Johannes 11

Das Buch

von SCM Verlag
1 Ein Mann namens Lazarus war schwer krank. Er lebte in Betanien, dem Dorf, in dem Maria und ihre Schwester Marta wohnten.2 Maria war diejenige, die Jesus, den Herrn, mit kostbarem Öl gesalbt und seine Füße mit ihren Haaren getrocknet hatte. Ihr Bruder Lazarus war schwer erkrankt.3 Die beiden Schwestern schickten nun eine Nachricht zu Jesus: »Meister, das sollst du wissen: Der, den du lieb hast, ist schwer krank!«4 Als Jesus diese Nachricht erhielt, sagte er: »Diese Krankheit wird nicht zum Tod führen, sondern sie hat ein anderes Ziel. Sie soll Gottes Größe deutlich machen. Und gleichzeitig soll der Sohn Gottes durch sie in seiner Herrlichkeit hervortreten.«5 Jesus war durch eine ganz besondere Freundschaft mit diesen drei Geschwistern verbunden, mit Marta und ihrer Schwester Maria und auch mit Lazarus.6 Als er die Nachricht erhalten hatte, dass Lazarus schwer krank war, blieb er noch weitere zwei Tage an dem Ort, wo er sich aufhielt.7 Erst danach sagte er zu seinen Schülern: »Lasst uns wieder nach Judäa aufbrechen!«8 Da sagten seine Nachfolger zu ihm: »Lehrer, die Leute in Judäa wollten dich doch gerade erst steinigen, und jetzt willst du schon wieder dorthin gehen?«9 Da antwortete Jesus: »Ist es am Tag nicht zwölf Stunden hell? Wenn jemand am Tag herumläuft, dann stolpert er nicht, weil er das Licht und dadurch die Welt sieht.10 Wenn aber jemand in der Nacht herumläuft, dann stößt er sich, denn er trägt ja kein Licht in sich selbst!«11 Nach dieser Aussage erklärte Jesus ihnen: »Unser Freund Lazarus ist eingeschlafen. Aber ich gehe jetzt hin zu ihm, um ihn aus dem Schlaf aufzuwecken!«12 Da sagten seine Schüler zu ihm: »Meister, wenn er schläft, dann wird er sicher wieder ganz gesund werden!«13 Doch Jesus hatte davon gesprochen, dass Lazarus tot war. Seine Schüler hatten aber gemeint, dass er über den gewöhnlichen Schlaf gesprochen hatte.14 Da erklärte Jesus es ihnen ganz deutlich: »Lazarus ist inzwischen gestorben!15 Und ich freue mich darüber, dass ich nicht bei ihm war. Denn auf diese Weise wird euer Vertrauen gestärkt. Aber jetzt wollen wir zu ihm gehen!«16 Da sagte Thomas, der den Beinamen »Zwilling« trug, zu den anderen Schülern von Jesus: »Dann wollen wir auch mitgehen, damit wir zusammen mit Jesus sterben!«17 Als Jesus dort ankam, stellte sich heraus, dass Lazarus schon vier Tage lang im Grab lag.18 Der Ort Betanien liegt nicht weit von Jerusalem, ungefähr drei Kilometer.19 Viele Leute aus Judäa waren zu Marta und Maria gekommen, um ihnen ihr Beileid über den Tod ihres Bruders auszudrücken.20 Als Marta hörte, dass Jesus auf dem Weg zu ihnen war, lief sie ihm entgegen. Maria aber blieb im Haus.21 Marta sagte zu Jesus: »Herr, wenn du nur hier bei uns gewesen wärst, dann wäre mein Bruder bestimmt nicht gestorben!22 Aber selbst jetzt noch weiß ich, dass Gott dir alles geben wird, ganz egal, was du von ihm erbittest!«23 Da sagte Jesus zu ihr: »Dein Bruder wird wieder lebendig werden!«24 Marta antwortete: »Ich weiß, dass er wieder lebendig werden wird, bei der Auferstehung am Ende der Zeiten.«25 Da sagte Jesus zu ihr: »Ich selbst bin die Auferstehung und auch das Leben. Jeder Mensch, der mir sein Vertrauen schenkt, wird leben, selbst, wenn er stirbt.26 Und jeder, der im Vertrauen auf mich lebt, wird überhaupt nicht sterben bis in alle Ewigkeit. Glaubst du das?«27 Da antwortete sie: »Ja, Herr! Ich bin davon überzeugt, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in diese Welt hineinkommt.«28 Nach diesen Worten lief sie fort und rief heimlich ihre Schwester Maria. Sie sagte: »Der Meister ist jetzt hier und er lässt dich zu sich rufen.