort noch einmal übernachtete.8 Als er sich dann am Morgen des fünften Tages aufmachte, um wegzugehen, sagte der Vater der jungen Frau: Stärke doch dein Herz und lasst euch Zeit, bis der Tag zur Neige geht! So aßen die beiden zusammen.9 Dann stand der Mann auf, um mit seiner Nebenfrau und seinem Knecht abzureisen. Sein Schwiegervater aber, der Vater der jungen Frau, sagte zu ihm: Sieh doch, der Tag geht zu Ende und es wird Abend. Bleibt über Nacht hier! Siehe, der Tag geht zur Neige; bleib über Nacht hier und lass dein Herz froh sein! Morgen früh könnt ihr euch auf den Weg machen und du kannst zu deinem Zelt gehen!10 Aber der Mann wollte nicht über Nacht bleiben, sondern erhob sich und ging fort und kam zu einem Ort gegenüber von Jebus, das heißt Jerusalem; er hatte ein Paar gesattelter Esel und seine Nebenfrau bei sich.11 Als sie dort waren, war der Tag schon fast zu Ende gegangen. Darum sagte der Knecht zu seinem Herrn: Komm, wir wollen in der Jebusiterstadt hier einkehren und übernachten.12 Sein Herr antwortete ihm: Wir wollen nicht in einer Stadt von Fremden, die nicht zu den Israeliten gehört, einkehren, sondern nach Gibea weiterziehen.13 Und er sagte zu seinem Knecht: Komm, wir wollen zu einem der Orte gehen; wir wollen in Gibea oder Rama über Nacht bleiben.14 Sie zogen also weiter und gingen; da ging ihnen bei Gibea, das zu Benjamin gehört, die Sonne unter.15 Sie bogen dort ab, um nach Gibea hineinzugehen und dort über Nacht zu bleiben. Er ging hinein und blieb auf dem Platz der Stadt; aber es fand sich niemand, der ihn in seinem Haus zum Übernachten aufnehmen wollte.16 Und siehe, ein alter Mann kam am Abend von seiner Arbeit auf dem Feld. Der Mann stammte aus dem Gebirge Efraim und lebte als Fremder in Gibea; die Einwohner des Ortes waren Benjaminiter.17 Als der alte Mann aufsah, erblickte er den Wanderer auf dem Platz der Stadt und fragte ihn: Woher kommst du und wohin gehst du?18 Er antwortete ihm: Wir sind auf der Durchreise von Betlehem in Juda zum entlegensten Teil des Gebirges Efraim. Von dort komme ich; ich war nach Betlehem in Juda gegangen und bin nun auf dem Weg nach Hause. Aber hier findet sich niemand, der mich in sein Haus aufnimmt,[1]19 obwohl Stroh und Futter für unsere Esel vorhanden ist und auch Brot und Wein für mich, deine Magd und den Knecht, der bei deinen Dienern ist. Es fehlt also an nichts.20 Der alte Mann entgegnete: Friede sei mit dir! Was dir fehlt, das lass nur meine Sorge sein; auf dem Platz jedenfalls darfst du nicht übernachten.21 Und er führte ihn in sein Haus und schüttete den Eseln Futter vor. Sie wuschen sich die Füße und aßen und tranken.22 Während sie ihr Herz froh sein ließen, siehe, da umringten die Männer aus der Stadt, übles Gesindel, das Haus, schlugen an die Tür und sagten zu dem alten Mann, dem Besitzer des Hauses: Bring den Mann heraus, der in dein Haus gekommen ist, damit wir ihn erkennen! (1Mo 19,4)23 Der Besitzer des Hauses ging zu ihnen hinaus und sagte zu ihnen: Nein, meine Brüder, so etwas Schlimmes dürft ihr nicht tun. Dieser Mann ist als Gast in mein Haus gekommen; darum dürft ihr keine solche Schandtat begehen.24 Siehe, da sind meine jungfräuliche Tochter und seine Nebenfrau. Sie will ich zu euch hinausbringen; vergewaltigt sie und macht mit ihnen, wie es gut ist in euren Augen. Aber an diesem Mann dürft ihr keine solche Schandtat begehen.25 Doch die Männer wollten nicht auf ihn hören. Da ergriff der Levit seine Nebenfrau und brachte sie zu ihnen auf die Straße hinaus. Sie erkannten sie und trieben die ganze Nacht hindurch bis zum Morgen ihren Mutwillen mit ihr. Sie schickten sie erst fort, als die Morgenröte heraufzog.26 Als der Morgen anbrach, kam die Frau zurück; vor der Haustür des Mannes, bei dem ihr Herr wohnte, brach sie zusammen und blieb dort liegen, bis es hell wurde.27 Ihr Herr stand am Morgen auf, öffnete die Haustür und ging hinaus, um seine Reise fortzusetzen. Und siehe, die Frau, seine Nebenfrau, lag am Eingang des Hauses, die Hände auf der Schwelle.28 Er sagte zu ihr: Steh auf, wir wollen gehen! Doch niemand antwortete. Da lud er sie auf den Esel, machte sich auf und ging an seinen Ort.29 Als er nach Hause gekommen war, nahm er das Messer, ergriff seine Nebenfrau, zerschnitt sie in zwölf Stücke, Glied für Glied, und schickte sie in das ganze Gebiet Israels. (1Sam 11,7)30 Jeder, der das sah, sagte: So etwas ist noch nie geschehen, so etwas hat man nicht erlebt, seit die Söhne Israels aus Ägypten heraufgezogen sind, bis zum heutigen Tag. Denkt nach, beratet und sprecht darüber! (Hos 10,9)