1Zu der Zeit, als die Richter in Israel regierten, verließ ein Mann aus Bethlehem in Juda das Land, weil eine Hungersnot ausgebrochen war. Zusammen mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen zog er ins Land Moab, um sich dort als Fremder niederzulassen. (Jud 2:16)2Der Name des Mannes war Elimelech und seine Frau hieß Noomi. Ihre beiden Söhne hießen Machlon und Kiljon. Sie gehörten zur Sippe Efrat aus Bethlehem im Land Juda. Als sie das Gebiet von Moab erreichten, blieben sie dort. (Ge 35:19; Jud 3:30)3Eines Tages starb Elimelech, und Noomi blieb mit ihren Söhnen allein zurück.4Die beiden heirateten moabitische Frauen. Die eine hieß Orpa, die andere Rut. So lebten sie etwa zehn Jahre dort.5Dann starben auch Machlon und Kiljon. Noomi blieb allein zurück, ohne ihren Mann und ihre Söhne.
Noomi und Rut kehren zurück
6Eines Tages hörte Noomi im Land Moab, dass der HERR sich seinem Volk wieder gnädig zugewandt und ihm Nahrung geschenkt hatte. Darum beschlossen Noomi und ihre Schwiegertöchter, von Moab wegzugehen und in Noomis Heimat zurückzukehren. (Ex 4:31)7Zusammen mit Orpa und Rut verließ Noomi den Ort, an dem sie gelebt hatte, und sie machten sich auf den Weg, um nach Juda zurückzukehren.8Unterwegs sagte Noomi jedoch zu ihren beiden Schwiegertöchtern: »Geht lieber zurück nach Hause zu euren Müttern. Der HERR vergelte euch eure Liebe, die ihr euren verstorbenen Männern und auch mir entgegengebracht habt. (2Ti 1:16)9Er schenke jeder von euch ein neues ruhiges Zuhause in einer zweiten Ehe.« Dann küsste sie sie zum Abschied, und alle drei weinten laut. (Ru 3:1)10»Nein«, erwiderten Orpa und Rut. »Wir wollen mit dir zu deinem Volk gehen.«11Aber Noomi entgegnete: »Kehrt lieber um, meine Töchter. Warum solltet ihr mit mir gehen? Kann ich denn noch weitere Söhne gebären, die euch heiraten könnten, wenn sie irgendwann groß genug dazu sind?[1] (De 25:5)12Nein, meine Töchter, kehrt um, denn ich bin zu alt, um noch einmal zu heiraten. Und selbst wenn ich sagen würde: ›Ich habe noch Hoffnung‹, ja, selbst wenn ich mich noch diese Nacht mit einem Mann verbinden und Söhne bekommen würde, was würde das nützen?13Würdet ihr warten, bis sie erwachsen sind? Würdet ihr euch so lange einschließen und auf jede andere Ehe verzichten? Nein, geht nicht mit mir, meine Töchter! Mein bitteres Leid ist noch schwerer für mich als für euch, denn der HERR selbst hat es über mich gebracht.« (Jud 2:15)14Da brachen sie noch einmal in lautes Weinen aus, und Orpa küsste ihre Schwiegermutter zum Abschied. Rut jedoch bestand darauf, bei Noomi zu bleiben.15»Sieh doch«, sagte Noomi zu ihr, »deine Schwägerin ist zu ihrem Volk und zu ihrem Gott zurückgegangen, und du solltest ebenfalls umkehren und ihr folgen.«16Aber Rut antwortete: »Verlang nicht von mir, dass ich dich verlasse und umkehre. Wo du hingehst, dort will ich auch hingehen, und wo du lebst, da möchte ich auch leben[2]. Dein Volk ist mein Volk und dein Gott ist mein Gott. (2Ki 2:2)17Wo du stirbst, da will ich auch sterben und begraben werden. Der HERR soll mich strafen, wenn ich zulasse, dass irgendetwas anderes als der Tod uns trennt!«18Als Noomi sah, dass Rut fest entschlossen war, mit ihr zu gehen, bedrängte sie sie nicht weiter. (Ac 21:14)19Die beiden setzten ihre Reise fort. Als sie nach Bethlehem kamen, verursachte ihre Ankunft große Aufregung in der ganzen Stadt. »Ist das wirklich Noomi?«, fragten die Frauen.20»Nennt mich nicht mehr Noomi«, erwiderte diese. »Nennt mich Mara[3], denn der Allmächtige hat mir das Leben bitter gemacht. (Ex 6:3; Job 6:4)21Reich und wohlhabend bin ich ausgewandert und mit leeren Händen lässt mich der HERR heimkehren. Warum solltet ihr mich Noomi nennen, wenn der HERR mir so viel Leid zugemutet[4] und der Allmächtige solches Unglück über mich gebracht hat?« (Job 1:21)22So kehrte Noomi aus Moab zurück, begleitet von ihrer Schwiegertochter Rut, der jungen Moabiterin. Als sie in Bethlehem eintrafen, begann gerade die Gerstenernte. (Ex 9:31)