«29 Als Maria das hörte, stand sie schnell auf und lief zu Jesus hin.30 Der war noch nicht in das Dorf gekommen, sondern befand sich immer noch an der Stelle, wo Marta ihn getroffen hatte.31 Die Judäer, die mit Maria im Haus gesessen hatten, um ihr ihr Beileid auszudrücken, merkten, dass sie schnell aufgestanden und hinausgegangen war. Deshalb folgten sie ihr, weil sie dachten, dass sie auf dem Weg zum Grab war, um dort zu weinen.32 Als Maria dorthin kam, wo Jesus war, und ihn sah, ließ sie sich vor seinen Füßen niederfallen und sagte zu ihm: »Herr, wenn du doch nur hier gewesen wärst! Dann wäre mir der Bruder nicht weggestorben!«33 Als Jesus sie so weinen sah und auch das Weinen der Leute, die mit ihr gekommen waren, erfassten ihn Zorn und Schmerz.34 Er fragte: »Wo habt ihr ihn ins Grab gelegt?« Die Leute antworteten: »Herr, komm hierhin und sieh es selbst!«35 Da weinte Jesus.36 Die Judäer, die dort waren, sagten: »Seht doch, wie sehr er ihn lieb gehabt hat!«37 Aber einige von ihnen stellten die Frage: »Hätte dieser Mann, der sogar einem Blinden die Augen geöffnet hat, diesen Tod nicht verhindern können?«38 Noch einmal wurde Jesus ganz erschüttert und lief zur Grabstätte. Weil es ein Höhlengrab war, lag ein großer Stein vor dem Eingang.39 Da sagte Jesus: »Räumt den Stein weg!« Da sagte Marta, die Schwester des Verstorbenen: »Herr, der Leichnam stinkt sicher schon, denn er ist schon seit vier Tagen tot!«40 Da antwortete Jesus ihr: »Habe ich dir nicht gesagt: ›Wenn du nur vertrauen könntest, dann würdest du Gottes große Herrlichkeit sehen.‹?«41 Da hoben sie den Grabstein weg. Jesus richtete seine Augen nach oben und sagte: »Vater, ich sage dir Dank, weil du meine Bitte erhört hast.42 Ich weiß, dass dein Ohr mir immer zugewandt ist. Dennoch spreche ich das aus, wegen der vielen Menschen, die sich hier befinden. Sie sollen begreifen, dass du es bist, der mich beauftragt und gesandt hat.«43 Als Jesus das gesagt hatte, rief er mit gewaltiger Stimme: »Lazarus, komm jetzt heraus!«44 Da kam der Verstorbene heraus! Er war von oben bis unten mit Tüchern umwickelt und sein Kopf war mit einem Schal umhüllt. Da sagte Jesus: »Wickelt ihn los, damit er sich bewegen kann!«45 Viele von den Judäern, die Maria besucht hatten, sahen das mit eigenen Augen und kamen zum Glauben an Jesus.46 Aber einige von ihnen begaben sich zu den Pharisäern und erzählten ihnen, was Jesus getan hatte.47 Da riefen die führenden Priester gemeinsam mit den Pharisäern die oberste Religionsbehörde, den Sanhedrin, zusammen. Dort sagten sie: »Was sollen wir nur machen? Dieser Mann vollbringt viele Wunder!48 Wenn wir ihn in Ruhe lassen, dann werden am Ende noch alle an ihn glauben. Und dann kommen die Römer, nehmen uns das Land weg und vertreiben das Volk!«49 Da sagte einer von ihnen, Kaiphas, der in diesem Jahr das Amt des obersten Priesters innehatte: »Ihr versteht offensichtlich überhaupt nichts!50 Anscheinend begreift ihr nicht, dass es für euch alle besser ist, wenn ein einziger Mensch für das Volk stirbt, als dass unsere gesamte Nation zugrunde geht!«51 Diese Aussage machte er nicht aus sich selbst heraus, sondern weil er in dem Jahr der oberste Priester war. Er sprach diese von Gott eingegebenen Worte, dass Jesus für das Volk sterben sollte.52 Und zwar nicht nur für das jüdische Volk allein, sondern er sollte auch alle Kinder Gottes, wo immer sie auch verstreut sind, zu einer neuen Einheit zusammenbringen.53 Von diesem Tag an waren sie entschlossen, Jesus hinzurichten.54 Jesus wanderte von da an nicht mehr völlig frei in der Gegend von Judäa umher, sondern ging von dort weg zu einem Ort am Rand der Wüste, in eine Stadt namens Ephraim. Dort hielt er sich mit seinen Schülern auf.55 Das Passafest der Judäer war nahe herbeigekommen. Deshalb zogen viele Menschen aus allen Landesteilen hoch nach Jerusalem, um sich dort auf das Fest vorzubereiten.56 Dort hielten sie nach Jesus Ausschau. Überall im Tempelhof standen sie zusammen und fragten einander: »Was meint ihr? Wird Jesus nicht auch hierhin zum Fest kommen?«57 Aber die obersten Priester hatten gemeinsam mit den Pharisäern die Anweisung erlassen: Wenn jemand wissen sollte, wo Jesus sich aufhielt, sollte er es melden, damit sie ihn gefangen nehmen könnten.

