Kommentare zu 2.Thessalonicher 2

Enduring Word (Deutsch) (8)

Paulus‘ Trost für die beunruhigten Thessalonicher und ihre Fragen

Wir bitten euch aber, ihr Brüder, wegen der Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus und unserer Vereinigung mit ihm: Lasst euch nicht so schnell in eurem Verständnis erschüttern oder gar in Schrecken jagen, weder durch einen Geist noch durch ein Wort noch durch einen angeblich von uns stammenden Brief, als wäre der Tag des Christus schon da. (2.Thessalonicher 2,1-2)

Wegen der Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus und unserer Vereinigung mit ihm: Paulus geht hier auf Fragen ein, die durch seinen ersten Brief aufgeworfen wurden. In diesem Brief unterrichtete er die Thessalonicher über die Entrückung der Gemeinde, um mit Jesus zusammen zu sein (1. Thessalonicher 4,16-18).

  • Die Herausforderung beim Verständnis dieses Kapitels ergibt sich aus der Tatsache, dass es eine Ergänzung zu dem ist, was Paulus den Thessalonichern bereits in Worten vermittelt hat. Wir wissen nicht genau, was Paulus zu ihnen gesagt hat. Dennoch sind die Aussagen klar genug, wenn sie sorgfältig zusammengefügt werden.

Wegen der Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus und unserer Vereinigung mit ihm: Paulus schreibt eindeutig über die Wiederkunft Jesu, aber die hier benutzte Formulierung deutet auf einen Unterschied zwischen der Wiederkunft und unserer Vereinigung hin. Dies deutet wiederum stark darauf hin, dass es im Wesentlichen zwei Wiederkünfte Jesu gibt. Eine ist für seine Gemeinde (wie in 1. Thessalonicher 4,16-18 klar beschrieben), und die andere ist mit seiner Gemeinde, um eine rebellische Welt zu richten.

  • „Das sind zwei Komponenten eines großen Ereignisses." (Morris)
  • Hiebert zeigt, wie die Grammatik des Altgriechischen in 2. Thessalonichern 2,1 dies zeigt: „Die Anordnung der beiden Substantive unter einem Artikel macht deutlich, dass an ein Ereignis gedacht wird, das aus zwei sich ergänzenden Blickwinkeln betrachtet wird."
  • Dies stimmt mit anderen Stellen der Schrift völlig überein. Sie weisen auch darauf hin, dass es zwei Phasen der zweiten Wiederkunft Jesu geben muss und beide durch einen beachtlichen Zeitraum voneinander getrennt sein müssen.

Lasst euch nicht so schnell in eurem Verständnis erschüttern oder gar in Schrecken jagen: Offenbar hat ein Missverständnis der Lehre des Paulus (oder eine falsche Anwendung dieser Lehre) die Thessalonicher in ihrem Verständnis erschüttert und in Schrecken versetzt. Hier verwendete Paulus eine starke Formulierung und spricht sowohl von einem plötzlichen Schock (in eurem Verständnis erschüttert) als auch von einem anhaltenden Zustand der Beunruhigung (in Schrecken jagen). Ihre Ängste konzentrierten sich auf die Vorstellung, dass der Tag des Christus schon gekommen sei.

  • „Das Wort `erschüttert sein´ bedeutet, wie ein Schiff auf stürmischer See hin und her geworfen zu werden. Es weist stark auf die Verwirrung und Verzweiflung hin, die die Thessalonicher in ihrer falschen Vorstellung von diesem Kommen Christi empfunden haben." (Clarke)
  • Eine bevorzugte Interpretation vom 2. Thessalonicher 2,2 ist der Tag des Herrn und nicht der Tag des Christus. Der Tag des Herrn ist ein Begriff mit einem umfassenden alttestamentlichen Hintergrund und wird bereits im vorherigen Brief von Paulus an die Thessalonicher erwähnt (1. Thessalonicher 5,2). Es handelt sich nicht um einen einzigen Tag, sondern um eine Zeitspanne, die mit Gottes Strafgericht und der Befreiung des Volkes Gottes verbunden ist. Ein bedeutender Aspekt vom Tag des Herrn ist die Große Bedrängnis (= dramatische Endzeit, die der Neuschöpfung der Welt vorausgeht), die in Matthäus 24,1-31 beschrieben wird.

Als wäre der Tag des Christus schon da: In einigen Übersetzungen (z.B. King James Version) steht , dass der Tag des Christus nahe ist. Diese Übersetzung wird von der New King James Version (und von anderen modernen Übersetzungen) bevorzugt. Die Thessalonicher hatten keine Angst davor, dass der Tag des Christus kommt, sondern dass sie sich bereits in ihm befinden.

  • „Das Verb bedeutet eigentlich nicht, dass er nahe, sondern vielmehr dass er gegenwärtig ist ". (Morris) Der bemerkenswerte griechische Kommentator Dean Alford übersetzt den Abschnitt: „Der Tag des Herrn ist gegenwärtig, und nicht ‚ ist nahe ': Das hier verwendete Verb kommt im Neuen Testament sechsmal vor, und zwar immer im Sinne von gegenwärtig sein ; an zwei dieser Stellen, Römer 8,38 und 1. Korinther 3,22, wird das Gegenwärtige ausdrücklich von dem Kommenden unterschieden".
  • Daraus ist ersichtlich, dass der Tag des Christus noch nicht vollendet ist. Da die Thessalonicher befürchteten, dass sie sich in der Großen Bedrängnis (dem Tag des Herrn) befanden und schon die Entrückung (= ‚Abholung' der Gläubigen durch Christus von der Erde) verpasst hatten, weist Paulus weiter daraufhin, dass der Tag des Christus noch nicht angebrochen ist. Dabei zeigt Paulus, dass sie noch nicht am Tag des Christus angelangt sind; denn wenn sie es wären, dann würden bestimmte Zeichen zu sehen sein.
  • Es ist wichtig, dass die Thessalonicher nur dann davon, in der Großen Bedrängnis zu sein, erschüttert oder beunruhigt wären, wenn sie von Paulus erfahren hätten, dass sie dieser Zeit der Bedrängnis durch die Entrückung entkommen würden. Andernfalls würden sie die Große Bedrängnis gewissermaßen als notwendigen Auftakt für die Wiederkunft aufnehmen. Aber Paulus hatte sie eindeutig gelehrt, dass sie dem Gericht Gottes auf dieser Erde während der Zeit, die als Tag des Herrn oder Tag des Christus bekannt ist , entgehen würden (1. Thessalonicher 4,14-18).

Weder durch einen Geist noch durch ein Wort noch durch einen angeblich von uns stammenden Brief: Vielleicht war das beunruhigende Wort durch eine irregeleitete Prophezeiung (Geist oder durch ein Wort) gekommen. Oder vielleicht schrieb ein anderer Leiter den Thessalonichern einen Brief, in dem er sie lehrte, dass sie sich bereits am Tag des Christus befänden. So oder so waren sie über die Vorstellung, dass sie irgendwie die Entrückung verpasst hatten, verärgert.

  • „Die Lehre der Apostel war und die Lehre des Heiligen Geistes in allen Zeitaltern ist, dass der Tag des Herrn nahe ist. Aber diese Thessalonicher stellten sich vor, dass er bereits gekommen sei." (Alford)