Markus 14

Das Buch

1 Es waren noch zwei Tage bis zum Beginn der Passawoche und des Fests der ungesäuerten Brote. Die obersten Priester und Gesetzesgelehrten suchten deshalb nach einer Möglichkeit, Jesus durch eine List in ihre Gewalt zu bringen, um ihn zu töten.2 Doch sie sagten: »Das soll nur nicht während der Festtage geschehen, damit es ja keinen Aufruhr unter dem Volk gibt!«3 Jesus hielt sich in Betanien auf, im Haus von Simon mit dem Beinamen »der Aussatzkranke«. Als er sich zum Essen niedergesetzt hatte, kam eine Frau zu ihm mit einer Alabasterflasche voll Myrrhe und kostbarem Nardenöl. Sie brach die Flasche auf und goss den Inhalt Jesus über den Kopf.4 Einige waren dort, die das kritisierten und zueinander sagten: »Was soll diese Verschwendung? Das Salböl ist doch teuer!5 Man hätte es für mehr als dreihundert Denare verkaufen und den Armen geben können!« So herrschten sie die Frau an.6 Doch Jesus sagte: »Lasst sie in Ruhe! Warum greift ihr sie an? Sie hat doch etwas Schönes für mich getan!7 Arme wird es immer in eurer Umgebung geben, und wenn ihr es wirklich wollt, könnt ihr etwas Gutes für sie tun! Mich aber habt ihr nicht immer bei euch!8 Was ihr möglich ist, hat sie getan. Sie hat schon im Vorhinein meinen Körper für das Begräbnis einbalsamiert.9 Klar und deutlich sage ich euch: Wo auch immer in der ganzen Welt die gute Botschaft Gottes öffentlich weitergegeben wird, wird man auch darüber sprechen, was sie getan hat. So wird man sich an sie erinnern!«10 Da ging Judas Iskariot, einer der zwölf besonderen Schüler von Jesus, hin zu den obersten Priestern, um ihn an sie auszuliefern.11 Als sie das hörten, freuten sie sich sehr und versprachen ihm, ihm Geld zu geben. Von da an suchte Judas nach einer günstigen Gelegenheit, um Jesus an sie auszuliefern.12 Am ersten Tag der Passawoche, an dem man das Passalamm schlachtete, sagten seine Gefährten zu ihm: »Wenn wir jetzt losgehen, wo sollen wir dann den Ort vorbereiten, an dem du das Passamahl essen willst?«13 Da schickte er zwei seiner Schüler los und sagte zu ihnen: »Geht in die Stadt hinein. Dort wird euch ein Mann begegnen, der einen Wasserkrug trägt. Geht hinter ihm her!14 In dem Haus, in das er hineingeht, sagt dem Besitzer: »Der Lehrer lässt dir Folgendes sagen: ›Wo ist mein Gastzimmer, in dem ich mit meinen Gefährten das Passamahl feiern kann?‹15 Er wird euch dann ein großes Zimmer im Obergeschoss zeigen. Das ist schon fertig eingerichtet. Dort könnt ihr alles für uns vorbereiten!«16 Seine Schüler gingen los und kamen in die Stadt. Dort fanden sie alles so vor, wie Jesus es ihnen gesagt hatte, und sie bereiteten alles für das Passamahl vor.17 Als es dann Abend geworden war, kam Jesus mit seinen zwölf Schülern dorthin.18 Sie ließen sich nieder und begannen zu essen. Da sagte Jesus zu ihnen: »Feierlich versichere ich euch: Einer von euch, der jetzt hier mit mir isst, wird mich ausliefern.«19 Alle wurden traurig und fragten einer nach dem anderen: »Das bin doch wohl nicht ich?«20 Jesus antwortete ihnen: »Es ist einer von den Zwölfen, der sein Brotstück gemeinsam mit mir in die Schüssel taucht!21 Es stimmt: Der Menschensohn muss seinen Weg gehen, wie es in Gottes Buch über ihn geschrieben steht. Doch wie schlimm ist es um den bestellt, durch den dieser Verrat am Menschensohn geschieht! Es wäre besser für ihn, wenn er überhaupt nicht geboren worden wäre!«22 Während sie aßen, nahm Jesus das Brot, sprach das Segensgebet, brach es, gab es an sie weiter und sagte: »Nehmt es, das ist mein Körper!«23 Dann nahm er auch den Becher, sprach das Dankgebet und gab ihnen den. Alle tranken daraus.24 Er sagte: »Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für alle vergossen wird.25 Feierlich sage ich euch: Ich werde nie mehr solch ein Getränk, das vom Weinstock stammt, trinken, bis ich es an dem zukünftigen Tag von Neuem trinken werde in der neuen Wirklichkeit Gottes!«26 Dann sangen sie die festlichen Loblieder und gingen hinaus zum Ölberg.27 Jesus sagte ihnen: »Ihr werdet alle an mir Anstoß nehmen. Denn so steht es in Gottes Buch geschrieben: ›Ich werde den Hirten niederschlagen. Dann werden die Schafe in alle Richtungen fortlaufen.‹28 Aber nachdem ich wieder von den Toten auferstanden bin, werde ich vor euch her nach Galiläa gehen.«29 Da antwortete Petrus ihm: »Selbst wenn alle an dir Anstoß nehmen, ich aber nicht!«30 Doch Jesus erwiderte ihm: »Klar und deutlich sage ich dir: Noch heute, in dieser Nacht, bevor der Hahn auch nur zweimal gekräht hat, wirst du schon dreimal abgestritten haben, dass du mich kennst!«31 Doch Petrus beteuerte noch stärker: »Selbst, wenn ich zusammen mit dir in den Tod gehen müsste, ich werde dich niemals verleugnen!« Genau dasselbe sagten alle.32 So kamen sie zu dem Landstück, das den Namen Gethsemane trägt. Jesus sagte zu seinen Gefährten: »Setzt euch hier hin, solange ich bete.«33 Er bat Petrus und Jakobus und Johannes, ihn zu begleiten. Dann wurde Jesus von großer Trauer und furchtbarer Angst ergriffen.34 Er sagte zu ihnen: »Meine Seele ist von Trauer überwältigt, ja, bis zum Tod. Bleibt und wacht doch hier!«35 Dann ging er ein kleines Stück fort und warf sich auf den Boden. Dort betete er: »Wenn es irgendwie möglich ist, dann soll diese Stunde an mir vorübergehen!«36 Jesus sprach weiter: »Abba, du Vater, bei dir ist alles möglich. Nimm diesen Becher fort von mir! Aber nicht das, was ich will, sondern das, was du willst …!