Johannes 11

Lutherbibel 2017

von Deutsche Bibelgesellschaft
1 Es lag aber einer krank, Lazarus aus Betanien, dem Dorf Marias und ihrer Schwester Marta. (Lk 10,38)2 Maria aber war es, die den Herrn mit Salböl gesalbt und seine Füße mit ihrem Haar getrocknet hatte. Deren Bruder Lazarus war krank. (Joh 12,3)3 Da sandten die Schwestern zu Jesus und ließen ihm sagen: Herr, siehe, der, den du lieb hast, liegt krank.4 Als Jesus das hörte, sprach er: Diese Krankheit ist nicht zum Tode, sondern zur Verherrlichung Gottes, dass der Sohn Gottes dadurch verherrlicht werde. (Joh 9,3)5 Jesus aber hatte Marta lieb und ihre Schwester und Lazarus.6 Als er nun hörte, dass er krank war, blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er war.7 Danach spricht er zu den Jüngern: Lasst uns wieder nach Judäa ziehen!8 Die Jünger aber sprachen zu ihm: Rabbi, eben noch wollten die Juden dich steinigen, und du willst wieder dorthin ziehen? (Joh 10,31)9 Jesus antwortete: Hat nicht der Tag zwölf Stunden? Wer bei Tage umhergeht, der stößt sich nicht; denn er sieht das Licht dieser Welt. (Joh 9,4)10 Wer aber bei Nacht umhergeht, der stößt sich; denn es ist kein Licht in ihm. (Joh 12,35)11 Das sagte er, und danach spricht er zu ihnen: Lazarus, unser Freund, schläft, aber ich gehe hin, dass ich ihn aufwecke. (Mt 9,24)12 Da sprachen die Jünger zu ihm: Herr, wenn er schläft, wird’s besser mit ihm.13 Jesus aber sprach von seinem Tode; sie meinten aber, er rede von der Ruhe des Schlafs.14 Da sagte ihnen Jesus frei heraus: Lazarus ist gestorben;15 und ich bin froh um euretwillen, dass ich nicht da gewesen bin, auf dass ihr glaubt. Aber lasst uns zu ihm gehen!16 Da sprach Thomas, der Zwilling genannt wird, zu den andern Jüngern: Lasst uns mit ihm gehen, dass wir mit ihm sterben! (Joh 20,24)17 Da kam Jesus und fand Lazarus schon vier Tage im Grabe liegen.18 Betanien aber war nahe bei Jerusalem, etwa fünfzehn Stadien entfernt.19 Viele Juden aber waren zu Marta und Maria gekommen, sie zu trösten wegen ihres Bruders.20 Als Marta nun hörte, dass Jesus kommt, ging sie ihm entgegen; Maria aber blieb im Haus sitzen.21 Da sprach Marta zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben.22 Aber auch jetzt weiß ich: Was du bittest von Gott, das wird dir Gott geben.23 Jesus spricht zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen.24 Marta spricht zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Jüngsten Tage. (Mt 22,23; Joh 5,28; Joh 6,40)25 Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe;26 und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubst du das? (Joh 8,51)27 Sie spricht zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommt. (Mt 16,16)28 Und als sie das gesagt hatte, ging sie hin und rief ihre Schwester Maria und sprach heimlich zu ihr: Der Meister ist da und ruft dich.29 Als Maria das hörte, stand sie eilends auf und kam zu ihm.30 Jesus aber war noch nicht in das Dorf gekommen, sondern war noch dort, wo ihm Marta begegnet war.31 Als die Juden, die bei ihr im Hause waren und sie trösteten, sahen, dass Maria eilends aufstand und hinausging, folgten sie ihr, weil sie dachten: Sie geht zum Grab, um dort zu