«37 Dann kam er zurück und fand sie schlafend. Zu Petrus sagte er: »Simon, du schläfst? Kannst du nicht eine einzige Stunde lang mit mir wach bleiben?38 Seid wachsam und betet, damit ihr nicht auf die Probe gestellt werdet! Ja, der Geist des Menschen ist bereit, aber sein Ich ist kraftlos.«39 Noch einmal ging Jesus fort und sprach im Gebet dieselben Worte.40 Dann kam er wieder zurück und fand sie wieder schlafend vor. Ihre Augen waren ganz schwer geworden, aber sonst konnten sie ihm keine Erklärung für ihr Verhalten geben.41 Jesus kam dann zum dritten Mal zurück und sagte zu ihnen: »Jetzt schlaft auch noch den Rest der Zeit und ruht euch aus! Doch genug jetzt! Die Zeit ist gekommen, in der der Menschensohn in die Hände der Gottesfeinde ausgeliefert wird.42 Steht auf! Lasst uns gehen! Schaut nur, der, der mich ausliefert, ist schon fast da!«43 Während er noch redete, war plötzlich Judas da, einer von den zwölf besonderen Gefährten von Jesus, zusammen mit einer Menschenmenge mit Schwertern und Knüppeln. Sie waren von den obersten Priestern und Gesetzeslehrern und den Anführern des Volkes geschickt worden.44 Der, der Jesus ausliefern wollte, hatte mit ihnen ein Zeichen verabredet: »Der, dem ich den Begrüßungskuss geben werde, der ist es! Den müsst ihr ergreifen und abführen, sodass er nicht entkommen kann!«45 So kam er schnurstracks zu Jesus, sagte »Meister!« und grüßte ihn mit einem Kuss.46 Da warfen sie sich alle auf Jesus und brachten ihn in ihre Gewalt.47 Einer von denen, die dabeistanden, zückte sein Schwert und schlug auf einen Diener des obersten Priesters ein. Dabei trennte er ihm ein Ohr ab.48 Da ergriff Jesus das Wort und sagte zu ihnen: »Mit Schwertern und Knüppeln seid ihr aus der Stadt herausgekommen, als wolltet ihr gegen einen Gewaltverbrecher losgehen, um mich zu fangen.49 Dabei war ich doch Tag für Tag bei euch im Tempel und habe den Menschen Gottes Botschaft erklärt. Da habt ihr nicht versucht, mich festzunehmen! Doch all das geschieht als Erfüllung der Voraussagen in Gottes Buch!«50 Da ergriffen alle die Flucht und ließen ihn im Stich.51 Auch ein junger Mann war Jesus dorthin nachgelaufen. Er hatte sich nur ein leichtes Obergewand aus Leinen übergeworfen. Den packten sie auch.52 Aber er konnte sich losreißen, ließ das Leinengewand zurück und floh nackt.53 So führten sie Jesus ab, hin zum obersten Priester. Dort kamen alle Angehörigen der Familie der obersten Priester zusammen und mit ihnen die leitenden Männer des Volkes und die Gesetzeslehrer.54 Petrus war ihnen auch gefolgt, aber in großer Entfernung. So war er bis in den Hof des Hauses des obersten Priesters gelangt. Dort setzte er sich zusammen mit den Dienern ans Feuer und wärmte sich.55 Die obersten Priester und die ganze Ratsversammlung versuchten, Zeugenaussagen gegen Jesus zu finden, um ihn zu töten. Aber sie konnten nichts finden.56 Denn viele Zeugen erhoben falsche Beschuldigungen gegen ihn, aber ihre Aussagen passten nicht zueinander.57 Einige stellten sich hin und machten diese Falschaussage gegen Jesus:58 »Wir haben gehört, dass er sagt: ›Ich werde diesen Tempel, der ja nur mit Händen gemacht ist, niederreißen und nach drei Tagen einen anderen Tempel errichten, der nicht von menschlichen Händen gemacht ist!‹«59 Aber selbst da stimmten ihre Aussagen nicht überein.60 Schließlich stellte sich der oberste Priester in die Mitte und stellte Jesus die Frage: »Willst du nichts auf diese Anklagen antworten, die diese Leute vorbringen?«61 Doch Jesus schwieg und gab keine Antwort. Da befragte der oberste Priester ihn noch einmal mit den Worten: »Du, bist du der Messias, der Sohn Gottes, des Hochgelobten?«62 Jesus sagte: »Ich bin es! Und es ist so: Ihr werdet den Menschensohn sehen, wie er zur Rechten des allmächtigen Gottes sitzt und mit den Himmelswolken kommt.«63 Da zerriss der oberste Priester seine Gewänder und sagte: »Wozu brauchen wir jetzt noch Zeugen?64 Ihr habt seine gotteslästerlichen Aussagen ja gehört. Zu welchem Schluss kommt ihr?« Da fällten sie alle das Urteil, dass er den Tod verdient habe.65 Einige fingen dann an, Jesus anzuspucken. Sie verhüllten seinen Kopf und schlugen ihn mit ihren Fäusten. Dabei sagten sie: »Jetzt kannst du dich als Prophet beweisen!« Auch die Diener schlugen mit Fäusten auf ihn ein.66 Petrus stand immer noch unten im Hof. Da kam eine von den Hausangestellten des obersten Priesters herbei.67 Als sie Petrus sah, wie er sich am Feuer wärmte, schaute sie ihn genau an und sagte: »Du gehörst doch auch zu diesem Mann aus Nazareth, diesem Jesus!«68 Aber Petrus stritt das ab und sagte: »Ich weiß nicht und verstehe auch nicht, was du da sagst!« Dann ging er hinaus in den äußeren Hof. Da krähte der Hahn.69 Doch die Angestellte schaute ihn an und sagte noch einmal zu denen, die dort herumstanden: »Der da ist auch einer von denen!«70 Petrus stritt es noch einmal ab. Nach kurzer Zeit sagten die Umstehenden zu Petrus: »Wirklich, du gehörst auch zu denen, denn du bist ja auch aus Galiläa!«71 Da fing Petrus an, sich selbst zu verfluchen und zu schwören: »Ich kenne diesen Mann, von dem ihr sprecht, überhaupt nicht!«72 Sofort danach krähte der Hahn zum zweiten Mal. Da erinnerte Petrus sich an das, was Jesus zu ihm gesagt hatte: »Bevor der Hahn zweimal kräht, wirst du dreimal abstreiten, dass du mich kennst.« Da brach er in Tränen aus.

Markus 14

Lutherbibel 2017

1 Es waren noch zwei Tage bis zum Passafest und den Tagen der Ungesäuerten Brote. Und die Hohenpriester und Schriftgelehrten suchten, wie sie ihn mit List ergreifen und töten könnten. (5Mo 16,1; Mt 26,1; Mk 11,18; Lk 22,1; Joh 11,47; Joh 13,1; Joh 18,1)2 Denn sie sprachen: Ja nicht bei dem Fest, damit es nicht einen Aufruhr im Volk gebe.3 Und als er in Betanien war im Hause Simons des Aussätzigen und saß zu Tisch, da kam eine Frau, die hatte ein Alabastergefäß mit unverfälschtem, kostbarem Nardenöl, und sie zerbrach das Gefäß und goss das Öl auf sein Haupt. (Lk 7,36; Joh 12,1)4 Da wurden einige unwillig und sprachen untereinander: Was soll diese Vergeudung des Salböls?5 Man hätte dieses Öl für mehr als dreihundert Silbergroschen verkaufen können und das Geld den Armen geben. Und sie fuhren sie an. (Mk 10,21)6 Jesus aber sprach: Lasst sie! Was bekümmert ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan.7 Denn ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit. (5Mo 15,11)8 Sie hat getan, was sie konnte; sie hat meinen Leib im Voraus gesalbt zu meinem Begräbnis. (Mk 16,1)9 Wahrlich, ich sage euch: Wo das Evangelium gepredigt wird in der ganzen Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie getan hat. (Mk 13,10)10 Und Judas Iskariot, einer von den Zwölfen, ging hin zu den Hohenpriestern, dass er ihn an sie verriete.11 Da sie das hörten, wurden sie froh und versprachen, ihm Geld zu geben. Und er suchte, wie er ihn bei guter Gelegenheit verraten könnte.12 Und am ersten Tage der Ungesäuerten Brote, da man das Passalamm opferte, sprachen seine Jünger zu ihm: Wo willst du, dass wir hingehen und das Passalamm bereiten, damit du es essen kannst?13 Und er sandte zwei seiner Jünger und sprach zu ihnen: Geht hin in die Stadt, und es wird euch ein Mensch begegnen, der trägt einen Krug mit Wasser; folgt ihm, (Mk 11,1)14 und wo er hineingeht, da sprecht zu dem Hausherrn: Der Meister lässt dir sagen: Wo ist die Herberge für mich, in der ich das Passalamm essen kann mit meinen Jüngern?15 Und er wird euch einen großen Saal zeigen, der schön ausgelegt und vorbereitet ist; und dort richtet für uns zu.16 Und die Jünger gingen hin und kamen in die Stadt und fanden’s, wie er ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Passalamm.17 Und am Abend kam er mit den Zwölfen.18 Und als sie bei Tisch waren und aßen, sprach Jesus: Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch, der mit mir isst, wird mich verraten.19 Da wurden sie traurig und sagten zu ihm, einer nach dem andern: Bin ich’s?20 Er aber sprach zu ihnen: Einer von den Zwölfen, der mit mir seinen Bissen in die Schüssel taucht.21 Der Menschensohn geht zwar hin, wie von ihm geschrieben steht; weh aber dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird! Es wäre für diesen Menschen besser, wenn er nie geboren wäre. (Mk 9,12)22 Und als sie aßen, nahm er das Brot, dankte und brach’s und gab’s ihnen und sprach: Nehmet; das ist mein Leib. (Mk 6,41; 1Kor 10,16; 1Kor 11,23)23 Und er nahm den Kelch, dankte und gab ihnen den; und sie tranken alle daraus.24 Und er sprach zu ihnen: Das ist mein Blut des Bundes[1], das für viele vergossen wird. (2Mo 24,8; Mk 10,45; Hebr 9,15)25 Wahrlich, ich sage euch, dass ich nicht mehr trinken werde vom Gewächs des Weinstocks bis an den Tag, an dem ich aufs Neue davon trinke im Reich Gottes.26 Und als sie den Lobgesang gesungen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg.27 Und Jesus sprach zu ihnen: Ihr werdet alle Ärgernis nehmen; denn es steht geschrieben: »Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe werden sich zerstreuen.« (Joh 16,32)28 Wenn ich aber auferstanden bin, will ich vor euch hingehen nach Galiläa. (Mk 16,7)29 Petrus aber sagte zu ihm: Wenn auch alle Ärgernis nehmen, so doch ich nicht!30 Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute, in dieser Nacht, ehe denn der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.31 Er aber redete noch weiter: Auch wenn ich mit dir sterben müsste, werde ich dich nicht verleugnen! Das Gleiche sagten sie alle. (Joh 11,16)32 Und sie kamen zu einem Garten mit Namen Gethsemane. Und er sprach zu seinen Jüngern: Setzt euch hierher, bis ich gebetet habe.33 Und er nahm mit sich Petrus und Jakobus und Johannes und fing an zu zittern und zu zagen (Mt 17,1)34 und sprach zu ihnen: Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibt hier und wachet! (Ps 42,6; Joh 12,27)35 Und er ging ein wenig weiter, fiel nieder auf die Erde und betete, dass, wenn es möglich wäre, die Stunde an ihm vorüberginge,36 und sprach: Abba, Vater, alles ist dir möglich; nimm diesen Kelch von mir; doch nicht, was ich will, sondern was du willst! (Mk 10,38; Joh 6,38; Gal 4,6)37 Und er kam und fand sie schlafend und sprach zu Petrus: Simon, schläfst du? Vermochtest du nicht eine Stunde zu wachen?38 Wachet und betet, dass ihr nicht in Versuchung fallt! Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach. (Lk 21,36)39 Und er ging wieder hin und betete und sprach dieselben Worte40 und kam wieder und fand sie schlafend; denn ihre Augen waren voller Schlaf, und sie wussten nicht, was sie ihm antworten sollten.41 Und er kam zum dritten Mal und sprach zu ihnen: Ach, wollt ihr weiter schlafen und ruhen? Es ist genug; die Stunde ist gekommen. Siehe, der Menschensohn wird überantwortet in die Hände der Sünder. (Mk 9,31; Mk 10,33)42 Steht auf, lasst uns gehen! Siehe, der mich verrät, ist nahe. (Joh 14,31)43 Und alsbald, während er noch redete, kam herzu Judas, einer von den Zwölfen, und mit ihm eine Schar mit Schwertern und mit Stangen, von den Hohenpriestern und Schriftgelehrten und Ältesten.44 Und der Verräter hatte ihnen ein Zeichen genannt und gesagt: Welchen ich küssen werde, der ist’s; den ergreift und führt ihn sicher ab.45 Und als er kam, trat er alsbald zu ihm und sprach: Rabbi!, und küsste ihn.46 Die aber legten Hand an ihn und ergriffen ihn.47 Einer aber von denen, die dabeistanden, zog sein Schwert und schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm ein Ohr ab.48 Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Seid ihr ausgezogen wie gegen einen Räuber mit Schwertern und mit Stangen, mich gefangen zu nehmen? (Mk 15,27)49 Ich bin täglich bei euch im Tempel gewesen und habe gelehrt, und ihr habt mich nicht ergriffen. Aber so muss die Schrift erfüllt werden. (Mk 9,12)50 Da verließen ihn alle und flohen.51 Und ein junger Mann folgte ihm nach, der war mit einem Leinengewand bekleidet auf der bloßen Haut; und sie griffen nach ihm.52 Er aber ließ das Gewand fahren und floh nackt. (Am 2,16)53 Und sie führten Jesus zu dem Hohenpriester; und es versammelten sich alle Hohenpriester und Ältesten und Schriftgelehrten.54 Petrus aber folgte ihm nach von ferne, bis hinein in den Palast des Hohenpriesters, und saß da bei den Knechten und wärmte sich am Feuer.55 Aber die Hohenpriester und der ganze Hohe Rat suchten Zeugnis gegen Jesus, auf dass sie ihn zu Tode brächten, und fanden nichts.56 Denn viele gaben falsches Zeugnis gegen ihn; aber ihr Zeugnis stimmte nicht überein. (Ps 27,12)57 Und einige standen auf und gaben falsches Zeugnis gegen ihn und sprachen:58 Wir haben gehört, dass er gesagt hat: Ich will diesen Tempel, der mit Händen gemacht ist, abbrechen und in drei Tagen einen andern bauen, der nicht mit Händen gemacht ist. (Mk 8,31; Mk 12,10; Mk 13,2)59 Aber ihr Zeugnis stimmte auch darin nicht überein.60 Und der Hohepriester stand auf, trat in die Mitte und fragte Jesus und sprach: Antwortest du nichts auf das, was diese gegen dich bezeugen?61 Er aber schwieg still und antwortete nichts. Da fragte ihn der Hohepriester abermals und sprach zu ihm: Bist du der Christus, der Sohn des Hochgelobten? (Jes 53,7; Mk 8,29; Mk 15,5)62 Jesus aber sprach: Ich bin’s; und ihr werdet sehen den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen mit den Wolken des Himmels. (Ps 110,1; Dan 7,13; Mk 12,36; Mk 13,26)63 Da zerriss der Hohepriester seine Kleider und sprach: Was bedürfen wir weiterer Zeugen?64 Ihr habt die Gotteslästerung gehört. Was meint ihr? Sie aber verurteilten ihn alle, dass er des Todes schuldig sei.65 Da fingen einige an, ihn anzuspeien und sein Angesicht zu verdecken und ihn mit Fäusten zu schlagen und zu ihm zu sagen: Weissage uns! Und die Knechte schlugen ihn ins Angesicht. (Mk 15,19)66 Und Petrus war unten im Hof. Da kam eine von den Mägden des Hohenpriesters;67 und als sie Petrus sah, wie er sich wärmte, schaute sie ihn an und sprach: Und du warst auch mit dem Jesus von Nazareth.68 Er leugnete aber und sprach: Ich weiß nicht und verstehe nicht, was du sagst. Und er ging hinaus in den Vorhof, und der Hahn krähte.69 Und die Magd sah ihn und fing abermals an, denen zu sagen, die dabeistanden: Dieser ist einer von denen.70 Und er leugnete abermals. Und nach einer kleinen Weile sprachen die, die dabeistanden, abermals zu Petrus: Wahrhaftig, du bist einer von denen; denn du bist auch ein Galiläer.71 Er aber fing an, sich zu verfluchen und zu schwören: Ich kenne den Menschen nicht, von dem ihr redet.72 Und alsbald krähte der Hahn zum zweiten Mal. Da gedachte Petrus an das Wort, das Jesus zu ihm gesagt hatte: Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er fing an zu weinen.