weinen.32 Als nun Maria dahin kam, wo Jesus war, und sah ihn, fiel sie ihm zu Füßen und sprach zu ihm: Herr, wärst du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben.33 Als Jesus sah, wie sie weinte und wie auch die Juden weinten, die mit ihr kamen, ergrimmte er im Geist und erbebte (Joh 13,21)34 und sprach: Wo habt ihr ihn hingelegt? Sie sprachen zu ihm: Herr, komm und sieh!35 Und Jesus gingen die Augen über.36 Da sprachen die Juden: Siehe, wie hat er ihn so lieb gehabt!37 Einige aber unter ihnen sprachen: Er hat dem Blinden die Augen aufgetan; konnte er nicht auch machen, dass dieser nicht sterben musste? (Joh 9,7)38 Da ergrimmte Jesus abermals und kommt zum Grab. Es war aber eine Höhle, und ein Stein lag davor. (Mt 27,60)39 Jesus spricht: Hebt den Stein weg! Spricht zu ihm Marta, die Schwester des Verstorbenen: Herr, er stinkt schon; denn er liegt seit vier Tagen.40 Jesus spricht zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen?41 Da hoben sie den Stein weg. Jesus aber hob seine Augen auf und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast.42 Ich wusste, dass du mich allezeit hörst; aber um des Volkes willen, das umhersteht, sagte ich’s, damit sie glauben, dass du mich gesandt hast. (Joh 12,30)43 Als er das gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus!44 Und der Verstorbene kam heraus, gebunden mit Grabtüchern an Füßen und Händen, und sein Gesicht war verhüllt mit einem Schweißtuch. Jesus spricht zu ihnen: Löst die Binden und lasst ihn gehen!45 Viele nun von den Juden, die zu Maria gekommen waren und sahen, was Jesus tat, glaubten an ihn.46 Einige aber von ihnen gingen hin zu den Pharisäern und sagten ihnen, was Jesus getan hatte.47 Da versammelten die Hohenpriester und die Pharisäer einen Rat und sprachen: Was tun wir? Dieser Mensch tut viele Zeichen. (Mt 26,3)48 Lassen wir ihn gewähren, dann werden sie alle an ihn glauben, und dann kommen die Römer und nehmen uns Tempel und Volk. (Joh 4,20)49 Einer aber von ihnen, Kaiphas, der in diesem Jahr Hoherpriester war, sprach zu ihnen: Ihr wisst nichts;50 ihr bedenkt auch nicht: Es ist besser für euch, ein Mensch sterbe für das Volk, als dass das ganze Volk verderbe. (Joh 18,14)51 Das sagte er aber nicht von sich aus, sondern weil er in diesem Jahr Hoherpriester war, weissagte er. Denn Jesus sollte sterben für das Volk52 und nicht für das Volk allein, sondern auch, um die verstreuten Kinder Gottes zusammenzubringen. (Joh 7,35; Joh 10,16; 1Joh 2,2)53 Von dem Tage an war es für sie beschlossen, dass sie ihn töteten.54 Da ging Jesus nicht mehr frei umher unter den Juden, sondern ging von dort weg in eine Gegend nahe der Wüste, in eine Stadt mit Namen Ephraim, und blieb dort mit den Jüngern. (2Sam 13,23; 1Mak 11,34)55 Es war aber nahe das Passafest der Juden; und viele aus der Gegend gingen hinauf nach Jerusalem vor dem Fest, dass sie sich reinigten. (2Chr 30,17)56 Da suchten sie Jesus und redeten miteinander, als sie im Tempel standen: Was meint ihr? Er wird doch nicht zum Fest kommen?57 Die Hohenpriester und Pharisäer aber hatten geboten, wenn jemand wüsste, wo er wäre, sollte er’s anzeigen, damit sie ihn ergreifen könnten.