Markus 14

Elberfelder Bibel

1 Es war aber nach zwei Tagen[1] das Passah und ⟨das Fest der⟩ ungesäuerten Brote. Und die Hohen Priester[2] und die Schriftgelehrten suchten, wie sie ihn mit List greifen und töten könnten; (3Mo 23,5; Joh 11,53)2 denn sie sagten: Nicht an dem Fest, damit nicht etwa ein Aufruhr des Volkes entsteht. (Mt 26,6; Joh 12,1)3 Und als er in Betanien war, in dem Hause Simons des Aussätzigen, kam, während er zu Tisch lag, eine Frau, die ein Alabasterfläschchen mit Salböl von echter, kostbarer Narde[3] hatte; sie zerbrach das Fläschchen und goss es aus auf sein Haupt.4 Es waren aber einige bei sich selbst unwillig: Wozu ist diese Verschwendung des Salböls geschehen?5 Denn dieses Salböl hätte für mehr als dreihundert Denare verkauft und ⟨der Erlös⟩ den Armen gegeben werden können. Und sie fuhren sie an.6 Jesus aber sprach: Lasst sie! Was macht ihr ihr Mühe? Sie hat ein gutes Werk an mir getan;7 denn die Armen habt ihr allezeit bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen wohltun; mich aber habt ihr nicht allezeit. (5Mo 15,11)8 Sie hat getan, was sie konnte; sie hat im Voraus meinen Leib zum Begräbnis gesalbt.9 Aber wahrlich, ich sage euch: Wo das Evangelium gepredigt werden wird in der ganzen Welt, wird auch von dem, was sie getan hat, geredet werden zu ihrem Gedächtnis. (Mt 26,14; Lk 22,3)10 Und Judas Iskariot[4], einer von den Zwölfen, ging zu den Hohen Priestern hin, um ihn an sie zu überliefern. (Joh 6,71)11 Sie aber freuten sich, als sie es hörten, und versprachen, ihm Geld zu geben; und er suchte, wie er ihn zu gelegener Zeit überliefern könnte. (Mt 26,17; Lk 22,7; Joh 13,2)12 Und am ersten Tag ⟨des Festes⟩ der ungesäuerten Brote, als man das Passah⟨lamm⟩ schlachtete, sagen seine Jünger zu ihm: Wohin willst du, dass wir gehen und bereiten, damit du das Passah⟨mahl⟩ essen kannst? (2Mo 12,11)13 Und er sendet zwei seiner Jünger und spricht zu ihnen: Geht hin in die Stadt, und es wird euch ein Mensch begegnen, der einen Krug Wasser trägt. Folgt ihm! (Mk 11,1)14 Und wo er hineingeht, sprecht zu dem Hausherrn: Der Lehrer sagt: Wo ist mein Gastzimmer, wo ich mit meinen Jüngern das Passah⟨mahl⟩ essen kann?15 Und er wird euch einen großen Obersaal zeigen, ⟨mit Polstern⟩ ausgelegt[5] und fertig. Und dort bereitet es für uns!16 Und die Jünger gingen hinaus und kamen in die Stadt und fanden es, wie er ihnen gesagt hatte; und sie bereiteten das Passah⟨mahl⟩. (Mt 26,20; Lk 22,14; Joh 13,18)17 Und als es Abend geworden war, kommt er mit den Zwölfen.18 Und während sie zu Tisch lagen und aßen, sprach Jesus: Wahrlich, ich sage euch: Einer von euch wird mich überliefern, der, welcher mit mir isst. (Ps 41,10)19 Sie fingen an, betrübt zu werden und einer nach dem anderen zu ihm zu sagen: Doch nicht ich?20 Er aber sprach zu ihnen: Einer von den Zwölfen, der mit mir ⟨das Brot⟩ in die Schüssel eintaucht.21 Der Sohn des Menschen geht zwar dahin, wie über ihn geschrieben steht. Wehe aber jenem Menschen, durch den der Sohn des Menschen überliefert wird! Es wäre jenem Menschen gut, wenn er nicht geboren wäre. (Jes 53,7; Mt 26,26; Mk 14,49; Lk 22,15; Joh 17,12; 1Kor 11,23)22 Und während sie aßen, nahm er Brot, segnete, brach und gab es ihnen und sprach: Nehmt, dies ist mein Leib!23 Und er nahm einen Kelch, dankte und gab ihnen ⟨den⟩; und sie tranken alle daraus.24 Und er sprach zu ihnen: Dies ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird. (Mk 10,45; Hebr 12,24)25 Wahrlich, ich sage euch, dass ich nicht mehr von dem Gewächs des Weinstocks trinken werde bis zu jenem Tag, da ich es neu trinken werde im Reich[6] Gottes.26 Und als sie ein Loblied[7] gesungen hatten, gingen sie hinaus zum Ölberg. (Mt 26,31; Lk 22,31; Lk 22,39; Joh 13,36; Joh 14,31)27 Jesus spricht zu ihnen: Ihr werdet alle Anstoß nehmen[8], denn es steht geschrieben: »Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe werden zerstreut werden.« (Sach 13,7; Mk 14,50)28 Nachdem ich aber auferweckt sein werde, werde ich euch voran nach Galiläa gehen. (Mk 16,7)29 Petrus aber sprach zu ihm: Wenn auch alle Anstoß nehmen werden[9], ich aber nicht.30 Und Jesus spricht zu ihm: Wahrlich, ich sage dir, dass du heute, in dieser Nacht, ehe der Hahn zweimal kräht, mich dreimal verleugnen wirst. (Mk 14,72)31 Er aber sprach nachdrücklich: Wenn ich mit dir sterben müsste, werde ich dich nicht verleugnen. Ebenso aber sprachen auch alle. (Mt 26,36; Lk 22,39)32 Und sie kommen an ein Gut[10] mit Namen Gethsemane, und er spricht zu seinen Jüngern: Setzt euch hier, bis ich gebetet habe! (Joh 18,1)33 Und er nimmt den Petrus und Jakobus und Johannes mit sich und fing an, sehr bestürzt und geängstigt zu werden. (Mk 5,37; Lk 8,51; Joh 12,27)34 Und er spricht zu ihnen: Meine Seele ist sehr betrübt, bis zum Tod. Bleibt hier und wacht!35 Und er ging ein wenig weiter und fiel auf die Erde; und er betete, dass, wenn es möglich sei, die Stunde an ihm vorübergehe.36 Und er sprach: Abba[11], Vater, alles ist dir möglich. Nimm diesen Kelch von mir weg! Doch nicht, was ich will, sondern was du willst! (Mk 10,38; Joh 18,11; Röm 