Johannes 11

Neues Leben. Die Bibel

von SCM Verlag
1 Ein Mann namens Lazarus war krank. Er wohnte mit seinen Schwestern Maria und Marta in Betanien. (Mt 21,17; Lk 10,38)2 Das ist dieselbe Maria, die dem Herrn das kostbare Duftöl über die Füße goss und sie mit ihrem Haar trocknete.[1] Weil ihr Bruder Lazarus krank geworden war, (Joh 12,3)3 schickten die beiden Schwestern Jesus eine Nachricht und ließen ihm ausrichten: »Herr, der, den du lieb hast, ist sehr krank.«4 Als Jesus jedoch davon hörte, sagte er: »Lazarus’ Krankheit wird nicht zum Tode führen; sie dient vielmehr der Verherrlichung Gottes. Der Sohn Gottes wird durch sie verherrlicht werden.« (Joh 9,3)5 Jesus hatte Marta, Maria und Lazarus lieb.6 Als er von seiner Krankheit erfahren hatte, blieb er noch zwei Tage, wo er war.7 Erst dann sagte er zu seinen Jüngern: »Lasst uns wieder nach Judäa gehen.«8 Doch seine Jünger wandten ein: »Meister, erst vor wenigen Tagen haben die Juden dort versucht, dich zu steinigen. Und nun willst du dorthin zurückkehren?« (Joh 8,59; Joh 10,31)9 Jesus erwiderte: »Es ist doch zwölf Stunden jeden Tag hell. Solange es hell ist, können die Menschen sicher einen Fuß vor den anderen setzen. Sie können sehen, weil sie das Licht dieser Welt haben. (Joh 9,4)10 Nur in der Nacht laufen sie Gefahr zu stolpern, weil das Licht nicht bei ihnen ist.« (Joh 12,35)11 Und er fuhr fort: »Unser Freund Lazarus ist eingeschlafen, doch nun gehe ich hin und wecke ihn auf.« (Dan 12,2; Mt 9,24; Mt 27,52; Mk 5,39; Lk 8,52; Apg 7,60; 1Kor 11,30)12 Die Jünger meinten: »Herr, wenn er schläft, wird er bald wieder gesund!«13 Sie dachten, Jesus rede von einem heilsamen Schlaf; Jesus sprach aber davon, dass Lazarus gestorben war.14 Da sagte er ihnen offen: »Lazarus ist tot.15 Euretwegen bin ich froh, dass ich nicht dort war, weil ihr so einen weiteren Grund haben werdet, an mich zu glauben. Kommt, wir wollen zu ihm gehen.«16 Thomas, auch »Zwilling«[2] genannt, sagte zu den anderen Jüngern: »Wir wollen mitgehen – und mit ihm sterben.« (Mt 10,3; Joh 14,5; Joh 20,24; Joh 21,2; Apg 1,3)17 In Betanien berichtete man Jesus, dass Lazarus schon vier Tage im Grab lag.18 Betanien war nur wenige Kilometer[3] von Jerusalem entfernt,19 und viele Leute[4] waren gekommen, um Marta und Maria ihr Beileid auszusprechen und sie über den Verlust ihres Bruders zu trösten.20 Als Marta erfuhr, dass Jesus auf dem Weg zu ihnen war, eilte sie ihm entgegen. Maria aber blieb im Haus. (Lk 10,38)21 Marta sagte zu Jesus: »Herr, wärst du hier gewesen, wäre mein Bruder nicht gestorben.22 Aber auch so weiß ich, Gott wird dir alles geben, was auch immer du ihn bittest.« (Joh 16,30)23 Jesus sagte zu ihr: »Dein Bruder wird auferstehen.« (Dan 12,2; Joh 5,28; Apg 24,15; Phil 3,21; 1Thess 4,14)24 »Ja«, erwiderte Marta, »am Tag der Auferstehung, wenn alle Menschen auferstehen.«25 Jesus sagte zu ihr: »Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. (Joh 1,4; Joh 3,36; Joh 5,21; Joh 6,39; Joh 14,6; Kol 1,18; Kol 3,4; 1Joh 1,1; 1Joh 5,10; Offb 1,17)26 Er wird ewig leben, weil er an mich geglaubt hat, und niemals sterben. Glaubst du das, Marta?« (Joh 8,51)27 »Ja, Herr«, antwortete sie. »Ich bin zu dem Glauben gekommen, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.« (Mt 16,16; Joh 6,14)28 Damit verließ sie ihn und kehrte zu Maria zurück. Sie nahm Maria beiseite und sagte zu ihr: »Der Meister ist hier und will dich sehen.«29 Als Maria dies gehört hatte, ging sie sofort zu ihm.30 Jesus war außerhalb des Dorfes geblieben, dort, wo Marta ihn getroffen hatte.31 Die Leute, die zum Haus gekommen waren, um Maria zu trösten, sahen sie eilig weggehen. Da folgten sie ihr, weil sie vermuteten, dass sie zu Lazarus’ Grab wollte, um zu weinen.32 Als Maria nun an die Stelle kam, wo Jesus war, und ihn sah, warf sie sich ihm zu Füßen und sagte: »Herr, wärst du hier gewesen, wäre mein Bruder nicht gestorben.«33 Als Jesus die weinende Maria und die Leute sah, die mit ihr trauerten, erfüllten ihn Zorn und Schmerz.34 »Wo habt ihr ihn hingelegt?«, fragte er. Sie antworteten: »Herr, komm mit und sieh.«35 Da weinte Jesus. (Lk 19,41)36 Die Leute, die in seiner Nähe standen, sagten: »Seht, wie sehr er ihn geliebt hat.«37 Einige meinten jedoch: »Dieser Mann hat doch einen Blinden geheilt. Warum konnte er Lazarus nicht vor dem Tod bewahren?« (Joh 9,6)38 Und wieder war Jesus innerlich erschüttert, während er zum Grab ging. Es war eine Gruft, vor deren Eingang man einen Stein gerollt hatte.39 »Rollt den Stein fort«, befahl Jesus. Doch Marta, die Schwester des Verstorbenen, wandte ein: »Herr, inzwischen wird der Gestank schrecklich sein, denn er ist schon seit vier Tagen tot.« (Joh 11,17)40 Jesus erwiderte: »Habe ich dir nicht gesagt, dass du die Herrlichkeit Gottes sehen wirst, wenn du glaubst?«41 Da rollten sie den Stein beiseite. Dann blickte Jesus zum Himmel auf und sagte: »Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. (Mt 11,25)42 Ich weiß, dass du mich immer erhörst, doch ich sage es wegen der vielen Menschen, die hier stehen, damit sie glauben können, dass du mich gesandt hast.« (Joh 12,30)43 Dann rief er mit lauter Stimme: »Lazarus, komm heraus!« (Lk 7,14)44 Und Lazarus kam heraus. Er war in Grabtücher gewickelt und sein Kopf war mit einem Tuch verhüllt. Jesus sagte: »Löst die Binden und lasst ihn gehen!«45 Viele von den Juden, die bei Maria gewesen und Zeugen dieses Geschehens geworden waren, glaubten nun an Jesus.46 Ein paar jedoch liefen zu den Pharisäern und trugen ihnen zu, was Jesus getan hatte.47 Da ließen die obersten Priester und Pharisäer den Hohen Rat[5] einberufen, um die Lage zu erörtern. »Was sollen wir tun?«, fragten sie einander. »Dieser Mann tut viele Wunder. (Mt 26,3)48 Wenn wir ihn gewähren lassen, wird das ganze Volk ihm folgen, und dann wird die römische Armee kommen und unseren Tempel und auch unser Volk vernichten.«49 Einer von ihnen, Kaiphas, der in jenem Jahr Hoher Priester war, sagte: »Begreift ihr denn nicht? (Mt 26,3)50 Versteht ihr nicht, dass es besser ist, wenn nur ein Mann anstelle des Volkes stirbt und so nicht das ganze Volk umkommt?« (Joh 18,13)51 Diese prophetische Aussage, dass Jesus für das ganze Volk sterben sollte, machte Kaiphas in seiner Eigenschaft als Hoher Priester. Er hatte das nicht von sich aus gesagt, sondern Gott hatte es ihm eingegeben. (2Mo 28,30; 4Mo 27,21)52 Es war eine Weissagung: Jesus sollte nicht nur für das Volk sterben, sondern durch seinen Tod die Kinder Gottes auf der ganzen Welt zusammenführen. (Jes 49,6; Joh 10,16; 1Joh 2,2)53 Von diesem Tag an setzten die führenden Männer des jüdischen Volkes alles daran, Jesus zu töten. (Mt 26,4)54 Deshalb hörte Jesus auf, sich öffentlich im Volk zu zeigen, und verließ Jerusalem. Er ging an einen Ort in der Nähe der Wüste, in das Dorf Ephraim, und blieb dort mit seinen Jüngern.55 Es waren nur noch wenige Tage bis zum Passahfest. Schon waren viele Leute vom Land in Jerusalem eingetroffen, um noch vor dem Fest die vorgeschriebenen Reinigungshandlungen vollziehen zu können. (2Mo 12,13; 2Chr 30,17; Mt 26,1; Mk 14,1)56 Sie wollten Jesus sehen, und als sie im Tempel miteinander redeten, fragten sie sich gegenseitig: »Was meint ihr? Wird er zum Passahfest kommen?«57 Die obersten Priester und Pharisäer hatten mittlerweile öffentlich verkündet, dass jeder, der Jesus sah, ihnen sofort Meldung machen müsse, damit sie ihn verhaften könnten.