8,15; Gal 4,6)37 Und er kommt und findet sie schlafend, und er spricht zu Petrus: Simon, schläfst du? Konntest du nicht eine Stunde wachen?38 Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung kommt! Der Geist zwar ist willig, das Fleisch aber schwach. (Mk 13,33; Röm 7,18)39 Und er ging wieder weg, betete und sprach dasselbe Wort.40 Und als er zurückkam, fand er sie wieder schlafend, denn ihre Augen waren beschwert; und sie wussten nicht, was sie ihm antworten sollten.41 Und er kommt zum dritten Mal und spricht zu ihnen: So schlaft denn fort und ruht aus! Es ist genug; die Stunde ist gekommen, siehe, der Sohn des Menschen wird in die Hände der Sünder überliefert. (Mk 10,33; Joh 17,1)42 Steht auf, lasst uns gehen! Siehe, der mich überliefert, ist nahe. (Mt 26,47; Lk 22,47; Joh 18,2; Joh 18,3)43 Und sogleich, während er noch redet, kommt Judas, einer der Zwölf, heran und mit ihm eine Menge mit Schwertern und Stöcken, von den Hohen Priestern und den Schriftgelehrten und den Ältesten.44 Der ihn überlieferte, hatte ihnen aber ein Zeichen gegeben und gesagt: Wen ich küssen werde, der ist es. Den greift, und führt ihn sicher fort!45 Und als er kam, trat er sogleich zu ihm und spricht: Rabbi!, und küsste ihn[12]. (Ps 55,22)46 Sie aber legten ihre Hände an ihn und ergriffen ihn.47 Einer der Dabeistehenden aber zog das Schwert, schlug den Knecht[13] des Hohen Priesters und hieb ihm das Ohr ab.48 Und Jesus begann[14] und sprach zu ihnen: Seid ihr ausgezogen wie gegen einen Räuber mit Schwertern und Stöcken, mich zu fangen?49 Täglich war ich bei euch, lehrte im Tempel, und ihr habt mich nicht ergriffen – aber damit die Schriften erfüllt werden! (Mk 14,21; Lk 19,47; Joh 7,14)50 Und es verließen ihn alle und flohen. (Mk 14,27)51 Und ein junger Mann, der ein Leinen⟨hemd⟩ um den bloßen ⟨Leib⟩ geworfen hatte, folgte ihm, und sie ergreifen ihn.52 Er aber ließ das Leinen⟨hemd⟩ fahren und floh nackt. (Mt 26,57; Lk 22,54; Joh 18,13)53 Und sie führten Jesus weg zum Hohen Priester; und alle Hohen Priester und Ältesten und Schriftgelehrten versammeln sich. (Apg 13,27)54 Und Petrus folgte ihm von Weitem bis hinein in den Hof des Hohen Priesters; und er saß ⟨nun⟩ mit bei den Dienern und wärmte sich am Feuer.55 Die Hohen Priester aber und der ganze Hohe Rat[15] suchten Zeugnis gegen Jesus, um ihn zu Tode zu bringen; und sie fanden keins.56 Denn viele legten falsches Zeugnis gegen ihn ab, und die Zeugnisse waren nicht übereinstimmend. (Ps 27,12)57 Und einige standen auf, legten gegen ihn falsches Zeugnis ab und sprachen: (Apg 6,13)58 Wir hörten ihn sagen: Ich werde diesen Tempel, der mit Händen gemacht ist, abbrechen, und in drei Tagen werde ich einen anderen aufbauen, der nicht mit Händen gemacht ist. (Mt 27,40; Mk 15,29)59 Und auch so war ihr Zeugnis nicht übereinstimmend.60 Und der Hohe Priester stand auf, ⟨trat⟩ in die Mitte und fragte Jesus und sprach: Antwortest du nichts? Was zeugen diese gegen dich?61 Er aber schwieg und antwortete nichts. Wieder fragte ihn der Hohe Priester und spricht zu ihm: Bist du der Christus, der Sohn des Hochgelobten? (Mk 15,5; Joh 10,24)62 Jesus aber sprach: Ich bin es! Und ihr werdet den Sohn des Menschen sitzen sehen zur Rechten der Macht und kommen mit den Wolken des Himmels. (Mk 12,36; Mk 13,26)63 Der Hohe Priester aber zerriss seine Kleider und spricht: Was brauchen wir noch Zeugen? (3Mo 21,10)64 Ihr habt die Lästerung gehört. Was meint ihr? Sie verurteilten ihn aber alle, dass er des Todes schuldig sei. (Joh 19,7)65 Und einige fingen an, ihn anzuspeien und sein Angesicht zu verhüllen und ihn mit Fäusten zu schlagen und zu ihm zu sagen: Weissage! Und die Diener schlugen ihn ins Gesicht. (Mi 4,14; Mt 26,69; Mk 15,19; Lk 22,56; Joh 18,15)66 Und als Petrus unten im Hof war, kommt eine von den Mägden des Hohen Priesters,67 und als sie den Petrus sich wärmen sah, blickte sie ihn an und spricht: Auch du warst mit dem Nazarener Jesus.68 Er aber leugnete und sprach: Ich weiß nicht, verstehe auch nicht, was du sagst. Und er ging hinaus in den Vorhof.[16]69 Und als die Magd ihn sah, fing sie wieder an, zu den Dabeistehenden zu sagen: Dieser ist einer von ihnen.70 Er aber leugnete wieder. Und kurz nachher sagten wieder die Dabeistehenden zu Petrus: Wahrhaftig, du bist einer von ihnen, denn du bist auch ein Galiläer.71 Er aber fing an, sich zu verfluchen und zu schwören: Ich kenne diesen Menschen nicht, von dem ihr redet.72 Und sogleich krähte zum zweiten Mal der Hahn. Und Petrus erinnerte sich an das Wort, wie Jesus zu ihm gesagt hatte: Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er begann zu weinen. (Mt 27,1; Mk 14,30; Lk 22,66; Lk 23,1; Joh 18,28)

Markus 14

Hoffnung für alle