Johannes 11

VOLXBIBEL

von SCM Verlag
1 Lazarus, ein junger Mann, der in Betanien lebte, war sehr krank geworden. In demselben Dorf wohnten auch seine Schwestern Maria und auch Marta.2 (Maria war die Frau, die Jesus bald danach mit diesem teuren Öl die Füße einreiben und sie mit ihren Haaren abtrocknen würde, fast so wie bei einer Beerdigung.) Weil ihr Bruder so sehr krank war,3 schickten sie Jesus einen Brief, in dem stand: „Lieber Jesus, dein guter Freund Lazarus ist sehr schwer erkrankt!“4 Jesus bekam die Nachricht, war aber nicht sonderlich geschockt: „Er wird an der Krankheit nicht sterben. Gott wird dadurch aber zeigen können, was er draufhat. Und sein Sohn wird dadurch groß rauskommen.“5 Jesus liebte Marta, Maria und Lazarus sehr.6 Trotzdem ließ er sich voll Zeit und blieb noch zwei Tage da.7 Erst dann sagte er zu seinen Freunden: „Lasst uns mal wieder nach Judäa gehen.“8 Die waren von der Idee nicht so begeistert. „Meister, ist noch gar nicht lange her, da wollten die Juden dich da hinrichten lassen. Und jetzt willst du wieder da vorbei?“9 „Ich weiß genau, wann ich was zu tun habe. Zwölf Stunden am Tag ist es hell. Solange man noch was sehen kann, weil es eben hell ist, ist man auch in Sicherheit.10 Nur wenn es dunkel ist, in der Nacht, dann kann man stolpern und auf die Fresse fallen. Denn da ist kein Licht, was den Weg ausleuchtet.“11 Danach sagte er noch zu seinen Freunden: „Unser Freund Lazarus pennt jetzt, ich will ihn nur mal eben aufwecken!“12 „Also, schlafen ist gesund, dann ist er bald wieder okay“, meinten sie dazu.13 Die dachten nämlich, er hätte von einem normalen Schlaf gesprochen. Jesus meinte aber damit, dass Lazarus schon tot war.14 Darum sagte Jesus: „Also, Lazarus ist schon gestorben,15 aber wegen euch finde ich das ganz gut, dass ich hier bei euch und nicht bei ihm war. Jetzt könnt ihr mal sehen, was für Auswirkungen das haben kann, wenn man Gott wirklich glaubt. Lasst uns jetzt mal da hingehen!“16 Thomas, der auch „Zwilling“ genannt wurde, meinte voll traurig zu den anderen: „Ja, lasst uns mit Jesus gehen und mit ihm sterben.“17 Als sie in Betanien ankamen, lag Lazarus schon vier Tage im Grab.18 Betanien liegt nur ein paar Kilometer von Jerusalem entfernt.19 Darum waren viele Juden schnell von dort gekommen, um Maria und Marta zu trösten.20 Als Marta mitbekam, dass Jesus auf dem Weg zu ihnen war, rannte sie ihm schon mal entgegen.21 Voll traurig meinte sie zu ihm: „Herr, wenn du bloß da gewesen wärst, dann würde mein Bruder noch leben.22 Trotzdem bin ich mir total sicher, Gott kann dir keine Bitte ausschlagen!“23 „Pass auf, dein Bruder wird wieder leben!“24 „Ich weiß“, antwortete sie, „an diesem letzten Tag, wo alle toten Menschen wieder lebendig werden, stimmt’s?“25 „Bei mir hat der Tod keine Chance mehr, ich sorge für echtes Leben. Alle, die ihr Vertrauen auf mich setzen und mir glauben, die werden immer weiterleben, auch wenn sie mal sterben!26 Jeder, der mir vertraut, der wird nie mehr sterben! Glaubst du das, Marta?“27 „Ja klar, mein Herr, ich glaube, dass du der Auserwählte, der Christus, bist, das hab ich immer schon gesagt. Du bist der Sohn von Gott, der zu uns auf die Welt gekommen ist.“28 Anschließend ging sie zu Maria zurück. Sie nahm sie auf die Seite und sagte zu ihr: „Jesus ist da, der Meister persönlich, er will mit dir reden!“29 Maria stand sofort auf und rannte ihm entgegen.30 Jesus war nicht in das Dorf reingegangen, er wartete an dem Platz, wo er Marta getroffen hatte.31 Die Leute, die bei der Trauerwoche dabei waren, um Maria zu trösten, kriegten mit, wie sie es plötzlich ganz eilig hatte und von der Feier wegging. Sie gingen ihr hinterher. Die Vermutung lag nahe, dass sie am Grab noch etwas heulen wollte.32 Dann traf sie endlich Jesus. Sie kniete sich vor ihm hin und sagte zu ihm: „Oh, mein Herr, wenn du doch bloß hättest früher kommen können, dann wäre mein Bruder noch am Leben.