1 Es waren nur noch zwei Tage bis zum Passahfest und zum Fest der ungesäuerten Brote. Die obersten Priester und die Schriftgelehrten suchten nach einer günstigen Gelegenheit, bei der sie Jesus heimlich festnehmen und umbringen lassen könnten. (Mt 26,1; Lk 22,1)2 Sie waren sich aber einig: »Es darf auf keinen Fall während der Festtage geschehen, damit es nicht zu einem Aufruhr im Volk kommt!«3 Jesus war in Betanien zu Gast bei Simon, der früher einmal aussätzig gewesen war. Während der Mahlzeit kam eine Frau herein. In ihren Händen hielt sie ein Fläschchen mit reinem, kostbarem Nardenöl[1]. Sie öffnete das Gefäß und salbte mit dem Öl den Kopf von Jesus. (Mt 26,6; Joh 12,1)4 Darüber regten sich einige Gäste auf: »Das ist ja die reinste Verschwendung!5 Dieses Öl ist mindestens 300 Silberstücke wert. Man hätte es lieber verkaufen und das Geld den Armen geben sollen!« So machten sie der Frau heftige Vorwürfe.6 Aber Jesus sagte: »Lasst sie in Ruhe! Warum macht ihr der Frau Schwierigkeiten? Sie hat etwas Gutes für mich getan.7 Arme, die eure Hilfe nötig haben, wird es immer geben. Ihnen könnt ihr helfen, sooft ihr wollt. Ich dagegen bin nicht mehr lange bei euch.8 Diese Frau hat getan, was sie konnte: Mit diesem Salböl hat sie meinen Körper für mein Begräbnis vorbereitet.9 Ich versichere euch: Überall in der Welt, wo Gottes rettende Botschaft verkündet wird, wird man auch von dieser Frau sprechen und von dem, was sie getan hat.«10 Anschließend ging Judas Iskariot, einer von den zwölf Jüngern, zu den obersten Priestern, weil er Jesus an sie ausliefern wollte. (Mt 26,14; Lk 22,3)11 Hocherfreut versprachen sie ihm eine Belohnung. Von da an suchte Judas eine günstige Gelegenheit, um Jesus zu verraten.12 Am ersten Tag des Festes der ungesäuerten Brote, an dem das Passahlamm geschlachtet wurde, fragten die Jünger Jesus: »Wo sollen wir für dich das Passahmahl vorbereiten?« (Mt 26,17; Lk 22,7)13 »Geht in die Stadt«, beauftragte Jesus zwei von ihnen. »Dort wird euch ein Mann begegnen, der einen Wasserkrug trägt. Diesem Mann folgt,14 bis er in ein Haus geht. Dem Besitzer des Hauses sollt ihr sagen: ›Der Lehrer lässt fragen: Wo ist der Raum, in dem ich mit meinen Jüngern das Passahmahl feiern kann?‹15 Er wird euch ein großes Zimmer im Obergeschoss zeigen, das mit Polstern ausgestattet und für das Festmahl hergerichtet ist. Bereitet dort alles Weitere für uns vor.«16 Die beiden Jünger gingen in die Stadt und trafen alles so an, wie Jesus es ihnen gesagt hatte. Dann bereiteten sie das Passahmahl vor.17 Am Abend kam Jesus mit den zwölf Jüngern. (Mt 26,20; Lk 22,14; Joh 13,21)18 Beim Essen erklärte er ihnen: »Ich versichere euch: Einer von euch, der jetzt mit mir isst, wird mich verraten!«19 Bestürzt fragte einer nach dem andern: »Du meinst doch nicht etwa mich?«20 Jesus antwortete: »Es ist einer von euch zwölf, der mit mir das Brot in die Schüssel getaucht hat.21 Der Menschensohn muss zwar sein Leben lassen, wie es in der Heiligen Schrift vorausgesagt ist; aber wehe dem, der ihn verrät! Dieser Mensch wäre besser nie geboren worden.«22 Während sie aßen, nahm Jesus ein Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot in Stücke und gab es ihnen mit den Worten: »Nehmt und esst! Das ist mein Leib.«23 Anschließend nahm er einen Becher Wein, dankte Gott und reichte ihn seinen Jüngern. Sie tranken alle daraus.24 Jesus sagte: »Das ist mein Blut, mit dem der neue Bund zwischen Gott und den Menschen besiegelt wird. Es wird zur Vergebung ihrer Sünden vergossen.25 Ich versichere euch: Von jetzt an werde ich keinen Wein mehr trinken, bis ich ihn wieder in Gottes Reich trinken werde.«26 Nachdem sie das Danklied[2] gesungen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg.27 Unterwegs sagte Jesus zu seinen Jüngern: »Ihr werdet euch alle von mir abwenden. Denn in der Heiligen Schrift steht: ›Ich werde den Hirten erschlagen, und die Schafe werden auseinanderlaufen.‹[3] (Sach 13,7; Mt 26,31; Lk 22,31; Joh 13,36)28 Aber nach meiner Auferstehung werde ich nach Galiläa gehen, und dort werdet ihr mich wiedersehen.«29 Da beteuerte Petrus: »Wenn sich auch alle anderen von dir abwenden – ich halte zu dir!«30 Jesus erwiderte: »Ich versichere dir: Heute Nacht, noch ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du dreimal geleugnet haben, mich zu kennen.«31 »Ausgeschlossen!«, rief Petrus. »Auch wenn es bedeutet, dass ich mit dir sterben muss, werde ich das niemals tun!« Alle anderen Jünger beteuerten dies ebenfalls.32 Dann ging Jesus mit seinen Jüngern in einen Garten, der am Ölberg liegt und Gethsemane heißt. Dort bat er sie: »Setzt euch hier hin und wartet auf mich, bis ich gebetet habe!« (Mt 26,36; Lk 22,40)33 Petrus, Jakobus und Johannes nahm er mit. Angst und Entsetzen überfielen Jesus,34 und er sagte zu ihnen: »Ich zerbreche beinahe unter der Last, die ich zu tragen habe.[4] Bleibt hier und wacht mit mir!«35 Jesus ging ein paar Schritte weiter, warf sich nieder und betete, dass Gott ihm, wenn es möglich wäre, diese schwere Stunde ersparte:36 »Abba[5], Vater, alles ist dir möglich. Lass diesen bitteren Kelch des Leidens an mir vorübergehen. Aber nicht was ich will, sondern was du willst, soll geschehen.«37 Dann kam er zu den drei Jüngern zurück und sah, dass sie eingeschlafen waren. Er weckte Petrus. »Simon«, rief er, »du schläfst? Konntest du denn nicht eine einzige Stunde mit mir wachen?38 Bleibt wach und betet, damit ihr der Versuchung widerstehen könnt. Ich weiß, ihr wollt das Beste, aber aus eigener Kraft könnt ihr es nicht erreichen.