“33 Jesus sah die ganzen Trauernden und war sichtlich abgenervt und traurig.34 „Wo habt ihr den Lazarus überhaupt hingelegt?“, wollte er wissen. „Komm mit, das zeigen wir dir gerne.“35 Jesus fing voll an zu weinen.36 „Da könnt ihr mal sehen, wie sehr er Lazarus geliebt hat“, war der Kommentar von einigen Gästen.37 Andere tuschelten rum: „Schon seltsam, jeden xbeliebigen Blinden kann er heilen; da hätte er doch auch was machen können, dass der Lazarus nicht sterben muss, oder?“38 Jetzt wurde Jesus erst richtig sauer. Er ging zu dem Grab, in dem die Leiche aufbewahrt wurde. An der Tür war ein fettes Schloss angebracht.39 „Macht das sofort auf!“ Aber Marta, die Schwester von dem toten Lazarus, hatte Einwände: „Meister, er wird bestimmt schon schlimm stinken! Er liegt da schon vier Tage drin!“40 „Hab ich nicht gesagt, du wirst die irrsten Sachen von Gott erleben können, wenn du nur wirklich Vertrauen in ihn hast?“41 Also machten sie das Schloss auf. Jesus sah noch mal zum Himmel und redete mit Gott: „Hey, Vater, danke, dass du getan hast, was ich von dir wollte.42 Ich bin mir ganz sicher, dass du meine Bitten immer erhörst. Ich sag das jetzt nur wegen der Leute, die hier sind, damit sie begreifen, dass ich von dir hergeschickt worden bin.“43 Und dann brüllte er: „Lazarus, komm jetzt raus!“44 Und Lazarus kam raus!!! Total eingewickelt mit Leichentüchern, sogar sein Kopf war noch darunter. „Nehmt ihm mal diese Tücher ab und lasst ihn rumlaufen!“, befahl Jesus.45 Sehr viele von den Juden, die dabei waren und das miterlebt hatten, setzten ihr Vertrauen ab dann auf Jesus.46 Ein paar andere petzten aber die ganze Geschichte an die Pharisäer, die religiösen Hardliner, weiter.47 Gleich darauf organisierten die Oberpriester und die Pharisäer, die zum Hohen Rat gehörten, ein Meeting, um die Lage zu erörtern. „Was machen wir jetzt? Dieser Typ tut ein Wunder nach dem nächsten.48 Wenn der so weitermacht und wir nichts unternehmen, dann werden ihn alle als Star anhimmeln. Sie werden eine Revolution anzetteln, und dann wird die römische Besatzungsarmee ankommen und uns fertigmachen.“49 Schließlich ergriff Kaiphas das Wort. Er war in diesem Jahr der oberste Priester. Er sagte:50 „Was gibt es da noch groß zu überlegen? Ist doch besser, wenn einer stirbt, als wenn alle dran glauben müssen!“51 Diese Ansage hatte ihm allerdings Gott aufgespielt. Dass Jesus für alle Juden sterben würde, konnte er ja gar nicht wissen.52 So war nämlich der Plan, den Gott sich ausgedacht hatte. Jesus sollte sogar nicht nur für die Juden, sondern auch für alle anderen Menschen, die zu Gottes Familie gehörten, sterben, und sie so alle zusammenbringen.53 Ab diesem Tag war für die Leute, die bei den Juden was zu sagen hatten, klar, dass Jesus sterben muss.54 Darum machte sich Jesus in der Öffentlichkeit etwas rar. Er ging aus Jerusalem zu einer Stelle, die in der Nähe der Wüste lag. Der Ort hieß Ephraim. Da hing er noch ein bisschen mit seinen Freunden rum.55 Mittlerweile waren es nur noch ein paar Tage, bis das große Passafest am Start war. Sehr viele Leute aus dem ganzen Land waren deswegen in Jerusalem. Sie wollten die religiös vorgeschriebenen Säuberungsvorschriften erfüllen, bevor das Fest losging.56 Alle wollten diesen Jesus mal erleben, sogar im Tempel war er das Gesprächsthema Nummer eins: „Was meint ihr, wird er wohl kommen?“57 Die Oberpriester und die religiösen Hardliner hatten -mittlerweile öffentlich die Ansage gemacht, dass jeder, der Jesus gesehen hatte, sofort bei ihnen Anzeige erstatten sollte. Sie wollten ihn dann sofort verhaften.