[6]«39 Noch einmal ging er ein Stück weg und betete mit den gleichen Worten wie vorher.40 Als er zurückkam, schliefen die Jünger schon wieder. Die Augen waren ihnen zugefallen, und sie wussten vor Müdigkeit nicht, was sie Jesus sagen sollten.41 Als er zum dritten Mal zu ihnen zurückkehrte, sagte er: »Ihr schlaft immer noch und ruht euch aus? Genug jetzt! Die Stunde ist gekommen: Der Menschensohn wird den gottlosen Menschen ausgeliefert.42 Steht auf, lasst uns gehen! Der Verräter ist schon da.«43 Noch während Jesus sprach, kam Judas, einer der zwölf Jünger, zusammen mit vielen Männern, die mit Schwertern und Knüppeln bewaffnet waren. Die obersten Priester, die Schriftgelehrten und die führenden Männer des Volkes hatten sie geschickt. (Mt 26,47; Lk 22,47; Joh 18,2)44 Judas, der Verräter, hatte mit den Bewaffneten ein Zeichen vereinbart: »Der Mann, den ich zur Begrüßung küssen werde[7], der ist es. Den müsst ihr festnehmen und gut bewacht abführen!«45 Er ging direkt auf Jesus zu: »Rabbi!«, sagte er. Dann küsste er ihn.46 Sofort packten die bewaffneten Männer Jesus und nahmen ihn fest.47 Aber einer von den Männern, die bei Jesus standen, wollte das verhindern. Er zog sein Schwert, schlug auf den Diener des Hohenpriesters ein und hieb ihm ein Ohr ab.48 Jesus fragte die Leute, die ihn festgenommen hatten: »Bin ich denn ein Verbrecher, dass ihr euch mit Schwertern und Knüppeln bewaffnet habt, um mich zu verhaften?49 Jeden Tag habe ich öffentlich im Tempel gelehrt. Warum habt ihr mich nicht dort festgenommen? Aber auch dies geschieht, damit sich die Vorhersagen der Heiligen Schrift erfüllen.«50 Da ließen ihn alle seine Jünger im Stich und ergriffen die Flucht.51 Ein junger Mann allerdings folgte Jesus. Er trug nur ein leichtes Untergewand aus Leinen. Als die Männer versuchten, auch ihn festzunehmen,52 riss er sich los. Sie blieben mit dem Gewand in den Händen zurück, und der junge Mann konnte nackt entkommen.53 Gleich darauf brachte man Jesus zum Hohenpriester. Bei ihm hatten sich alle obersten Priester, die führenden Männer des Volkes und die Schriftgelehrten versammelt. (Mt 26,57; Lk 22,63; Joh 18,19)54 In sicherem Abstand folgte Petrus den Männern bis in den Innenhof des hohepriesterlichen Palastes. Dort setzte er sich zu den Dienern und wärmte sich am Feuer.55 Die obersten Priester und der ganze Hohe Rat suchten Zeugen, die durch ihre Aussagen Jesus so belasten sollten, dass man ihn zum Tode verurteilen konnte. Aber es gelang ihnen nicht.56 Viele Zeugen brachten zwar falsche Anschuldigungen vor, doch ihre Aussagen widersprachen sich.57 Schließlich traten einige Männer vor, die man bestochen hatte, und erklärten:58 »Wir haben gehört, wie dieser Jesus behauptete: ›Ich will den von Menschen gebauten Tempel abreißen und dafür in drei Tagen einen anderen aufbauen, der nicht von Menschen errichtet ist.‹«59 Doch auch ihre Aussagen stimmten nicht überein.60 Jetzt erhob sich der Hohepriester, stellte sich mitten unter die Versammelten und fragte Jesus: »Warum antwortest du nicht? Hast du nichts gegen diese Anschuldigungen zu sagen?«61 Aber Jesus schwieg. Weil er keine Antwort gab, stellte ihm der Hohepriester eine weitere Frage: »Bist du der Christus, der von Gott erwählte Retter, der Sohn Gottes[8]62 »Ja, der bin ich«, antwortete Jesus. »Ihr werdet den Menschensohn an der rechten Seite des allmächtigen Gottes sitzen und auf den Wolken des Himmels kommen sehen.«63 Empört zerriss der Hohepriester sein Gewand und rief: »Das genügt! Wozu brauchen wir noch weitere Zeugen?64 Ihr habt ja seine Gotteslästerung selbst gehört. Wie lautet euer Urteil?« Einstimmig beschlossen sie: »Er ist schuldig. Er muss sterben.«65 Darauf spuckten einige von ihnen Jesus an, verbanden ihm die Augen und schlugen mit den Fäusten auf ihn ein. »Na, du Prophet«, verhöhnten sie ihn, »sag uns, wer hat dich geschlagen?« Auch die Diener des Hohenpriesters, die Jesus abführten, schlugen ihn.66 Petrus war immer noch unten im Hof. Eine Dienerin des Hohenpriesters kam dazu (Mt 26,69; Lk 22,54; Joh 18,17; Joh 18,25)67 und bemerkte, wie er sich am Feuer wärmte. Sie sah Petrus genauer an und sagte: »Du gehörst doch auch zu diesem Jesus aus Nazareth!«68 Doch Petrus behauptete: »Ich weiß nicht, wovon du redest!« Schnell ging er hinaus in den Vorhof. Da krähte ein Hahn.69 Aber auch hier entdeckte ihn die Dienerin und sagte zu den Umstehenden: »Das ist auch einer von denen, die bei Jesus waren!«70 Wieder bestritt Petrus es heftig. Doch nach einer Weile sagten auch die anderen, die dort standen: »Natürlich gehörst du zu seinen Freunden; du kommst doch auch aus Galiläa!«71 Da rief Petrus: »Ich schwöre euch: Ich kenne diesen Menschen überhaupt nicht, von dem ihr da redet! Gott soll mich verfluchen, wenn ich lüge!«72 In diesem Augenblick krähte der Hahn zum zweiten Mal, und Petrus fielen die Worte ein, die Jesus zu ihm gesagt hatte: »Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du dreimal geleugnet haben, mich zu kennen.« Da fing Petrus an zu weinen.